Es geht ohne Rosenkrieg

14.11.2015 - Dann wird der Partner verletzt, respektlos behandelt, dann wird die sogenannte Wahrheit mitleidlos auf den Tisch gelegt. Das – und das.
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24 WISSEN / GESUNDHEIT

SAM STAG, 14. NOVEMBER 20 15

Es geht ohne Rosenkrieg

Erinnerungen sind immer eine Interpretation

Gut ist, sich während der Trennung immer bewusst zu sein, dass man nachher noch positiven Kontakt zueinander haben sollte – vor allem, wenn Kinder betroffen sind.

Im Nachhinein werden Ereignisse im Gehirn verändert.

URSULA KASTLER

„Erinnern ist das wahre Vergessen.“ Das sagt der der Bochumer Biopsychologe Onur Güntürkün und: „Unsere Erinnerungen sind in größter Gefahr, wenn wir uns an sie erinnern. Dann werden sie sehr fragil und können zerstört oder verändert werden.“ Erinnerungen seien keineswegs abgespeicherte Dokumente auf einer Festplatte. „Sie sind immer nur ein interpretierter Ausschnitt.“ Dass das Gehirn Modifikationen zulassen müsse, liege in der Natur des Menschen. „Sonst könnte man keine neue Kaffeemaschine bedienen, sondern würde immer wieder bei null anfangen“, sagt Güntürkün. Das Nachbild narrt uns. So kommt es zu einem bekannten Phänomen: „In unserer Erinnerung waren wir als Kinder schlauer und haben gewusst, was später schiefgehen würde.“ Tatsächlich passiere Folgendes, erklärt der Biopsychologe: „Im Gehirn kriecht unser später erworbenes Wissen um die Niederlage in unseren Erinnerungsprozess SN, dpa und verändert ihn.“

DÜSSELDORF.

In Österreich lassen sich jedes Jahr ungefähr 16.000 Ehepaare scheiden. Eine Beziehung nach vielen Jahren aufzugeben ist hart. Meist sind minderjährige Kinder mit betroffen. Wenn es den Partnern gelingt, sich auf gute Weise zu trennen, dann fällt der Weg aus dem Gefühlswust an Schmerz, Trauer, Wut, Kränkung, Verlustangst, Rache und Enttäuschung leichter. 80 Prozent aller Trennungswilligen trennten sich allerdings zu früh, sagt der Berliner Psychologe Wolfgang Krüger. In vielen Fällen würde sich ein neuer Versuch lohnen. SN: Angenommen, es geht nichts mehr: Was läuft bei den meisten Scheidungen falsch?

SN: Was ist der größte Streitpunkt?

Meist ist es das Geld. Aber dabei geht es nicht nur um die Finanzen. Wenn einer der Partner sehr aufgebracht ist, sich sehr verletzt fühlt oder das Gefühl hat, ein Opfer gebracht zu haben, dann ist die einfachste Form der Rache, sich beim Geld schadlos zu halten. Rache kann man allerdings auch über die Kinder ausüben, indem man – wie bereits erwähnt – den Partner schlechtmacht.

Tipps zum Welt-Diabetes-Tag Typ-2-Diabetes entwickelt sich langsam und könnte durch eine intensive Lebensstiländerung verhindert oder zumindest verzögert werden.Vor allem starkes Übergewicht, zu viel Bauch- und Leberfett und zu wenig Bewegung sowie falsche Ernährung, Stress und Rauchen sind Risikofaktoren. Schon eine Gewichtsreduktion um fünf Prozent sowie fettärmere Ernährung mit Verminderung von Transfetten, tierischem Fett und ungesunden Kohlenhydraten, also solchen, die zu einem raschen Blutzuckeranstieg führen, Sport, Stressreduktion und ausreichend Schlaf können präventiv wirken.

Wenn die Fronten verhärtet sind, kann eine Mediation helfen.

SN: Wie kann eine Trennung gut verlaufen?

Es wäre fair, dem Partner zu sagen, dass man sich trennen will. Es ist keine gute Idee, den Trennungswunsch mit einem Seitensprung zu verknüpfen. Das ist eine fast nicht mehr zu reparierende Kränkung. Gut ist, sich während der Trennung immer bewusst zu sein, dass man nachher noch positiven Kontakt zueinander haben sollte – vor allem, wenn Kinder betroffen sind. Man sollte auch nicht alles sagen, was man schon immer loswerden wollte. Es lohnt sich, diplomatisch zu sein. Es lohnt sich zudem, darüber nachzudenken, welche Fehler man selbst gemacht hat. Das stimmt milder. SN: Wie kann man eine Scheidung so durchziehen, dass sie für die Kinder möglichst schonend verläuft?

Den meisten Paaren gelingt es, sich scheiden zu lassen, einander fair zu behandeln und nachher noch gut miteinander auszukommen. Sie teilen sich das Sorgerecht um die Kinder. Das ist wesentlich und wird

