David. Tot. - AAVAA Verlag

Kern der Stadt verlassen und fuhren nun auf einer sandigen Straße durch die ..... niemals sein konnte: Er war mein Partner ge- wesen, mein Gefährte auf dieser ...
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Lena Minkus

Schicksalsrelikte Fantasy

LESEPROBE

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© 2016 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2016 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: fotolia, silhouette woman in bikini kneel hair flipped in fire Datei: 93935730, Urheber: Poulsons Photography Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck

ISBN 978-3-8459-1868-8 ISBN 978-3-8459-1869-3 ISBN 978-3-8459-1870-9 ISBN 978-3-8459-1871-6 Mini-Buch ohne ISBN

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Vermutlich hätte ich mich im Blitzlicht der Kameras winden sollen, doch der Schrecken des gerade Geschehenen hielt mich davon ab. Ich war sicher, dass er sich in meinen Augen spiegelte, dass ihre gierigen Hände genau danach zu greifen versuchten, als sie an mir zerrten. Stumm wehrte ich mich gegen die pelzigen, schwarzen Dinger, die sie mir bis in den Rachen rammten, stumm ließ ich die Flut aus Fragen an mir abprallen, stumm blieb ich auch, als die Geier mich einzukreisen versuchten und mich mit den Schnäbeln zu zerhacken drohten. Einst waren sie nur Vampire gewesen, Wesen, die ihren Stolz vergessen hatten und sich vom Schmerz der Lebenden nährten. Nun waren sie Geier, weil sie am Fleisch einer Toten nagten. Die Leiche, die sie suchten, stand längst vor ihnen. Und sie hatte das 4

Recht, stumm zu bleiben. Hätte sie die schützenden Mauern aus Taubheit um sich herum eingerissen, wären Schmerz und Erkenntnis zu einem Wesen verschmolzen, das sich gehen ließ und die Geier anbrüllte, sie sollten endlich verschwinden. Also schwieg ich, starrte zu Boden und ging weiter, Schritt für Schritt, Atemzug um Atemzug. Die Geier schrien, rissen an meinen Kleidern, um mich doch noch zu bekommen. Auskunft sollte ich geben, mich zu dem äußern, was geschehen war, ihnen erzählen, wer mich begleitet hatte. All diese Fragen, auf die sie niemals eine Antwort bekommen würden. Bemerkte etwa keiner von ihnen, dass jeder meiner Schritte den Boden unter mir vergiftete? Sah niemand von ihnen das Nichts, zu dem ich geworden war? Zwischen den Geiern starrten mich große, leere Augen an, umrahmt von schwarzem Plastik. Durch sie sah mich die Welt, ohne mich wirklich zu sehen. Durch sie würden 5

sich neue Gerüchte über das Geschehene verbreiten, neues Gift unter meiner Haut, neue Demütigungen, die mich zerreißen würden. Ihnen zu sagen, dass sie aufhören sollten, würde sie nur noch hartnäckiger machen. Sie hatten mich schon zu lange fallen gelassen. Die Ratten da draußen brauchten schließlich ihren Skandal. Ich musste weiter schweigen. Vielleicht für immer. Meine Füße versanken in weißem Sand. Ich war bis zur Wüste gelaufen. Langsam sah ich auf und betrachtete die einsamen Sanddünen, große, verlorene Krieger in einer Schlacht, die vor Jahrmillionen gewütet hatte. Sie waren so schön, so vollkommen wie das Leben, das ich gerade verloren hatte. Doch im Gegensatz zu dieser Illusion würden die Dünen weiterhin existieren. Die Menschen verblassten. Der Sand blieb. Wie ungerecht. 6

Ich drehte mich um, auf der Suche nach einem Orientierungspunkt. Am Horizont blitzten die Lichter der Stadt, gläserne Gebäude, die die Sonne reflektierten. Irgendwie einsam, so wie die verlorenen Krieger um mich herum. Langsam schaltete sich mein Verstand wieder ein. Er kämpfte sich durch die Mauer aus Taubheit und besiegte den Schmerz, der sich darunter befand. Ich strich mit dem Handrücken über meine aufgesprungenen Lippen und leckte dann das Blut von der Haut. Seit ich das Grab verlassen hatte, mussten viele Stunden vergangen sein. Aber spielte Zeit jetzt noch eine Rolle? Jetzt, da ich ihn verloren hatte? Für einen Augenblick durchzuckte mich Trauer, ein schmerzhafter Stich direkt ins Herz. Dann verdrängte ich jegliche Gedanken an das Geschehene. Ich musste jetzt stark sein. Es war schließlich nicht das erste Mal. Ich nahm einen tiefen Atemzug, genoss das Brennen der heißen, staubigen Luft in meiner 7

Kehle und bemühte mich, die Tränen zu verdrängen. Reiß dich zusammen!, brüllte die Löwin in mir, doch mein Herz schlug zu laut in meinen Ohren und mein Verstand begann bereits, mich wieder im Stich zu lassen. Ich musste hier weg. Fort aus diesem Land. Fort von den Erinnerungen. Fort, bevor die Barriere wieder einstürzte und mich unter sich begrub. Während ich rannte, zerriss die Erinnerung an meine Schreie die Stille. Und dann war da noch ihr Lachen, dieses furchtbare Lachen, ihre blitzenden Augen, kalt und berechnend, gefährlich und wunderschön. Ich erreichte den Hubschrauber, als ich glaubte, der Wahnsinn hätte mich längst übermannt. Meine letzte Hoffnung verschwand mit seinem Anblick und dem Land, das ich damit verband. Ich konnte nicht gewinnen. Auch mein Zuhause konnte mich nicht vor den Erinnerungen schützen. Sie würden kommen. Früher oder später. Ich musste nur stark sein, dann würde ich ein weiteres Mal 8

überleben. Und ich würde mich rächen, solange der Schmerz noch frisch war. Den Tod meiner Mutter, meiner Freunde, all derer, die durch meine Schuld ihr Leben gelassen hatten, hatte ich hingenommen. Seinen Tod würde ich nicht hinnehmen, weil es nicht meine Schuld war, dass seine Leiche jetzt dort unten in der Gruft lag. Es war Zeit für Rache.

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Befreiung

Die Stimmen kamen aus weiter Ferne. „Ist das die Frau, die Sie suchen?“ „Ohne Zweifel.“ „Das Geld, bitte.“ „Natürlich.“ Ein leises Rascheln. Das Quietschen einer Tür. Dann sah ich auf und er stand vor mir. „Ich wusste, dass du kommst