Das Magazin aus Michaelshoven - Nr. 19 - Diakonie Michaelshoven

Bezug kostenlos. Das Magazin ... Der Anteil der Arbeitnehmer, die sich aufgrund psychischer ..... strukturen, psychosoziale Beratung, Vermittlung neuer.
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Nr. 19

Das Magazin der Diakonie Michaelshoven.

12 | 2014

WEGE AUS DEM

SEELENTIEF

Editorial

Inhaltsverzeichnis

Interview

Psychische Erkrankungen

Diakonie Michaelshoven e.V. | Sürther Str. 169 | 50999 Köln Telefon 0221 9956-1000 | Fax 0221 9956-1911 [email protected] | www.diakonie-michaelshoven.de Besuchen Sie uns auf Facebook: http://www.facebook.com/Michaelshoven Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Texte sind urheberrechtlich geschützt. Das Copyright kann jedoch jederzeit bei der Redaktion eingeholt werden und wird in der Regel erteilt, wenn die Quelle ausdrücklich genannt wird. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und/oder des Herausgebers wider.

Editorial

Aus Gründen der Nachhaltigkeit wird das Magazin auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.

Diakonisches Profil

Wunscherfüller

Kurz berichtet

Bitte helfen Sie!

Liebe Leserinnen und Leser, schon Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, stellte einst fest: „In dem Augenblick, in dem ein Mensch den Sinn und den Wert des Lebens bezweifelt, ist er krank.“ Schätzungen zufolge leidet heute fast jeder dritte Mensch in Deutschland mindestens einmal im Leben an einer psychischen Erkrankung. Insbesondere seit den letzten zehn Jahren machen derartige Krankheiten einen immer größeren Anteil im Diagnose- und Behandlungsspektrum aus. Viele Experten verweisen als Grund auf die Schnelllebigkeit und den Informationsüberfluss in unserer Gesellschaft, auf die ständige Erreichbarkeit im Beruf und die Mehrfachbelastungen im Alltag, auf die zunehmende Vereinsamung vieler Menschen.

In dieser Ausgabe, die in der Adventszeit erscheint, möchten wir Ihnen zudem zeigen, wie in unserem Familienzentrum Stephansheide in Rösrath, in dem viele traumatisierte Kinder und Jugendliche eine vorübergehende Heimat finden, die Weihnachtszeit begangen wird. Ihnen gilt auch unser Spendenaufruf zu Weihnachten. Helfen Sie uns, damit wir für diese Kinder auch weiterhin Perspektiven schaffen können!

Wir haben mit Prof. Dr. med. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, Ärztliche Direktorin der LVRKlinik Köln, darüber gesprochen, welche Ursachen sie sieht, welche Therapieansätze aus ihrer Sicht Erfolg versprechend sind und was jeder Einzelne tun kann, um einer solchen Erkrankung vorzubeugen.

Ihr

Wir haben uns aber natürlich – wie in jeder Ausgabe unseres Magazins – auch mit den Menschen unterhalten, die von uns betreut werden. Menschen, die ganz unterschiedliche psychische Erkrankungen haben, von der Depression über eine Burn-Out-Erkrankung bis hin zu einer Essstörung oder einer Suchterkrankung. Menschen, die mittlerweile mit oder trotz ihrer psychischen Erkrankung positiv in die Zukunft blicken können.

Wir wünschen Ihnen von Herzen eine schöne Weihnachtszeit und ein erfolgreiches neues Jahr!

Uwe Ufer

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Inhaltsverzeichnis

Editorial

Interview

Psychische Erkrankungen

Burn-Out

6 „Psychische Störungen nehmen zu ...“ Interview mit Prof. Dr. med.GouzoulisMayfrank, Ärztliche Direktorin der LVRKlinik Köln

Inhalt

8 Der Weg in ein normales Leben Wie sich das Leben von Sara (17) und Lisa (20) in einer pädagogischen Intensivgruppe verändert hat.

10 Wenn die Seele streikt Radia-Stella gewann nach einer Burn-OutErkrankung durch eine berufliche Rehabilitation neuen Mut.

12 Wieder Mut fassen Dank verschiedener Hilfsangebote hat sich das Leben von Theresa Neubert mittlerweile stabilisiert.

14 Das Überleben sichern Im Martin-Luther-Haus erhalten Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen Halt und Orientierung.

Wunscherfüller

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16 Alkohol – Wenn der Freund zum Feind wird Der harte Kampf gegen die Sucht.

18 Achterbahn der Gefühle Menschen mit Behinderung und einer psychischen Erkrankung erhalten in der Diakonie Michaelshoven intensive Unterstützung.

Kurz berichtet

20 Warten auf das Christkind Wie die Kinder und Jugendlichen in Stephansheide die Advents- und Weihnachtszeit feiern.

– Das Magazin aus Michaelshoven. Nr. 19 12/2014 Herausgeber Diakonie Michaelshoven e.V. Birgit Heide, Uwe Ufer (beide Vorstand) Redaktion, Gestaltung und Lektorat Simone Schön, Stefanie Kornhoff, Melani Köroglu, Patrizia Labus, Karin Modis, Jana Stein, Mareike Carlitscheck

22 Werden Sie Wunscherfüller! Erfüllen Sie Frauen mit psychischen Belastungen ihre Herzenswünsche zu Weihnachten!

Fotos: Titel: © Axel Bueckert/fotolia.de, S. 6-7: © Prof. Dr. Gouzoulis Mayfrank, S. 8-9: © Patrizia Labus/Diakonie Michaelshoven, S. 10-11: © freevector.com, S. 12-13: © Elénore H/Fotolia.de, S. 14-15: © Axel Bueckert/Fotolia.de, © Karin Modis/Diakonie Michaelshoven, S. 16-17: © Jana Stein/Diakonie Michaelshoven, © A. März, S. 18-19: © Melani Köroglu/Diakonie Michaelshoven.de, S. 20-21: © Kerstin Koch/Fotolia. de, © Anna Khomulo/Fotolia.de, © Diakonie Michaelshoven, S. 2223: © freevector.com, S. 24-29: © Diakonie Michaelshoven, © Stadt Köln, © Thomas Francois/Fotolia.de, © Hartmut Schulz, © Foto@Hydra Productions, © Markus Mainka/Fotolia.de, © sima/Fotolia.de, © Carlos Stemmerich/Diakonie Michaelshoven, S. 30-31: © Jana Stein/Diakonie Michaelshoven

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Bitte helfen Sie!

24 Kurz berichtet Neuigkeiten & Veranstaltungen

30 Bitte unterstützen Sie uns! Und ermöglichen Sie Kindern in Stephansheide Besuche auf dem Schulbauernhof!

Druck: Z.B.! Kunstdruck, Köln Auflage: 4.000 Exemplare Bezug kostenlos Das Magazin erscheint dreimal im Jahr (April, August und Dezember). Zur vereinfachten Lesbarkeit wird im Allgemeinen die männliche Schreibweise verwendet.

Editorial

INTERVIEW

Inhaltsverzeichnis

Interview

Psychische Erkrankungen

„Psychische Störungen nehmen zu...“ Immer mehr Menschen leiden unter psychischen Erkrankungen. Wir sprachen mit Prof. Dr. med. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, Ärztliche Direktorin der LVR-Klinik Köln, unter anderem über die Ursachen, mögliche Therapieformen und präventive Maßnahmen.

Prof. Dr. med. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, Ärztliche Direktorin LVR-Klinik Köln

Die Daten der gesetzlichen Krankenkassen belegen in den letzten Jahren einen Anstieg psychischer Erkrankungen in Deutschland. Können Sie diese Entwicklung bestätigen? Wir Psychiater erleben in den letzten Jahren einen deutlich wahrnehmbaren Anstieg der psychischen Störungen. Gerade Angst- und Essstörungen, Probleme im Umgang mit Stress, Depressionen und Suchtprobleme nehmen zu. Ansteigend ist auch die Zahl der Fälle von Patienten mit einer Demenz. Auf der anderen Seite bleiben die Zahlen für bestimmte schwere psychiatrische Erkrankungen, wie Schizophrenien, in etwa gleich.

Wo sehen Sie die Ursachen? Und welche Rolle spielen dabei die Entwicklungen in der Arbeitswelt? Die Menschen haben mehr Wissen über psychische Erkrankungen. Zum einen können im Internet Fragen heute einfach recherchiert werden, aber auch eine zunehmende Berichterstattung in den Medien und groß angelegte Informationskampagnen sorgen für Aufklärung. Prominente bekennen sich zu ihren Erkrankungen, wie Depression oder Abhängigkeit, die Stigmatisierung nimmt ab. Deswegen trauen sich mehr Menschen wegen ihrer psychischen Probleme Hilfe zu suchen. Das ist eigentlich eine positive Entwicklung, die wir so gewollt

haben. Auf der anderen Seite haben wir zum Teil auch eine echte Zunahme psychischer Störungen zum Beispiel bei älteren Menschen. Die Arbeitswelt spielt eine zentrale Rolle. Die Arbeitsdichte hat sich in allen Bereichen in den letzten Jahren deutlich erhöht. Arbeitsabläufe werden auch durch Kommunikationsmittel schneller. Arbeitszeit und private Zeit vermischen sich immer mehr, damit fehlen den Menschen die wichtigen Zeiten der Regeneration. Was sind die häufigsten psychischen Störungen, die Sie in Ihrer Klinik behandeln?

