FASTNACHTSPREDIGT - 7. Februar 2016 (5. Sonntag i.J. C) in ...

07.02.2016 - „Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um ... und wer in Berlin wirklich die Hosen an hat. Sie betört .... Und jetzt, mitten am hellen Tag,.
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FASTNACHTSPREDIGT - 7. Februar 2016 (5. Sonntag i.J. C) in Oberstdorf Lesung: Jer 17,5-8 Jeremia

Evangelium: Lk 5,1-11

Der reiche Fischfang

Liebe Fasnachtsgemeinde ! „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin. Ein Märchen aus uralten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn.“ So hat’s Heinrich Heine geschrieben. – Vor hundertsechzig Jahren ist er verschieden. Doch jetzt auch noch, in unseren Tagen, hör ich den Dichter nachdenklich sagen: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um meinen Schlaf gebracht.“ Was ist alles anders geworden in unserm Land, im Süden, im Norden, im Osten, im Westen. Man schüttelt den Kopf; es steht nicht zum Besten. "Einander verstehen" fällt vielen recht schwer. Übereinander fällt man derzeit recht ungut her. Nach innen und außen haben wir Frieden, Aber die Sorgen um's Land, die sind schon geblieben. „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin. Ein Märchen aus uralten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn. - Die Luft ist kühl und es dunkelt, und ruhig fließet der Rhein; der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein.“ Wo unten der Rhein ruhig fließet, da sah’ man hoch oben - die Lorelei. Wenn heut’ die Politik manchen verdrießet, erscheint Angela Merkel – hoch über allem nied'ren Geschrei. „Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar. Ihr Bernstein-Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar.“ Bis ganz oben hinauf, auf den Gipfel der Macht, hat sie es vor zehn Jahren gebracht. Aber jetzt scheint sie doch ziemlich einsam zu sein, von manchen verlassen und etwas allein. In ihrem Glanz ließ sie viele erblassen: den Seehofer. den Gabriel, die können's nicht fassen, was alles sich tut von frühmorgens bis spat und wer in Berlin wirklich die Hosen an hat. Sie betört nicht die Schiffer, unten am Rhein, sie sammelt die mächtigen Männerlein ein. Auch in Europa heißt es: Hab acht: Jetzt kommt sie wieder, die Königin der Nacht, der vielen Sitzungen bis hinein in den Morgen. Mit dem Wach-Bleiben hat sie keine Sorgen. Selbst Alexis Tsipras musst es erfahren: sie ist ihm voraus - nicht nur an Jahren! Und grimmig erkennt man in Brüssel es an: sie ist in Europa der einzige Mann. „Sie kämmt es, ihr Haar, mit goldenem Kamme und singt ein Lied dabei. Das hat eine wundersame, gewaltige Melodei.“ Fürwahr, neue Töne erfüllen das Land: „Wir schaffen es“ wird von ihr immer wieder genannt. Wir schaffen es, das jetzige Flüchtlingsproblem, doch wie wir es schaffen - dies alles zu fragen scheint gar nicht genehm „Den Schiffer im kleinen Schiffe ergreift es mit wildem Weh. Er schaut nicht die Felsenriffe, er schaut nur hinauf in die Höh.“

