FEG Essen Mitte Predigten/2014/2014 10 19 Predigt


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Predigt Thema:

Gottesdienst Herrschaftszeiten nochmal – oder: Dein Reich komme, Teil 8

Bibeltext:

Matthäus 18,21-35

Datum:

19.10.2014

Verfasser:

Pastor Lars Linder

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde, Im „Tagebuch des frommen Chaoten“ erzählt der Protagonist folgende Geschichte: Ich komme morgens früh ins Büro und werde von meinem Kollegen mit den Worten empfangen: „Ein Freund von mir hat doch tatsächlich erzählt, dass er neulich mitgekriegt hat, wie Ihr christlicher Freund Lennart sternhagelvoll vor dem ‚Roten Anker‘ lag und von zwei Blaumännern vom Bürgersteig abgekratzt werden musste. Ich dachte Sie wüssten das, wo er doch so ein guter Freund von Ihnen ist und auch zu den kleinen Sonnenstrahlen des Herrn Jesus gehört.“ Ich wollte, Schande über mich, einen teuflischen Augenblick lang sagen, dass ich mit Lennart gar nicht so eng befreundet bin, und dass wir anderen in der Gemeinde nicht so sind wie er. Aber plötzlich stellte ich mir vor, wie Ellen und Kitty und Lennart und Jesus alle dastehen und darauf warten, was ich sage. Und ich sagte: „Ich weiß das. Lennart ist einer meiner besten Freunde, deshalb bin ich meistens auf dem Laufenden, was mit ihm los ist. Er hat Probleme mit dem Trinken. Ich habe Probleme damit, dass ich so tollpatschig bin und ständig alles durcheinander bringe. Alle bei uns in der Kirche haben Probleme. Wir sind keine besonders tollen Leute, aber Gott vergibt uns immer wieder. Gibt es jemanden, der Ihnen vergibt, was Sie machen?“

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Matthäus 18,21–35

Eine starke Antwort! Eine Antwort, die etwas davon spüren lässt, worum es im Reich Gottes eigentlich und letztendlich geht. Eine Antwort, die etwas erahnen lässt von der Atmosphäre, die im Reich Gottes herrscht. Sie entsteht da, wo der lebendige Gott herrscht. Darum, liebe Gemeinde, lasst uns im Rahmen der Predigtreihe „Herrschaftszeiten nochmal – oder: Dein Reich komme“ auf ein Gotteswort hören, das daran anknüpft: Matthäus 18, 21 – 35: 21 Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal? 22 Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal. 23 Darum gleicht das Himmelreich einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. 24 Und als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht, der war ihm zehntausend Zentner Silber schuldig.25 Da er's nun nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und damit zu bezahlen. 26 Da fiel ihm der Knecht zu Füßen und flehte ihn an und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir's alles bezahlen. 27 Da hatte der Herr Erbarmen mit diesem Knecht und ließ ihn frei und die Schuld erließ er ihm auch. 28 Da ging dieser Knecht hinaus und traf einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Silbergroschen schuldig; und er packte und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du mir schuldig bist! 29 Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir's bezahlen. 30 Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er bezahlt hätte, was er schuldig war. 31 Als aber seine Mitknechte das sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten bei ihrem Herrn alles vor, was sich begeben hatte. 32 Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm: Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast; 33 hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe? 34 Und sein Herr wurde zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis er alles bezahlt hätte, was er ihm schuldig war.35 So wird auch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder

Erster Gedanke: Vergebung ohne Grenzen Es geht hier so los, liebe Gemeinde, wie wir Petrus kennen. Petrus glaubt, dass er die Botschaft Jesu verstanden hat. Und deshalb denkt er, er liege ziemlich gut im Rennen, wenn er anbietet sieben Mal zu vergeben. War es doch damals im Judentum üblich zwei bis drei Mal zu vergeben. Petrus meinte also: sieben Mal, das ist schon eine Nummer, da bin ich ganz gut dabei!

