Die Heilsarmee Internationale Stellungnahme

... Costs of Pornography: A Statement of Findings and Recommendations. ... Die Heilsarmee lehnt die sexuelle Ausbeutung aller Menschen in jeglicher Form ab.
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Die Heilsarmee Internationale Stellungnahme PORNOGRAFIE STELLUNGNAHME Die Heilsarmee ist überzeugt, dass alle Menschen nach dem Bild Gottes geschaffen sind. Sie bekennt sich auf der Grundlage der biblischen Lehre zur Unantastbarkeit des menschlichen Körpers und der menschlichen Beziehungen. Pornografie wird als eine Verletzung von beidem gesehen. Daher sollte man ihrer Produktion, Verbreitung und Nutzung entgegenwirken. Die Heilsarmee missbilligt die weite Verbreitung und den einfachen Zugang zu Pornografie jeglicher Art und unternimmt alle angemessenen Anstrengungen, um ihre Produktion, Verbreitung und Nutzung zu beenden. Die Heilsarmee beklagt insbesondere Kinderpornografie jeglicher Art und lehnt die Herstellung, Verbreitung und Nutzung von Kinderbildern zu sexuellen Zwecken entschieden ab.

HINTERGRUND UND KONTEXT Die Definition von Pornografie kann je nach kulturellem und nationalem Kontext verschieden aussehen. Zudem unterliegt Pornografie in unterschiedlichem Maße der Zensur und gesetzlichen Auflagen. Für diese Stellungnahme wird Pornografie definiert als Druck- und Bildmaterial, welches eine explizite Beschreibung oder Darstellung von Geschlechtsorganen oder sexuellen Aktivitäten enthält und das dazu bestimmt ist, sexuelle Erregung hervorzurufen.1 Durch die Entwicklung und breite Akzeptanz der Online-Kommunikation ist ein einfaches Mittel zur Verbreitung und zum Konsum von Pornografie entstanden. In vielen Teilen der Welt kann man den Kontakt mit Pornografie heute als eine alltägliche Erfahrung bezeichnen. Das rasante Wachstum der sozialen Medien (Facebook, Twitter usw.) eröffnet neue Möglichkeiten zur Ausbeutung von Kindern oder Erwachsenen durch Webkameras, Handykameras oder Sexting (d. h. die vorsätzliche Zusendung von eindeutig sexuellen Mitteilungen oder Bildern von sich selbst über das Mobiltelefon). Pornografie kann sich sehr schädlich auf Beziehungen auswirken. Forschungsergebnissen zufolge berichten Männer, dass sie durch das Anschauen von pornografischem Material kritischer gegenüber dem Körper ihrer Partnerin und weniger interessiert an tatsächlichem Geschlechtsverkehr sind. Frauen beschreiben mehr negative Folgen, unter anderem eine verminderte Körperwahrnehmung, einen

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Oxford Dictionary. Pornography.

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Partner, der ihren Körper kritisiert, zunehmenden Druck, Handlungen aus Pornofilmen nachzuahmen und geringeres Interesse an tatsächlichem Geschlechtsverkehr.2 Die Verwendung von Pornografie zur Steigerung der sexuellen Erregung in der Ehe verletzt die sexuelle Beziehung zwischen Mann und Frau, da in der Vorstellung eine weitere Person oder Aktivität von außerhalb des ehelichen Rahmens hinzutritt. Es gibt Hinweise darauf, dass der Konsum von Pornografie zumindest bei Männern zu einer größeren Akzeptanz gegenüber Geschlechtsverkehr von Teenagern, vorehelichem Geschlechtsverkehr bei Erwachsenen und außerehelichem Geschlechtsverkehr führen kann. Zudem besteht ein Zusammenhang zwischen Pornografiekonsum und der tatsächlichen Beteiligung an außerehelichem Geschlechtsverkehr und sexuellen Handlungen gegen Bezahlung.3 Gegenstand von Pornografie sind zwar sowohl Männer als auch Frauen, doch häufig erniedrigt Pornografie besonders Frauen und macht sie zu Lustobjekten. Damit entwertet man ihre Menschlichkeit und ihre Gleichwertigkeit gegenüber Männern. Ein kleiner Anteil von Menschen kann eine Abhängigkeit von Pornografie entwickeln. Diese ist durch zwanghaftes Anschauen, Lesen und Nachdenken über Pornografie und sexuelle Themen zulasten anderer Lebensbereiche gekennzeichnet, sodass der Gebrauch von Pornografie deutliche Merkmale von Suchtverhalten aufweist.4 Internetpornografie hat sich als diejenige Aktivität erwiesen, die am ehesten zu einer Abhängigkeit führt.5 Der weltweite Umfang der Pornoindustrie lässt sich kaum verlässlich einschätzen. Dennoch gehen unabhängige Forscher selbst unter Berücksichtigung der möglicherweise selbstbezogenen Übertreibung der gemeldeten Erträge dieses Industriezweigs davon aus, dass er jährlich eine zweistellige Milliardensumme in US-Dollar erwirtschaftet.6 Im Jahr 2005 entfielen Berichten zufolge 69 Prozent aller Pay-per-view-Einnahmen aus dem Internet auf pornografisches Material.7