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Zu den häufigsten Störungen gehören Abhängigkeitserkrankungen, Depressionen, Psychosen, alle Formen der Demenz und Persönlichkeitsstörungen. Und welche Therapieformen wenden Sie in der Regel an? Neben der medikamentösen Therapie ist die Psychotherapie der wichtigste Baustein unserer individuellen Behandlung. Aber auch Entspannungstechniken, Sport-, Musik- und Kunsttherapie werden in der LVR-Klinik Köln angewendet. Sind aus Ihrer Sicht bestimmte Altersund Berufsgruppen besonders betroffen? Zurzeit nehmen die Fallzahlen für psychische Erkrankungen bei älteren Menschen zu, denn die Menschen werden immer älter. Menschen, die in einer Doppelrolle leben wie berufstätige Eltern, Alleinerziehende oder pflegende Angehörige fehlt oft die Möglichkeit, für Ausgleich und Entspannung zu sorgen. Hier kommt es oftmals zu belastenden Stresssituationen, die eine Erkrankung begünstigen können. Laut einer Studie des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit sind psychi-

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sche Erkrankungen ein Tabu in unserer Gesellschaft und häufig mit Diskriminierung und Stigmatisierung verbunden. Was muss sich aus Ihrer Sicht hier gesellschaftlich verändern? Aus meiner Sicht hat sich in den letzten Jahren viel getan. Psychische Erkrankungen sind für viele Betroffene kein Grund mehr, sich zu schämen, wie noch in der Vergangenheit. Dennoch ist das Tabu nicht völlig aufgehoben. Es ist deswegen weiterhin wichtig, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, dass eine psychische Erkrankung keine Willensschwäche oder schlechte Charaktereigenschaft ist. Sie kann jede und jeden treffen, und es gibt heutzutage eine Vielzahl guter Behandlungsmöglichkeiten. Der Anteil der Arbeitnehmer, die sich aufgrund psychischer Erkrankungen beruflich neu orientieren müssen, wird zunehmend größer. Für wie wichtig halten Sie Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation, wie sie in unserem Berufsförderungswerk durchgeführt werden? Die berufliche Rehabilitation ist für die Betroffenen ein wichtiger Schritt zurück ins Leben. Die berufliche Tätigkeit bedeutet neben dem Broterwerb auch die Teilnahme an der Gesellschaft – auch das ist ein wich-

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tiger Baustein zur Stärkung des Selbstwertgefühls und zur Erhaltung der psychischen Gesundheit. Gerade in Rehabilitationsmaßnahmen ist es den Betroffenen möglich einen Einstieg zu wagen und sich auf den Weg zu machen. Welche Bedeutung hat Ihrer Ansicht nach neben der therapeutischen Behandlung auch eine seelsorgerische Begleitung der betroffenen Menschen? Seelsorge bedeutet Begleitung auf einer Ebene, die sich von der Therapie unterscheidet, aber sich hervorragend mit der Therapie ergänzt. Viele Patienten können sich in der Seelsorge öffnen und finden hier die Befriedigung wichtiger Bedürfnisse, die allein durch die Therapie nicht abgedeckt werden, aber wichtig für den Gesundungsprozess sind. Die spirituelle, seelsorgerische Begleitung wird in der LVR-Klinik Köln als wichtige Ressource gesehen und geschätzt. Jeder dritte bis vierte Deutsche erkrankt im Laufe seines Lebens an einer psychischen Störung. Wie kann man selbst Anzeichen entdecken? Wichtig ist: Es ist normal, sich traurig zu fühlen, wenn eine Beziehung auseinandergegangen ist, ein trauriges Ereignis statt-

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gefunden hat. Es ist auch normal, sich erschöpft und ausgepowert zu fühlen, wenn man eine Zeit lang viel gearbeitet hat oder privat sehr eingespannt war. Aber spätestens, wenn man sich nach einem Urlaub nicht mehr erholt fühlt, wenn man das Gefühl hat, nicht mehr abschalten zu können, nicht mehr runterzukommen, droht ein Zustand tiefer Erschöpfung. Auch wenn man selbst nicht verstehen kann, warum man nicht mehr gut schlafen kann, sich nervös und gereizt oder deprimiert fühlt, sollten die Alarmglocken läuten. Das sind Zeichen, sich Hilfe zu holen. Und was kann man präventiv tun, um einer solchen Erkrankung vorzubeugen? Hier sind die Stichworte Entspannung und Ausgleich wichtig. Jeder hat etwas, das Freude bereitet. Das können Kleinigkeiten sein: einen Kuchen backen, ein Spaziergang, Bewegung, Lieder singen. Wichtig ist es, achtsam mit sich selbst umzugehen, sich zu beobachten und wahrzunehmen, ob Belastungen zu viel werden. Aber auch wahrzunehmen, was Freude bereitet und gut tut. Davon sollte man sich dann regelmäßig eine Portion gönnen.

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Editorial

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Psychische Erkrankungen

Interview

DER WEG in ein normales Leben Sara (17)* und Lisa (20)* leben im alten Pfarrhaus auf dem Gelände der Diakonie Michaelshoven. In der Wohngruppe werden junge Mädchen mit Essstörungen und anderen psychischen Erkrankungen auf ihrem Weg in ein stabiles und selbstbestimmtes Leben unterstützt. * Namen geändert

M

ittagessen in der Wohngruppe. Für Lisa und Sara ist es jedes Mal eine Herausforderung. Und das aus ganz unterschiedlichen Gründen: Lisa kämpft sichtlich mit jedem Bissen, den sie runterkriegen muss. Sara hingegen wirkt angespannt, sie kämpft mit ihrer Panik und dem starken Bedürfnis, schnell den Raum zu verlassen. Beide leben seit einigen Monaten im alten Pfarrhaus, die Wohngruppe der Diakonie Michaelshoven für junge Mädchen mit Essstörungen und anderen psychischen Erkrankungen. Die gemeinsamen Mahlzeiten gehören zum Alltag.

Strukturen, die die acht Bewohnerinnen zwischen 15 und 20 Jahren dringend benötigen. So leidet Sara unter einer sozialen Phobie. Sie wollte erst gar nicht in die Gruppe in Köln-Rodenkirchen ziehen. Es hat sie viel Überwindung gekostet. „Hier gibt es nur Doppelzimmer. Zuhause hatte ich mein eigenes Zimmer, in das ich mich zurückziehen konnte“, sagt die 17-Jährige. Genau das soll aber verhindert werden: dass sie sich zurückzieht und ihrer Angst so viel Raum gibt. Bevor sie vor einem halben Jahr in die Wohngruppe der Diakonie Michaelsho-

ven kam, war sie komplett zurückgezogen: „Ich bin nicht mehr rausgegangen, auch nicht mehr zur Schule. Ich konnte mich nicht mehr überwinden“, erinnert sie sich. Seitdem ist viel passiert: Mit ihrer Zimmernachbarin und den anderen Mitbewohnerinnen kommt sie gut zurecht. Sie geht regelmäßig zur Schule. Und sie kommt immer mehr raus, nicht nur aus der Wohngruppe, sondern auch aus sich. Etwas Besonderes ist Sara auf dem Sommerfest gelungen: Sie hat sich getraut, vor allen anderen ein Lied zu singen. „Das war ein großartiges Erlebnis“, sagt sie mit strahlenden Augen.

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Die Mädchen können sich gegenseitig unterstützen „Im alten Pfarrhaus vermitteln wir den Bewohnerinnen ein hohes Maß an Selbstständigkeit“, erklärt Betreuerin Maureen Ehrhardt. „Dazu gehört auch, dass sie in der Wohngruppe Aufgaben übernehmen, wie zum Beispiel Kochdienst am Wochenende.“ Dass sowohl Mädchen mit Essstörung als auch mit anderen psychischen Erkrankungen gemeinsam dort leben, erfüllt einen bestimmten Zweck: „Sie können sich durch ihre unterschiedlichen Krankheitsbilder besser gegenseitig unterstützen und ergänzen, anstatt sich gegebenenfalls negativ zu beeinflussen“, sagt die Betreuerin. Allein die angespannte Stimmung beim Mittagessen wird dadurch merklich aufgelockert, dass Mädchen wie Sara, die keine Essstörung haben, sich ungehemmt unterhalten können und somit für Ablenkung sorgen. Das erleichtert es für Lisa ungemein und sie konzentriert sich nicht auf jeden einzelnen Happen, den sie isst. Sie leidet seit acht Jahren unter Anorexie. Angefangen hat alles mit dem Vorhaben, in der Fastenzeit auf Chips und Nutella zu verzichten. „Als ich das geschafft habe und das erste Lob dafür bekam, dass ich abgenommen

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hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Etwas Süßes essen bedeutet für mich Kontrollverlust.“ Nach diversen Krankenhaus- und Klinikaufenthalten sowie weiteren Versuchen in anderen Wohngruppen und zu Hause ist die 20-Jährige nun seit sieben Monaten im alten Pfarrhaus. „Hier ist alles besser geworden“, sagt die junge Frau. „Nur mit dem Essen hapert es noch ein wenig“, räumt sie ein. Neben ihrer Magersucht hat Lisa auch mit Zwängen zu kämpfen. Die habe sie nun viel besser im Griff. „Und ich gehe viel mehr raus, bin irgendwie wieder im Leben angekommen.“ Vorher hatte sie sich sehr zurückgezogen, kaum noch Kontakte gepflegt. Heute trifft sie sich regelmäßig mit Freunden. „Mir fehlte lange Zeit einfach die Erkenntnis, dass ich krank bin.“ Verschiedene Angebote in der Gruppe unterstützen die Mädchen Die Mitarbeiterinnen der Diakonie Michaelshoven betrachten jedes Mädchen individuell und entscheiden, welche Hilfe erforderlich ist. Sie halten dabei engen Kontakt zu Schulen, externen Therapeuten und natürlich auch zu den Eltern. Durch regelmäßige Angehörigentreffen und Heimfahrtwochenenden behalten die Bewohnerinnen den Bezug zur Fami-

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lie. Angebote wie Sing- und Yogaprojekte oder regelmäßige Gruppenwochenenden, stärken den Zusammenhalt unter den Bewohnerinnen. Für Sara und Lisa hat sich durch die Aufnahme in die pädagogische Intensivgruppe das Leben verändert. Sie mussten ihr überbehütetes Zuhause verlassen, sich ihren Problemen stellen und daran arbeiten. Heute ist nicht mehr die Krankheit alles bestimmend, sondern sie gehen aus und treffen Freunde, machen Pläne für die Zukunft – eben wie ganz normale Mädchen in ihrem Alter es tun. „Ich wünsche mir, dass ich künftig mit meinen Ängsten klarkomme, meinen Schulabschluss mache und dann in eine eigene Wohnung oder eine Wohngemeinschaft ziehen kann“, erzählt Sara von ihren Vorhaben. Und Lisa möchte als nächstes in die Verselbstständigungsgruppe der Diakonie Michaelshoven ziehen, ihr Abitur schaffen „und endlich ohne vorgegebenen Plan essen können“. Den ersten Schritt in ein normales Leben haben die beiden jungen Frauen schon gemacht.