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Matthäus 18,21–35

Doch Jesus muss ihn enttäuschen; er sagt: 7 x 70 Mal - nicht um eine Auktion zu starten, wer hier nun mehr bietet, sondern um mit Petrus und mit den Jüngern etwas Grundsätzliches zu klären. Wenn im Reich Gottes von Vergebung die Rede ist, dann wird nicht gezählt, wird nicht gerechnet, wird nicht aufaddiert, nachgeprüft, oder die Summe gezogen. Im Reich Gottes, da wo ein barmherziger Gott herrscht, da gibt es Vergebung ohne Ende, Vergebung ohne Grenzen. Das ist der erste Gedanke heute Morgen, und ich lade Sie ein den mitzunehmen: Vergebung ohne Grenzen. Damit Petrus das verstehen konnte (und damit auch wir das verstehen), erzählt Jesus diese Geschichte. Ein Diener, Statthalter, leitender Beamter, schuldet seinem König 10.000 Talente. Das ist eine horrende Summe. Zum Vergleich: König Herodes hatte ein Jahreseinkommen von 900 Talenten. Der Knecht hier schuldet also 10.000 Talente, ein Betrag, den Jesu Zuhörer sich (wenn überhaupt) so gerade noch vorstellen konnten, auf jeden Fall unbezahlbar. Und dieser riesige Schuldenberg, der wird dem Knecht erlassen. Der Herr hatte Erbarmen mit dem Diener und ließ ihn frei, und die Schuld erließ er ihm auch. Wo gibt es das, dass jemand so handelt? Das gibt es im Reich Gottes. Gott ist so mit seinen Leuten. Der lebendige Gott geht so mit Ihnen, mit dir und mit mir um. Und das allein lässt uns leben, liebe Gemeinde, davon leben wir tagaus, tagein bis zu unserem Lebensende. Jesus tippt dem Petrus mit diesem Gleichnis gewissermaßen auf die Schulter und sagt: Petrus, dieser Knecht bist nämlich du, oder du, Jakobus, oder du, Andreas, oder Sie und ich hier in Essen. Du bist dieser Knecht, hochverschuldet, zahlungsunfähig und abhängig davon, dass da ein Gott herrscht, der dir gnädig ist. Ich vermute, dass wir vom Kopf her schnell und gerne nicken. Aber im Herzen? Vielleicht entdecken wir uns selbst in Petrus wieder, wenn wir manchmal meinen: na ja, eigentlich müsste Gott doch ganz zufrieden sein mit mir. Ich biete doch an sieben Mal zu vergeben, ist doch eine irre, super Zahl! Oder wir denken in unserem Innersten: na ja, ich stehle nicht, ich morde nicht und bin auch sonst ganz passabel, gehe oft zum Gottesdienst und lese auch mal die Bibel, also das passt doch eigentlich schon?! Klar, hier und da geht auch was schief, aber eigentlich bin ich doch nicht so schlimm wie der X oder wie die Y da. Ich beobachte, dass in unseren Frömmigkeitsbreitengraden unterschwellig oft so ein Denken vorhanden ist: je weiter ich als Christ komme, je länger ich mit Jesus unterwegs bin, desto we-

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Matthäus 18,21–35

niger sündige ich doch. Völlig erschreckend für mich und fast nicht auszuhalten war vor zwei, drei Jahren auf der Pastorentagung unseres Bundes auf Langeoog, dass ein junger Kollege da vorne stand und betete: „Herr, ich danke dir, dass du uns immer weiter perfektionierst“. Da wäre ich gerne aufgesprungen und hätte gesagt: Nein, nein, gerade so nicht! Philipp Jacob Spener, Begründer des Pietismus, also die Frömmigkeitsbewegung, von der auch die Freikirchen bis heute profitieren und leben, der hat gesagt: „Je weiter ein Christ kommt, umso mehr sieht er, was ihm mangelt.“ Je länger jemand als Christ lebt, je mehr er im Glauben wächst, desto mehr erkennt er, was ihm fehlt, also wie mangelhaft vieles in seinem Leben ist, desto mehr begreift er, wie abhängig er ist von der Barmherzigkeit Gottes. Liebe Gemeinde, unsere Schuldgeschichte und unsere Erlösungsbedürftigkeit sind größer als wir denken. Ich weiß nicht, wer von Ihnen diese Woche in den Nachrichten verfolgt hat, dass der Minister für Entwicklungshilfe, Gerd Müller, ein Bündnis schmiedet von Firmen, die bereit sind, den Arbeitern, die in Bangladesch und Pakistan und sonstwo T-Shirts für uns nähen, mehr Geld zu geben, für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen und darauf zu achten, dass es dort gerecht und menschenwürdig zugeht. Und bei diesem ganzen Themenkreis wurde wieder deutlich, wie sehr wir alle mit drin stecken in dieser elenden Schuldverstrickung: durch unseren Lebensstil, durch unser Einkaufsverhalten müssen Menschen am anderen Ende dieser Welt unter entsetzlichen Bedingungen arbeiten, nur damit wir ein T-Shirt für 7,00 oder 9,00 Euro kaufen können. Wir stecken tief drin im Schlamassel. Auch aus dem privaten Bereich werden Sie das kennen. Da gibt’s Situationen, wo Sie sich bemühen, wo Sie sich reingeben, wo Sie freundlich sind, hilfsbereit, gut und trotzdem gibt es irgendwo einen Knall, und irgendwie entsteht ein Konflikt, in dem man den anderen schrecklich verletzt. Man wollte das gar nicht und löst dennoch etwas aus, was anderen schwer schadet. Esther Maria Magnis schreibt: „Unsere Erlösung, die Verstrickung zwischen Mensch und Gott, unsere Schuldgeschichte, die Entfernung zu Gott, all das ist wahrscheinlich schlimmer, komplizierter und ernster als wir wirklich glauben“. Ja, in der Tat. Und je länger Sie und ich als Christen unterwegs sind, entdecken wir das. Und wir merken, wie unglaublich genial es ist, dass der lebendige Gott Ihnen und mir jeden Tag neu seine Gnade zuwendet. Vergebung ohne Grenzen – Gott sei Dank!

