Erlebnisse an der Grenze im Harz - Ein Zollbeamter erinnert

Das Leben mit und an der in- nerdeutschen Grenze, beschrieben durch jemanden, der weiß, worüber er schreibt. Rudolf Zietz wurde 1938 in Herzberg geboren.
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ISBN 3-9 36 617-05 -8 3-936 366 -05-8

Rudolf Zietz

Erlebnisse an der Grenze im Harz

Ein Zollbeamter erinnert sich

Rudolf Zietz Erlebnisse an der Grenze im Harz Ein Zollbeamter erinnert sich

Herausgegeben vom Harzklub-Zweigverein Pöhlde

Mecke Druck und Verlag · Duderstadt 2003

Gefördert durch: Calenberg-Grubenhagensche Landschaft, Hannover

Hermann-Reddersen-Stiftung zu Clausthal-Zellerfeld

Sparkasse im Kreis Osterode

Die deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Ein Titelsatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich © 2003 Rudolf Zietz · 37412 Herzberg/Harz

Fotonachweis: Rudolf Zietz (104), Magnus Zietz (9), Klaus Matwijow (1) – Repros/Fotos: Archiv Zietz Quellenhinweis: Zeitungsartikel entstammen maßgeblich aus dem Harz Kurier, dem Göttinger Tageblatt und der Thüringer Allgemeinen (Ausgabe Nordhausen)

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verfassers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden. Herstellung: Mecke Druck und Verlag · 37107 Duderstadt · Postfach 1420 2. Auflage ISBN 978-3-86944-087-3 Verlag Mecke Druck · Postfach 1420 · 37107 Duderstadt, Tel. 0 55 27/98 19 22 · Fax 0 55 27/98 19 39 e-mail : [email protected] Internet: www.meckedruck.de/verlag

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Vorwort des Landkreises Osterode Nirgends war die so lange Zeit unüberwindliche Grenze in allen ihren unglückseligen Auswirkungen schmerzlicher zu spüren als bei uns, die wir täglich mit der unerträglichen Grenzsituation leben mussten Mit dieser Grenze fiel die Manifestation von Unterdrückung, Unfreiheit, von Block- und Lagermentalität; es fiel ein entscheidendes Symbol des Kalten Krieges. Unser Lebensraum am südlichen Harz ist nun kein isolierter Landstrich mehr; er ist vielmehr zu einer Nahtstelle zwischen Ost und West geworden. Dem Autor danke ich herzlich; gibt doch diese Dokumentation seiner langjährigen Erfahrungen im Grenz-

überwachungsdienst dem Leser die Möglichkeit, sich darüber zu freuen, dass es längst wieder zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist, mit Verwandten, Freunden und Bekannten auch aus unseren östlichen Nachbarkreisen ohne bedrückende Grenze und distanzierende Vorschriften zusammenkommen zu können. Bernhard Reuter, Landrat

Vorwort Stadt Herzberg am Harz Was Historiker in mühevoller Kleinarbeit zusammentragen müssen, können Zeitzeugen für die Nachwelt einfacher und authentischer festhalten. Wir müssen also dankbar dafür sein, dass Menschen Tagebuch führen und so für spätere Generationen aufzeichnen, was unvergessen geblieben ist bzw. bleiben muss. Das Leben mit und an der innerdeutschen Grenze, beschrieben durch jemanden, der weiß, worüber er schreibt. Rudolf Zietz wurde 1938

in Herzberg geboren. Als gelernter Maschinenschlosser trat er 1956 in den Bundesgrenzschutz ein und wechselte 1961 zur Zollbehörde. Die Demarkationslinie zwischen zwei 3

deutschen Staaten tangierte die Geburtsstadt des Autors. Ob als Diensthundeführer bei der Arbeit oder z.B. als Mitglied des Harzklub Zweigvereins Herzberg: Die 1989 gefallene Grenze hat das Leben des heimatverbundenen Autors geprägt. 1993 wurde er pensioniert. Seine Neigung zur schreibenden Zunft war schon immer vorhanden. Als freier Mitarbeiter der örtlichen Presse ist Rudolf Zietz in unserer Region schon lange bekannt. Es war nur eine Frage der Zeit, dass er auch ein Buch

schreibt. Seine dienstlichen und privaten Erfahrungen werden für zukünftige Generationen ein wichtiges Nachschlagewerk sein. Sie werden einerseits die Erinnerungen lebendig halten und sollen andererseits mahnend vor Augen halten, dass Krieg und Leid mitten unter uns regierten. Wir alle wünschen uns, dass es Erinnerungen bleiben. Dem Autor spricht die Stadt Herzberg/H. herzlichen Dank aus. Gerhard Walter, Bürgermeister