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Wohngruppe im alten Pfarrhaus n D ie Wohngruppe im alten Pfarrhaus befindet sich im Park der Diakonie Michaelshoven in Köln-Rodenkirchen. Acht Mädchen mit Essstörungen und anderen psychischen Erkrankungen werden dort von sechs Pädagoginnen betreut. n D ie Gruppe ist ein intensivpädagogisches Betreuungs- und Behandlungsangebot in Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln. n D ie Zielgruppe sind Mädchen ab 14 Jahre und junge Frauen, die sich an der Schnittstelle zwischen Psychiatrie und Jugendhilfe befinden. Sie haben einen erhöhten Hilfebedarf aufgrund von Anorexie, Bulimie, Depressionen, selbstverletzendem Verhalten, Angst- und Zwangsstörungen oder Phobien. n N eben einzelpädagogischen Angeboten durch Bezugsbetreuer werden die Mädchen durch gruppenpädagogische Angebote wie das Mädchenteam oder angeleitetes Kochen unterstützt. Außerdem wird eine externe medizinische und psychiatrische Versorgung gewährleistet. Z n iel ist es, die Bewohnerinnen in ihrer sozialen Identität, ihrer Eigenverantwortung und Selbstwahrnehmung zu stärken.

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e i d n n e W t k i e r t s Seele 2012 wurden deutschlandweit 60 Millionen ArbeitsunfähigkeitsTage aufgrund von psychischen Erkrankungen registriert.

Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales und Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

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adia-Stella ist eine sehr engagierte Frau, die immer für ihre Familie und ihre Mitmenschen da ist. Vielleicht war auch das ein Grund, warum sie sich vor fast 20 Jahren dazu entschied, examinierte Krankenpflegerin zu werden. 16 Jahre lang arbeitete sie in dem Beruf, den sie gerne ausübte. Doch irgendwann ging es einfach nicht mehr, die heute 42-Jährige fühlte sich komplett ausgelaugt. „Das Arbeitsleben hat sich mit der Zeit stark verändert. Der Druck nahm immer weiter zu, gleichzeitig gab es immer weniger Personal“, berichtet sie. „Man hatte kaum noch Zeit, die Menschen anständig zu versorgen, das hat mich innerlich zerrissen.“ Irgendwann habe sie nur noch wie eine

Interview

Psychische Erkrankungen

Chronische Müdigkeit und Erschöpfung, Schlafstörungen und Panikattacken – für Radia-Stella war es jahrelang ein täglicher Kampf, zur Arbeit zu gehen. Sie fühlte sich überlastet und ausgebrannt. Es brauchte lange, bis sie sich eingestehen konnte, dass sie nicht mehr konnte. In der heutigen modernen Arbeitswelt sind Burn-Out und andere psychische Belastungen Themen, die immer mehr Menschen betreffen.Viele Betroffene können nicht mehr in ihrem bisherigen Job arbeiten. Ihnen bietet das Berufsförderungswerk Köln die Möglichkeit, durch eine berufliche Rehabilitation einen neuen Beruf zu erlernen. Auch Radia-Stella nutzte diese Chance.

Maschine funktioniert, sprang stets ein, wenn jemand ausfiel, 16 Tage am Stück seien keine Seltenheit gewesen. „Ich konnte auch nie Nein sagen“, erinnert sie sich zurück. Morgens ging sie mit Angst zur Arbeit, fing oftmals plötzlich an zu weinen, sie versteckte sich dann auf der Toilette und musste sich übergeben. „Doch ich wollte mir nichts anmerken lassen und ja auch für die Patienten da sein.“ Eines Tages kam sie nach Hause und brach im Badezimmer zusammen. Man brachte sie ins Krankenhaus, wo eine Erschöpfungsdepression diagnostiziert wurde. Hinzu kamen viele körperliche Beschwerden wie Bandscheibenvorfälle, Probleme mit Halswirbel- und Lendensäule und der

Schulter. Dank zahlreicher Gespräche mit den Ärzten wurde Radia-Stella Stück für Stück bewusst, was mit ihr geschehen war. Die belastende Arbeit war offenbar der Auslöser für ihren Zusammenbruch, ihre Panikattacken rührten jedoch letztendlich von traumatischen Erfahrungen viele Jahre zuvor her. „Ich hatte keine schöne Kindheit“, erzählt Radia-Stella. „Meine Mutter ist früh gestorben. Ich wurde misshandelt, geschlagen, eingesperrt.“ Teilweise sei dies auch in Richtung sexuellem Missbrauch gegangen. Viele dieser Erlebnisse kamen auch auf der Arbeit im Krankenhaus hoch. Beispielsweise bei der Körperpflege der Patienten, wenn Radia-Stella auf einmal Panikattacken bekam. Durch die Therapie

lernte sie, sich selbst besser zu verstehen. Mit der Zeit stabilisierte sich ihr Zustand immer weiter. Berufliche Reha als Chance „Ich wusste, dass ich dennoch nicht mehr in meinen bisherigen Job in der Krankenpflege zurückgehen konnte“, berichtet sie. In einer Klinik stieß sie auf einen Info-Flyer des Berufsförderungswerks Köln (Bfw) zum Thema Umschulungen. „Ich bin dann nach Michaelshoven gefahren und habe mir bei einer Infoveranstaltung die Möglichkeiten angeschaut.“ Nach einer Erprobung von sechs Wochen, in der unter anderem geschaut wird, welche Berufe und Angebote für den jeweiligen Teilnehmer infrage

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kommen, entschied sie sich für die Umschulung zur Bürokauffrau. Vor der Ausbildung nahm sie noch neun Monate lang an dem Angebot „Individuelles Integrationsvorbereitungstraining“ teil. Hauptziel des Programms ist es, die Teilnehmer persönlich zu stabilisieren, damit sie an einer Qualifizierung oder beruflichen Integration teilnehmen können. Dabei werden auch bereits erste Inhalte der späteren Umschulung und Fähigkeiten wie Teamarbeit vermittelt. Die Teilnehmer werden bereits in dieser Zeit eng von den Mitarbeitern des Berufsförderungswerks, darunter auch Psychologen, begleitet. „Neben der handlungsorientierten Ausbildung üben wir mit den Teilnehmern, die eine psychische Vorerkrankung haben, beispielsweise auch Aspekte wie Achtsamkeit, Konfliktbewältigung, wie man mit Ängsten umgeht und wie man sich selbst wahrnimmt“, erläutert Winfried Struk, Diplom-Psychologe und Psychotherapeut im Bfw Köln. Die Arbeitswelt hat sich verändert Es sei wichtig, dass Menschen wie RadiaStella viel Zeit bekommen, so Winfried Struk, auch wenn dies in Zeiten von Einsparungen seitens der Kostenträger teils immer schwieriger würde. Im Be-

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rufsförderungswerk Köln gebe es immer mehr Teilnehmer mit psychischen Erkrankungen, berichtet er. Manche von ihnen hätten unter anderem auch ein Burn-Out-Syndrom. „In der heutigen Arbeitswelt nehmen Druck und Stress immer weiter zu“, erläutert er. Gerade engagierte und gute Mitarbeiter seien vom Gefühl des Ausgebranntseins betroffen. „Viele haben einen hohen Leistungsanspruch an sich selbst, können schlecht Nein sagen und wollen ihre Probleme nicht ihren Mitmenschen zumuten“, so Winfried Struk. Hinzu kämen Stress-Verursacher wie die Angst um den Arbeitsplatz, unter anderem auch aufgrund befristeter Verträge. Psychische Erkrankungen sind mittlerweile in Deutschland der zweithäufigste Grund für Krankschreibungen, stellte die DAKKrankenkasse fest. Nicht nur für die Betroffenen, auch für die Volkswirtschaft hat dies bedeutende Auswirkungen. „Dabei könnten Menschen mit psychischen Erkrankungen die Arbeitswelt mit ihren sozialen Fähigkeiten und ihrem Engagement bereichern“, findet Winfried Struk. Radia-Stella ist froh, dass sie durch Zufall von der Möglichkeit der beruflichen Rehabilitation erfahren hatte. „Ich wurde

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hier im Berufsförderungswerk aufgefangen. Die Berater haben sich immer Zeit für mich genommen, das hat mir Kraft gegeben“, so die 42-Jährige. Nach dem Individuellen Integrationsvorbereitungstraining absolvierte sie eine zweijährige Umschulung zur Bürokauffrau, anfangs in Vollzeit. „Doch ich hatte noch drei Kinder und einen krebskranken Mann zu Hause, um die ich mich auch kümmern musste“, berichtet sie. Damit nicht wieder alles zu viel würde, schwenkte sie auf eine Teletutoringausbildung um, die sie Teilzeit im Berufsförderungswerk und Teilzeit von zu Hause aus absolvierte. Während der gesamten Umschulung wurde sie eng von den Psychologen und Integrationsberatern des Bfw begleitet. „Man hat mir auch Mut gemacht, dass ich das schaffe, obwohl ich teilweise extreme Prüfungsangst hatte“, so Radia-Stella. Doch sie sei eine Kämpfernatur, sagt sie von sich. „Die Prüfung habe ich am Ende viel besser abgeschlossen, als ich das zuvor erwartet hatte“, berichtet sie stolz. Neuanfang in einem anderen Beruf Nach ihrem Abschluss wollte Radia-Stella beruflich durchstarten. „Mein Arbeitsvertrag aus der Zeit als Krankenpflegerin ruhte während meiner Zeit in der Klinik und

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während der Umschulung“, erläutert die 42-Jährige. Sie habe teilweise gar nicht gewusst, was ihr an Unterstützung und Hilfe für einen beruflichen Neuanfang zusteht, sagt sie. „Aber das Integrationsteam vom Berufsförderungswerk hat mich sehr unterstützt. Es lohnt sich wirklich zu kämpfen. Man darf nicht aufgeben und an sich selbst zweifeln“, meint Radia-Stella. Im November hat sie eine Stelle als Bürokauffrau im Patientenmanagement angetreten. „Mir ist es so wichtig, meine Arbeit zu haben, eine Tagesstruktur. Endlich habe ich wieder Teil am Leben“, sagt sie glücklich.

