Der Maler mit der Kamera Ausstellung

17); sie hat Werke von Joseph Beu- ys, Emil Schuma- cher, Karl Otto. Götz. Günther. Uecker oder Rai- ... + Partner“ bringen junge interna- tionale Kunst mit.
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Allgäu-Kultur

NUMMER 155

Auch Allgäuer Kunst vertreten

Konzerte sollen Angst vor neuer Musik nehmen

Ausstellerrekord bei der „Art Bodensee“

Dornbirn 68 Galerien und Institutionen aus sieben Ländern präsentieren auf der 14. „Art Bodensee“ in Dornbirn/Vorarlberg vom 11. bis 13. Juli moderne und zeitgenössische Kunst. Damit verzeichnet die einzige Sommer-Kunstmesse im deutschsprachigen Raum einen neuen Ausstellerrekord. In der Mischung aus namhaften Galerien und Newcomern sind auch Allgäuer Galerien und Künstler vertreten. So ist die Galerie Wilmsen aus Maria Thann (Westallgäu) dabei (Halle 13, Stand 17); sie hat Werke von Joseph Beuys, Emil Schumacher, Karl Otto Götz Günther Uecker oder Raimer Jochims im Gepäck. Auch Mirva Dachser ist Silvia Jungmit ihrer MarktWiesenmayer oberdorfer Galerie Arktika in Dornbirn vertreten (Halle 13, Stand 21). Sie zeigt Werke von Allgäuer und finnischen Künstlern. Mit dabei sind Winfried Becker (Kempten) mit Betonplastiken, Kristina Johlige Tolstoy (Oy) mit Objekten, Silvia Jung-Wiesenmayer (Opfenbach) mit Objekten und Bildern und Annette Zappe (Waltenhofen) mit Bronzeplastiken sowie Tiina Kivinen, Markus Henttonen und Riikka Soininen mit Malerei und Originalgrafiken. In Dornbirn werden Gemälde, Zeichnungen, Installationen, Skulpturen und Medienkunst von der klassischen Moderne bis zu Werken ganz junger Künstler gezeigt. „Wichtig ist uns, dass die Mischung stimmt – und die Qualität“, betont Projektleiterin Isabella Marte. Neben vielen langjährigen Messeteilnehmern sind in diesem Jahr einige neue Galerien dabei, etwa die Galerie Eugen Lendl aus Graz. Die beiden ebenfalls neuen Berliner Galerien „cubus-m“ und „Jarmuschek + Partner“ bringen junge internationale Kunst mit. Die derzeit auf dem Kunstmarkt hoch gehandelten Künstler der Zero-Gruppe werden am Stand der Galerie Geiger aus Konstanz zu sehen sein. Auch eine Sonderschau des Museum Biedermann ist zu sehen. Sammlerin Margit Biedermann bringt Metallwerke verschiedener Künstler mit nach Dornbirn. (az)

O Öffnungszeiten Freitag und Samstag

von 13 bis 19 Uhr, Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Drei Mal täglich werden kostenlose Führungen angeboten.

Karl-Josef Hildenbrand hat einen untrüglichen Blick für atmosphärische, poetische Stimmungen. „Roter Flitzer I“ hat der Kaufbeurer diese Aufnahme betitelt.

Der Maler mit der Kamera Ausstellung Pressefotograf Karl-Josef Hildenbrand zeigt in Kaufbeuren seine Lieblingsmotive. Auch im harten Mediengeschäft hat er sich einen hohen ästhetischen Anspruch bewahrt VON MARTIN FREI Kaufbeuren Er ist ein Maler mit der Kamera, der Fotograf Karl-Josef Hildenbrand. Unter dem Titel „Lichtbilder“ stellt er derzeit eine ganz persönliche Auswahl seiner Werke aus den vergangenen Jahren im Sparkassen-Forum in Kaufbeuren aus. Die knapp 50 Fotografien, vor allem Natur- und Landschaftsaufnahmen, faszinieren selbst bei flüchtiger Betrachtung durch ihren hohen ästhetischen Anspruch – obwohl die Motive oft alltäglich, ja banal sind. Bei einem fotografierenden Künstler würde das vielleicht nicht weiter verwundern. Aber Hildenbrands Aufnahmen entstehen zumeist nicht in der völlig freien, vielleicht sogar inszenierten Sphäre des Künstlerischen, sondern im oft knallharten Bereich der Pressefotografie. Hildenbrand ist nämlich seit 2002 als freier Fotograf für die Deutsche Presseagentur (DPA) unterwegs. Zuvor hat er über zehn Jahre lang für die Allgäuer Zeitung, vor allem an

