Die Heiligen Dolche-2

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Anna Manz

Die Heiligen Dolche Das Erwachen des Feuers Fantasy

Band 2

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© 2016 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2016 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: fotolia, Beautiful woman with magic sword in a dark forest Datei: 7701196,| Urheber: captblack76 Printed in Germany

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ISBN 978-3-95986-039-0 ISBN 978-3-95986-040-6 ISBN 978-3-95986-041-3 Großdruck und Mini-Buch ohne ISBN

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Schaut niemals zurück, ermüdet niemals, verzweifelt niemals. Winston Churchill (1874-1965)

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Prolog Das Wasser zog ruhig am Holz ihres Bootes vorbei. Es kräuselte sich leicht, wenn es gegen den Rumpf des Einbaumes schlug und dabei etwas aufschäumte. Das Boot glitt sanft über die niedrigen Wellen hinweg. Die Sonne stand hoch am wolkenlosen Himmel und schien unerbittlich auf die beiden Passagiere des Bootes hinab. Tarik umschloss das Paddel in seiner Hand fester und tauchte es wieder ins salzige Meerwasser ein. Sie waren ein kleiner, brauner Fleck inmitten der endlosen Wogen des Magari-Meeres. Der junge Mann sog die salzige Seeluft tief ein. Sie waren Verlorene, Verlorene im unerschöpflichen Blau. Tariks Blick fiel auf die junge Frau, die vor ihm im Einbaum saß, unermüdlich das Paddel unter Wasser tauchte und das Boot mit kräftigen Rucken vorwärts brachte. Er besah ihren schlanken, aber dennoch durchtrainierten Rücken. Unter dem 5

Oberteil mit den dünnen Trägern schaute ihre Tätowierung auf dem linken Schulterblatt etwas hervor. Ein schwarzer Wolf auf hellgrünem Grund, der sich heulend gen Himmel reckte. Es war das Wappen ihrer Familie, das Wappen der Königsfamilie von Antaria. Lupia, die wegen ihrer Schönheit oft als Rose von Antaria besungen wurde, kümmerte sich jedoch nicht um den Hirtenjungen, der hinter ihr saß, den Blick wieder senkte und sich im intensiven Blau des Magari-Meeres verlor. Tarik wagte es nicht, auch nur einen Laut von sich zu geben. Seit Tagen herrschte Stille zwischen den beiden. Der Schafhirte aus Lavia konnte sogar den genauen Zeitpunkt nennen, an dem ihre Freundschaft zerbrochen war: Nämlich, als er ihr gestanden hatte, was wirklich im Tempel vorgefallen, dass er für das spurlose Verschwinden von König Liu, Lupias Vater, verantwortlich war. Seitdem hatte sie für Tarik nur noch diesen verächtlichen Blick übrig, der ihm das Herz zerriss. Er seufzte und wäre im Moment am liebsten im Ozean ver6

sunken, nur, um diesen leidvollen und wütenden Blick, der ihn in seinen Erinnerungen verfolgte, nicht mehr ertragen zu müssen. Die Gedanken überrumpelten ihn, wirbelten in seinem Kopf wie ein todbringender Sturm und rissen alles mit sich, was an diese Welt der normalen Menschen gebunden war. Ein gefährlicher Strudel nahm ihn in sich auf und zerrte ihn in seine Gedankenwelt. Tarik war ein Seher und wenn Seher zu sehr nachdachten, wurden sie in eine Welt gesogen, die nur in ihrem Verstand existierte. Es brauchte viel Übung und Selbstbeherrschung, um seine Gedankenwelt unter Kontrolle zu haben. Alles Dinge, die Tarik nicht besaß. Die schäumenden Wellen seines Gedankenmeeres begruben ihn unter sich und pressten ihm die letzte Luft aus den Lungen. Der junge Mann versuchte, sich zu konzentrieren, und fing von vorne an, versuchte, seine Gedanken zu ordnen. „Ich heiße Tarik. Ich bin zwanzig Jahre alt. Vor ein paar Monaten hat sich mein Leben völlig geändert. Meine Eltern sind tot. Ich suche mit 7

