Die kahle Sängerin Die Unterrichtsstunde Die Nashörner - Buch.de

1926 bis 1928. Besuch des Gymnasiums und Abschluss der. Schulzeit. 1929. Immatrikulation an der Universität Bukarest als. Student der französischen ...
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Königs Erläuterungen und Materialien Band 392

Erläuterungen zu

Eugène Ionesco

Die kahle Sängerin Die Unterrichtsstunde Die Nashörner von Klaus Bahners

C. Bange Verlag – Hollfeld 1

Herausgegeben von Klaus Bahners, Gerd Eversberg und Reiner Poppe

1. Auflage 1998 ISBN: 3-8044-1643-8 © by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Druck: Tiskárna Akcent, Vimperk

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INHALT 1.

Zur Einführung ............................................................................... 5

2.

Ionescos Leben und Werk........................................................ 7

3.

Ionescos Theater des Absurden . ...................................... 19

4.

Ionescos Theatertheorie . ....................................................... 23

5. Ionescos Personen .................................................................... 28 6. „Die kahle Sängerin“ ................................................................ 30 7.

„Die Unterrichtsstunde“ ......................................................... 36

8. „Die Nashörner“ .......................................................................... 46 8.1. Ionesco und seine „Nashörner“ . ...................................................... 46 8.2. Inhalt ....................................................................................................... 52 8.3 Bérengers Schlussmonolog .............................................................. 55 8.4. Auszüge aus der Novelle ................................................................... 57 8.5. Charakteristik der Hauptpersonen ................................................... 68 8.6. Psycholigie der Massen ..................................................................... 75 8.7. Auch Rhinozerosse ohne Nasenhorn werden erlegt ................... 78 8.8. Das Nashorn als Erzieher .................................................................. 84

9.

Aspekte zur Diskussion . ........................................................ 85

10. Benutzte und weiterführende Literatur ........................ 89

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Trauer im Blick, Witz im Kopf, Albträume in der Seele: Tragischer Spaßmacher Eugène Ionesco (1912 - 1994) „Wenn ich ja sage, so meine ich das nur so.“ Ionesco, Die kahle Sängerin „Mit der Philologie nimmt es ein schlechtes Ende.“ Ionesco, Die Unterrichtsstunde „Der Humanismus ist veraltet!“ Ionesco, Die Nashörner „Polizist: ‚Man muss schreiben.‘ Nikolaus: ‚Wozu? Wir haben ja Ionesco, und Ionesco, das genügt.‘“ Ionesco, Opfer der Pflicht „Wenn ich Diktator wäre, würde ich nur Ionesco spielen lassen.“ Max Frisch 4

1. ZUR EINFÜHRUNG Beckett und Ionesco sind die bedeutendsten Vertreter des absurden Theaters, das eine aus den Fugen gerene Welt, die Vernunft und Sehnsucht des Menschen zu verhöhnen scheint, in Struktur und Sprache abzubilden sucht. Ionesco geht es weniger darum, die Radikalität der metaphysischen Leere in immer kargeren Strukturen abzubilden, ihn reizt vielmehr die Ausschöpfung neuer theatralischer Möglichkeiten zur Vermittlung möglichst intensiver Steigerungen, die handlungsunabhängig sind. So setzt schon La cantatrice chauve die herkömmlichen Strukturen (kohärente Handlung, Konflikt und Konfliktlösung, Figuren mit plausibler Psychologie) außer Kraft, um dennoch furiose Erregungszustände zu vermitteln. Sie liegen im Wildwuchs einer sich verselbständigenden Sprache, die aus Konversationsgeröll Feindseligkeiten schafft, in der totalen Unwahrscheinlichkeit der zum konsequenten Höhepunkt geführten Wiedererkennensszene, in der verwirrenden Austauschbarkeit von Namen, Personen und Identitäten, in den rasenden Objekten und ihrer Unberechenbarkeit. Der Verknappung der Bekkettbühne entspricht bei Ionesco eine Proliferation, der Sprache, Gegenstände, Ablaufsequenzen huldigen: Hatte die Cantatrice chauve noch vorwiegend die Absicht verfolgt, das aristotelische Theater ad absurdum zu führen, so sind z.B. in Les chaises (1952), der Tragikomödie entleerter Botschaftsvermittlung, La leçon (1951), dem Alptraum der Lehr- und Unterrichtssituation, in Amédée ou Comment s’en débrasser (1954), dem Abgesang auf die zum Kadaver verkommene Liebe, Elemente fast allegorisch zu verstehender Bedeutungsbilder wiederzuentdecken. Besonders gilt dies für die Stücke um Bérenger, den Protagonisten von Rhinocéros (1960), Le piéton de l’air (1963), Tueur sans gages (1959) und Le roi se meurt (1962). Ohne eine feste psychologische oder soziale Rolle zu verkörpern, ist Bérenger doch immerhin noch Zentrum einer dramatischen Entwicklung, die vor allem in Rhinocéros eine einfache, klare Linie beschreibt: Während alle ringsum sich in Nashörner verwandeln, bleibt 5