seinem Wohnort Kaufbeuren, fotografiert. Dass er sich in diesem Metier mit seiner Tagesaktualität, dem damit verbundenen Zeitdruck und den redaktionellen Zwängen bis heute einen untrüglichen Blick für das Besondere im Alltäglichen, für die außergewöhnliche Stim- K.-J. Hildenbrand mung oder Komposition eines Motivs bewahrt hat, liegt sicher auch an Hildenbrands Werdegang. Sein Handwerk hat er nämlich ganz solide bei einem Meisterbetrieb für Fotografie in Würzburg erlernt. Ab 1980 war er vor allem in der Werbebranche tätig und wechselte erst Anfang der 1990er Jahre in das „Hamsterrad“ der Pressefotografie. Doch selbst in Zeiten der digitalen Bilderflut ist Hildenbrand einer, dessen Werke auch in den Massen von täglichen Agenturbildern un-

verkennbar herausstechen. Nicht umsonst gibt es kaum ein Jahr, in dem der 54-jährige Familienvater nicht mindestens in die engere Auswahl bei den Wettbewerben für die besten Pressefotos auf bayerischer und nationaler Ebene kommt. Mehrmals hat der bescheidene Franke schon gewonnen, 2010 etwa wurde er für das Pressefoto des Jahres vom Bayerischen Journalistenverband ausgezeichnet.

Geduldiger Frühaufsteher So hat Hildenbrand einen Bereich seiner Kaufbeurer Ausstellung mit „Preisbilder“ betitelt. Diese Fotos demonstrieren vielleicht am Besten, wie sich der dokumentarische Anspruch eines Pressebildes mit künstlerischem Ambitionen verbinden lässt. Viele der anderen gezeigten Arbeiten sind dagegen freier gestaltet. Dabei geht es weniger um konkrete Ereignisse oder Orte, sondern um Stimmungen – die der abgebildeten Menschen, vor allem aber um Licht und Atmosphäre in der Natur. Da steht etwa ein betagter Heuwen-

der auf einer märchenhaft-mythischen Wiese im Morgenlicht („Wendezeit“). Diese und andere Aufnahmen zeugen auch von einer weiteren Tugend Hildenbrands, der Geduld. Oft ist er frühmorgens unterwegs, um dann ausdauernd auf den richtigen Moment zum Abdrücken zu waren. Scharfe Schwarz-weiß-Kontraste zeichnen dagegen die winterlichen Stimmungsbilder oder auch die „Nachtleben“-Aufnahmen Hildenbrands aus, die stark an eine ganz klassische fotografische Ästhetik in der Tradition von Henri CartierBresson erinnern. Und selbst den Schwangauer Königsschlössern kann Hildenbrand noch eine eigene Perspektive abgewinnen. Eine Ausstellung bei der Fotofans und Kunstfreunde gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.

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Die Ausstellung im Forum der Kreisund Stadtsparkasse Kaufbeuren, Ludwigstraße 26, ist bis zum 25. Juli zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 13 Uhr.

Wortverliebter Opernkomponist Bregenz Heinz Karl Gruber hat nicht geliefert. Zumindest nicht rechtzeitig. Eigentlich hätte er im vergangenen Sommer in Bregenz seine „Geschichten aus dem Wiener Wald“ musikalisch erzählen sollen. Aber es hat nicht gereicht. Dass der Wiener Komponist Aufschub erhielt, ist eine kleine Sensation. „Man muss den Künstlern Zeit geben“, erklärt David Pountney, Intendant der Bregenzer Festspiele, die den Kompositionsauftrag vergaben. Und nun steht Gruber, der seinen Vornamen mit HK abkürzt, bei den Proben im großen Saal des Bregenzer Festspielhauses und weiß nicht so recht wie ihm ist – zwei Wochen vor der Uraufführung seiner Oper. HK Gruber könnte sich darüber freuen, dass er bald die Früchte einer dreieinhalbjährigen Arbeit ernten kann. Aber dazu hat er keine Zeit. „Ich bin auf einer Baustelle“, sagt er. Er fühle sich, als wäre er im 15. Monat schwanger und bräuchte eigentlich neun weitere. Ähnliche Bilder bemühen die Künstler, die mit ihm arbeiten. Der Bariton Daniel Schmutzhard erklärt gar, die

