Die Burg Scharfenstein im Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart

... Amtsburg im. 17. und 18. Jahrhundert . ... Jahrhunderts bis zur Gegenwart ............................. 33. Günther Henkel. Das Baugut der Burg des 21. Jahrhunderts –.
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Josef Reinhold · Günther Henkel

Die vorliegende Schrift besteht aus zwei Teilen. Der Teil eins von Josef Reinhold bietet wesentliche Aspekte der über achthundertjährigen Burggeschichte, während im Teil zwei Günther Henkel die Baugeschichte der Burg untersucht und erstmals Baualterspläne vorlegt. Als Anhang ist der Broschüre eine Karte mit Wander­ wegen beigegeben, die die Burg Scharfenstein im Mittel­ punkt des Wegenetzes zeigt. Bearbeitet hat die Wander­ karte Alexander Baum.

ISBN 978-3-86944-010-1

9 783869 440101

Die Burg Scharfenstein im Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Kopien, Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Stadt Leinefelde-Worbis Herausgegeben von der Stadt Leinefelde-Worbis Texte: Josef Reinhold und Günther Henkel Fotos: Hans-Jürgen Schicht Wanderkarte: Wanderwege Burg Scharfenstein und Umgebung, Ausschnitt aus der Karte der Kartographischen Kommunalen Verlagsgesellschaft mbH, Nordhausen, bearbeitet von Alexander Baum Herstellung: Mecke Druck und Verlag · 37115 Duderstadt (Eichsfeld)

Zu beziehen über die Bürgerbüros der Stadt Leinefelde-Worbis, in allen Buchhandlungen und beim Verlag Mecke Druck, Postfach 1420, D-37107 Duderstadt, Telefon 0 55 27/98 19 22, Telefax 0 55 27/98 19 39 · [email protected] www.meckedruck.de/buchprogramm ISBN 978-3-86944-085-9

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Inhaltsverzeichnis Vorwort ...................................................................................................... 4 Josef Reinhold

Zur Geschichte der Burg Scharfenstein ......................................... 5 Die Burg im Mittelalter ........................................................................... 5 Die Zerstörung der Burg im Bauernkrieg .......................................... 16 Die letztmalige Verpfändung und Wiedereinlösung von Burg und Amt Scharfenstein ................................................................ 23 Der Scharfenstein als kurmainzische Amtsburg im 17. und 18. Jahrhundert ......................................................................... 27 Die wechselvolle Geschichte der Burg Scharfenstein vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ............................. 33 Günther Henkel

Das Baugut der Burg des 21. Jahrhunderts – ein bauhistorisches Kulturdenkmal ............................................. 49 Allgemeine Betrachtungen zur Einführung ....................................... 49 Die Bauperioden der Hauptburg – der Werdegang zur steinernen Chronik ................................................................................ 51 Die Bauperioden der Vorburg – ein Spiegelbild gesellschaftlicher Veränderungen ........................................................ 57 Die Baualterspläne und deren grafische Darstellungen – die bauhistorischen Sinnbilder............................................................. 65 Das Fazit – die Burganlage ein markantes Monument..................... 73 Bildnachweis ........................................................................................... 80 Wanderkarte 3

Vorwort Anfang dieses Jahres hat die Stadt Leinefelde-Worbis das Buch „800 Jahre Burg Scharfenstein 1209-2009. Beiträge zur Geschichte von Burg und Amt Scharfenstein im Eichsfeld“ herausgegeben. In diesem reich bebilderten Sammelband haben ausgewiesene Autoren die Historie der Burg von ihren Anfängen im Mittelalter bis in die Gegenwart untersucht. Damit liegt erstmals eine mit einem wissenschaftlichen Apparat versehene Gesamtdarstellung der Burggeschichte vor. Nicht alle Besucher der Burg und nicht alle an ihrer Geschichte interessierten Bürger wollen sich die Lektüre der umfangreichen Jubiläumsschrift zumuten. Und gerade für diese Interessenten, die alle wesentlichen Fakten auf knappem Raum zusammengefasst suchen, ist das vorliegende Heft konzipiert worden. Es ist preisgünstig, verzichtet bewusst auf Anmerkungen, aber keineswegs auf Bilder. Wer sich tiefer mit der Geschichte der Burg befassen will, dem kann nur empfohlen werden, das Jubiläumsbuch zur Hand zu nehmen, denn die in der Broschüre angeführten Fakten basieren auf dieser ausführlichen Darstellung. Gleichwohl sind in dem neuen Büchlein im Text einige Akzente anders gesetzt und einige Abbildungen zur Baugeschichte neu aufgenommen worden. Dank gebührt Dr. Anja Löffler, Erfurt, von der die Planungskonzeption für den Ausbau der Vorburg stammt, die Unterstützung gewährte bei der Klärung architekturhistorischer und bauarchäologischer Fragen. Andreas Formann von dem Planungsbüro „Die Bauhütte. Architektur & Denkmalpflege“, Mühlhausen, ist zu danken für die Bereitstellung von Materialien zur bauhistorischen Untersuchung der Hauptburg.