Burn-Out Von Burn-Out („ausgebrannt“) wird meist bei einem Zustand großer Erschöpfung, innerer Unruhe, Schlafstörungen, einem Gefühl der Überforderung und der gefühlsmäßigen Überlastung gesprochen. Jedoch wird Burn-Out im Rahmen der Internationalen Klassifikation der Erkrankungen (ICD) nicht als eigenständige Krankheit angesehen. Viele Symptome treten auch bei depressiven Erkrankungen auf.

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Interview

Psychische Erkrankungen

WIEDER MUT FASSEN Fast jeder dritte Mensch in Deutschland leidet im Laufe seines Lebens an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung*. Depressionen, Alkoholerkrankungen, bipolare Störungen und Schizophrenien zählen dabei zu den häufigsten Erkrankungen. Für die Betroffenen ist es oftmals ein langer und mit viel Leidensdruck verbundener Weg, bis sie passende Hilfe gefunden haben. So auch für Theresa Neubert**. Fast ein Jahrzehnt lang gab es bei ihr immer wieder Zeiten, in denen sie kaum noch einen Ausweg sah, in denen sie sich selbst Verletzungen zufügte und an Selbstmord dachte. Es dauerte Jahre, bis bei der 41-Jährigen eine schwere Depression, eine BorderlinePersönlichkeitsstörung und weitere Symptomatiken diagnostiziert wurden. Dank verschiedener Kölner Hilfsangebote, darunter das Elisabeth-Fry-Haus und das Betreute Wohnen der Diakonie Michaelshoven, hat sich ihr Leben mittlerweile stabilisiert. Und sie hat neuen Mut gefasst.

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*Quelle: Bundesministerium für Gesundheit **Name von der Redaktion geändert

hre kommunikative und lebenslustige Art, ihr offenes, fröhliches Lachen – das ist mit das Erste, das einem an Theresa Neubert auffällt. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass diese selbstbewusst wirkende Frau in den vergangenen zehn Jahren immer wieder schlimme depressive Episoden durchlebte, dass sie sich oft die Frage stellte, ob sie so noch weiterleben könne und wolle. „Ich habe viele Jahre gebraucht, um so zu werden, wie ich heute bin“, erklärt Theresa Neubert. Der Weg dahin sei oft sehr schwer und mit vielen Tränen verbunden gewesen. „Vor mehr als zehn Jahren habe ich eine Umschulung gemacht. Es gab dann einen Vorfall im familiären Umfeld, der mich stark traumatisiert hat. Ich wurde krank und konnte die Umschulung

nicht zu Ende führen“, berichtet sie. An manchen Tagen habe ihr die Kraft gefehlt, überhaupt aus dem Bett aufzustehen, alles schien ausweglos. Ihre Erkrankung führte auch dazu, dass sie ihre Wohnung verlor. „Ich sollte damals in eine Obdachlosenunterkunft umziehen“, berichtet sie. „Praktisch in letzter Minute hat mir meine damalige Familienhelferin dann einen Platz im Elisabeth-Fry-Haus verschafft, wo man mich aufnahm und mir Hilfe anbot.“ Hilfe, als alles zu viel wurde Im Elisabeth-Fry-Haus (EFH) fand Theresa Neubert nicht nur einen Unterschlupf, sondern auch Ruhe, professionelle Unterstützung und Beratung. 36 Plätze im Wohn- und Aufnahmehaus in Köln-Ra-

derthal sind speziell für Frauen mit psychischen Problemen oder einer psychischen Erkrankung vorgesehen. Sozialarbeiterinnen und eine Psychologin helfen ihnen dabei, seelische Konflikte zu bewältigen und Struktur in den Alltag zu bringen, Papiere und Finanzen zu bewältigen. Drei Jahre lang wohnte Theresa Neubert im EFH in einer angegliederten Wohngruppe. In dieser Zeit diagnostizierten Ärzte bei ihr eine schwere Depression und eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs. „Die entsprechenden Therapien haben mir sehr geholfen, ich konnte viel aufarbeiten“, berichtet Theresa Neubert. Gleichzeitig lernte sie zahlreiche Möglichkeiten kennen, wie sie Krisen vorbeugen und begegnen kann.

„Wenn es kritisch wird, dann muss ich gar nicht mehr darüber nachdenken, was mir helfen könnte. Dinge wie Atemtechniken, Zähltechniken und vieles mehr kann ich dann einfach abrufen.“ Das habe ihr Sicherheit und Selbstbewusstsein gegeben. „Es war ein unglaubliches Gefühl, endlich zu wissen, was man machen kann, wie es überhaupt weitergeht und wie man ein stabiles Leben führen kann“, so die 41-Jährige. Unterstützung durch das Ambulant Betreute Wohnen Nach drei Jahren beschloss Theresa Neubert, wieder in eine eigene Wohnung zu ziehen. Für die Übergangszeit wünschte sie sich jedoch Unterstützung. Seit Ende 2009 nimmt sie daher die Hilfe des Am-

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bulant Betreuten Wohnen der Diakonie Michaelshoven in Anspruch, anfangs für vier Stunden die Woche. „Es handelt sich dabei um eine passgenaue Hilfe zur Selbsthilfe für Menschen in schwierigen Lebenslagen“, erläutert Patrick Frings, Mitarbeiter des Betreuten Wohnen Köln. „Es umfasst unter anderem verschiedene Lebensbereiche: Wohnung, Finanzen, soziale Beziehungen und Freizeit. In Erstgesprächen klären wir gemeinsam mit den Klienten, welche Belastungen es gibt und in welchen Bereichen der- oder diejenige Unterstützung braucht.“ Auf dieser Basis werde ein Hilfeplan erstellt. „Bei Frau Neubert gab es damals sehr viele Baustellen“, erinnert er sich. „Wenn ich beispielsweise ein Schreiben bekommen habe, bin ich zitternd zu Herrn Frings gegangen und habe ihn um Hilfe gebeten“, bestätigt Theresa Neubert. Sie erhielt unter anderem Unterstützung bei der Haushaltsführung, bei der Strukturierung des Alltags und bei Anträgen und Behördengängen. „Inzwischen kann ich mich schon oft alleine um die Angelegenheiten kümmern. Ohne die Hilfe von Herrn Frings und seinen Kollegen hätte ich das definitiv nicht geschafft. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Mittlerweile braucht sie nur noch zweieinhalb Stunden Unterstützung pro Wo-

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che. „Wir haben gemeinsam viel erreicht“, bestätigt Patrick Frings. Über das Betreute Wohnen nimmt Theresa Neubert auch an Freizeitaktivitäten wie etwa der Kochgruppe teil. Darüber haben sich bereits Freundschaften entwickelt. Mittlerweile ist sie viel unterwegs, geht spazieren, schwimmen und unternimmt etwas mit ihren neuen Bekannten. „Ich habe wegen meiner Erkrankungen vorher so viel im Leben verpasst“, meint sie. Neue Wege gehen Trotz der positiven Entwicklung gab es jedoch auch immer wieder Rückschläge. Auch mehrere Aufenthalte in der Psychiatrie zählten dazu. „Doch Rückschritte sind ganz normal“, erläutert Theresa Neubert, „ich gehe zwei Schritte vor, einen zurück. Aber je öfter ich den neuen Weg gehe, desto weniger Unebenheiten hat er.“ Für den Fall, dass es mal Schwierigkeiten gibt, hat sie gemeinsam mit Patrick Frings einen Krisenplan entwickelt. „Selbst wenn er mal nicht erreichbar sein sollte, etwa nachts, habe ich Notfallnummern und Ansprechpartner, an die ich mich wenden kann. Das gibt mir Sicherheit“, erklärt sie. Auch die sogenannte Krisenwohnung des Netzwerks für psychische Gesundheit Köln

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vom Kölner Verein für Rehabilitation e.V. hat sie bereits mehrere Male in Anspruch genommen. Dort können Menschen mit psychischen Krisen für ein paar Nächte aufgenommen werden und erhalten professionelle Beratung. „Als ich vor eineinhalb Jahren das letzte Mal suizidale Gedanken hatte, habe ich dort zwei Tage verbracht und musste nicht medikamentös umgestellt werden. Die Krisenwohnung, das Betreute Wohnen, die Traumatherapie und alle anderen Dinge, die ich unternommen habe, das waren alles wichtige Bausteine. Seitdem gab es keine Klinikaufenthalte und keine Selbstverletzungen mehr“, sagt Theresa Neubert stolz. Für ihre persönliche Zukunft hat sie konkrete Wünsche: „Ich möchte weiter stabil bleiben. Und ich möchte langfristig irgendwann auch wieder arbeiten gehen und mein Leben wirklich selbst finanzieren. Das wäre mein Traum“, sagt die 41-Jährige. „Und ich hoffe, dass diejenigen, die eine psychische Erkrankung haben und nicht weiter wissen, anhand meines Beispiels sehen: Es gibt eine Möglichkeit, es gibt einen Weg!“

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INFO en der häufigsten psychisch Die Depression ist eine gene leiden unter den fol Erkrankungen. Betroffen Inn: gedrückte Stimmung, den drei Kernsymptome b. eit und reduzierter Antrie teressen- und Freudlosigk Benoch zahlreiche andere Hinzu kommen jedoch kann gravierende Folgen schwerden. Die Krankheit hnheit am Arbeitsplatz, Frü haben: Langzeit-Abwese g eine depressive Erkrankun berentung, Suizid. Wird in den meisten Fällen gut frühzeitig erkannt, ist sie behandelbar. törderline-Persönlichkeitss Menschen mit einer Bo ung tabile Per sönlichkeitsstör rung, auch emotional ins r, we annt, fällt es oft sehr sch des Borderline-Typs gen Hauptmerkmale sind ex ihre Gefühle zu steuern. n, lte ungen, impulsives Verha treme Stimmungsschwank der ile Beziehungen. Um mit Verlustängste und instab le zugehen, ver letzen sich vie inneren Anspannung um Betroffene selbst.