Baustelle hätte sich anfangs „wie die Elbphilharmonie“ angefühlt. Und die Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager konkretisiert: „Erst dachten wir, das ist ganz leicht. Und jetzt sind wir nur am Zählen.“ Triolen, Synkopen, OffBeats. Und die nicht eingestreut, sondern über ganze Passagen hinweg. Die Sängerin fragt sich manchmal, ob ein Schlagzeuger ihre Arien nicht besser bewältigen würde. Gruber hat ein hohes Ziel: Auch beim Singen soll es sich anhören, als wären die Worte gesprochen. Deshalb die Synkopen, der dem natürlichen Reden nachempfundene Rhythmus. Gruber versteht seine Musik als „in Echtzeit notierte Sprache.“

„Die chemische Verbindung von Wort und Musik muss stimmen – wichtig aber ist das Wort.“ HK Gruber

Die Diskussion, ob bei der Oper der Inhalt wichtiger sei oder die Musik, ist dem 71-Jährigen „völlig powidl“, wie er mit Wiener Zungen-

Der Dirigent HK Gruber bei der Arbeit.

schlag energisch erklärt. Für ihn steht fest: „Die chemische Verbindung von Wort und Musik muss stimmen – wichtig aber ist das Wort.“ Dabei rollt er das „r“ genüsslich lang: „Ich bin ein in WorrrtKlang verliebter Mensch.“ Bloß keine Belcanto-Oper, lautet das Bekenntnis des leidenschaftlichen Komponisten, Chansonniers und Schauspielers. Nicht Instrumente und Singstimmen sollen die Menschen berühren, sondern die abgrundtiefe Tragik einer scheinheiligen, brutalen, gnadenlosen Welt, wie sie Ödön von Horváth in seinem

Foto: Karl Forster/BF

Drama „Geschichten aus dem Wiener Wald“ vor über 80 Jahren beschrieben hat. Horváth hatte sich für eine Vertonung seines Werks Kurt Weill gewünscht, der schon Brechts gesellschaftskritischen Theaterstoff in Musik fasste. Jetzt hat sich der Weill-Experte Gruber daran gemacht, auf Anregung des Librettisten Michael Sturminger, der in Bregenz auch Regie führt. Ebenso wie Gruber fühlt sich Sturminger bei der Arbeit in erster Linie Horváth und seinem Anliegen verpflichtet. Die „Geschichten aus dem Wiener Wald“, die mehrfach

Oberstdorf/Kempten Vor acht Jahren rief der Oberallgäuer Komponist Hans-Jürgen Gerung das Forum für Neue Musik ins Leben, das dem Publikum zeitgenössische Kammermusikwerke auf neue Weise nahebringen will. Um Berührungsängste mit einer oftmals als sperrig empfundenen Kunst abzubauen, soll im Rahmen eines Wochenendes ein enger Kontakt zwischen Publikum, Komponist und Interpret hergestellt werden. Zwei Konzerte finden diesmal statt: am Freitag, 11. Juli, in der Villa Jauss in Oberstdorf und am Samstag, 12. Juli, in der Alpenländischen Galerie im Marstall in Kempten (Beginn je 20 Uhr). Auf dem Programm stehen neue Werke für Countertenor, Renaissancelaute und Aoud (eine Kurzhalslaute aus dem Orient). Es singt Daniel Gloger aus Stuttgart. Eine Besonderheit ist die Uraufführung eines Stücks für Countertenor und Aoud: „Der zarte Regen“ von Hans-Jürgen Gerung (Text von Fouad El-Auwad). Außerdem findet am Sonntag, 13. Juli, in der Villa Jauss in Oberstdorf ein Vortrag mit Diskussion statt. Dabei geht es um folgende Themen: Warum wirkt die Vokalmusik der Renaissance mitunter so modern? Gibt es Material- und Konstruktionsparallelen zwischen damals und heute? Wie nähert sich ein Weltklasse-Ensemble wie die Neuen Vokalsolisten Stuttgart einem neuen Werk? Beginn ist um 10 Uhr. (az)