Geleitwort Schon seit Jahrtausenden wurden – bis in unsere Zeit – Grenzen errichtet und befestigt, um fremden Eroberern ebenso wie feindlichen Ideologien oder religiösen Konfessionen das Eindringen in ein anderes Land zu verwehren. Die älteren sind inzwischen zu Kulturdenkmälern geworden: Die chinesische Mauer und der römische Limes. Die neueren wurden bis in die jüngste Vergangenheit bewacht oder umkämpft: Korea, Israel/Palästina, Zypern, die Betonmauer in Berlin und auf dem Brocken, die Stacheldrahtzäune in der Mitte Ostpreußens oder quer durch den Harz, bzw. durch ganz Deutschland am „eisernen 4

Vorhang”, um nur wenige Beispiele zu nennen. Was ist von der innerdeutschen Grenze im Harz übrig geblieben, die über 40 Jahre lang zwei unterschiedliche politische Systeme voneinander trennte, an der auf Republikflüchtlinge scharf geschossen oder die Hunde gehetzt wurden? Die Betonplatten des Kolonnenweges, die nur noch der aufmerksame Wanderer im Waldesgrün findet, der gespaltene und sich oben zueinanderneigende Gedenkstein an der Bremke zwischen Braunlage und Elend, die roten Schraffuren am ehemaligen „Todesstreifen” auf der Harz-

klub-Wanderkarte für den „Mittleren Harz” (1. Auflage April 1990) oder die eindrucksvollen Exponate im Brockenmuseum? Oder der 1990 überstürzt gegründete Nationalpark Hochharz, dessen westliche Initiatoren heute die „östlichen Brüder” mit allen Mitteln zu übertrumpfen trachten? Oder gar die Grenze, die noch in den Köpfen mancher Menschen fortbestehen soll? Inzwischen ist eine junge Generation herangewachsen, die erstaunt fragt: „Was war denn da eigentlich los, wieso gab es da eine Grenze?” Junge Menschen, die sich die Situation von damals – vor 14 Jahren – gar nicht mehr vorstellen können. Viele Schülergenerationen wurden seit den 60er Jahren im Geschichtsunterricht fast ausschließlich mit den 12 Jahren Nazi-Regime traktiert, das wurde sorgfältigst und fächerübergreifend bis zum Überdruss aufgearbeitet. Die Geschichte des halben Jahrhunderts nach dem II. Weltkrieg und insbesondere nach der „Wende” von 1989 wird dagegen noch stiefmütterlich behandelt. Schulbuchautoren und Kultusminister brauchen wohl längere Zeit dazu. Es bleibt zu hoffen, dass die „Aufarbeitung” dieses Teils unserer Geschichte dereinst mit derselben Sorgfalt erfolgt wie die Epochen davor; damit auch deutlich wird, wie das eine aus dem anderen folgte. Meinem Vater, der den

letzten Weltkrieg an vielen Fronten mitgemacht hat, würde ich gerne, wenn er noch lebte, zurufen: „Euer Krieg verfolgt uns bis zum heutigen Tage!” Ganz konkret hier im Harz: Die Beseitigung von Munitionsresten im Schimmerwald, die riesigen Betonruinen der Sprengstofffabrik „Werk Tanne” bei Clausthal, der Soldatenfriedhof bei Oderbrück, die Spurensuche um das KZ Dora bei Nordhausen. Die Liste der Beispiele ließe sich lange fortsetzen. Das Buch von Rudolf Zietz erzählt von den Erlebnissen eines Zollbeamten an der Grenze im Harz, von der täglichen Routine ebenso wie von dramatischen Ereignissen während einer langen Dienstzeit. Die Lektüre dürfte für junge Leser besonders interessant sein, die von den Hintergründen noch nicht so viel wissen, ebenso aber auch für die ältere Generation, die von der Zweiteilung unserer Heimat direkt oder indirekt betroffen war. In jedem Fall ist es ein wertvoller Mosaikstein bei der Aufarbeitung unserer jüngsten Vergangenheit, und darum wünsche ich dem Buch den ihm gebührenden Erfolg. Goslar, im Dezember 2002 Dr. Albrecht von Kortzfleisch Vorsitzender der Hermann-Reddersen-Stiftung Ehrenvorsitzender des Harzklub e. V. 5

