Durchatmen Orte zum - Buch.de

Haben Sie Lust auf einen Kurzurlaub in der Toskana? Dann auf in die Eifel! Südlich von Blankenheim gibt es eine versteckt gelegene Gegend, in der Gedanken ...
2MB Größe 4 Downloads 397 Ansichten
Innen_OrteMuße1_3teAuflage_rws.qxd:OrtederMuße_innen_2te_aufl.qxd

Gerti Keller Willy Peter Müller Mit Fotografien von Eddi Meier

Orte

der

Band 1

Muße 12 Wa n d e r u n g e n und Ausflüge zu zauberhaften Plätzen im Rheinland

21.02.2011

12:28 Uhr

I SBN:9783761624425Buc ha us ga be I SBN:9783761625224EBookEPUB I SBN:9783761625231EBookPDF

Innen_OrteMuße1_3teAuflage_rws.qxd:OrtederMuße_innen_2te_aufl.qxd

I N H A LT

Orte zum Durchatmen Von Bergspitzen und Tälern

Tour 1 Tour 2 Tour 3 Tour 4

Fast wie in Italien Lampertstal, Kalvarienberg und Michelsberg

8

Vom Hochgenuss des Blicks Löwenburg und Erpeler Ley

20

Allein mit dem Wind Rund um Gerolstein

34

Wie ein Bild von Caspar David Friedrich Vom Ennert zum Stenzelberg

46

Orte zum Innehalten Unter dem Blätterdach – im Wald

Tour 5 Tour 6 Tour 7 Tour 8

Von Waldwundern, Waldmeister und Wipfeln Quer durch den Rheinbacher Stadtwald

60

Murmelnde Wasser und luftige Höhen Durchs Vischeltal zur Ahr

74

Eine kleine Eifel-Zeitreise Bassenheim und die südliche Voreifel

86

Der heilige Berg Ins Tal der Nahe zu Hildegard von Bingen

98

Orte zum Wundern Druidensteine, Kraftlinien und Spukgestalten

Tour 9 Tour 10 Tour 11 Tour 12

Mystik und Muße auf 8 x 4 Kreuz und quer übers Ferschweiler Plateau

112

Von grauen Kolossen und Geisterdörfern Streifzüge durch den Nationalpark Eifel

124

Ein Park wie ein Gedicht Schlosspark Türnich und Marienfeld

136

Im Reich der Nebelgestalten Durch Urft- und Kuttenbachtal

148

Bildnachweis

160

21.02.2011

12:28 Uhr

Innen_OrteMuße1_3teAuflage_rws.qxd:OrtederMuße_innen_2te_aufl.qxd

Ortez um Durchatmen Vo n B e r g s p i t z e n u n d T ä l e r n

21.02.2011

12:28 Uhr

Innen_OrteMuße1_3teAuflage_rws.qxd:OrtederMuße_innen_2te_aufl.qxd

21.02.2011

12:28 Uhr

Innen_OrteMuße1_3teAuflage_rws.qxd:OrtederMuße_innen_2te_aufl.qxd

1

Fast wie in Italien Lampertstal, Kalvarienberg und Michelsberg Haben Sie Lust auf einen Kurzurlaub in der Toskana? Dann auf in die Eifel! Südlich von Blankenheim gibt es eine versteckt gelegene Gegend, in der Gedanken an Italien unweigerlich aufkommen. Denn dort wachsen Wacholderbüsche, und die sehen fast aus wie Zypressen. Zudem findet man rund um dieses abgeschiedene Fleckchen mehrere alte Kreuzwege. Doch das Beste ist: Inmitten der Landschaft liegt auch noch ein verwunschener Ort, der Kalvarienberg. Und spätestens hier kann man die Welt – zumindest für einen Moment – vergessen.