Musik und Tanz im Bauernhofmuseum Illerbeuren Gut 300 Musikanten und Tänzer aus Schwaben treffen sich am Sonntag, 13. Juli, im Bauernhofmuseum Illerbeuren zu einem Tag der Volksmusik. Ab 12.30 Uhr wird – je nach Wetter und Laune – vor den Häusern oder in den Stuben der historischen Gebäude gespielt und gesungen. Außerdem ziehen Singgruppen durchs Museumsgelände und präsentieren tradiertes Liedgut. Für die Besucher wird ein Offenes Singen angeboten. Instrumentenbauer und Trachtenschneider sind ebenfalls zu Gast. Zudem wird es drei Tanzböden mit Bewirtungen geben, auf denen Trachten- und Volkstanzgruppen die Vielfalt der alten Volkstänze vorstellen. Zwei Bühnen werden mit einem festen Programm bespielt, ein Tanzboden lädt zum Mittanzen ein. Beschlossen wird der Tag mit einer großen Française um 17 Uhr. (az)

Leben, Werk, Aufführungen

Bregenzer Festspiele HK Gruber hat mit Verspätung seinen Auftrag erfüllt und Horvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ in Musiktheater verwandelt. Mit zart-bitteren Klängen will er Scheinheiligkeit und Brutalität beschreiben VON INGRID GROHE

MITTWOCH, 9. JULI 2014

verfilmt wurden, hält er für eines der besten Theaterstücke des 20. Jahrhunderts. Die immer noch aktuelle Anklage: Normale Menschen, die nicht mal besonders schlecht sind, schauen weg. Und nehmen dadurch das Unglück anderer in Kauf. Wiener Gemütlichkeit, Wiener Schmäh und Wiener Humor haben in dieser Geschichte einen bösen Beigeschmack, den Gruber in einem besonderen Ton schildern möchte: „zart und bitter zugleich“. Jetzt, als Dirigent am Pult, blickt er mit kritischem Blick auf die Noten. „Ich stehe in Distanz zu dieser Partitur und gehe auch mal hart ins Gericht mit dem, der das komponiert hat.“ In manchen Momenten sei er glücklich, in anderen „etwas irritiert“. Gerne würde er noch feilen – „aus einem vierfachen Pianissimo ein achtfaches“ machen. Aber mehr als 14 Monate schwanger – das geht auch in Bregenz nicht. HK Gruber hat geliefert.

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Premiere ist am Mittwoch, 23. Juli, um 19.30 Uhr im Festspielhaus. Weitere Aufführungen am 27. Juli und 3. August, jeweils 11 Uhr. Karten-Vorverkauf unter Telefon 0043/5574/40 76.

LEBEN UND WERK

● Heinz Karl Gruber wurde 1943 in Wien geboren. ● Er studierte an der Wiener Musikhochschule die Fächer Horn, Kontrabass, Elektronische Musik, Filmmusik und Komposition. ● Gruber schrieb seither etliche Bühnen- und Orchesterwerke sowie Werke für kleinere Ensembles und Vokalkompositionen und hat sich international einen Namen gemacht. ● Seit den 1960er Jahren dirigiert Gruber auch und arbeitet mit verschiedenen Ensembles zusammen. ● Heute lebt HK Gruber in Wien und Rosenburg (Niederösterreich). AUFFÜHRUNGEN IN BREGENZ

Neben der Uraufführung von „Geschichten aus dem Wiener Wald“ haben die Bregenzer Festspiele folgende Werke HK Grubers im Programm: ● „Gloria von Jaxtberg“; satirische Oper mit Jazz-Anklängen; 31. Juli und 2. August jeweils 19.30 Uhr im Theater am Kornmarkt ● Orchesterkonzert am 4. August um 19.30 Uhr im Festspielhaus mit Werken von HK Gruber, Johann Strauss (Sohn) und Franz Schmidt ● Musik und Poesie am 3. August um 19 Uhr im Seestudio des Festspielhauses. (az)