Geleitwort des Herausgebers Für den Harzklub Zweigverein Pöhlde am Harz ist es eine Ehre, Herausgeber des Buches „Erlebnisse an der Grenze im Harz - Ein Zollbeamter erinnert sich” zu sein. Rudolf Zietz ist Mitglied des Harzklub-Zweigvereins Pöhlde, aktiv auch in der Heimatgruppe. Seine Dienstzeit als Zollgrenzbeamter verrichtete er über viele Jahre an der „Nahtstelle” Ost-West, BRD/DDR im geteilten Harz, im Grenzgebiet zwischen Wurmberg, Kesselberg, Jägerfleck über Zorge hinweg bis zum „Eisenbahntor” vor Ellrich. Erstmalig berichtet hier ein Harzklubler rückblickend, versehen mit unzähligen Fotos, über Geschehnisse, über die Problematik der Teilung Deutschlands bis hin zur Wiedervereinigung, aus eigenem Erleben. Erlebnisse, die nicht vergessen werden sollten. Die Sponsoren, die „ReddersenStiftung zu Clausthal”, die „Calenberg-Grubenhagensche Landschaft Hannover”, die Sparkasse in Herzberg am Harz und der Verlag Mecke Druck in Duderstadt sowie der Herausgeber erkannten den Wert die-

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ses Buches und setzten sich für die Veröffentlichung der umfangreichen Berichte ein. Dank für den Zuspruch gilt auch dem Hauptvorsitzenden des Harzklubs, Dr. Michael Ermrich, Wernigerode, und dem Ehrenvorsitzenden Dr. Albrecht von Kortzfleisch, Goslar. Wir sind überzeugt, dass das vorliegende Buch über die interessierte heimische Leserschaft hinaus eine große Verbreitung finden wird und wünschen dem Autor Rudolf Zietz hierzu viel Glück, Erfolg, ein Harzer „Glück-Auf ” und ein Dankeschön für seine Mühen. Dieter Heidelberg 1. Vorsitzender des Harzklub-Zweigvereins Pöhlde

Rolf Zander, 2. Vorsitzender des HarzklubZweigvereins Pöhlde

Wilhelm Gropengießer, Ehrenvorsitzender und 2. Harzklub Hauptvorsitzender

Rudolf Zietz wurde 1938 in Herzberg geboren. Nach der Hauptschule erlernte er den Beruf eines Maschinenbauers. 1956 ging er zum Bundesgrenzschutz nach Lübeck und ClausthalZellerfeld. 1961 wechselte er zum Zoll-Grenzdienst über und verrichtete an der Demarkationslinie (DL) zur DDR in Braunlage und Zorge Außendienst als Hundeführer und aufsichtführender Beamter. 1973 wurde er in den Innendienst versetzt und verrichtete auf dem Grenzbahnhof Herzberg Interzonen-Abfertigungsdienst. Die Grenze zur DDR ließ ihn nicht los, viele Stunden seiner Freizeit verbrachte er in Grenznähe, zudem war er von 1982 bis 1989 Mitarbeiter des Ministeriums für Innerdeutsche Beziehungen und hielt unzählige Vorträge über „Die Problematik der Teilung Deutschlands“ vor Schulklassen, Reisegruppen und Verei-

nen, zudem machte er Führungen entlang des Grenzverlaufs. Seit 1968 ist er freier Bild- und Berichterstatter seiner Heimatzeitung, dem Harz Kurier. Seine Hobbys sind Fotografieren, Angeln, sein Schäferhund, Zeit- und Heimatgeschichte. Seine große „Liebe“ ist der Männergesang, er ist Vorsitzender des MGV Herzberg, Vorstandsmitglied im Harzklub-Hauptvorstand und im Reichsbund. Im August 1993 wurde er in den Ruhestand versetzt. Er ist seit 1967 verheiratet und hat zwei Söhne, Andreas und Magnus.

Mein „Grenzerleben“ und so begann es: 7

Wir gedenken Gegen das Vergessen... Ja, so war es – schreiben die Älteren. Und: Es war so schön. Die Jüngeren sagen: Wir wollen wissen, wie unsere Eltern gelebt, gelacht, gelitten haben. Vergangenheit: eine Reise ins Herz von Millionen von Menschen. Erinnerung: so sagt ein Dichterwort – ist der einzige Garten, aus dem wir nicht vertrieben werden können! Ein Buch, mit Erinnerungen, auch an die gewaltsame Teilung des Harzes bis zur Grenzöffnung am 09. November 1989. In Erinnerung der Teilung einer Landschaft und deren Bewohner, an die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft, die vertrieben oder gar ihr Leben lassen mußten, im Grenzgebiet, im Minenzaun, erschossen, von Minen zerrissen. Die Opfer des einstigen DDR-Regime und seiner Zwangseinrichtungen verpflichten uns, gegen Unrecht und Unterdrückung und für Frieden und Freiheit einzustehen. Hierzu soll auch dieses Buch beitragen. Rudolf Zietz