21.02.2011

12:28 Uhr

Innen_OrteMuße1_3teAuflage_rws.qxd:OrtederMuße_innen_2te_aufl.qxd

21.02.2011

TOUR 1

Lampertstal, Kalvarienberg und Michelsberg

Blickt seit Jahrhunderten in die Weite der Landschaft: die Mauer der Ruine Schloßthal

Schon die Anfahrt bietet eine reizvolle Einstimmung auf das, was uns erwartet. Wer aufmerksam schaut, kann am Wegesrand bereits den einen oder anderen Wacholderbusch entdecken. Zudem kommt man auf dem Weg nach Dollendorf an der abgelegenen Burgruine Schloßthal vorbei, die wegen ihres steil aufragenden Ostturms im Volksmund „Finger Gottes“ genannt wird. Jahrhundertelang befand sich das Gemäuer im Besitz der Grafen von Manderscheid-Kail. Noch heute lassen die fast 1000 Jahre alten Überreste die Größe der einst so stolzen Anlage erahnen. Von hier führt ein Passionsweg mit Steinkreuzen nach Dollendorf. Diesen kann man ganz gemächlich mit dem Auto entlangfahren – und so Kräfte für die folgende Wanderung sparen. Nach wenigen Metern taucht ein weiteres Baudenkmal auf: die Antoniuskapelle. Die romantische Kreuzwegkapelle stammt aus dem Jahr 1701. Früher soll an dieser Stelle ein römischer Tempel gestanden haben, der dem Kriegsgott Mars geweiht war. Links: Die Welt steht still auf dem Kalvarienberg

Die Antoniuskapelle – ein Juwel am Wegesrand

12:28 Uhr

Innen_OrteMuße1_3teAuflage_rws.qxd:OrtederMuße_innen_2te_aufl.qxd

Wanderung Lampertstal / Kalvarienberg Länge: rund 10 km, Gehzeit: gemütliche 4 Stunden, Schwierigkeitsgrad: einfach bis mittel, kurzer, etwas steiler Aufstieg zum Kalvarienberg

Im Lampertstal gedeihen viele Heilpflanzen wie die Küchenschelle

10

Nach diesem kleinen Vorgeschmack dürfen wir uns zunächst auf ganz viel Natur freuen. Hinter Dollendorf beginnt das zauberhafte Lampertstal. Nach der Überquerung der Brücke wird das Auto auf dem Wanderparkplatz Wacholderweg abgestellt. Von dort aus geht es nach links zurück zur Landstraße. Schon nach wenigen Metern fällt der Blick auf einen Hang, an den sich zahlreiche Wacholderbüsche schmiegen. An der Kreuzung angekommen, folgen wir der Landstraße nun nach rechts in Richtung Ripsdorf. Nach gut 300 Metern biegen wir links auf einen Wiesenpfad ab. Vor unseren Augen öffnet sich ein weites Tal, das zwischen dicht bewaldeten Hängen liegt. Ein bequemer Weg führt hindurch – immer entlang des murmelnden Lampertsbachs. Dieses liebliche Tal ist ein botanisches Schatzkästlein. Hier wachsen Pflanzen, von denen nicht wenige vom Aussterben bedroht sind. Mit dem Frühjahr kommt die Farbenpracht. Der erste Vorbote ist die dunkelblau-violette Küchenschelle, die schon im März tausendfach zum Vorschein kommt. Bald folgen ihr dottergelbe Schlüsselblumen, leuchtende Scheidenkronwicken, Windröschen und zahlreiche Orchideenarten. Anfang September lassen sich dann die rosavioletten Blüten der Herbstzeitlosen sehen sowie Enziane in kräftigem Blau oder blassem Rosa. Natürlich ist dieses Blütenmeer auch ein Eldorado für Insekten, zu denen viele seltene Schmetterlingsarten gehö-

21.02.2011

12:28 Uhr

Innen_OrteMuße1_3teAuflage_rws.qxd:OrtederMuße_innen_2te_aufl.qxd

21.02.2011

TOUR 1

Lampertstal, Kalvarienberg und Michelsberg

ren. So flattern zur Blütezeit der Schlüsselblumen zum Beispiel Schlüsselblumenscheckenfalter über die Wiese. Im dichten Grün der Hänge lassen sich viele Vogelarten erspähen. Zwischen Buchen, Eichen, Tannen, Schlehenbüschen, Stachel- und Johannisbeersträuchern bauen Meisen, Kleiber, Spechte und Dompfaffen ihre Nester. Und mit etwas Glück kann man auf Felsen und Steinen auch mal eine Eidechse oder Blindschleiche beim Sonnenbaden beobachten. Der Grund für diese einzigartige Flora und Fauna ist der karge Boden. Er ist ein Erbe der Vergangenheit, denn wir stehen mitten in der alten „Eifeler Südsee“. Vor rund 380 Millionen Jahren bedeckte das Meer diesen Landstrich. Allerdings war das Wasser damals mit 21 Grad Jahresdurchschnittstemperatur tropisch warm. Mit der Zeit bildeten sich Riffe, die später austrockneten und versteinerten. Zurück blieben Fossilien wie Korallen und Seelilien sowie ein zerklüfteter, kalkhaltiger Boden. Daraus entstand der „Kalkmagerrasen“, wie das Fachwort für diese Vegetationsform heute heißt. Da der Regen darin schnell versickert, ist die Erde im Lampertstal sehr trocken. Hin-