Wir hier woll'n wir nicht nur schauen auf Die-da-ganz-oben, sondern vielmehr den Fleiß und die Tatkraft fest loben der Vielen, denen das Land ist viel wert, damit’s wieder vorwärts geht, wie sich’s gehört! „Ich glaube, die Wellen verschlingen am Ende Fischer und Kahn. Und das hat mit ihrem Singen die Lorelei getan.“ So schließt Heinrich Heine sein melancholisch Gedicht. Für uns Christen aber gehört sich das nicht, sich in Trauer ergehen und untätig sein; vielmehr: Anpacken, sich mühen, miteinand im Verein! Die heile Welt, die hat es niemals gegeben. Jede Zeit war eine Herausforderung für's Leben. Drum hören wir hin, was Gott sélbst will uns sagen aus biblischer Zeit - in unseren Tagen: Die heutige Lesung, die sagt’ es ganz laut: „Verflucht sei der Mann, der auf Menschen vertraut.“ (Jer 17,5) Da spricht zu uns einer, der die Menschen halt kennt, der Prophet Jeremia aus dem Alten Testament. Was hat der sich gezankt in den biblischen Zeiten: "Gott wird euch ein böses Ende bereiten, ihr Jerusalemer mit eurer Maßlosigkeit, mit eurem Hochmut zu jeder Zeit. Den Tempel, den schaut ihr von außen nur an, statt drinnen zu beten, was doch jeder kann. Drum gebt Gott die Ehre und haltet dran fest: Gesegnet der Mann, der auf den Herrn sich verlässt!“ (Jer 17,7) Ja damals, in den biblischen Zeiten, da durfte man lauthals seine Meinung verbreiten. Doch das Wort der Propheten, ob früher, ob spät, das haben die meisten nicht lang überlebt. Der letzte von allen war Sankt Johannes Baptist, der bekanntlich ja unser Pfarrpatron ist. Aber auch vor nun hundertsiebzig Jahren ein Pfarrer namens Johann Nepomuk Stützle hat dies erfahren, als er den Oberstdorfern von der Kanzel gepredigt, sie seien nicht fromm und moralisch erledigt; sie würden dem gottlosen Theaterspiel frönen und die Obrigkeit fortwährend verhöhnen: - und sagte: "Meine Teuren, Geliebte in Christo, ihr Kinder des Herrn, euch hat der Herrgott doch ungemein gern! Oberstdorf, das ist doch die Schweiz hier im Kleinen; das Paradies könnte nicht schöner erscheinen. Von ganz Bayern ist Oberstdorf die schönste Pfarrei, doch euch scheint da nichts Besonderes dabei. Ihr Frauen, bekehrt eure Männer, dass sie ablassen vom Bier und vom Murren gegen die gottgewollte Regierung hier. Liberale Ideen sind gefährliches Gift. Passt auf, dass euch die Strafe von oben nicht trifft. Du christliches Volk, knie nieder und bleibe katholisch Sei nüchtern und wachsam und nicht alkoholisch!" So wurd' hier gepredigt an diesem heiligen Ort. Drei Jahre später war Pfarrer Stützle dann fort! Man hat ihm den Koffer vor die Türe gestellt. Er hat dann das Heil in der Flucht schnell gewählt und wirkte im Schwäbischen nun bei friedlichen Leut' und wär' er nicht gestorben, dann lebt er noch heut. Aber sein Ruf ist in Oberstdorf lebendig geblieben: die Stützle-Straße, die ist nach ihm geschrieben. Nur ganze drei Jahr konnt' Pfarrer Stützle sich halten