„In manchen Ländern hat man angestrebt, dass es einem Bürger nicht gestattet ist, die Gegend, in der er zufällig geboren ist, zu verlassen. Der Sinn dieses Gesetzes liegt auf der Hand: ,Dieses Land ist so schlecht und wird so schlecht regiert, dass wir jedem Bürger verbieten, es zu verlassen, weil es sonst die ganze Bevölkerung verlassen würde.’ Ihr tätet besser daran, all euren Untertanen Lust zu machen, bei euch zu bleiben, und den Fremden, zu euch zu kommen!“ Voltaire, 1764 (Philosoph, Historiker und Dichter) (entnommen aus: Philosophisches Wörterbuch, Leipzig 1963)

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Zeittafel 01.09.1939

Ausbruch des Zweiten Weltkrieges

12.09.1944

Erstellung des „Londoner Protokolls“ auf der Londoner Konferenz zwischen Großbritannien, USA und der Sowjetunion

04.-11.02.1945

Konferenz von Jalta, Genehmigung des „Londoner Protokolls“, das die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen nach Ende des Krieges vorsah

08.05.1945

Unterzeichnung der „bedingungslosen Kapitulation“ der deutschen Wehrmacht

17.09.1945

Wanfrieder Abkommen

30.06.1946

Die sowjetische Militärverwaltung sperrt die Demarkationslinie zu den westlichen Zonen

20.06.1948

Währungsreform in der amerikanischen, britischen und französischen Besatzungszone

23.05.1949

Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland tritt in Kraft

07.10.1949

Gründung der Deutschen Demokratischen Republik

26.05.1952

Verordnung des Ministerrates der DDR über Maßnahmen an der Demarkationslinie – in der Folge Einrichtung einer 5-kmSperrzone und eines 500 m breiten Schutzstreifens, Zwangsaussiedlungen aus diesen Gebieten

17.06.1953

Volksaufstand in der DDR

13.08.1961

Abriegelung Ostberlins, Beginn des Mauerbaus

1961-1972

Ausbau der Grenzanlagen, Verlegung von Minen, Installation von Selbstschußanlagen und Hundelaufanlagen

1983-1985

Abbau der Minen und Selbstschußanlagen

Sommer 1989

Ungarn öffnet seine Grenze zu Österreich; Massenflucht von DDR-Bürgern über Budapest, Warschau und Prag in die Bundesrepublik

09.11.1989

Die DDR öffnet die Grenzen zur Bundesrepublik nach West-Berlin

01.07.1990

Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion zwischen der BRD und der DDR

03.10.1990

Beitritt der DDR zur BRD

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Grenzerlebnisse im Harz Einmalig bebildert

Hein Dörge, Zollhund Alf und Rudolf Zietz am Schanzenauslauf vom Wurmberg – 1968 –

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Ein Hinweisschild aus der NVA-Grenzkompanie Ellrich

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Zum Bundesgrenzschutz (BGS) Der BGS wurde 1951 als Sonderpolizei des Bundes zum Schutz der Landesgrenzen errichtet und dem Bundesminister des Innern unterstellt. Ich habe mich im Januar 1956 beim BGS beworben und wurde zum 1.4.1956 in Lübeck, Kommando Küste, eingestellt. Ich erinnere mich genau: Während meiner letzten Jahre in der Schule reifte in mir der Gedanke, eines Tages eine Uniform zu tragen und Waffen, die ich dann notfalls, wenn körperlicher Einsatz nicht mehr ausreicht, zum Selbstschutz einsetzen würde, oder aber um meinen mir gestellten Auftrag zu erfüllen. So weit reichte damals, das Denken eines 16-jährigen Jungen. Was wollte ich eigentlich? Ich wollte schützen – beschützen. Den Gesellenbrief des qualifizierten Maschinenbauers in der Tasche, als Ausgleich für den Mittelschulabschluss, wagte ich es, gegen den Willen meines Vaters, mich zeitgleich bei der Bundeswehr und beim Bundesgrenzschutz als nunmehr 18-jähriger zu bewerben. Da mir von einem Herzberger berichtet wurde, wie interessant, zackig, aber auch schwer sowohl die Aufnahmekriterien als auch der Dienst im BGS sei, versuchte ich meinen Körper auf die eventuellen Anforderungen vorzubereiten. So-