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Das Überleben sichern und Perspektiven entwickeln Im Mar tin-Luther-Haus in Köln-Porz leben Kinder und Jugendliche, die nach einem Psychiatrieaufenthalt weiterhin eine intensive, gegebenenfalls geschlossene Unterbringung benötigen. Luna* ist seit ein paar Monaten dor t. Sie ist depressiv, wird schnell aggressiv und selbstverletzend. Das Zusammenleben in der Wohngruppe ist eine Herausforderung – für sie, aber auch für die Betreuer. * Name geändert

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una fährt sich nervös durch ihre kurzen und struwweligen roten Haare. Dann zieht sie schnell die Ärmel ihres schwarzen Oberteils runter bis zu den Handgelenken, damit man ihre Unterarme nicht sehen kann. Oder vielmehr die vielen Narben, die sich darauf abzeichnen. Luna ist 15 Jahre alt, doch wenn sie von ihrem Leben erzählt, schwingt da so viel Schmerz mit, dass es kaum die Geschichte eines jungen Mädchens sein kann. Bereits mit sieben Jahren musste sie das erste Mal ihr Elternhaus verlassen. Bis heute wird sie schnell aggressiv und richtet ihre Wut gegen

sich selbst und gegen andere. Sie leidet unter einer Störung des Sozialverhaltens und einer Depression. Deshalb brauchte sie schon früh professionelle Hilfe. „Ich bin seit Ende April hier“, beginnt Luna vorsichtig zu erzählen. Mit „hier“ meint sie das Martin-Luther-Haus der Diakonie Michaelshoven in Köln-Porz. Die Wohngruppe nimmt Kinder und Jugendliche für die Psychiatrienachsorge, Stabilisierung und Perspektiventwicklung auf. Für Luna ist es eine weitere Station von vielen, die sie schon hinter sich hat: Sie war in anderen Wohngruppen, bei Pflegefamilien und in Kliniken. Sie kennt es nur zu gut, immer weitergeschickt zu werden. Diesmal ist

es anders. „Unser wichtigstes Anliegen ist, den Kindern und Jugendlichen einen stabilen Rahmen zu geben und ihnen deutlich zu machen: Wir schicken sie nicht weg, wir bleiben da, ganz gleich wie grenzüberschreitend ihr Verhalten ist“, erklärt Carsten Rückels, Teamleiter im Martin-Luther-Haus. Die jungen Menschen erleben immer wieder Krisen Dass ihr in der Wohngruppe geholfen wird, ist Luna noch nicht klar: „Ich will hier nicht sein, ich möchte zurück zu meiner Familie“, sagt sie trotzig. Das ist die Herausforderung für Carsten Rückels und seine zwölf Kollegen im Haus. „Die jungen

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Menschen kommen ja nicht freiwillig hierher. Da ist es normal, dass sie so empfinden. Wir nehmen das ernst, gehen auf die Bewohner ein und erwarten erst einmal wenig von ihnen, damit sie sich einfinden können“, erzählt Rückels aus dem Berufsalltag. Dass die Kinder und Jugendlichen aber dringend intensive pädagogische Hilfe benötigen, steht außer Frage. Luna beispielsweise ritzt sich immer, wenn der Druck zu groß wird. „Ich weiß dann keinen Ausweg mehr“, erklärt sie mit leiser Stimme. Außerdem ist sie schon mehrere Male abgehauen, wenn sie mit einem Betreuer raus durfte. „Ich bin dann zu meiner Platte“, sagt sie ehrlich. Am Kölner Dom hat sie zwielichtige Bekanntschaften gemacht. „Luna verhält sich dort sehr grenzverletzend. Das reicht von Drogenkonsum bis hin zu sexuellem Risikoverhalten“, erklärt Carsten Rückels. Das multiprofessionelle Team im MartinLuther-Haus gibt den jungen Bewohnern zwischen 12 und 16 Jahren zunächst einmal eine Tagesstruktur und einen stabilen Rahmen. „Bei uns geht es häufig auch schlicht und einfach darum, die jungen Menschen am Leben zu halten“, betont der Teamleiter. Gerade in der ersten Zeit sind starke Selbstverletzungen, Suizidversuche

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und aggressive Eskalationen häufig in der Wohngruppe. „Wir wissen, dass es für die jungen Menschen, die so viel erlebt haben, immer wieder Krisen geben wird. Darauf stellen wir uns ein.“ Durch verschiedene Ansätze, wie eine verlässliche Tagesstruktur, verhaltenstherapeutische Methoden wie ein Stimmungsprotokoll, das sie mit den Bewohnern erstellen, konfrontative Pädagogik und familienorientierte Arbeit, versuchen die Mitarbeiter, eine Verbindung aufzubauen und zu helfen. Auch wenn dies nicht immer erkannt wird: „Die Kinder und Jugendlichen durchleben einfach gute und schlechte Phasen und dementsprechend nehmen sie die Wohngruppe wahr. Es geht darum, dass die guten Phasen länger und die schlechten kürzer werden. Immer mit dem Ziel, mit den Bewohnern eine Perspektive zu entwickeln.“ Stabilität und das Gefühl, nicht aufgegeben zu werden Luna hat gerade eine schlechte Phase. Sie hat erfahren, dass ihr leiblicher Vater vor Kurzem gestorben ist. Und ihre Mutter hat mit Lunas Stiefvater eine kleine Tochter bekommen. „Sie wird bald ein Jahr, und ich habe sie noch nie gesehen“, sagt Luna fast vorwurfsvoll. Deshalb möchte sie

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auch unbedingt zurück nach Hause. Sie fühlt sich ausgeschlossen und vermutlich auch alleingelassen. Darüber sprechen kann sie nicht. „In ihrer jetzigen Lage ist es nicht sinnvoll, dass Luna zurück nach Hause geht“, räumt Carsten Rückels ein. Dafür sei sie nicht stabil genug und der familiäre Rahmen könnte sie wohl kaum stützen. Und Stabilität ist das, was Luna jetzt am meisten braucht. So viele Ortswechsel wie sie haben viele der Bewohner erlebt. „Häufig ist es auch so, dass die Unterbringung in Kliniken zu früh beendet wird und normale pädagogische Angebote, die nicht so eine spezielle Ausrichtung haben wie wir, mit den jungen Menschen schnell überfordert sind“, erklärt der Teamleiter. Eine zunehmende Brisanz bei den Krankheitsverläufen, die beobachtet Marc Bartels, Bereichsleiter in der Kinder- und Jugendhilfe: „Es mag auch an der zunehmenden Anonymisierung in unserer Gesellschaft liegen, sodass wir nicht mehr so sehr am Sozialraum orientiert sind, der ja auch ein Auffangnetz sein kann“, erklärt Marc Bartels. Umso wichtiger sind Angebote wie das Martin-Luther-Haus. Damit junge Menschen wie Luna das Gefühl haben, dass sie nicht aufgegeben werden.

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MARTIN-LUTHER-HAUS n Das Martin-Luther-Haus der Diakonie Michaelshoven ist ein stationäres Angebot erzieherischer Hilfen für Kinder und Jugendliche mit: n psychisch bedingten Störungen, n kognitiven und sozialen Orientierungsschwierigkeiten, n besonders hohen emotionalen Belastungen, n herausforderndem Verhalten. n Die Wohngruppe bietet unter anderem einen sichernden Rahmen, klare und verbindliche Alltagsstrukturen, psychosoziale Beratung, Vermittlung neuer Verhaltensstrategien sowie Halt und Orientierung im Alltag.

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A L K O H O L –

d ir w d in e F m u z d n u e r F wenn der

Weißweinschorle tagsüber, da es einen nicht zu sehr umhaut. Wodka, weil man den nicht so riecht. Anika März* kennt die Tricks, wie ein übermäßiger Alkoholkonsum nicht auffällt. „Ich trank zweckgebunden“, sagt die 41-Jährige. Nach dem Tod ihres Bruders nahm der Alkohol schleichend einen Platz in ihrem Leben ein. Die familiäre Situation überforder te die Älteste von zehn Geschwistern, die in ihrer Familie in jungen Jahren bereits viel Verantwor tung übernehmen musste. Der Alkohol betäubte in vielen Situationen ihre Ängste und machte die Überforderung er träglich. Doch die Droge steuer te sie auch. Es wurde ein har ter Kampf, bei dem Anika März viel Kraft und Mut beweisen musste, um aus dem Teufelskreis auszubrechen.

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*Name wurde von der Redaktion geändert.

nika März lebt in einer der Wohngruppen im ElisabethFry-Haus, dem Aufnahme- und Wohnheim für Frauen in Köln-Raderthal. Die 41-Jährige hat seit einigen Jahren das Fotografieren für sich entdeckt. „Es ist eine Ausstellung hier im Haus geplant“, sagt Anika März stolz. Ihre Bilder zeigen häufig den Himmel oder auch Bäume, die eine melancholische Stimmung vermitteln. In ihrer Jugend fotografierte sie schon gerne, sie hatte auch darüber nachgedacht, Fotografin zu werden. „Aber dann sind ganz viele Sachen in meinem Leben passiert, sodass das Fotografieren nicht mehr so wichtig war“, ergänzt sie.

Schwere Kindheit und Jugend Wenn Anika März an die Vergangenheit denkt, dann kommt sie ihr wie ein schlechter Film vor. Sie ist die Älteste von sechs Schwestern und vier Brüdern. Schon als Kind musste sie lernen, viel zu viel Verantwortung zu übernehmen. „Mein Vater war psychisch krank, hat sich aber nicht behandeln lassen“, erinnert sie sich. Die Mutter erkrankte mehrmals schwer und war überfordert. Anika März übernahm deshalb für die jüngeren Geschwister oft die Rolle der Mutter oder des Vaters. „Egal, wie schlimm alles war, wir haben zusammengehalten und uns als Familie lieb gehabt“, sagt sie. Mit 18 Jahren

wurde ihr Leben auf den Kopf gestellt. Ihr kleiner Bruder kam bei einem Unfall ums Leben. Auf der Beerdigung hatte ihr Vater seinen ersten Schlaganfall. Die Mutter wollte sterben. Anika März trug erneut die Verantwortung für die ganze Familie. „Ich habe mir dann Hilfe beim Jugendamt geholt“, sagt sie rückblickend. Die Familie wurde plötzlich auseinandergerissen. Auch ihr Freund brach weg, der ihr bis dahin Halt gegeben hatte. „Ich habe früh gelernt, immer ruhig zu wirken, auch wenn ich es innerlich nicht war“, erinnert sie sich an die schwierigste Zeit ihres Lebens zurück. Sie setzte sich eine Maske auf, hinter der sie ihre Gefühle versteckte. Die

ersten Depressionen hatte Anika März da schon hinter sich. Selbstverletzungen kamen hinzu. Alkoholsucht und Essstörung „Und dann ging es los mit Alkohol“, sagt sie. Sie zog mit ihrem neuen Freund zusammen. Abends ging sie mit ihrer Clique aus und fand beim exzessiven Feiern Ablenkung von ihrem unverarbeiteten Schmerz, ihren existenziellen Ängsten und ihrer emotionalen Überforderung. Ihr Trauma hat sie mit Alkohol ertränkt und betäubt. „Nur so konnte ich Schlaf finden“, erinnert sie sich. Dabei weiß sie heute, dass sie den Verlust ihres Bruders

