Philosophie, Religion und Wirtschaft

lang beruflich für die Siemens AG tätig, die letzten neun Jahre in leitenden ..... zess grundlegender Umorientierung (613) – Elemente des öffentlichen. Diskurses ...
889KB Größe 4 Downloads 524 Ansichten
Peter Schmiedel Philosophie, Religion und Wirtschaft

Ethik und Ökonomie Band 15 Herausgegeben von Thomas Beschorner, Matthias Kettner, Hans G. Nutzinger, Stephan Panther, Josef Wieland

Autorenhinweis Der Autor ist Jahrgang 1938. Er war nach seinem Studium der Physik 37 Jahre lang beruflich für die Siemens AG tätig, die letzten neun Jahre in leitenden Positionen in Teheran/Iran und Jakarta/Indonesien. Nach seiner Pensionierung Ende 2001 studierte er in Bamberg Philosophie, Evangelische Theologie und Islamkunde und wurde dort im Oktober 2009 zum Dr. phil. promoviert. Sein Anliegen gilt einer langfristigen praktischen Verwirklichung von Moral im wirtschaftlichen Handeln.

Peter Schmiedel

Philosophie, Religion und Wirtschaft Ein Beitrag zur Grundlegung einer nachhaltigen globalen Wirtschaftsethik

Metropolis-Verlag Marburg 2015

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.

Metropolis-Verlag für Ökonomie, Gesellschaft und Politik GmbH http://www.metropolis-verlag.de Copyright: Metropolis-Verlag, Marburg 2015 Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-7316-1127-1 (Printausgabe) ISBN 978-3-7316-6127-6 (ebook)

Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis ............................................................................. 11 Einleitung .................................................................................................... 13 Teil I: 1.

Grundsätze für vernunftethisch legitimes wirtschaftliches Handeln ........................................................... 21

Die integrative Wirtschaftsethik ...................................................... 23 Ökonomismus (26) – Kritik der Sachzwangthese (28) – Kritik der Gemeinwohlthese (31) – Die Legitimität ökonomischen Handelns (35) – Der Sinn und Zweck ökonomischen Handelns (42) – Das grundlegende Problem einer Umsetzung der integrativen Wirtschaftsethik (46) – Richtiges Recht als Bedingung der Verwirklichung von Moralität (47) – Persönliche Einstellung als Voraussetzung für gerechtes Handeln (49) – Täuschung als eine Ursache wirtschaftlicher Ungerechtigkeit (51) 

2.

Wandlungen der Auffassung und der Begründung von Eigentum ............................................................................................ 55 Der Begriff von Eigentum in der Antike und im frühen Christentum (56) – Eigentum in der Praxis des Wirtschaftens der Zisterzienser (59) – Die Theorie des Eigentums von Thomas von Aquin (63) – Die Theorie des Eigentums bei Hugo Grotius und ihre Wirkung auf England (64) – John Lockes Theorie moralfreien und unbeschränkten Eigentums (66) – Kritik von John Lockes Theorie des Eigentums (71) – Eigentum bei Kant (75) – Grundeigentum (79) – Eigentum in der Gegenwart (82) 

3.

Wandlungen der Praxis, der Begründung und der Beurteilung von Zinsen ..................................................................... 85 Die Entwicklung des Fernhandels (86) – Auseinandersetzungen um ökonomische Praktiken im Zeitalter der Reformation (89) – Die Auffassung von Zinsen in der Antike (94) – Zinsen bei Thomas von Aquin (99) – Die Praxis des Zinsnehmens im Mittelalter und die ihr geltenden Kontroversen (103) – Martin Luthers Haltung zu Zinsen (108) – Das Ausklingen des Zinsverbotes in der Neuzeit (111) – Zinsen in der Wirtschaftswissenschaft (115) – Zinsen im deutschen Recht (118) – Zinsen in gegenwartsnaher Wirtschaftsethik (120) 

4.