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Josef Reinhold

Zur Geschichte der Burg Scharfenstein Die Burg im Mittelalter Die Anfänge der Burg und Dietrich der Böhme von Scharfenstein Auf einem Bergsporn des Düngebirges gelegen, schaut die Burg Scharfenstein seit mehr als 800 Jahren auf die zu ihren Füßen liegenden Dörfer im Leinetal. Die Anfänge der geschichtsträchtigen Burganlage lassen sich mit Schriftquellen nicht belegen, sie reichen zurück bis ins 12. Jahrhundert. Die Erwähnung des Dietrich der Böhme von Scharfenstein (Theodericus Boemus de Scharffenstein) im Jahre 1209 in gleich zwei auf der eichsfeldischen Burg Rusteberg ausgestellten Urkunden des Mainzer Erzbischofs Gerhard I. nahm die Stadt Leinefelde-Worbis zum Anlass, um im Jahre 2009 das Jubiläum „800 Jahre Burg Scharfenstein“ zu begehen. Die breite Palette von Veranstaltungen zum Burgjubiläum, die Herausgabe eines

Blick auf einen Teil der Vorburg von Westen (2009).

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stattlichen Sammelbandes zur Geschichte der Burg und vor allem die umfangreichen Bauarbeiten zur Restaurierung und funktionalen Umgestaltung der Vorburg haben die lange Zeit vom Verfall bedrohte Burg wieder in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt. Dass die Burg älter als 800 Jahre ist, wird in neueren Publikationen nicht mehr angezweifelt, auch wenn sich das urkundlich nicht sicher belegen lässt. Es ist zwar naheliegend, den für den Zeitraum von 1161 bis 1186 in einer Urkunde des Naumburger Bischofs Udo II. belegten Godehard von Scharfenstein (Godehardo de Scarfinstein) dem eichsfeldischen Scharfenstein zuzuordnen, aber mit letzter Bestimmtheit ist das nicht möglich, da auch andere Burgen mit dem Namen Scharfenstein, insbesondere die Burg Scharfenstein im Erzgebirge, in Frage kommen könnten. Einen Hinweis darauf, dass die Erbauung der Burg in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts zu verlegen sein dürfte, liefert ein für ihre Baugeschichte äußerst interessantes Stück Mauerwerk aus sorgfältig beschlagenen Staufischen Bossen (Buckelquadersteine) an der südöstlichen Seite der Hauptburg, das noch heute bei einem Gang um das alte Gemäuer in Augenschein genommen werden kann. Die aus einer spätmittelalterlichen Chronik übernommene Nachricht, dass die Burg Scharfenstein zusammen mit der Harburg bereits 1219 während einer Fehde zwischen dem Thüringer Landgrafen und dem Erzbischof von Mainz durch Brandschatzung zerstört worden sei, darf hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit angezweifelt werden. Schon Johann Wolf, der Altmeister der eichsfeldischen Geschichtsschreibung, hatte so seine Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Meldung, denn er gibt zu bedenken, „wenn es mit dem Schleifen seine Richtigkeit hat“.