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bald die Dunkelheit sich über meine Heimatstadt Herzberg legte, trat ich aus dem Haus und „drehte“ meine Runden um den Jues-See. Von Mal zu Mal machte das Laufen mehr Spaß, merkte ich, dass ich besser wurde und schneller. Furchtbar stolz war ich auf mich und glaubte, alle Prüfungen, die da kommen – und alle Hürden – nehmen zu können. Wer sprach 1955/56 von Joggen, von Fitnesstraining, von Badminton und Triathlon? Was ich betrieb war ein wenig Handball und im Winter Skilaufen am Wahrberg oder Papenberg. Und nun kam der Tag, an dem ein Brief vom Bundesgrenzschutzkommando aus Hannover eintraf. Der Vater war bestürzt, die Mutter tieftraurig und ich hatte den Kopf voller Pläne. Alle verfügbaren Zeugnisse bündelte ich, holte das notwendige polizeiliche Führungszeugnis von der Wache, schrieb meinen noch kurzen Lebenslauf und ab in die Post. Dann kurz darauf das gleiche Spiel mit der Bundeswehr, und nun folgte das Warten auf Antwort. Das abendliche Laufen war schon Routine und machte mir keine Mühe mehr. Ich war fit. Besagter Brief aus Hannover mit dem Adler im Siegel traf ein und die Mitteilung, für zwei Tage nach Hannover zu kommen und die Tauglichkeitsprüfung abzulegen.

Was war das für eine Bahnfahrt und mein erster Gang zu einer Wache und in Begleitung zur Schreibstube. Zunächst war der Ton wie zu Hause beim Vater, doch schon Stunden später schrill und unüberhörbar. Es war plötzlich ein harter, befehlender Ton da, ab sofort war Gehorsam angesagt. Dann folgten schriftliche Arbeiten: eine Rechenarbeit, ein Aufsatz, ein Diktat. Im leichten Laufschritt, zur „Auflockerung“, ging es zum „Essenfassen” in die Kantine, bald darauf war der erste Tag in einer Kaserne zu Ende, tief war der Schlaf. Nicht die Mutter klopfte zum Wecken sanft an die Tür, eine schrille Trillerpfeife riss uns sechs auf dem Zimmer aus dem Schlaf. Was dann ablief, das war Leichtathletik der gehobenen Klasse. Kurz- und Langstreckenlauf, Kugelweitwurf, Weitsprung, was war das für eine Aufregung! Ein Glück, dass ich meinen Körper in Herzberg am Jues-See vorbereitet hatte. Abschluss des Tages war ein Gespräch mit Offizieren und der Bescheid: „Sie haben die schriftliche, mündliche und sportliche Prüfung zu unserer Zufriedenheit bestanden, machen Sie sich auf die Abberufung in Ihrer Heimatstadt bereit.“ Gefragt wurde ich noch, wo denn mein künftiger Standort liegen möge. Wie aus der Pistole geschossen antwortete ich: „An der Ostsee, in der Nähe der DL zur sowjetischen Besatzungszone (SBZ).“ Einige Offiziere sehe ich noch heute über meine „gekonnte“ Antwort schmunzeln.

Warum? Ich wohnte doch nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt und war vorher einige Male mit dem Rad am Grenzverlauf im Südharz gewesen – an Sonntagen bis hin nach Walkenried. Und schon hier suchte ich das Gespräch mit westdeutschen Grenzern. Es kam der Tag des Abschieds vom Elternhaus, in dem ich so gut behütet wurde, der Abschied von meinem Vater, meiner Mutter, meinen beiden Schwestern, der Abschied von meinen Freunden, Otto und Manfred, und auch von einer kleinen Freundin. Ich machte eine weite Bahnreise, wie ich sie noch nie vorher erlebt hatte; sah noch lange die Tränen meiner Mutter, hörte noch lange ihre sorgenvollen Ratschläge, wusste sie doch, der Junge erlernt das Waffenhandwerk, muss schießen und wird tüchtig rangenommen. Mein Vater, der den Krieg als Soldat erlebt hatte, hatte meiner Mutter einiges erzählt. Ich sah zum ersten Mal die Lüneburger Heide aus dem Zug, hörte ab Lüneburg eine Sprache, die tonmäßig anders war als die im Harz. Auf dem Lübecker Bahnhof angekommen, stand ich wie verloren da, es regnete. Ich nahm mein Köfferchen, fragte nach der Pionierkaserne in der Schwartauer Landstraße und wurde eingewiesen. An die vier Kilometer bin ich wohl gelaufen – nass wie eine Katze. An der Wache verlangte man meine Einstellungsunterlagen. Als 13