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Matthäus 18,21–35

Zweiter Schritt: Barmherzigkeit erfahren Es gibt Zeiten in meinem Leben, und ich vermute Sie kennen das auch mal mehr mal weniger, da kann ich nicht mehr glauben, dass Gott mir etwas vergibt. Es gibt Zeiten, da zweifelt man an sich selbst, oder da stellt man fest: schon wieder dieses Verhaltensmuster! Schon wieder dieser Mist, schon wieder reagiere ich so, wie ich es doch nicht mehr wollte! Es gibt Situationen, da kommt man an einen Punkt, wo man nicht mehr glauben kann, dass Gott noch vergibt, bzw. wo man sich selber auch nicht mehr vergeben kann. Und dann brauchen wir es, dass wir Barmherzigkeit erfahren. Der Knecht in dem Gleichnis, so könnte man sagen, hat es ja leicht. Da sitzt ihm der König gegenüber und sagt ihm auf den Kopf zu: du bist frei, deine Schuld ist dir erlassen; du kannst gehen, sei fröhlich und guten Mutes, deine Schuld ist dir vergeben. Diesem Knecht wird Evangelium zugesagt, frohe Botschaft. Und das macht Evangelium aus, dieses Zusagen. Eine gute Nachricht kann ich mir nicht selber sagen, die muss mir von jemandem zugesagt werden. Also, Barmherzigkeit erfahre ich, indem mir von außen Evangelium zugesagt wird. Und gerade heute, wunderbar, geschieht das bei wenigstens drei Gelegenheiten. Gleich beim Abendmahl werden wir das feiern, dass uns nach dem Schuldbekenntnis zugesagt wird: deine Sünden sind dir vergeben. Da trifft mich von außen das Evangelium, da sagt mir das jemand zu: das gilt jetzt dir. So kann Barmherzigkeit erfahren werden. Oder Waltraud Nitsche hat vorhin schon angekündigt, dass nach dem Gottesdienst die Möglichkeit zu einem seelsorgerlichen Gespräch oben im Raum der Stille besteht. Es gibt ja Situationen, da merkt man: schön und gut, wenn Vergebung ‚von vorne‘ zugesagt wird, aber ich brauch das irgendwie noch persönlicher für mich. Wie gut, wenn dann Schwestern und Brüder da sind, die mir zuhören, wo ich so sein darf, wie ich bin, und die mir dann sagen: „Du, im Namen Jesu, deine Schuld ist dir vergeben / um Christi willen, du bist ein geliebtes Kind Gottes, gehe fröhlich deinen Weg.“ Manchmal braucht man das so persönlich, um die Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes wirklich im Herzen zu machen. Oder eben auch jetzt in der Predigt hören Sie das, darf ich Ihnen das sagen im Namen Gottes: dieser Gott hat Vergebung ohne Grenzen, seine Gnade ist jeden Morgen neu, davon darfst auch du / dürfen auch Sie leben.

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Matthäus 18,21–35

Also Barmherzigkeit erfahren, indem mir das von außen zugesagt wird. Von daher brauche ich Schwestern und Brüder. Ich kann nicht allein als Christ leben. Ich brauche Menschen, die mir das zusagen, wo ich das höre, damit ich die Barmherzigkeit Gottes auch wirklich und leibhaftig erfahre. Das war das Zweite.