Die Burg unter den Grafen von Gleichen Anfangs gehörte die Burg den Grafen von Gleichen, einem der mächtigsten Grafengeschlechter in Thüringen. Die Gleichengrafen, die sich zunächst nach ihrem Stammsitz, der Burg Tonna bei dem heutigen Gräfentonna, Grafen von Tonna nannten, verdankten ihren 6

Aufstieg der engen Anlehnung an das Erzstift Mainz, mit dem sie sich eins wussten in der Rivalität mit dem thüringischen Landgrafenhaus. Die später namengebende Burg Gleichen bei Wandersleben hatten die Grafen unter Erwin II. um die Mitte des 12. Jahrhunderts aus den Händen des Mainzer Erzstiftes als Lehen erhalten. Die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts gilt als die Zeit der größten Machtentfaltung der Grafen von Gleichen. In dieser Zeit stellten sie die Vögte von Erfurt und sollen auch Burggrafen von Mühlhausen gewesen sein. Außer einem Herrschaftsgebiet in Mittelthüringen im Umfeld ihrer namengebenden Burgen Tonna und Gleichen verfügten die Grafen über umfangreiche Besitzungen auf dem Eichsfeld, die sich um die Burgen Gleichenstein, Scharfenstein und Birkenstein bei Birkungen gruppierten. Außerdem besaßen sie einen Anteil an der Harburg, vielleicht auch die Burg insgesamt, als Mainzer Lehen und hatten zeitweilig die Vogtei über das Kloster Gerode inne. In der Mitte des 13. J a h rh u n d e r t s kam es zu einer Teilung des gräflichen Hauses in der Weise, dass die ältere Linie die thüringischen Güter zuge- Im Hintergrund der Dün mit der Burg Scharfenstein. sprochen be- Vorn Motive aus Beuren. Nach einer Zeichnung von kam, während Eduard Regler. 7

die jüngere Linie die eichsfeldischen Besitzungen erhielt, die Burg Gleichenstein zu ihrem Wohnsitz erwählte und sich fortan Grafen von Gleichenstein nannte. Die Gleichengrafen, die zuvor schon das Kloster Volkenroda gestiftet hatten, gründeten 1162 unweit der Burg Scharfenstein das Zisterzienserkloster Reifenstein, das sie mit Mönchen aus Volkenroda besetzten und mit Ländereien und Wäldern aus ihren eichsfeldischen Besitztümern dotierten. Sie bedachten auch das ebenfalls zum Zisterzienserorden gehörige Frauenkloster Beuren, indem sie 1281 gegenüber dem Thüringer Landgrafen Albrecht dem Entarteten auf Wingerode und weitere Dörfer zugunsten von Kloster Beuren verzichteten und so den Beurener Zisterzienserinnen mit Wingerode zu ihrem wichtigsten Klosterdorf verhalfen. Das Dorf Beuren wollten die Grafen von Gleichen zu einem zentralen Ort ihres eichsfeldischen Territoriums ausbauen. Unter ihrer Herrschaft durchlief die ursprünglich rein bäuerliche Siedlung unterhalb der Burg Scharfenstein im 13. Jahrhundert einen Prozess der Stadtwerdung, der aber durch den Besitzerwechsel in dem für das mittlere Eichsfeld denkwürdigen Jahr 1294 nicht zum Abschluss kam. Als Zeichen ihrer besonderen Gunst verliehen die Gleichengrafen Beuren Privilegien und zeichneten den Ort mit ihrer persönlichen Anwesenheit aus, wenn sie in Beuren Gericht hielten oder Urkunden ausstellten. Erzbischof Gerhard II. von Mainz kauft die Burg Scharfenstein In den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts gerieten die einst so mächtigen Grafen von Gleichen zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Von dem Niedergang des gräflichen Hauses war der jüngere Zweig, die Grafen von Gleichenstein, stärker betroffen als die ältere Linie. Heinrich IV. von Gleichenstein, ein Sohn Albrechts II., sah sich schließlich gezwungen, seine Wohnburg aufzugeben und den geschlossenen Güterkomplex auf dem Eichsfeld zu verkaufen. Nachdem die Thüringer Landgrafen auf alle Lehnsansprüche verzichtet hatten, kam 1294 der Verkauf der Burgen Gleichenstein, Scharfenstein und Birkenstein sowie des ganzen Landes, das Eichsfeld genannt wurde, an den Mainzer Erzbischof Gerhard II. zustande. 8