Lupia nach dem Maris-Dolch. Moa hat uns das Boot besorgt“, dachte er und langsam begann sich alles wieder zu beruhigen. Er tauchte aus seiner Welt auf und fand sich hinter der Prinzessin sitzend wieder. Tarik atmete einmal tief durch. Moa… Es war viel geschehen, seit sie im Heiligtum im Dschungel den Maior-Dolch gefunden hatten, seit das Portal explodiert und Casaya mit dem Fenth geflohen war…

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Teil 1 Fremd 1 Was zuvor geschah Lupia saß am Ufer des Sees auf einem großen Stein. Schweigend und etwas wehmütig betrachtete sie, wie das Wasser gegen das matschige Ufer schlug und dabei ein glucksendes Geräusch von sich gab. Sie strich sanft über den Gegenstand in ihrer Hand, als sei dieser ein lebendiges Wesen. In gewisser Weise war er das auch. Die silbern funkelnde Klinge des Schwertes fühlte sich schwer, aber dennoch gut in Lupias Händen an. Es war das Letzte, was von ihrem Vater geblieben war. Nach der Portalexplosion hatte sie sich gemeinsam mit Tarik, Cylaine und Moa noch einmal im Hei9

ligtum umgesehen und das hier gefunden: Das Schwert ihres Vaters. Die junge Prinzessin vernahm humpelnde Schritte hinter sich und riss sich aus ihrer Trance. Sie legte das Schwert neben sich auf dem Stein ab und wartete, bis derjenige neben ihr Platz nahm, der sich ihr zuvor genähert hatte. Moa seufzte, fuhr sich über das schmerzende Bein und blickte Lupia von der Seite an. Seine goldenen Augen leuchteten geradezu. „Was willst du?“, fragte Lupia tonlos, sah den Schamanen aber nicht an. Aus ihrer Stimme, ihrer Gestik war jegliche Emotion gewichen. Erneut seufzte Moa und setzte dann zum Wort an: „Shenoa Lupia, du nicht ewig konnen sein traurig. Wir nicht einmal wissen, was mit Arras Liu seien geschehen.“ Seine Stimme klang noch rauer und tiefer als sonst. Die schwarze Haut spannte sich ihm straff über das breite Gesicht und den muskulösen Körper. Lupia erwiderte nichts darauf, bewahrte ihre Haltung und sah dem Wasser weiterhin dabei zu, wie es gegen das Ufer platschte. Tag und Nacht tat es das. Unermüd10

lich. „Ich meinen, Arras Liu nicht einfach konnen aufgelost haben in Luft. Sein moglich, dass Portal ihn an Ort anderen transportiert haben.“ Endlich sah Lupia dem Schamanen in die Augen. Ihr Blick war hart und hatte das Feuer verloren, das ihm einst innegewohnt hatte. „Und weshalb hast du ihn dann noch nicht mit deiner Medaille der Traumwanderer finden können? Warum kann Tarik weder seinen Geist orten noch mit ihm in Konvergenz treten?“, entgegnete Lupia schließlich. „Ich…“ Sie ließ ihn nicht antworten, sondern sprach weiter: „Und wie ist das ganze überhaupt geschehen? Wieso explodiert ein Portal einfach so?“ „Shenoa Lupia, das alles seien gewesen vor drei Tagen. Vielleicht wir werden wissen bald, was geschehen sein.“ Die junge Prinzessin wandte den Blick wieder ab. Moa betrachtete sie noch kurz und erhob sich dann. Er musste sich an seinem Schamanenstab abstützen, um sich überhaupt bewegen zu können. Nachdem Casaya sie im Tempel überrascht hatte, war ein Kampf mit der Rothaarigen ent11

