Der Vater mit dem Sohne

10.10.2013 - mit dem Sohne musiziert, bietet sich natürlich Johann Sebastian Bach an, in dessen Haus. Familienkonzerte keine Seltenheit waren.
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10. Oktober 2013

Der Vater mit dem Sohne Das United Chamber Orchestra gastierte in Bad Krozingen.

Das United Chamber Orchestra präsentierte unter der Leitung von Piotr Borkowski in Bad Krozingen von Peter Tschaikowsky das „Souvenir de Florence“. Foto: Hans Jürgen Kugler

BAD KROZINGEN. In der Konzertreihe "Markgräfler Musikherbst" gab das United Chamber Orchestra unter der Leitung von Piotr Borkowski im Kurhaus in Bad Krozingen ein Orchesterkonzert. In dem international besetzten Orchester haben sich ausgewählte Musiker aus sieben Ländern zusammengefunden. Als Solisten des Programms traten die Pianisten Guido Heinke, künstlerischer Leiter des Markgräfler Musikherbstes, und der mit internationalen Preisen ausgezeichnete Pianist Moye Kolodin an. Das Pianistenduo stellt insofern eine Besonderheit dar, da mit den beiden Solisten das erste Mal Guido Heinke und dessen Sohn Moye Kolodin gemeinsam auf der Bühne standen. Wenn der Vater mit dem Sohne musiziert, bietet sich natürlich Johann Sebastian Bach an, in dessen Haus Familienkonzerte keine Seltenheit waren. Angelehnt an diese Tradition saßen sich die Solisten an diesem Abend bei dem Konzert für zwei Klaviere und Streicher c-Moll BWV 1060 gegenüber. Das ursprünglich für Violine und Oboe konzipierte Doppelkonzert bewahrt in der Bearbeitung für zwei Klaviere respektive Cembali die charakteristischen Eigenheiten der Soloinstrumente. Die raschen Sechzehntel in der ersten Klavierstimme verweisen auf die zugrundeliegende Violinstimme, während die ausdrucksvollen Kantilenen im Adagio deutlich die Oboe erkennen lassen. In den dialogreichen Phrasen gehen Solo und Tutti fließend ineinander über. Das Orchester begleitete ebenso temperamentvoll wie einfühlsam, besonders schön im langsamen Mittelsatz, mit

geschmeidig hingetupften Streicherpizzicati, und stürmisch im markant konturierten Allegro des Schlusssatzes, das die Solisten mit zahlreichen Trillern und reichem ornamentalen Beiwerk unterfütterten. In dem darauffolgenden Konzert für zwei Klaviere und Streicher C-Dur (BWV 1061) spielt das Orchester eine eher untergeordnete Rolle, im Mittelsatz schweigt es ganz. Das legt die Vermutung nahe, dass Bach dieses Konzert als reines Solokonzert für zwei Cembali konzipiert hatte. Die ineinander verzahnten Melodielinien im akzentuierten Einleitungssatz sind den Klavieren vorbehalten, das Adagio ist nur den Solisten gewidmet. In den elegisch ausgebreiteten Thema, eher sanglich als akademisch, entwickelt sich in ruhig atmendem Zeitmaß ein inniges Duett der beiden Klaviere. Solistisch beginnt auch die abschließende Fuge mit der linken Hand. Die Musiker entfalten ein dichtes Geflecht komplexer Strukturen. Endlich setzt auch das Orchester wieder ein, die Bässe machen sich vernehmlich bemerkbar und führen vehement auf den Schluss zu. Das "Souvenir de Florence" d-Moll von Peter Tschaikowsky im zweiten Teil des Konzerts dagegen blieb ausschließlich dem Orchester vorbehalten. Die elegische Leitmelodie des eigentlich als Streichersextetts entworfenen Werkes entstand auf einer Italienreise des Komponisten und wurde später zu einem sinfonischen Orchesterstück umgearbeitet. Im ersten Satz kontrastieren strahlkräftige Streicher zu einem sentimentalen Seitenthema, klanggewaltige Spitzen führen ein ungestümes Ende herbei. In der Barcarole des zweiten Satz stellen sich unwillkürlich Bilder von sanft im Wellengang sich wiegenden Booten im nächtlichen Mondschein ein, empfindsam die Melodie, zart getupfte Pizzicati. Die romantische Nachtstimmung setzt sich auch im dritten Satz fort. Das Cello intoniert mit viel Melos eine osteuropäische Volksweise, druckvoll vom übrigen Orchester begleitet. Auch den Schlusssatz leitet eine russische Volksmelodie ein, die zu einer komplexen sinfonischen Doppelfuge führt, ohne dabei ihre rhythmische Prägnanz zu verlieren. Unter dem präzisen und ausdrucksreichen Dirigat von Piotr Borkowski entfaltete das Orchester ein kraftvolles und transparentes Klangbild mit aussagekräftiger Dynamik. Das begeistert applaudierende Publikum wurde mit zwei Zugaben belohnt, darunter die feierliche Canzona di Barocco des polnischen Komponisten Henryk Czyz. Autor: Hans Jürgen Kugler