Grundsätze für legitimes wirtschaftliches Handeln ..................... 127 Die Prämissen der Grundsätze für ökonomisches Handeln (128) – Aus den Prämissen folgende Grundsätze für ökonomisches Handeln (131)

Erstes Zwischenergebnis ......................................................................... 136

6

Inhaltsverzeichnis

Teil II: 5.

Grundsätze für islamisch gerechtes wirtschaftliches Handeln .................................................................................... 137

Der Islam als diesseitige Ordnung eines gerechten Zusammenlebens ............................................................................. 139 Islamisches Recht und seine Funktion (142) – Explikation des islamischen Rechts (145) – Strukturelle und inhaltliche Aspekte des islamischen Rechts (148) – Islamische Ethik (153) – Die Ethik al-Jabbrs (156) – Der Anschluss islamischen und vernunftethischen Denkens (160) 

6.

Einheit in der Vielfalt – ein Prinzip des Islams am Beispiel Indonesiens ...................................................................................... 163 Herkunft und Struktur der Vielfalt Indonesiens (164) – Besondere Ausprägungen des indonesischen Islams (167) – Entwicklung des Verhältnisses von Religion und Staat in Indonesien (176) – Islamisches Recht und islamische Banken in Indonesien (179) – Neueres islamisches intellektuelles Denken (180) 

7.

Elemente einer mit islamischer Normativität verträglichen Wirtschaft ........................................................................................ 187 Eigentum im Islam (188) – Verbot von Kapitalzinsen und dessen Gründe (194) – Staat und Verteilungsgerechtigkeit (199) – Positionen zu islamischer Wirtschaftsordnung in der Literatur (204) – Verteilungsgerechte Finanzierung und zinslose Finanztechniken (212) – Islamische Bankensysteme und deren Ambivalenz (216) 

8.

Grundsätze für islamisch wirtschaftliches Handeln .................... 220 Die Prämissen (221) – Folgerungen aus den Prämissen für wirtschaftliches Handeln (224) – Umsetzung der islamischen Moral (230) 

9.

Vergleich offenbarter und vernunftethischer Normativität ....... 231 Konsequenzen der wirtschaftsethischen Gemeinsamkeiten für die Vernunftethik (236) – Konsequenzen für den Islam (238) – Konzept einer pluralistischen Rechtsordnung für wirtschaftliches Handeln (243) 

Zweites Zwischenergebnis ....................................................................... 247

Inhaltsverzeichnis

7

Teil III: Grundsätze für christlich legitimes wirtschaftliches Handeln .................................................................................... 249 10. Das Markusevangelium als Quelle christlicher Normativität ..... 251 Die unvoreingenommene Lesart des Markusevangeliums (252) – Die Lehre Jesu als Anleitung für diesseitiges Leben (255) – Das Reich Gottes als Ziel diesseitiger Gesellschaftsordnung (261) – Umkehr und Glaube an das Evangelium (267) – Die Verwendung jenseitsbezogener Begriffe (277) 

11. Die von Jesus vertretene Ethik im Prozess der Formung christlicher Identität ....................................................................... 288 Die authentischen Briefe des Apostels Paulus und die Apostelgeschichte des Lukas (289) – Die moralischen Normen der Spruchquelle Q (296) – Die Evangelien des Matthäus, Lukas und Johannes (302) – Die übrigen Briefe des Neuen Testaments (313) – Die von Jesus vertretene Ethik im Prozess der Formung christlicher Identität (317) 

12. Die Philosophie der Stoa in ihren Beziehungen zu Judentum und Christentum ............................................................................. 322 Die Grundzüge der Stoa (322) – Die Ethik der Stoa (325) – Einfluss der Stoa in der hellenistischen Welt (329) – Die Religiosität der Stoa (333) – Beziehungen der Stoa zu jüdischem Denken (335) – Die Ablehnung der Stoa durch Paulus (337) – Die geistige Verwandtschaft von Markusevangelium und Stoa (339) 