BILD: SN/BACHO FOTO - FOTOLIA

heutzutage vernünftiger gehand- wenn es so weit ist, ohne intime habt als früher. Gründe zu nennen. Kinder muss Ob eine Scheidung gut verläuft, man mit Eheproblemen in Ruhe lashängt auch davon ab, welche Per- sen, sonst werden sie seelisch bespektiven die Partner haben. Meist schädigt. Passiert es dennoch, wäre trennt sich derjenige, der die besse- es gut, wenn Großeltern da wären, re soziale Verankerung hat. Wütend die dem Kind Stabilität geben. Kinist dann derjenige, der das nicht hat, der müssen nach der Scheidung zu der Freunde verliert und einen Teil beiden Elternteilen eine enge Bezieder Familie. Für Männer ist die hung haben dürfen. Bei uns in BerScheidung deshalb oft schwieriger lin ist es deshalb sogar üblich, dass zu ertragen. Nur ein Drittel aller geschiedene Eltern, Kinder und Männer hat überhaupt jeweils ei- neue Partner zusammen Weihnen guten Freund. Schlecht geht es nachten und Geburtstage feiern. auch demjenigen, dem es schwerfällt, eine neue Partnerschaft zu finden. Wenn man sich bei der TrenWolfgang Krünung bewusst ist, dass man irgendger ist Tiefenpsywann wieder eine neue Partnerchologe. Der schaft haben kann, dann nimmt das Schwerpunkt seider Kränkung die Wucht. ner Arbeit liegt in All das hat auch Auswirkungen der Überwindung auf die Kinder. Zudem muss man von Ängsten und Regelungen finden, die das Ganze Depressionen sofür die Kinder erträglich macht. wie von BezieKinder lieben beide Elternteile, sie hungsproblemen. Für all diejenigen, wollen, dass die Eltern zusammen- die es noch einmal versuchen wollen, bleiben. Sie wollen meist auch als hier sein Buch: „Liebe ist – den ersten Kinder zusammenbleiben. Man Schritt zu tun. Der Weg zur glücklichen sollte zudem den Kindern die Tatsa- Partnerschaft“, Kreuz Verlag 2015. che der Scheidung erst mitteilen, WWW.DR-WOLFGANG-KRUEGER.DE BILD: SN/PRIVAT

Krüger: Trennungen werden heutzutage zwar entspannter gesehen, doch subjektiv empfinden manche Menschen sie als schwere Kränkung. Wenn der Stolz verletzt wird, greifen Menschen zu harten Mitteln. Dann wird der Partner verletzt, respektlos behandelt, dann wird die sogenannte Wahrheit mitleidlos auf den Tisch gelegt. Das – und das Eingeständnis eines Seitensprungs als Trennungsgrund – hinterlässt verbrannte Erde. Dann geht oft ohne Mediation nichts mehr. Besonders schlimm ist, wenn die Eheprobleme auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden. Wenn man also dem Partner nur noch schaden will, egal was mit den Kindern dabei passiert. Kinder werden dann gegen den Partner aufgehetzt. Das passiert meist schon in der Ehe. Dabei werden die Kinder seelisch missbraucht. Dem Kind wird ein Mensch, den es lieben will, als innere Bezugsperson weggenommen. Das ist grausam.

Das Gehirn braucht Ruhe zum Lernen Neues kann im Schlaf nicht gelernt werden. Trotzdem ist es durchaus wirkungsvoll, sich etwa die gelernten fremdsprachigen Wörter im Schlaf noch einmal vorspielen zu lassen, wie Forscher der Universitäten Zürich und Freiburg bereits vor einem Jahr zeigen konnten. Eine neue Studie zeigt, dass man das Gehirn dafür in Ruhe arbeiten lassen muss. Die Wissenschafter um den Biopsychologen Björn Rasch von der Uni Freiburg wollten die Wirkung verstärken, indem sie zusätzlich zu holländischen Wörtern auch noch die deutschen Übersetzungen nachlieferten. „Das Abspielen eines zweiten Wortes direkt nach dem ersten scheint jedoch die relevanten Gedächtnisprozesse zu stören, die zuvor aktiviert wurden“, erSN, sda klärt Rasch.

BERN.

Neue Therapieansätze gegen Diabetes Typ 2 Studie zeigt positive Wirkungen auch auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit. FRANZ MAYRHOFER

Der Diabetes Typ 2, die Zuckerkrankheit der Älteren, hat sich in den industrialisierten Ländern sehr ausgebreitet. Man kennt die Begleiterkrankungen: Übergewicht, Adipositas, Bluthochdruck, Störungen des Fettstoffwechsels. Zurzeit gibt es neue Insuline, GLP-1-Agonisten, die zwar auch subkutan zu spritzen sind, aber entschieden weniger Unterzuckerung verursachen. Sie wirken blutzuckersenkend und, da sie SALZBURG.

auch über das zentrale Nervensystem wirken, zudem gewichtreduzierend. Diese Medikamente modulieren Hunger und Sättigung, die Nahrung bleibt länger im Magen, der Body Mass Index geht mit weniger Nahrungszufuhr zurück. Es gibt drei in ganz Europa zugelassene Medikamente, von denen eines bereits von den Kassen erstattet wird. Nun scheint mit einer neuen Substanzklasse, den SGLT2-Inhibitoren, die als Tabletten eingenommen werden und über die Nieren wirken, ein neuer Therapieweg eingeschlagen worden zu sein. SGLT2-

Hemmer sind blutzuckersenkende Wirkstoffe aus der Gruppe der Antidiabetika. Sie führen zu einer verstärkten Ausscheidung der Glucose über den Harn und ihre Wirkungen sind im Unterschied zu anderen Antidiabetika von Insulin unabhängig. Eine mögliche Nebenwirkung hat diese Medikamentengruppe: Infektionen des Urogenitaltrakts. Bei der Jahrestagung der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft vom 19. bis 21. November im Salzburg Congress mit etwa 600 Teilnehmern dürfte die „Empa rec outcome“-Studie einiges Aufsehen er-

regen. Diese Meilensteinstudie hat für die Substanz Empagliflozin in großem Umfang gezeigt, dass nicht nur Zucker reduziert wird, es sinken die Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit die Sterblichkeit. Noch weiß man nicht, warum die Sterblichkeitsrate mit diesem Medikament signifikant sinkt. Friedrich Hoppichler, Ärztlicher Leiter des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Salzburg, meint, die Zuckersenkung könne nicht die alleinige Ursache für den Rückgang der Sterblichkeit und der Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein.