er

Lustgewinn. Die Leiche im Schulteich. Gültstein. Der Nachbar. Salut Chéri. Altingen. Aufreißen für Anfänger. Police. Entringen. Sister Act. Dessert mit Todesfolge.
712KB Größe 13 Downloads 529 Ansichten
Ulrike und Michael Wanner

ENDSTATION Ammertal Krimis

© 2013 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2013 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag, Hohen Neuendorf, bei Berlin Coverbild: Fotolia, 35325954 - Schienenverkehr© atzebadekappe Printed in Germany ISBN 978-3-8459-0781-9 AAVAA Verlag, Hohen Neuendorf, bei Berlin www.aavaa-verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

2

Inhalt Herrenberg Lustgewinn Die Leiche im Schulteich Gültstein Der Nachbar Salut Chéri Altingen Aufreißen für Anfänger Police Entringen Sister Act Dessert mit Todesfolge Pfäffingen Abgebrüht und ausgekocht Britta muss weg!

3

Unterjesingen Space Station Matchball Tübingen West Schlachtplatte Die Cellistin Tübingen Hbf Die verschwundene Klausur Endstation

4

Der nächste Halt: Herrenberg. Ausstieg in Fahrtrichtung links. Endstation. Bitte alle aussteigen. Der Zug fährt nach kurzem Aufenthalt zurück nach Tübingen.

5

Lustgewinn

„Ich kann nicht mehr!“ Erschöpft, aber glücklich wälzte sich Thea Schnell auf ihre Seite des Bettes, das in einer kleinen, aber geschmackvoll eingerichteten Zweizimmerwohnung im Baugebiet Ziegelfeld stand. Von dort aus erreichte sie ihre Arbeitsstelle als Physiotherapeutin im Herrenberger Krankenhaus innerhalb weniger Minuten zu Fuß. Thea schob mit dem linken Bein die Peitsche vom Laken auf den Boden. Mit ihr hatte sie vor etwa zwanzig Minuten den Rücken von Heinz Rebmann bearbeitet. Erst als er stöhnte, es sei jetzt genug, legte sie die Peitsche beiseite, um zum zärtlicheren und schließlich zum ekstatischen Teil ihres Liebesspiels überzugehen. Dabei geriet Thea unter ihrem Latexkostüm ordentlich ins Schwitzen. Jetzt setzte sie sich auf und blickte Heinz herausfordernd an. 6

„Na? Hast du so eine ... Behandlung zuhause auch schon einmal bekommen?“ Heinz seufzte, sagte aber nichts. „Dabei könntest du das jeden Tag haben. Wenn du dich nur endlich scheiden lassen würdest!“ Heinz seufzte erneut. Dieses Mal noch eine Tonlage tiefer. „Wie oft haben wir das schon besprochen? Wenn ich mich scheiden lasse, bin ich in dem Moment, in dem meine Frau und ich den Saal des Familiengerichts in Böblingen verlassen, arm wie eine Kirchenmaus. Die Fabrik mit allem ...“ „... Drum und Dran gehört Elfriede. Und sie würde dich hochkant hinauswerfen aus deiner gut bezahlten Geschäftsführerposition“, vollendete Thea die Sätze, die sie schon unzählige Male gehört hatte. „Und so wird sich nie etwas ändern. Es sei denn ...“ „Es sei denn, was?“ „Es sei denn, deine Frau kommt durch einen tragischen Unglücksfall ums Leben.“ „Das wäre - zumindest für uns - sehr erfreulich. Aber leider ereignen sich tragische Unglücksfälle

7

nur zu Zeitpunkten, zu denen man sie überhaupt nicht brauchen kann.“ „Das käme darauf an.“ „Wie? Worauf?“ „Hast du nicht erst neulich erzählt, dass man in letzter Zeit im Alzental mehrfach eingebrochen hat?“ „Ja schon, aber ...“ „Und wenn jetzt bei euch eingebrochen würde? Und wenn deine Frau den Einbrecher überraschte. Und wenn er dann durchdrehte und sie erschießen würde? Was wäre dann?“ „Dann würde ich die ganze Klitsche erben und wir beide hätten für den Rest unserer Tage ausgesorgt! Wir könnten uns irgendwo, wo es warm ist, eine Villa bauen und den lieben langen Tag“, er deutete auf die Peitsche, „spielen.“ „Du sagst es!“ *** „Wo ist Papa?“ Verena Rebmann war zu ihrer Mutter gekommen, um die letzten Einzelheiten ihrer gemein8

samen Urlaubsreise nach Thailand zu besprechen. „Wo wird er schon sein? Bei seinem Flittchen im Ziegelfeld natürlich. Wie immer, wenn er nicht missmutig und unansprechbar auf dem Sofa sitzt und vor sich hin grummelt!“ „Was dir durchaus recht ist! Gib’s zu! Holger und du, ihr seid doch froh, wenn ihr hier im Haus tun und lassen könnt, was ihr wollt. Besonders im Schlafzimmer!“ „Sag mal, wie redest du eigentlich mit deiner Mutter?!“ „Stimmt es denn etwa nicht?“ „Na ja. So ganz unrecht hast du nicht.“ „Na also, dann ist ja alles in bester Ord ...“ „Eben nicht. Im Gegenteil. Ich muss höllisch aufpassen ...“ „Wieso das denn?“ Elfriede zögerte. Dann entschloss sie sich zu reden. „Man hat mir zugetragen, dass dein Vater unter der Hand mit einem meiner Konkurrenzunternehmen in Sindelfingen verhandelt. Es heißt, er sucht einen Käufer für meine Firma.“ 9

„Wer sagt das?“ „Ich habe meine Leute überall sitzen ...“ „Also nichts als Gerüchte, die irgendwelche Wichtigtuer in die Welt setzen, um dir und deinem Unternehmen zu schaden. Und überhaupt: Das ist doch kompletter Unfug. Er kann doch gar nichts verkaufen. Es ist schließlich deine Firma!“ „Wenn ich tot bin, gehört sie größtenteils ihm.“ „Mama!“ Elfriede ließ sich nicht beirren. „Ich habe außerdem gehört, dass er sich nach Grundstücken auf La Palma erkundigt. Grundstücke, auf denen man Villen bauen kann.“ „Von wem?“ „Na ja, deine Tante kennt jemand ... „Mama! Tante Elsa konnte Papa noch nie leiden. Sie hat ihm bis heute nicht verziehen, das er damals dich heiratete und nicht sie! Die erfindet das Blaue vom Himmel herunter, wenn sie Papa damit eins auswischen kann!“ ***

10

Heinz hatte darauf bestanden, dass sie ihre Unterhaltung im Freien führten. Niemand sollte ihnen zuhören können. So stiegen Thea und er durch die Altstadt und an der Stiftskirche vorbei den Schlossberg hinauf, um von dort in Richtung Alter Rain weiter zu marschieren. Thea blieb stehen. „Okay. Wir gehen noch einmal alles Schritt für Schritt durch“, sagte sie. „In etwas mehr als drei Wochen kommen meine Frau und meine Tochter aus Thailand zurück. Zwei Tage später, am Freitag, spielen Müllers wie immer auswärts Bridge, Herr Läpple verbringt den Freitagabend seit Jahren mit seinem Vater, und Burkhardts sind dann schon im Urlaub.“ „Das heißt, dass keiner deiner Nachbarn etwas sehen oder hören wird.“ „Ich werde offiziell bei dir im Bett liegen. Wenn überhaupt jemand ein Alibi von mir haben will. Zuerst werde ich mich zieren. Aber dann lasse ich mir doch mühsam aus der Nase ziehen, dass ich den ganzen Abend lang mit dir ... beschäftigt

11

war. Was du nach anfänglichem Leugnen unter Tränen zugeben wirst.“ „Deine Frau locken wir telefonisch aus dem Haus. Du erzählst ihr, dass dein Auto zwischen Altingen und Reusten mit einer Panne liegen geblieben ist.“ „Sie wird zwar nicht begeistert sein. Aber sie fährt los, um mich abzuholen.“ „Du bist selbstverständlich nicht an der angegebenen Stelle. Sie regt sich bestimmt maßlos auf. Aber es bleibt ihr nichts anderes übrig, als zähneknirschend nachhause zurückzufahren.“ „Während sie weg ist, schleichen wir beide ins Haus. Aber nicht durch die Vordertür. Wir hebeln die Terrassentür auf. Dann holen wir den Schmuck meiner Frau von oben aus dem Schlafzimmer.“ „Und warten, bis sie zurückkommt.“ „Ich stelle mich in die Mitte der Treppe ... und sobald sie weit genug von der Tür weg ist, ziehe ich die Pistole aus der Tasche und drücke ab.“ “Wir verschwinden und lassen die Haustür offen.“

12

„Wie es jemand tun würde, der in panischer Angst das Haus verlässt, in dem er gerade einen Menschen erschossen hat.“ „Gegen vier oder fünf am nächsten Morgen kommst du zurück nachhause und findest deine Frau. Natürlich rufst du sofort zutiefst erschüttert die Polizei an.“ „Und die sucht dann nach dem Einbrecher, der vom Schlafzimmer herunter kam, von der Dame des Hauses überrascht wurde und die Nerven verlor.“ *** „Hast du schon was für Papa?“, fragte Verena. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich jemandem, der möglicherweise darüber nachdenkt, wie er mich am besten umbringen kann, auch noch etwas zum Geburtstag schenke?“ „Du machst dich lächerlich! Lässt dir von irgendwelchen angeblichen Informanten und von deiner Schwester Flöhe ins Ohr setzen!“ „Und du? Weißt du schon, was du ihm schenkst?“ 13

„Keine Ahnung. Aber ich habe ja noch ein paar Tage zum Überlegen.“ *** Heinz Rebmann strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als er das Geburtstagsgeschenk seiner Tochter ausgepackte. Seine Frau dagegen war fassungslos. „Das ist ja wohl das Allerletzte! Wie konntest du nur?“, zischte sie ihrer Tochter zu. „Jetzt sei doch nicht so prüde!“, erwiderte Verena. „Erzähl mir nicht, dass euer Eheleben nach so vielen Jahren nicht ein klein wenig ... Aufmunterung gebrauchen könnte.“ „Das ist noch lange kein Grund, halb Beate Uhse aufzukaufen!“, wetterte Elfriede. Heinz konnte sich zwar kaum vorstellen, dass er die Geschenke seiner Tochter tatsächlich einmal zusammen mit seiner Frau ausprobieren würde. Aber das eine oder andere der Spielsachen in Kombination mit einer gut aufgelegten Thea: Das gab schon Anlass zu den angenehmsten Fantasien. Mit Elfriede dagegen hielt sich sein Spaß 14

am Sex schon immer in relativ engen Grenzen. Sie war überhaupt nicht experimentierfreudig. Ganz früher, ja, da war es gar nicht schlecht gewesen. Aber als sie immer seltener miteinander ins Bett gingen und er deshalb bei gelegentlichen Kontakten zu Prostituierten entdeckte, dass ihn angemessen dosierter - Schmerz stark erregte, war es ganz aus. Zuerst glaubte er, Elfriede überzeugen können. Als sie auf einer Geschäftsreise war, ließ er das Schlafzimmer vorsorglich schon einmal gegen Schall isolieren. Die Nachbarn brauchten ja wirklich nicht zu wissen, dass er Praktiken bevorzugte, bei denen gelegentlich Schmerzensschreie zu hören waren. Aber Elfriede war stur geblieben. Mit ihr konnte er seine Träume nicht verwirklichen. Und ab da war Heinz darauf angewiesen, sich seine Partnerinnen endgültig außer Hauses zu suchen. Er wurde regelmäßig Gast in Swinger-Etablissements, die, wenn man sich auskannte, durchaus auch in Herrenberg zu finden waren. Dort lernte er schließlich Thea Schnell kennen. Und seit diesem Tag war sein Sexualleben aufregender, als er sich das jemals erträumt hatte. 15