GRÜNDE FÜR DEN STANDPUNKT DER HEILSARMEE Die Bibel beschreibt die von Gott eingesetzte und gesegnete sexuelle Intimität als gut (1. Mose 2,23-24). Die Heilsarmee bekräftigt die Unantastbarkeit sexueller Beziehungen aufgrund der biblischen Lehre (1. Korinther 6,13b.18-20; Matthäus 5,27-28). Als Christen sind wir aufgerufen, für die Schwachen zu sorgen, die menschliche Würde zu wahren und die Integrität der Familie zu erhalten.

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Julie M. Albright. Sex in America Online: An Exploration of Sex, Marital Status, and Sexual Identity in Internet Sex Seeking and Its Impacts. 3 P. J. Wright. U. S. Males and Pornography. 1973–2010: Consumption, Predictors, Correlates. 4 M. W. Ross, S. A. Mansson & K. Daneback. Prevalence, Severity, and Correlates of Problematic Sexual Internet Use in Swedish Men and Women. 5 5 Rory Reid et. al. Report of Findings in a DSM-5 Field Trial for Hypersexual Disorder. 6 D. C. Johnson. Indications of a slowdown in sex entertainment trade. 7 A. Forgione. The Good, the Bad, and the Ugly: the Frontiers of Internet Law.

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Pornografie verletzt und verzerrt Gottes Absichten für menschliche Beziehungen Pornografie entpersonalisiert die Sexualität, indem sie das Körperliche betont und gleichzeitig liebevolle Beziehungen und Verbindlichkeit vernachlässigt. Statt Nähe zu bieten, verstärkt Pornografie nur die Begierde aufgrund von Fantasien. Pornografie kann Erwartungen an menschliche sexuelle Beziehungen wecken, die innerhalb einer verbindlichen Paarbeziehung nicht erreichbar sind und auf diese Weise großen Schaden anrichten können. Pornografie ist nicht einfach eine Frage privater Moral, sondern unmoralischer Wirtschaftspraktiken Die Pornoindustrie ist weitläufig und durch die Verbreitung von Pornografie werden weltweit beträchtliche Umsätze erzielt. Die Heilsarmee ist überzeugt, dass alle Menschen das Recht haben, vor einer kommerziellen Ausbeutung geschützt zu werden, die den Einzelnen für wirtschaftlichen Gewinn erniedrigt. Sie lehnt die durch die Pornoindustrie verkörperte Kommerzialisierung sowohl der männlichen als auch der weiblichen Sexualität ab. Zudem gibt es Hinweise auf Verbindungen zwischen der Pornoindustrie und dem Problem des Menschenhandels,8 einschließlich dokumentierter Fälle des Handels mit Personen zum Zweck der Produktion von pornografischem Material.9 Der Zusammenhang zwischen Pornografiekonsum und sexuellen Handlungen gegen Bezahlung wirkt sich auf die Nachfrage nach gewerbsmäßigen sexuellen Handlungen aus, mit bekannten Verbindungen zur Zwangsprostitution.10 Nach Ansicht der Heilsarmee steht Menschenhandel im Widerspruch zu den Grundsätzen der Freiheit und Würde. Sie sieht sich zutiefst verpflichtet, gegen alle seine Erscheinungsformen vorzugehen.11 Pornografie verzerrt die Sexualethik Der einfache Zugang zu harter Pornografie befördert eine Veränderung in der Wahrnehmung dessen, was in sexuellen Beziehungen richtig oder falsch ist. Pornografie kann die Überzeugung begünstigen, dass in sexuellen Beziehungen alles erlaubt sei, solange es in beiderseitigem Einverständnis geschieht; diese Ansicht teilt die Heilsarmee nicht.

KONKRETE ANTWORTEN 1. Die Heilsarmee wird kein Wirtschaftsunternehmen bewusst unterstützen (auch nicht durch unsere Anlageportfolios), das in Marketing oder Vertrieb Zugang zu pornografischem Material bietet oder pornografisches Material bewirbt. Sobald wir Kenntnis von einer solchen Beteiligung erhalten, werden wir die Desinvestition aus jedem Unternehmen anstreben, das mit der Pornoindustrie verbunden ist.