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nie richtig verarbeitet hat. Hinzu kam noch eine Essstörung, die sie körperlich schwächte. In dieser Zeit entwickelte sie Eigenarten, bei denen es immer um Verlustangst ging. „Wenn ich meine Familie nicht erreicht habe, dachte ich sofort, es sei was Schlimmes passiert“, erinnert sich Anika März zurück. Auch ihrem Freund vertraute sie nicht, sie hatte ständig Angst, ihn zu verlieren. Ihr fehlendes Selbstbewusstsein verleitete sie zu extremen Eifersuchtsszenarien, welche die Beziehung letztendlich zum Scheitern brachten. Sie versuchte mehrfach, einen Schulabschluss zu erlangen. „Ich bin aber gar nicht erst im Klassenzimmer angekommen. Um mich überhaupt in die Klasse zu trauen, hatte ich vorher erstmal etwas getrunken“, sagt sie. Sie fühlte sich im Umgang mit fremden Menschen überfordert. Langsam kontrollierte der Alkohol immer mehr ihr Leben. „Nur so konnte ich für meine Geschwister funktionieren und abends einschlafen“, berichtet Anika März. Gleichzeitig nahm sie aufgrund ihrer Essstörung innerhalb weniger Monate 20 Kilogramm ab. Irgendwann kam der Moment, in dem sie ihre Süchte nicht mehr vor der Familie

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geheim halten konnte und ihrer Mutter alles erzählte. Die Schule hatte sie in der Zwischenzeit bereits abbrechen müssen. 2003 machte Anika März zum ersten Mal eine Entgiftung. „Ich hatte das Gefühl, dass man mir alles wegnimmt“, erinnert sie sich zurück. Aus den zehn Tagen Entgiftung wurden viereinhalb Monate, in denen sie stabilisiert werden sollte. „Mir wurde gesagt, ich sei eine Sekundäralkoholikerin. Das heißt, ich trinke zweckgebunden“, sagt Anika März. Nach der Klinik kam sie ins Elisabeth-Fry-Haus und lebte in einer betreuten Wohngruppe. Der Kontakt zu ihrer Familie war erstmals abgebrochen. Doch es stellte sich heraus, dass die heute 41-Jährige noch nicht bereit war, ihre Sucht aufzugeben, sie trank erneut. Auch die bisher nicht behandelte Essstörung machte ihr zunehmend zu schaffen. „Das wollte ich mir nicht auch noch wegnehmen lassen. Ich habe gedacht, ohne überlebe ich nicht. Im Grunde waren der Alkohol und das Hungern ein Selbstmord auf Raten“, sagt sie. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit ihrem damaligen Freund. Im Elisabeth-Fry-Haus stieg der Druck. Es folgten erneut mehrere Entgiftungen, die zu keinem langfristigen Erfolg führten.

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Der Kampf gegen die Süchte Dann kam jedoch die Wende. Anika März kam von einem mehrmonatigen Klinikaufenthalt zurück in ihre Wohngruppe und hatte auf einmal den festen Willen, gegen die Süchte und Ängste anzukämpfen. „Ich wollte vor allem etwas gegen meine Sozialphobie tun. Und das Allerschlimmste, was ich mir vorstellen konnte, war an der Pforte im Frauenwohnheim zu arbeiten, zu telefonieren und mit fremden Menschen zu reden“, sagt sie. Es gelang, mittlerweile ist sie Pfortensprecherin. „Ich bin das erste Mal ehrlich mit der Sucht umgegangen und beichtete Rückfälle meiner Betreuung im Frauenwohnheim“, erklärt sie. Sie erkannte, dass der Alkohol ihr größter Feind war und sie kaputt machte. Anika März begab sich in eine Verhaltenstherapie und ging regelmäßig zu einer Reha-Gruppe für Alkoholabhängige, um sich weiter zu stabilisieren. Auch den Kontakt zu ihrer Familie baute sie wieder auf. Bevor ihr Vater 2010 verstarb, hatte sie Frieden mit ihm geschlossen und ihm verziehen. Mittlerweile trifft sie sich wieder regelmäßig mit der Familie.

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in klaren Farben, mal sind die Bilder kaum mehr zu erkennen. „Den Himmel fotografiere ich schon seit fünf bis sechs Jahren. Das sind so Augenblicke, die nie wieder kommen. Und wenn das so wunderschön ist, dann denke ich am Ende des Tages, dass ich diese schönen Bilder gemacht habe. Also war der ganze Tag doch nicht für die Tonne“, sagt sie und lacht dabei.

Anika März zeigt einige Bilder, die sie vom Abendhimmel gemacht hat. Mal sind sie Fotografien von Anika März

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N H A B R

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DER G EFÜHL E

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enn Sabine Schmitz unterwegs ist, dann ist die Kamera ihr ständiger Begleiter. Die 44-Jährige hält schöne Momente und Erinnerungen, die sie mit Menschen verbinden, fest. Die jüngsten Bilder zeigen sie auf einer Bühne bei einem Tanzauftritt. Es ist ein Projekt für Menschen mit und

ohne Behinderung, die Spaß am Tanzen haben. „Da mache ich weiter“, sagt sie in leisem Ton. Auch wenn sie schüchtern wirkt, beinahe zerbrechlich, ist sie ein kontaktfreudiger Mensch, der sich über neue Bekanntschaften freut. Sie findet mit ihrem sympathischen Wesen schnell Kontakt zu anderen. Doch wenn dieser

mit der Zeit persönlicher wird, dann fürchtet sie Konflikte. „Manchmal sind die Kontakte am Anfang schön und dann werden sie stressig“, sagt sie. Die seelische Verletzbarkeit ist sehr hoch bei Sabine Schmitz. Mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, bedeutet für die 44-Jährige auch, vieles nicht immer direkt einord-

nen zu können. So kann sie häufig beispielsweise nicht sicher beurteilen, ob sie von ihrem Gegenüber gemocht oder abgelehnt wird. Randbemerkungen oder unbedachte Äußerungen können schnell eine Krise auslösen. Dann braucht sie Unterstützung, um aus ihrem Gefühlschaos wieder herauszukommen.

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Wachsendes Selbstbewusstsein Anna Hüsch-Kraus ist Psychologische Psychotherapeutin und arbeitet im Psychosozialen Dienst der Diakonie Michaelshoven. Sie kennt die meisten Bewohner aus den verschiedenen Wohngruppen und steht im regelmäßigen beratenden Austausch mit den Betreuern. Die Therapeutin kennt Sabine Schmitz schon über 20 Jahre und hat sie von Beginn an immer wieder über längere Phasen therapeutisch begleitet. „Bei ihrer übergroßen und immer präsenten Angst, dass die Welt sich gegen sie wendet, war es zunächst wichtig, ihr ein neutrales und wertfreies Ohr zu schenken und Verständnis zu signalisieren. Dann überlegte ich mit ihr gemeinsam ganz vorsichtig, was sie genau braucht und was der nächste hilfreiche Schritt sein könnte“, sagt Anna Hüsch-Kraus. Wenn Sabine Schmitz einen Termin mit ihrer Therapeutin hatte, dann konnte der nur innerhalb der Wohngruppe stattfinden. Zu groß war die Angst, von Fremden angesprochen zu werden. Der vertrauensvolle Boden für neue Lebensschritte musste erst wachsen. Heute fährt Sabine Schmitz alleine mit der Bahn zu ihren Verabredungen. Früher fiel es ihr auch schwer, etwas durchzuhalten, auch wenn

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der Wunsch und das Interesse da waren. Heute schafft sie es gemeinsam mit der Unterstützung von Betreuern und der Psychotherapeutin, auch kritische und herausfordernde Situationen durchzustehen und zu meistern. „Das ist eine tolle Entwicklung“, sagt Anna Hüsch-Kraus. Annäherung an die Mutter Eine der kritischen Situationen entstand, als sie ihre leibliche Mutter kennenlernte. Sabine Schmitz kam als Säugling in ein Heim und ist ohne Familie groß geworden. Ihre Mutter war aufgrund ihrer Lebensumstände mit der Erziehung überfordert und musste sich von ihrer Tochter trennen. Die Sehnsucht, ihre Mutter kennenzulernen, wuchs, je älter Sabine Schmitz wurde. Aber erst 2008 gelang die Zusammenführung, die für beide Seiten voller Freude war. Sabine Schmitz wurde in dieser Zeit intensiv von ihrer Therapeutin und ihren Betreuern begleitet und unterstützt. Die Begegnung mit der Mutter war für ihren therapeutischen Weg wichtig. Sie wollte dabei den Schmerz, den sie in sich spürte, gemeinsam mit der Mutter überwinden. Aber auch wenn die Zuneigung immer gegeben war, blieb es jedoch ein

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Wechselspiel der Gefühle. Es gab viele Gespräche mit der Therapeutin, den Betreuern und der Mutter. „Anna, was machen wir denn noch mal mit meiner Mutter?“ Das war eine immer wiederkehrende Frage von Sabine, erinnert sich die Therapeutin „hinter ihr verbarg sich die große Sehnsucht nach einer glücklichen Mutter-Kind-Beziehung.“ 2012 verstarb schließlich ihre Mutter. „Wir hatten nicht so viel Zeit. Aber ich bin stolz auf sie, auch wenn es manchmal schwierig war mit ihr“, sagt Sabine Schmitz. „Auf jeden Fall war es gut und wichtig, meine Mutter kennengelernt zu haben.“ Halt in der Wohngruppe Viel Kraft schöpft Sabine Schmitz durch ihre Hobbies, wie das Fotografieren oder Tanzen.Viel Halt findet sie zudem in ihrem Zuhause. Sie lebt seit 2003 in der Wohngruppe Bickendorf, die im Kölner Westen liegt. Die Wohngruppe ist konzipiert für erwachsene Menschen mit einer geistigen Behinderung und einer zusätzlichen schweren psychischen Erkrankung und damit einem hohen Integrationsbedarf. Hier lässt Sabine Schmitz auch die Nähe zu einigen ausgewählten Mitmenschen zu, auch wenn sie sich dabei immer in die Gefahr begibt, auch mal mit negativen Ge-

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fühlen und Kritik konfrontiert zu werden. Aber das menschliche Miteinander ist ihr wichtig. Ihre Betreuer stehen ihr dabei zur Seite und haben ein offenes Ohr, wenn es zu vermeintlich unüberwindbaren Konflikten kommt. „Mut und Zweifel sind Geschwister. Wenn man den Zweifel nicht hätte, bräuchte man keinen Mut, dann könnte man einfach losgehen“, sagt Anna Hüsch-Kraus. Sabine Schmitz wagt sich mit viel Unterstützung weiter vor auf diesem für sie oft unsicheren Weg. Getrieben wird sie dabei von dem Wunsch, weiterhin viele schöne Momente und Erlebnisse zu haben, die sie nicht nur fotografisch festhalten kann, sondern auch in ihrem Herzen.