13. Soll und Ist christlichen Verhaltens beim wirtschaftlichen Handeln ............................................................................................ 344 Die Normativität des Markusevangeliums für wirtschaftliches Handeln (345) – Die EKD-Denkschrift Gerechte Teilhabe (348) – Die EKDDenkschrift Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive (353) – Die Enzyklika Caritas in veritate (355) – Ermittlung von Grundsätzen für christlich legitimes wirtschaftliches Handeln (361) – Neubestimmung des Verhältnisses von Religion und Philosophie (367) 

Drittes Zwischenergebnis ........................................................................ 372

8

Inhaltsverzeichnis

Teil IV: Buddhistisches Denken als Quelle moralischer Normen für wirtschaftliches Handeln .................................................. 373 14. Die Lehre Buddhas vor ihrem weltanschaulichen Hintergrund ..................................................................................... 375 Der weltanschauliche Hintergrund Buddhas (376) – Buddhas Lehreden und ihre Überlieferung (378) – Der Lehrsatz vom abhängigen Entstehen (380) – Die Predigt von Benares (388) – Buddhas Erläuterung des Erlösungsweges (396) – Das Sutra vom Lastträger (398) 

15. Buddhistische Erkenntniskritik und westliche Wissenschaft ..... 403 Kritische Aspekte von Erkenntnis in westlicher Tradition (404) – Buddhistische Kritik der Beziehung zwischen Subjekt und Objekt (409) – Kritik der Beziehung zwischen Objekt und Allgemeinbegriff (413) – Erkenntnisse der Physik im Lichte buddhistischer Erkenntniskritik (416) – Die Lehre Buddhas und neuere Einsichten der Hirn- und Bewusstseinsforschung (426) 

16. Verhaltensregeln des frühen Buddhismus und deren Bedeutung für gegenwärtiges Wirtschaften ................................. 432 Verhaltensregeln für Mönche und Laien (435) – Soziale Auswirkungen des frühen Buddhismus (441) – Die Lehre Buddhas an der Schnittstelle zu staatlicher Macht (446) – Elemente buddhistischer Normativität für ökonomisches Handeln (450) – Kritik zentraler Begriffe der Marktwirtschaft und deren positive Konsequenzen (452) – Positive Konsequenzen der geübten Kritik (459)

17. Die Normativität der Lehre Buddhas für wirtschaftliches Handeln ............................................................................................ 462 Versagen ethischer Normativität in der Praxis (464) – Reichweite der Normativität buddhistischen Denkens (466) – Normative Veränderung des Bewusstseins (468) – Die in der Lehre Buddhas enthaltene Normativität (470) – Die Idee der Gerechtigkeit von Amartya Sen (474)

Viertes Zwischenergebnis ........................................................................ 477

Inhaltsverzeichnis

Teil V:

9

Hinduismus und Normativität für wirtschaftliches Handeln .................................................................................... 479

18. Der Ursprung hinduistischer Pluralität und Normativität ......... 481 Der Anfang des Prozesses hinduistischer Pluralität (486) – Die vedischen Texte und die ihnen zugrunde liegende Weltanschauung (492) – Das vedische Opferritual (504) – Die Struktur der vedischen Gesellschaft (511) – Die implizite Normativität vedischer Kultur (523)

19. Die Entwicklung von Elementen hinduistischer Identität und deren normativer Gehalt ................................................................ 528 Die Phase der den vier veda folgenden Texte von etwa 1000 bis 600 v. Chr. (530) – Die Phase brahmanischer Auseinandersetzungen etwa 600 bis 400 v. Chr. (544) – Die Phase der Entstehung der Epen von etwa 400 v. Chr. bis 600 n. Chr. (554) – Die gesellschaftliche Stellung der Frau (565) – Das Kastenwesen (570) – Der Charakter hinduistischer Normativität (590)

Fünftes Zwischenergebnis ....................................................................... 606