brannt und dabei hatte er einen ihrer Blitze am Oberschenkel zu spüren bekommen. Das gesamte Bein fühlte sich an wie rohes Fleisch und verheilte nur äußerst langsam. Dennoch biss er die Zähne zusammen und begab sich wieder in Richtung seines Massora-Dorfes. Die Massora waren ein Volk des Dschungels. Sie lebten in einfachsten Verhältnissen und im Einklang mit der Natur. Moa bekleidete als heilkundiger Schamane eine sehr hohe Position im Stamm. Er diente als Verbindung zwischen den Massora und ihrer obersten Gottheit, dem Erdgott Mas. Am Dorf angelangt, liefen Moa Cylaine und Tarik in die Arme. „Was ist denn jetzt mit ihr?“, fragte Cylaine etwas grob und verschränkte die Arme vor der Brust. Eigentlich war sie die Hohepriesterin des Königreichs Schebasu, doch gemeinsam mit dem König, Tarik, Lupia und dem Irrlicht Asa hatte sie den Weg in dieses ferne Land angetreten, in dem sie sich nun alle befanden. Die Suche nach dem Maior-Dolch, einem der fünf Heili12

gen Dolche, hatte sie in den Dschungel der Lumia geführt. Die Lumia umringte die Schattenwelt und war seit langer Zeit durch eine Barriere von dieser abgetrennt. Im Urwald hatte die Gruppe Zuflucht bei einem Stamm der Massora gesucht. Auch jetzt noch durften sie bei eben jenem Volk leben. Moa strich nachdenklich über die bronzene Medaille, die um seinen Hals hing. „Sie seien sehr traurig wegen Vater ihrem. Das seien nicht Lupia, die dort sitzen am See“, erwiderte Moa der Hohepriesterin mit dem schneeweißen Haar und den harten blauen Augen. Tarik stemmte die Hände in die Hüften. Er wusste, wie sich ein solcher Verlust anfühlte. „Es ist zwar traurig, aber irgendwie müssen wir in unserer Mission vorankommen“, fasste Tarik diplomatisch zusammen, „es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie es scheint. Entweder sind König Liu und auch seine beiden Angreifer tot oder das Portal hat sie an irgendeinen Ort in Schatten-oder Menschenwelt transportiert. Wären sie tot, dann hätten wir doch wohl irgendwelche Überreste 13

gefunden. Seien es Kleidung, Waffen oder Leichen…“ Cylaine stimmte zu: „Da hast du Recht. Auch vom Maior-Dolch gab es keine Spur.“ „Ja, das stimmen, Phaeton Tarik. Aber was wir machen, wenn Arras Liu wirklich seien worden transportiert? Konnen sein uberall in Welten beiden. Wir nicht konnen suchen ab alles.“ Tarik strich sich müde durch das dunkelbraune Haar. Wie sollte es nur weitergehen? Sie alle hatten gehofft, Lupia würde es mit der Zeit besser gehen, doch eher das Gegenteil trat ein. Immer weniger sprach sie mit den anderen, immer öfter schien sie abwesend zu sein. Ein schönes, klares Lachen ihrerseits gab es nicht mehr. Niemand wusste, wie sie nun weitermachen sollten. Natürlich war das Verlangen, nach ihrem König zu suchen, sehr groß, aber es war aussichtslos, ihn zu finden. Auch Tarik überkam mit der Zeit diese Wehmut, die auch Lupia befallen hatte. Schließlich war er an der ganzen Sache schuld. Er war unbeabsichtigt mit dem König in Konvergenz 14

getreten und hatte ihn somit bewegungsunfähig gemacht. Aber was konnten sie sonst tun? Sie waren hier im Dschungel gefangen, konnten weder an einen anderen Ort noch zurück. Ihre Mission war es schließlich, die fünf Heiligen Dolche zu finden, bevor der grausame Despot Eleo und seine Schergen es taten. Den Maior-Dolch hatten sie bereits aufgespürt, doch bei der Explosion hatte Liu ihn am Gürtel getragen und so war auch der Verbleib der Waffe unklar. Wo sich die übrigen Dolche befanden, wussten sie ebenfalls nicht. Tarik erinnerte sich, wie er den Aufenthaltsort des Maior-Dolches bestimmt hatte. Damals, während einer Tagung des Großen Rates im Schattenpalast, hatte er sich mit dem Kristall der Offenbarung in den Finger gestochen und dann eine Vision bezüglich des Dolches empfangen. Doch er wusste nicht, wo der Kristall nun war. Wenn sie tatsächlich vom Pech verfolgt wurden, so hatte König Liu auch diesen bei sich getragen, als… Tarik wollte nicht mehr darüber nachdenken. Es schmerzte zu sehr. Im15