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W a r t en a u f D lätzenke kaufen, P h sc ge ts h ac n ih We mü hristbaum sch C , n ke ac b n che das ereitungen für rb o V ie d – n cke ären und des famili e b ie L r e d Fest Hochs laufen auf in se n e m am is Be 0 Kinige der rund 5 in e r Fü . n re u to ntr um agogischen Ze äd P im ie d r, de in Sted Jugendliche n u r e d in K r fü , fällt ösr ath) leben (R e id e sh an ph Trotzr häufig weg. e id le s re te tz Le f das alle Kinder au ch si n e u e fr m de nahende Fest.

ie Mitarbeiter in Stephansheide bemühen sich, den Kindern und Jugendlichen die Advents- und Weihnachtszeit so normal und schön wie möglich zu gestalten. So gibt es – wie in jeder Familie – selbstverständlich in jeder Wohngruppe einen Adventskranz, der teilweise von den Bewohnern auch selbst gebunden und geschmückt wurde. An den Adventssonntagen selbst werden Geschichten vorgelesen und Plätzchen gebacken. An einem Nachmittag in der Adventszeit findet eine Andacht gemeinsam mit dem Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde statt. Dazu wurden in der Vergangenheit auch mal die Eltern eingeladen, die anschließend in den Wohngruppen mit den Kindern gemütlich bei Plätzchen und Kaffee beisammensaßen.

Die Weihnachtsdekoration wird von den Kindern selbst gebastelt und ab Ende November in die Fenster und an die Türen der Wohngruppen gehangen. Jugendliche schlagen mit Betreuern den Weihnachtsbaum selbst Auch auf die Auswahl des Weihnachtsbaums wird ein besonderes Augenmerk gelegt: Einige Jugendliche schlagen mit den Betreuern ihren eigenen Weihnachtsbaum und schmücken diesen dann mit glänzenden Kugeln, funkelnden Sternen und bunten Holzanhängern. Häufig wird daraus sogar eine ausgedehnte Wochenendveranstaltung, die mit einem gemütlichen Kakaotrinken bei selbstgebackenen Waffeln oder Plätzchen in besinnlicher Runde ausklingt. Gleichzeitig werden in der Vorweihnachtszeit Weihnachtskarten und kleine

Geschenke für die Eltern und weitere Angehörige gebastelt. Dabei sind die Kinder und Jugendlichen immer besonders eifrig und engagiert. Bei allen Krisen und traumatischen Erfahrungen sind Mama und Papa eben doch etwas ganz Besonderes. Und gerade an Weihnachten, dem Fest der Liebe und des Friedens, ist die Sehnsucht nach einer heilen Familie besonders groß. Die Werke aus der Töpfer- und Textil-AG und dem Lernbereich Werkstatt (PIA) werden jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt in Rösrath-Hoffnungsthal verkauft. Hier können die Kinder und Jugendlichen stolz ihre selbst hergestellten Sachen präsentieren. An dem weihnachtlich geschmückten Stand zwischen den anderen Anbietern kommt bei Kinderpunsch und Waffeln immer eine vorweihnachtliche Stimmung auf.

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das

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C h r i st k i n d

Über die Weihnachtsfeiertage selbst können viele der Kinder und Jugendlichen zu ihren Familien nach Hause fahren. Bei einigen wenigen ist ein Weihnachtsfest im Schoße der Familie aufgrund schwieriger Familienverhältnisse nicht immer möglich oder erwünscht. Aber selbst wenn die Kinder über die Feiertage bei ihren Familien sind, bedeutet das nicht immer, dass dort ein festlich geschmückter Baum, Geschenke und Geborgenheit warten. Manchmal kommt es auch zu frühzeitigen Abbrüchen und zur Heimfahrt. Dann ist die Enttäuschung oft groß. Wenn es an Weihnachten gar keinen Kontakt zur leiblichen Familie gibt, noch nicht mal einen Tagesbesuch oder einen begleiteten Besuch auf dem Gelände, dann leiden einige Kinder und Jugendlichen sehr unter dieser Situation. Dann ist die Sehnsucht nach familiärer

Geborgenheit groß. Wichtig ist es, in solchen Momenten auf die Kinder einzugehen. Wenn doch mal Tränen fließen, gibt es Trost – nicht nur von den Pädagogen. Wir suchen auch immer sogenannte Paten, die sich an den Feiertagen um die Kinder und Jugendlichen kümmern. Beleuchteter Baum und Weihnachtsgottesdienst in Stephansheide Wenn wirklich keine Möglichkeit besteht, Weihnachten mit der eigenen Familie zu feiern, verbringen die Kinder und Jugendlichen den Heiligen Abend und die Feiertage in ihrer jeweiligen Wohngruppe. Sie können dann den Luxus genießen, ihren Betreuer oder ihre Betreuerin ganz für sich alleine zu haben. Auf jeden Fall wird der in der Stephanuskapelle stattfindende Gottesdienst, der gemeinsam mit der

evangelischen Kirchengemeinde durchgeführt wird, besucht. Nach dem Gottesdienst singen alle Besucher draußen in ganz besonderer Atmosphäre vor einem beleuchteten Tannenbaum gemeinsam Weihnachtslieder. Anschließend gibt es etwas Leckeres zu essen. Was dann gemacht wird, entscheiden die Kinder und Jugendlichen: Das kann ein Spaziergang durch den Wald, ein schöner Film, ein gemeinsames Spiel oder das gegenseitige Geschichtenerzählen oder Vorlesen sein. Einige der Kinder genießen es, dass sich dann einmal alles um sie dreht und sie ihre Erzieher für sich alleine haben. Eine Erfahrung, die sie oft nicht kennen. Da kommt dann manchmal sogar so etwas wie ein richtiges Familiengefühl auf. Sabine Fleper Teamleitung Heilpädagogische Tagesförderung

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in harmonisches Weihnachtsfest mit Freunden und Verwandten – das ist nicht für jeden selbstverständlich. Die Frauen, die von den Mitarbeiterinnen des Elisabeth-Fry-Hauses ambulant begleitet werden, haben häufig traumatische Erlebnisse hinter sich. Viele von ihnen leiden unter psychischen Belastungen. Sie sind auf sich allein gestellt und müssen ihr Leben mit knappen finanziellen Mitteln stemmen. Um auch ihnen ein schönes Fest zu bescheren, haben wir die Bewohnerinnen gebeten, einen Weihnachtswunsch aufzuschreiben. Einige der Wünsche finden Sie auf dieser Seite, weitere Wünsche ab Anfang Dezember täglich auf unserer Facebook-Seite: www.facebook.com/Michaelshoven. Wollen Sie Wunscherfüller sein und den Frauen aus unserer Wohngruppe eine Freude machen? Dann melden Sie sich bei uns und teilen Sie uns mit, welchen der genannten Wünsche Sie gerne erfüllen würden. Vielen Dank! Kontakt: Stefanie Kornhoff [email protected] 0221 9956-1155

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che s n ü w Ich e mir ein e . ck Wollde Frau B.

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Ich wünsche mir einen Schal, eine Mütze und Handschuhe. Frau R.

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Ich w mir d ünsche „Brea as Buch king New s“ F r a n k vo n Schät zing Frau I.

n r e g e t c h o. ö m Kin mir h Ic ins che ns n ü w ine ein. h Ic e sch ut . g o Kin Frau F

Ich w ü mir e nsche Wass inen e r ko c her. Frau K .

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++ KURZ BERICHTET ++

Mit Gesang und Information zur seelischen Gesundheit Im Oktober fand in Köln zum zweiten Mal die Woche der seelischen Gesundheit statt. Das Elisabeth-Fry-Haus, ein Aufnahme- und Wohnheim für Frauen in Köln-Raderthal, beteiligte sich mit einem „offenen Singangebot“ und einem Vortrag zum Thema „Wege im Umgang mit krisenhaften psychischen Verfassungen“.

Happy Bir thday Tagesgruppe Rodenkirchen In Köln hat die Zahl elf eine besondere Bedeutung, sodass die Tagesgruppe Rodenkirchen ihr elfjähriges Bestehen zum Anlass nahm, zu ihrem „kölschen“ Jubiläum die Angehörigen der betreuten Kinder, Vertreter des Jugendamts und Mitarbeiter der Diakonie Michaelshoven zu einem Fest einzuladen. Die ausgebildeten Fachkräfte betreuen in der Tagesgruppe Rodenkirchen Kinder im Grundschulalter, die im Kölner Süden leben und aus unterschiedlichen Gründen mit ihrer Situation überfordert sind und bei uns praktische Unterstützung erhalten.

„Sozialführerschein“ mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet Im September wurde das Projekt „Sozialführerschein“ der Diakonie Michaelshoven mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln ausgezeichnet. Insgesamt erhielten fünf Personen, vier Gruppen, zwei Schulen und ein Unternehmen den Preis „KölnEngagiert 2014“. Überreicht wurden die Auszeichnungen im Historischen Rathaus unter anderem durch Oberbürgermeister Jürgen Roters sowie die diesjährige Ehrenamtspatin, Komödiantin Cordula Stratmann. Nachmittags fand zudem eine öffentliche Übergabe auf der Bühne auf dem Heumarkt statt.