3. Vergebung weitergeben Auch das gehört zum Reich Gottes: Vergebung weitergeben. Das Gefälle hier in unserem Gleichnis ist für die Zuhörer ja eindeutig. Jeder erwartet sofort, dass dieser erste Knecht, dem da ein riesiger Schuldenberg erlassen wurde, jetzt auch dem Mitknecht die Schulden erlässt. Vor allen Dingen angesichts der läppischen Summe. Der erste hatte 10.000 Talente Schulden und der andere 100 Dinare. Das ist ein Verhältnis von ungefähr 20 Mio Euro zu 40 Euro. Umso seltsamer ist also die Reaktion des ersten Knechtes, der dem anderen die Schuld nicht erlässt, sondern ihn fertig macht. Wer von Gottes Vergebung lebt, gibt diese Vergebung anderen weiter. Das ist die logische Konsequenz, auf die Jesus hinweisen möchte. Allerdings ist wichtig, dass wir da genau hingucken und verstehen, was Vergebung denn heißt. Vergebung heißt nämlich nicht, alles vergessen. Das glauben ja manche, vergeben heißt vergessen. Aber es gibt doch Ereignisse im Leben oder Erfahrungen, die kann ich nicht vergessen, weil sie so eine Kerbe geschlagen haben, so eine Wunde verursacht haben, das ist nicht mal eben so weggewischt. Vergeben heißt nicht vergessen. Was aber dann? Vergeben bedeutet auch nicht: ja, passt schon, ist schon wieder gut. Das ist auch nicht vergeben. Vergeben heißt, dass eine Schuld deutlich benannt wird: das war jetzt nicht gut, oder das hat mich verletzt, das war eine Sauerei. Deutlich benennen und, je nach dem, auch mit dem Menschen ins Gespräch kommen, der in den Konflikt verwickelt ist. Eine Schuld wird deutlich benannt um sie dann zu vergeben. Wenn ich etwas ver-gebe, ist es aus meiner Hand genommen und in eine andere Hand gelegt. Wir sagen das ja auch schon mal, wenn da z. B. zwei Teenager miteinander anbändeln: weißt du schon, der Kevin, der ist vergeben, der ist jetzt mit Jennifer zusammen; der Kevin ist vergeben.

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Matthäus 18,21–35

Wenn etwas ver-geben ist, ist es in eine andere Hand gelegt. Wenn ich Schuld vergebe, dann gebe ich die Schuld ab an Gott: Herr, ich gebe dir die Schuld von diesem Menschen, der mich da verletzt hat; ich gebe sie dir, damit du dich darum kümmerst in deiner Gnade und auch mit deiner Gerechtigkeit. Wenn ich also vergebe, dann vertraue ich einen Menschen Gott an und sage: Herr, ich bin nicht der Richter, sondern du. Und ich bin nicht derjenige, der gnädig und barmherzig ist, sondern du, und ich möchte, dass der andere das auch erfährt. Und gleichzeitig kann es sein, dass ich von dem betreffenden Menschen einen gewissen räumlichen Abstand halte, weil ich nicht noch einmal verletzt werden will. Oder ich verhalte mich ihm gegenüber distanziert, weil ich weiß, die Begegnung mit diesem Menschen tut mir auf Dauer nicht gut. Gleichzeitig gönne ich ihm aber die Barmherzigkeit Gottes. Das ist also ganz wichtig, dass wir hier richtig hingucken. Dietrich Bonhoeffer schreibt: „Es gibt seelische Liebe und geistliche Liebe“. Seelische Liebe meint: ich finde alle nett, lade alle zu meinem Geburtstag ein, möchte mit jedem im Aufzug stecken bleiben. Geistliche Liebe heißt: es gibt Menschen, die finde ich schwierig; es gibt Menschen, die finde ich komisch; es gibt Leute, da weiß ich, die tun mir nicht gut, aber sie sind Gott einen Christus wert. Und deshalb achte ich sie, bringe ihnen Würde entgegen und kann ihnen auch vergeben – nicht aus Sympathie, sondern um Christi willen. Und das will Jesus hier sagen. Es geht nicht darum alle sympathisch zu finden und alles passt schon irgendwie, nee, es gibt Dinge, die tun mir auch richtig weh. Doch gleichzeitig kann ich sagen: auch der andere, der schuldig geworden ist an mir, ist Gott einen Christus wert. Das ist das Geniale, wenn wir gleich Abendmahl feiern, dass wir dann in dieser Runde stehen und das einander sagen können. Entweder: du, der du da neben mir stehst, ich kenn dich zwar nicht, sehe dich heute zum ersten Mal, aber auch du bist Gott einen Christus wert, und dir gönne ich die Vergebung. Oder jemand steht neben mir und sagt: dich mag ich gut leiden, du bist nämlich mein Freund und bist auch Gott einen Christus wert, auch dir gönne ich die Vergebung. Oder ich sage: Hm, so ganz mein Freund bist du nicht, aber Christus ist auch für dich gestorben, und das gönne ich dir und gebe dir gerne Brot und Kelch, um Christi willen. Das macht Reich Gottes aus, dass wir um Christi willen einander Vergebung gewähren können, um Christi willen, nicht um der Sympathie willen. Und das möchte Jesus hier in diesem Gleichnis mit uns gemeinsam einüben. „Wie ist es mit dem Reich Gottes?“ – so beginnt ja das Gleichnis.

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Matthäus 18,21–35

Im Reich Gottes herrscht der barmherzige Gott. Da gilt Vergebung ohne Grenzen, da ist Barmherzigkeit zu erfahren, und da gönnen wir einander die Vergebung, auch heute Morgen, wenn wir gleich gemeinsam das Abendmahl feiern. Amen.

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