Bérenger als einziger dem Menschsein treu. Das Stück kann sowohl als Angriff auf bestimmte (faschistoide) Ideologien wie auch als Anprangerung der von Ideologien grundsätzlich ausgehenden Gruppenzwänge gelesen werden. Eine wahre Obsession stellt für Ionesco das Thema des Todes dar. In Tueur sans gages treibt ein ‚unbezahlter Mörder‘ sein zynisches Unwesen in der Stadt des Lichtes und zwingt auch Bérenger zur Kapitulation. Le roi se meurt stellt den Tod des einzelnen als allmähliche innere und „äußere Abdankung des Königs Bérenger“ dar. In Jeux de massacre (1970) trifft der Tod eine ganze Serie von einzelnen und Gruppen, als würden sie wie Jahrmarktfiguren durch Ballwurf zu Fall gebracht. Der Grausamkeit des Todes entsprechen Egoismus und Bosheit der Menschen; nur ganz selten hält der Totentanz inne, um Gesichter der Zärtlichkeit festzuhalten. In Macbeth (1974) schließlich kreuzt der BrechtGegner Ionesco Shakespeares Macbeth mit Jarrys Ubu roi und schafft so eine pessimistische Demonstration des Bösen, das mit dem Ende des Meuchelmörders nun nicht mehr überwunden ist: Die neuen Herrscher sind schlimmer als die alten, und wenn sich die Welt überhaupt „ändert, dann doch gewiss keinesfalls zum Guten“.1

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Grimm, a.a.O., S.334 ff.

2. IONESCOS LEBEN UND WERK 1912

Eugène Ionesco am 26. November in Slatina (Rumänien) geboren.

1913

Übersiedlung der Familie Ionesco nach Paris.

1913 bis 1920

Ionesco besucht die Ecole Communale in der Rue Dupleix. – Besuche des Puppentheaters in Jardin du Luxembourg; dadurch erste Kontakte mit dem Theater, das ihn lebhaft interessiert.

1921

Aufenthalt – mit seiner Schwester – auf dem Lande, in La Chapelle-Anthaise (Mayenne), wodurch seine große Liebe zur Natur gefördert wird.

1922

Rückkehr nach Paris. Der Zehnjährige beginnt sich ernsthaft für Literatur zu interessieren und sich mit ihr zu beschäftigen.

1925

Rückkehr der Familie nach Rumänien, wo die Ehe der Eltern geschieden wird. Ionesco erlernt die rumänische Sprache.

1926 bis 1928

Besuch des Gymnasiums und Abschluss der Schulzeit.

1929

Immatrikulation an der Universität Bukarest als Student der französischen Sprache und Literatur. Ionesco schreibt seine ersten Gedichte.

1930

Beginn seiner literarischen Tätigkeit. Mitarbeit an rumänischen Zeitschriften. Veröffentlichung eines Gedichtbändchens Elégies pour les Etres Minuscules.

1934

Veröffentlichung seiner ersten Aufsatzsammlung Nu. 7

1936

Tod der Mutter. Heirat mit Philosophiestudentin Rodica Burileanu.

1938

Gewährung eines Stipendiums der französischen Regierung zur Fertigstellung seiner Doktorarbeit in Frankreich. Die Arbeit bleibt unvollendet.

1939

Zeitweilige Rückkehr nach La Chapelle-Anthenaise, wo er ein Tagebuch zu schreiben beginnt.

1940 bis 1943

Aufenthalt in Marseille. Intensive weltliterarische Studien.

1944

Geburt der Tochter Marie-France. Stellung als Korrektor in einem juristischen Verlagshaus.

1948

Englisch-Studien. Das (erste) Theaterstück La Cantatrice Chauve (Die Kahle Sängerin) entsteht. Bekanntschaft mit dem Regisseur Nicolas Bataille.

1950

Uraufführung von La Cantatrice Chauve im „Théâtre des Noctambules“, Paris. Arbeit an seinem zweiten und dritten Stück, La Leçon im „Théâtre de Poche“, Paris. Erste lebhafte Pressereaktionen für und wider Ionesco.

1952

Uraufführung von Les Chaises (Die Stühle), Ionescos viertem Stück, im „Théâtre du Nouveau Lancry“.

1953

Uraufführung des Stücks Victimes du Devoir (Opfer der Pflicht) im „Théâtre du Quartier Latin“ sowie Uraufführungen von L’Avenir est dans les Oeufs (Die Zukunft liegt in den Eiern) und weiteren Einaktern und Sketches im „Théâtre de la Huchette“, Paris.

1954

Uraufführung von Amédée oder Wie wird man ihn los? im „Théâtre de Babylone“, Paris. Band I sei-

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ner Theaterstücke erscheint in den Editions Arcanes, der wenig später vom Verlagshaus Gallimard, Paris, übernommen wird. Die Nouvelle Revue Française beginnt mit dem Abdruck einiger Erzählungen Ionescos, die die Vorform seiner Stükke sind. 1955

Uraufführung von Jacques ou la Soumission im „Théâtre de la Huchette“, Paris, und Neuinszenierung von Les Chaises im „Studio des ChampsElysées“, wo auch der Einakter L’Impromptu de l’Alma ou Le caméléon du berger (Impromptu oder Der Hirt und sein Chamäleon) uraufgeführt wird. Ionesco trennt sich ausdrücklich vom „Getto der Avantgarde“.

1957

Ionesco schreibt in London sein erstes abendfüllendes Stück, Tueur sans Gages (Mörder ohne Bezahlung). Uraufführung des Einakters Le Nouveau Locataire (Der neue Mieter) im „Théâtre d’Aujourd’hui“, Paris. Band II seiner Stücke erscheint bei Gallimard. Beginn seiner Arbeit am Drama Les Rhinocéros (Die Nashörner).

1959

Uraufführung der Nashörner in Deutschland am Schauspielhaus Düsseldorf, Regie K.H. Stroux. Uraufführung von Tueur sans Gages im „Théâtre Récamier“, Paris, sowie des Einakters Scène ... Quatre (Szene zu Viert) beim Festival von Spolete, Italien.

1960

Erstaufführung von Les Rhinocéros im „Théâtre de France“, Paris, in der Inszenierung von JeanLouis Barrault, und im „Royal Court Theâtre“, London, in der Inszenierung von Orson Welles.

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