Natürliche Rasenmäher: Schafe sor– gen für den Erhalt der Landschaft

12:28 Uhr

Innen_OrteMuße1_3teAuflage_rws.qxd:OrtederMuße_innen_2te_aufl.qxd

Die Bergkapelle von Alendorf lädt zum Verweilen ein

zu kommt: An den Südhängen kann die Temperatur im Sommer auf über 60 Grad klettern. Unter solchen Bedingungen gedeihen eben nur genügsame Pflanzen, die man sonst eher in südlichen Ländern sieht. Doch die geologische Vergangenheit ist nur eine Ursache für das Landschaftsbild. Den Rest trug der Mensch dazu bei. Im Mittelalter rodeten die Ur-Eifeler zunächst den Wald, dann sorgten Schafe dafür, dass Büsche und Bäume kurz blieben. Um das landschaftliche Kleinod, das 1977 unter Naturschutz gestellt wurde, zu erhalten, wird diese alte Tradition heute bewusst fortgeführt. Jahr für Jahr zieht ein Wanderschäfer mit einer Herde genügsamer Bentheimer Landschafe über die Kalkhänge. Überließe man die Region sich selbst, würde sich bald der Wald das Gebiet zurückerobern – und viele der licht- und wärmeliebenden Pflanzen hätten keine Chance zum Überleben. Wir laufen immer geradeaus und nach rund vier Kilometern ist das Ende des Tals erreicht. Die ersten Häuser tau-

21.02.2011

12:28 Uhr

Innen_OrteMuße1_3teAuflage_rws.qxd:OrtederMuße_innen_2te_aufl.qxd

21.02.2011

TOUR 1

Lampertstal, Kalvarienberg und Michelsberg

chen auf. Willkommen in Alendorf! Das 270-Seelen-Dorf liegt auf einem Hochplateau und ist weiträumig eingebettet in Wacholderhügel. An den Hängen sowie am Wegesrand, überall wachsen die Minibäume, die wegen ihrer Wuchsform auch als „Zypressen des Nordens“ bezeichnet werden. Es sieht fast aus, als hätte ein Maler sie mit seinem Pinsel in die Landschaft getupft. Und der Blick auf dieses Naturgemälde wird noch besser. Erreicht man die Landstraße, erscheint rechts oben am Berg eine Kapelle. Sie ist das nächste Etappenziel. Auf dem Weg dorthin kann man noch eine kleine Runde durchs Dorf drehen, ein romantisch gelegener, winziger Ort, der aber auf eine umso längere Geschichte zurückblicken kann. Bereits 1271 wurde er zum ersten Mal unter dem Namen Aldindorph urkundlich erwähnt. Und bis heute scheinen die Uhren dort etwas langsamer zu gehen ... Bei der kleinen Bergkapelle aus Sandstein kann man sich Zeit für die verdiente Verschnaufpause nehmen. Das Kirchlein selbst stammt aus dem Jahre 1494, ist aber meist verschlossen. Immer offen ist jedoch der Friedhof mit angrenzender Kriegsgräberstätte, wo man sich in Ruhe die verwitterten Grabsteine anschauen kann, die im Schatten der knorrigen Buchen liegen. Vor allem aber sollte man von hier oben die herrliche Aussicht auf dieses verwunderliche Fleckchen Erde genießen. Der Blick fällt auf den Hämmersberg, den Eierberg und schließlich den Kalvarienberg, der über und über mit Wacholder bewachsen ist. Direkt von der Bergkapelle aus führt ein schmaler Pfad

Müde Wanderer finden viele Bänke entlang des Weges

13

12:28 Uhr