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„Michaelshovener Engel“ für Ehrenamtler Die Vorstandsmitglieder der Diakonie Michaelshoven, Birgit Heide und Uwe Ufer, zeichneten im Rahmen des traditionellen Michaelsempfangs erneut Unterstützer und ehrenamtliche Mitarbeiter aus. Geehrt wurden dabei Menschen, die sich auf herausragende Weise ehrenamtlich für andere Menschen einsetzen. Insgesamt engagieren sich über 450 ehrenamtliche Mitarbeiter in verschiedenen Bereichen der Diakonie Michaelshoven.

Par tnerbörse Schatzkiste feier t zehntes Jubiläum Die Schatzkiste lud zum zehnten Jubiläumsfest in die Räumlichkeiten in der Kölner Südstadt ein, und es kamen viele Gäste, die ein buntes Programm erwartete. 2004 wurde die Partnervermittlung Schatzkiste gegründet, die sich hauptsächlich an Menschen mit Lernschwäche, psychischer oder körperlicher Behinderung richtet. Heute gibt es bereits 300 Interessenten in der Kartei, die sich nach einem passenden Partner sehnen.

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens besucht Michaelshoven Am 25. September besuchte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens die Diakonie Michaelshoven. Die Ministerin erhielt Einblicke in die verschiedenen Geschäftsfelder. Dabei tauschte man sich unter anderem über die Themen „Gelebte Inklusion“ und „Stationäre Pflege“ aus.

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Goldenes Kronenkreuz Anlässlich ihrer 25-jährigen Dienstjubiläen wurden 19 Mitarbeiter für ihre hauptamtliche Arbeit in der Diakonie geehrt. Birgitt Heide und Uwe Ufer, Vorstand der Diakonie Michaelshoven, überreichten die Auszeichnungen.

Richtfest

Die Ehrung fand innerhalb eines Gottesdienstes statt. Nach dem Gottesdienst gab es einen gemütlichen Ausklang, bei dem man sich über alte und neue Zeiten austauschte. Das Goldene Kronenkreuz ist die höchste Anerkennung der Diakonie für mehr als 25-jährige haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeit.

Ausbildungsstart für Altenpfleger 27 neue Schüler zwischen 17 und 53 Jahren, davon 15 Männer, haben am 1. Oktober 2014 ihre Ausbildung am Fachseminar für Altenpflege in Michaelshoven begonnen. Leiterin Sabine Weidner, das Lehrerkollegium und die anderen Mitschüler begrüßten die „Neuen“ herzlich.

Abschlussfeier 2014 des Fachseminars für Altenpflege Es ist vollbracht! Stolz nahmen insgesamt 16 Schüler des Fachseminars für Altenpflege Michaelshoven am 26. September ihre Zeugnisse entgegen. Sie alle haben erfolgreich ihre dreijährige Ausbildung zum examinierten Altenpfleger abgeschlossen.

Der fertiggestellte Rohbau der zwei neuen Senioreneinrichtungen und einer Kindertagesstätte wurden Mitte November mit einem Richtfest in Michaelshoven gefeiert. Hierzu hatten Birgit Heide und Uwe Ufer, Vorstand der Diakonie Michaelshoven, Nachbarn, zukünftige Bewohner, interessierte Familien sowie weitere Gäste eingeladen. Im Sommer 2015 wird die Eröffnung der neuen Einrichtungen erfolgen.

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Katharina Wendt in die IHKVollversammlung gewählt Katharina Wendt, Geschäftsführerin der Auxilio Dienstleistungen Michaelshoven GmbH, wurde in die IHKVollversammlung Köln gewählt und zählt somit zu den neuen Mitgliedern für die nächste Wahlperiode vom 1. Januar 2015 bis 31. Dezember 2019.

Axa-Mitarbeiter engagieren sich im Reitbereich Mit viel Einsatz haben Mitarbeiter der Axa-Versicherungen den Reitbereich in Michaelshoven verschönert. Am Freiwilligentag Anfang Oktober reparierte die Truppe ehrenamtlich kaputte Zäune, befreite die Pferdekoppel von Unkraut, harkte Laub und vieles mehr. Im Rahmen der Stiftung „Axa von Herz zu Herz“ engagieren sich die Mitarbeiter des Unternehmens regelmäßig für Menschen und soziale Projekte in ihrer Umgebung.

Lions-Club Köln St. Ursula spendet 3.600 Euro Die 20 Mitglieder des Kölner Lions-Club St. Ursula haben Spenden in Höhe von 3.600 Euro gesammelt, die sie der Wohngruppe für Mädchen und junge Frauen mit einer Essstörung überreichten. Mit der Spende wird ein Tanz- und Musikprojekt realisiert.

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Schicken Sie Weihnachtsgrüße an unsere Senioren! Viele der älteren Menschen, die in unseren Seniorenhäusern leben, freuen sich über Post zu den Feiertagen. Nur wenige erhalten aber tatsächlich Weihnachtsgrüße von Verwandten oder Freunden. Deshalb würden wir uns freuen, wenn Sie unseren Bewohnern eine Freude machen und sie mit einer Weihnachtspostkarte überraschen. Damit sich viele unserer Senioren daran erfreuen können, werden die Postkarten für alle sichtbar aufgehängt. Hier können Sie Ihre Weihnachtsgrüße hinschicken: Diakonie Michaelshoven Sozialer Dienst Pfarrer-te-Reh-Straße 5 50999 Köln

Vielen Dank!

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TERMINANKÜNDIGUNG Der Eintritt zu unseren Veranstaltungen ist frei. Um Spenden wird gebeten.

Weihnachtskonzer t mit dem LivinGospel Choir Datum: 18.12.2014 Uhrzeit: 19:00 Uhr Weihnachtsmarkt: ab 16:00 Uhr Ort: Erzengel-Michael-Kirche, Pfarrer-te-Reh-Str. 7, 50999 Köln-Rodenkirchen Dank zahlreicher ausverkaufter Konzerte und Fernsehauftritte gehört der LivinGospel Choir aus dem Köln-Bonner Raum mittlerweile zu den erfolgreichsten Gospelchören in Deutschland. Auch mit bekannten Bands, wie etwa mit den Höhnern bei ihrer Weihnachts-Dinner Show, steht der LivinGospel Choir regelmäßig auf der Bühne. Zum Repertoire gehören moderne Gospelsongs, Soulballaden und R‘n‘B-Klassiker.

Neujahrskonzer t mit Nadja Schuber t & Electric Band Datum: 22.1.2015 Uhrzeit: 19:00 Uhr – im Anschluss: Sektempfang Ort: Erzengel-Michael-Kirche, Pfarrer-te-Reh-Str. 7, 50999 Köln-Rodenkirchen Wer Musik macht, denkt nicht selten, dass sich die Blockflöte zu anderen Instrumenten so verhält, wie das Krabbeln zum Laufen – sie gehört irgendwie dazu, aber am Ende bleibt sie eine Episode auf dem Weg zu einem höheren Ziel. Aber die Blockflöte kann mehr, als man ihr auf den ersten Blick zutraut. Wenn die Kölner Musikerin Nadja Schubert und ihre Kollegen von der Electric Band Musik machen, dann ist das eine Art Erweckungserlebnis, an dessen Ende sich der Blick auf die Blockflöte verändert hat: Nadja Schubert lässt sie grooven, sie kann mit ihr Menschen in Bewegung bringen. Bei Nadja Schubert & Electric Band tritt die Blockflöte ganz selbstverständlich in einen Dialog mit E-Gitarre, E-Bass, Keyboards und Schlagzeug. Die Musiker schaffen eine bisher noch nicht gehörte Fusion aus Jazz und Funk. Nadja Schubert hat die Blockflöte als Kind für sich entdeckt und als Erwachsene nicht wieder hergegeben. Sie leistet auf ihrem Instrument Pionierarbeit und hat die Blockflöte gegen viele Zweifel im Jazz etabliert.

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ascal (12) kuschelt den flauschigen Hasen und drückt ihn an sich. Dabei strahlt er über das ganze Gesicht. Danach setzt er das Tier zu den anderen ins Gehege und läuft rüber zu den Ziegen. Für Kinder wie Pascal macht Landwirt Stefan Mohr ein ganz besonderes Angebot: An zwei Tagen in der Woche lädt er junge Bewohner aus dem Kinderdorf Stephansheide ein, um auf seinem Bauernhof in Rösrath mitzuhelfen. Während die Jüngeren die Tiere streicheln und füttern, packen die Älteren schon kräftig mit an

Wunscherfüller

und misten auch mal die Ställe aus. Für die jungen Menschen, die in dem Pädagogischen Familienzentrum der Diakonie Michaelshoven in Rösrath-Stephansheide betreut und unterstützt werden, bedeutet der Umgang mit den Tieren sehr viel. Sie haben bereits in jungen Jahren Gewalt und Vernachlässigung erleben müssen. Viele von ihnen haben deshalb mit psychischen Problemen zu kämpfen. Auf dem Schulbauernhof machen sie positive Erfahrungen: Durch die verantwortungsvollen Aufgaben stärken sie ihr Selbst-

Kurz berichtet

bewusstsein, sie überwinden Ängste und bauen Vertrauen zu den Tieren auf. Außerdem fördern sie in der Gruppe ihre Teamfähigkeit. So wie Pascal. „Ich finde es toll, dass ich hier so viele Sachen machen darf“, sagt er und rennt auch schon zu den Schweinen, um sie zu füttern. Stefan Mohr hebt hervor: „Hier findet jedes Kind eine passende Aufgabe, für die es sich begeistern kann.“ Der regelmäßige Besuch auf dem Bauernhof ist für die Kinder aus Stephansheide nur durch Spenden möglich, weil dafür keine

Bitte helfen Sie!

zusätzlichen Mittel zur Verfügung stehen. Helfen auch Sie mit, Kindern wie Pascal aufbauende und glückliche Momente zu schenken und dadurch mehr Selbstbewusstsein und Stabilität zu gewinnen. Bitte unterstützen Sie die Kinder in Stephansheide mit Ihrer Spende unter dem Stichwort „Kinder in Stephansheide“ auf das Spendenkonto DE77 3506 0190 0000 1113 33, Bank für Kirche und Diakonie.

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