und seines Amtes als Pfarrer hier walten. Seine Nachfolger sind meist friedvoller geblieben damit die Leut' sie verehren und lieben. Auch heut sollt’ ein Pfarrer sich recht drum bemühen, damit keine bösen Folgen ihm blühen, friedlich zu bleiben an diesem heiligem Orte: viel loben, viel danken, wohl wählen die Worte, ja nicht politisch werden, scharfe Sätze vermeiden, damit sich die ganz Frommen nicht allzu sehr reiben! Mit Worten von Jesus liegt man selten ganz quer. Seine Frohmachende Botschaft gibt doch so viel her. Drum woll’n wir auch heut' Seine Worte bedenken, und uns're Gedanken auf's Evangelium hin lenken. Im heutigen Evangelium - fährt Petrus auf dem See herum, - es ist der See Genezareth - er müht sich ab von früh bis spät. Doch heute will ihm nichts gelingen: Die Fische nicht ins Netz ihm gingen. Da sagt der Simon Petrus: „Aus! Ich mag nicht mehr, ich fahr nach Haus!“ Doch Jesus in der Nähe stand und winkt ihm zu: „Komm her ans Land! Ich will von deinem Boot aus lehren, dass viele Gottes Botschaft hören“. Und als er mit der Predigt endet, er sich an Simon Petrus wendet: „Fahrt nun sogleich zum See hinaus, und werft dann eure Netze aus!“ (Lk 5,4) Petrus denkt: Der hat leicht reden, ach, ist halt kein Fischer, nicht vom Fach! „Meister, heut Nacht gab’s keinen Fang. Wir mühten ab uns stundenlang. Und jetzt, mitten am hellen Tag, erst recht kein Fisch ins Netz rein mag. Doch wenn Du’s sagst, dann woll’n wir’s tun: nicht untätig hier im Boot ausruh’n; wir fahren dann bis abends spät hinaus zum See Genezareth. Gesagt, getan – auf einen Wisch sie fangen viele hundert Fisch’ und schleppen sie mit ihren Booten, die Netze zu zerreißen drohten, zum rettend Ufer hurtig hin, wo Jesus steht, und danken ihm. Wie Petrus nun das alles sah, da denkt er sich: „Was mach ich da? Jetzt bin ich doch, was ich nicht kennt’, mit meiner Weisheit schier am End“. „Geh weg von mir“, sagt er zum Herrn, „ich bin ein Sünder, halt dich fern! Ich armer Mensch pass’ nicht zu dir. Ich bleib bei meinen Fischen hier.“ Auch der Jakobus und Johannes sehn das Ergebnis ihres Fanges. Erstaunt, erschrocken knien sie nieder, dem Herrn zu danken immer wieder für diese große Wundertat, die sich am See ereignet hat. Doch Jesus sagt zu allen Dreien: „Steht auf und lasst’s euch nicht gereuen!“

„Du, Petrus, komm her, fürcht dich nicht und schau mir fest ins Angesicht. Dein Glaube hat dir das gebracht, dies Zeichen meiner Gottesmacht. Quäl dich nicht ab mit Angst und Bangen: Von jetzt an wirst du Menschen fangen. (Lk 5,10) Der Petrus, Jakob und Johannes steh'n sprachlos da und denken: „Kann es denn wirklich sein, dass Er uns will? Wir sind nicht g’scheit, wissen nicht viel. Wir haben nie die Bibel gelesen, wir können ja gar nicht schreiben und lesen, war’n nicht in der Schul, haben kein Abitur. Warum will Er uns Fischer nur? Doch Jesus sagt: „Lasst’s euch nicht schmerzen. Gott schaut den Menschen in die Herzen: Jetzt lassen alles sie zurück. Nur Jesus haben sie im Blick. Ihm nachzufolgen, ist ihr Sinn, wo immer Sein Weg führet hin! Dies hofft auch euer Seelenhirt. Wie Petrus er vertrauen wird, dass es sich lohnt, hinauszufahren, wie einst – so jetzt mit siebzig Jahren! Gott wird auch heut mit seinem Segen den guten Fang ganz sicher geben. Und dass alle zurechtkommen in unserer Zeit, dafür hält Gott uns die Wochen bereit, die auf Ostern hin führen mit Fasten und Beten. Am Aschermittwoch geht’s los, da gibt’s kein Verspäten. Ja, auf Ostern hin zielt unser Schalten und Walten, doch unsere Freude, die bleibt uns erhalten. "Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn, wenn Fasten, dann Fasten." Heute ist Rebhuhn, ab Mittwoch wir fasten und nicht mehr Alaaf und Helau wir werden dann singen: auch das Halleluja wird nicht mehr erklingen, bis es am 27. März dann wieder soweit – wenn Ostern wir feiern: bewusst und bereit. Jetzt lad' ich Euch ein, miteinander zu gehen und in der Nachfolge Jesu zusammen zu stehen. Viel Freude und Frohsinn Euch allen zusammen Wünscht Euch Euer Pfarrer – in Ewigkeit. Amen.

Peter Guggenberger, 07.02.2016