Teil VI: Das Projekt einer humanen globalen Wirtschaft ................. 607 20. Normative Elemente einer humanen globalen Wirtschaft .......... 608 Der funktionale Begriff von Normativität (610) – Der diskursive Prozess grundlegender Umorientierung (613) – Elemente des öffentlichen Diskurses und seiner Wirkung (616) – Pluralität einer humanen Wirtschaftsordnung (620) – Systematik einer umsetzbaren globalen Wirtschaftsethik (623)

21. Zur Möglichkeit der Verwirklichung einer humanen Wirtschaft ........................................................................................ 626 Gewaltlosigkeit ohne Heuristik der Furcht (627) – Kultivierung des Begriffs der Utopie (631) – Integration statt Polarisierung (635) – Anpassung der Methode der Ökonomik (638) 

Zusammenfassung .................................................................................... 643 Literaturverzeichnis ................................................................................ 649

Abkürzungsverzeichnis

Zitierte biblische Bücher Altes Testament Am Amos 2 Chr 2. Chronik Dan Daniel Dtn Deuteronomium Ex Exodus Ez Ezechiel Gen Genesis Hab Habakuk Hos Hosea Jes Jesaja Jon Jona 2 Kön 2. Könige Lev Leviticus Mal Maleachi Neh Nehemia Spr Sprüche

Neues Testament Apg Apostelgeschichte Gal Galaterbrief Heb Hebräerbrief Jak Jakobusbrief Joh Johannes 1 Kor 1. Korintherbrief 2 Kor 2. Korintherbrief Lk Lukas Mk Markus Mt Matthäus Phil Philipperbrief Röm Römerbrief 1 Thess 1. Thessalonicherbrief 1 Tim 1. Timotheusbrief 2 Tim 2. Timotheusbrief Tit Titusbrief

Einleitung

Die kapitalistische freie Marktwirtschaft der westlichen Industrieländer hat sich gemessen am Zuwachs des jeweiligen Bruttoinlandsproduktes als sehr erfolgreich erwiesen. Eine freie Wirtschaft und deren möglichst ungehinderte Dynamik gelten weithin als Voraussetzungen für zunehmenden Wohlstand und für politische Stabilität. Die westliche Welt bemüht sich daher, dieses Wirtschaftssystem auf die gesamte Welt auszuweiten und übt politischen und wirtschaftlichen Druck aus, um andere Länder zu einer entsprechenden Änderung der nationalen Gesetze zu bewegen, sodass sich auch dort die freie Dynamik der Marktwirtschaft ohne nennenswerte regulierende Eingriffe der Regierungen entfalten kann. Allerdings wird auch in der westlichen Welt zunehmend Kritik an der Marktwirtschaft geübt, weil die Verteilung des erwirtschafteten Zuwachses als ungerecht empfunden wird und Einkommen und Besitz von Armen und Reichen wie die Schenkel einer sich öffnenden Schere immer weiter auseinanderklaffen. Bereits im Jahr 2016 wird nur 1 Prozent der Bevölkerung mehr Vermögen besitzen als der Rest der Welt zusammengenommen.1 Zudem zeigt die Bekämpfung der in weiten Landstrichen der Welt herrschenden bitteren Armut trotz internationaler Hilfsprogramme keinen befriedigenden Erfolg. Das gegenwärtige Bemühen um eine weltweite Anwendung der freien Marktwirtschaft ist machtbasiert, da die wirtschaftlich und daher auch politisch Stärkeren ihre Praxis unter Einsatz ihrer Wirtschaftsmacht auch andernorts trotz dort aus guten Gründen geübten Widerstandes durchzusetzen versuchen. Das widerspricht dem Grundsatz der Legitimität im gegenseitigen Verkehr von Menschen und Völkern. Eine legitime weltweit gültige Wirtschaftsordnung muss in allen Kulturen akzeptiert werden können und darf relevante Inhalte unterschiedlicher Kulturen nicht ohne ernsthafte Auseinandersetzung unberücksichtigt lassen oder sie aus Vorurteil negieren. Daher stellt sich die Frage, welchen Bedingungen ein zukünftiges globales Wirtschaftssystem genügen muss, um weltweit in allen Kulturkreisen Zustimmung finden zu können. Ein erster Kandidat für die Beantwortung dieser Frage könnte eine nur der Vernunft verpflichtete philosophische Ethik sein, allen voran die von Peter Ulrich in St. Gallen erarbeitete Integrative Wirtschaftsethik. Sie kritisiert die 1