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Arizona State News. Human trafficking activity on adult entertainment website more pervasive than expected. M. Eberstadt & M. A. Layden. The Social Costs of Pornography: A Statement of Findings and Recommendations. 10 USA Department of State. Trafficking in Persons Report. 11 The Salvation Army. International Positional Statement on Human Trafficking. 9

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2. Die Heilsarmee unterstützt öffentliche Gesetze, die die Produktion von pornografischem Material und den Zugang dazu angemessen regeln. 3. Die Heilsarmee sensibilisiert die Öffentlichkeit gegen die weitverbreitete Akzeptanz von Pornografie an leicht zugänglichen öffentlichen Orten. 4. Die Heilsarmee arbeitet mit Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich vom Pornografiekonsum zu lösen, und ist sich bewusst, dass zu einer solchen Hilfe bisweilen auch die Bereitstellung professioneller Beratung und Unterstützung gehören kann. 5. Die Heilsarmee unterstützt eine Sexualerziehung für junge Menschen, die die Schönheit der menschlichen Sexualität in Übereinstimmung mit biblischen Idealen betont. 6. Die Heilsarmee unterstützt Bemühungen mittels jeglicher Medien, damit mehr Menschen, besonders junge Leute, die Möglichkeit erhalten, ihre Unterscheidungsfähigkeit zu vertiefen, was hinsichtlich sexueller Inhalte hilfreich und was schädlich sein kann. 7. Die Heilsarmee lehnt die sexuelle Ausbeutung aller Menschen in jeglicher Form ab. 8. Die Heilsarmee wendet auch weiterhin Richtlinien und Verfahren an, die den Zugang zu Pornografie in jedem Programm und jedem Büro in ihrem Einflussbereich verbieten.

LITERATURHINWEISE Albright, J. M. (2008). Sex in America Online: An Exploration of Sex, Marital Status, and Sexual Identity in Internet Sex Seeking and Its Impacts. Journal of Sex Research, 45 (2) 175-186. DOI: 10.1080/00224490801987481. Arizona State News (2012). Human trafficking activity on adult entertainment website more pervasive than expected. Zugriff unter https://asunews.asu.edu/20121130_humantrafficking Covenant Eyes (2013). Pornography Statistics. Zugriff unter http://blog.clinicalcareconsultants.com/wpcontent/uploads/2013/12/porn_stats_2013_covena nt_eyes.pdf Eberstadt, M. & Layden, M. A. (2010). The Social Costs of Pornography: A Statement of Findings and Recommendations. The Witherspoon Institute. Zugriff unter http://www.internetsafety101.org/upload/file/social%20costs%20of%20pornography% 20report.pdf Forgione, A. (2005). The Good, the Bad, and the Ugly: the Frontiers of Internet Law. Journal of Internet Law. 9 1-11. Johnston, D. C. (2007). Indications of a slowdown in sex entertainment trade, New York Times. Zugriff unter http://www.nytimes.com/2007/01/04/business/media/04porn.html?ref=business

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Reid, R. C., Carpenter, B. N., Hook, J. N., Garos, S., Manning, J. C., Gilliland, R., Cooper, E. B., McKittrick H., Davitian, M. & Fong, T. (2012). Report of Findings in a DSM-5 Field Trial for Hypersexual Disorder. The Journal of Sexual Medicine. 9 (11). 2868-2877. Oxford Dictionary. (2014). Pornography. Zugriff unter http://oxforddictionaries.com/definition/english/pornography Ross, M. W., Mansson, S. A. & Daneback, K. (2012). Prevalence, Severity, and Correlates of Problematic Sexual Internet Use in Swedish Men and Women. Archives of Sexual Behavior. 41 (2), 459-466. DOI: 10.1007/s10508-011-9762-0. Stoner, J. R. Jr. & Hughes, D. M. (2010). The Social Costs of Pornography: A Collection of Papers. The Witherspoon Institute. The Salvation Army (2009), International Positional Statement on Human Trafficking. Zugriff unter http://www.salvationarmy.org/isjc/ipstrafficking (Deutsch: Internationale Stellungnahme der Heilsarmee – Menschenhandel) USA Department of State. (2013). Trafficking in Persons Report. Zugriff unter http://www.state.gov/documents/organization/210737.pdf Wright, P. J. (2013). U. S. Males and Pornography. 1973–2010: Consumption, Predictors, Correlates. The Journal of Sex Research. 50 (1), 60-71. DOI: 10.1080/00224499.2011.628132.

Genehmigt vom General, November 2014. Die in dieser internationalen Stellungnahme geäußerten Ansichten stellen den offiziellen Standpunkt der Heilsarmee zum behandelten Thema dar. Sie dürfen ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Internationalen Hauptquartiers in keiner Weise verändert oder angepasst werden.

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