Mitteilung des internationalen Verbundes von Hilfs- und Entwicklungsorganisationen Oxfam am 19.1.2015; www.oxfam.org.

14

Einleitung

Praxis der freien Marktwirtschaft als weitgehend frei von moralischen Normen und weist zwei sie rechtfertigende Behauptungen über die in der Wirtschaft herrschenden Sachzwänge und die das Gemeinwohl fördernden Wirkungen des Marktes als Irrtümer nach. Peter Ulrich hat einen Ansatz entwickelt, der den Anspruch der ökonomischen Verfolgung des Eigennutzens zwar anerkennt, ihn aber mit den moralischen Ansprüchen der jeweils Betroffenen zusammen denkt und ihr kategoriales Verhältnis mit dem Ziel der Vermittlung beider Ansprüche klärt. Diese Integration führt zu einem sowohl theoretisch wie praktisch geeigneten Prinzip legitimen wirtschaftlichen Handelns, welches von handlungsleitenden Irrtümern befreit ist, Wirtschaften lebensdienlich werden lässt und Gerechtigkeit zum Ergebnis gewollt moralischen Handelns macht. Das Prinzip beansprucht unbedingte und damit universale Geltung, da es nichts als die menschliche Vernunft voraussetzt. Die Integrative Wirtschaftsethik betreffend stellen sich zwei grundsätzliche Probleme, die von ihr selbst nicht behandelt werden. Das eine der beiden Probleme betrifft ihre Aufnahme durch die Adressaten in Wirtschaft und Politik sowie die dortige Umsetzung in die Praxis und das andere die allgemeine Akzeptanz ihrer universalen Geltung. Die Umsetzung der Integrativen Wirtschaftsethik wird entscheidend dadurch behindert, dass ihre Anforderungen an das wirtschaftliche Handeln mit fest im Bewusstsein der Handelnden verankerten Einstellungen und Gewohnheiten kollidieren, die moralisch legitimem Handeln entgegenstehen und die nicht mehr in Frage gestellt werden. Diese Einstellungen und Gewohnheiten wurden einerseits zum inhärenten Bestandteil der rechtlichen Rahmenordnung der Wirtschaft und werden andererseits eben dadurch legitimiert und in ihrer Geltung bestärkt. Das führt dazu, dass was vielleicht von der Vernunft als gut und richtig erkannt wird deshalb noch lange nicht auch praktiziert wird. In einer Religion hingegen werden Anforderungen an das Handeln auch ohne Einsicht in ihre vernünftige Geltung aus ganz anderen Gründen befolgt. Hinsichtlich universaler Geltung einer moralischen Moralität ist zu unterscheiden zwischen dieser Normativität selbst als einer abstrakten Sache an sich und ihrer Benennung, also ihrer Erklärung mit sprachlichen Mitteln. Eine Sprache ist das Produkt einer kulturellen Entwicklung und ist mit ihren Begriffen stets eingebunden in einen meist nicht bewussten Hintergrund von Vorstellungen und Anschauungen, die für das jeweilige Verständnis von Begriffen und Aussagen prägend sind. Ein in europäischer Denktradition und Sprache formulierter Sachverhalt wie eine moralische Normativität muss daher nicht schon deshalb zweifelsfrei universale Geltung haben, weil er allein aus der Vernunft abgeleitet wurde. Zweifel daran könnten jedoch ent-