Das Erbe der Krylows - 2

Ähn- lichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. ... nicht mein Freund ist, da wird das Licht im .... deine Nichte! Anstatt ... tut mir so leid.
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Kelda Ardere

Das Erbe der Krylows Moira Band 2 Fantasy

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© 2013 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2013 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Giacomo Marzona Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck:

ISBN 978-3-8459-1014-7 ISBN 978-3-8459-1015-4 ISBN 978-3-8459-1016-1 ISBN 978-3-8459-1017-8 Mini-Buch ohne ISBN

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Kapitel 1

Wüste Träume schütteln mich und immer wieder ziehen die Gesichter meiner Eltern an mir vorbei. Sie schauen mich vorwurfsvoll an, weil ich einen Fehler gemacht habe. Es ist alles meine Schuld und jetzt ist meine Hand im Eimer und wir müssen vielleicht von hier weg. Als ich schweißgebadet aufwache, ist es draußen stockdunkel. Ich liege wieder auf der Couch und bin mit zwei Decken zugedeckt. Der Tropf steht auch immer noch da und der dazugehörige Schlauch verschwindet unter meinen Decken. Meine Hand fühlt sich an wie ein unförmiger Klumpen und ganz vorsichtig sehe ich nach. Erleichtert stelle ich fest, dass sie noch an meinem Arm ist. Jetzt steht sie auch nicht mehr in einem ungesunden Winkel ab son5

dern liegt da, herrlich gerade in einem fetten Gips. Anscheinend hat Ryan doch Plan und seine Sache ganz gut gemacht. Umständlich hebe ich die Decken an und will die Kanüle aus meinem Arm ziehen, die immer noch nicht mein Freund ist, da wird das Licht im Zimmer angeschaltet. Ayden hat in der Ecke auf einem Sessel geschlafen und kommt nun zur mir herüber. Wo haben die immer die ganzen Möbel her? Der Sessel war doch vorher nicht da. „Hey“, sagt er leise und streicht mir eine Strähne Bob aus dem Gesicht. „Leg dich wieder hin und lass die Kanüle drin“ Da ich mich immer noch davor fürchte, dass alle ganz schrecklich sauer auf mich sind, tue ich widerstandlos wie mir befohlen. Aleki, Ryan, Leyla und Alister kommen aus der Küche und gesellen sich zu uns. Oh weh, das Tribunal ist also versammelt. „Wir müssen darüber sprechen“, beginnt Leyla mit strenger Stimme.

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„Jetzt lass sie doch erst mal schlafen und ausruhen“, fährt Aleki ihr genervt über den Mund. Mir ist es aber in der Tat lieber, sie bringen es gleich hinter sich. Ich bin noch ganz schön matschig von der Narkose und lasse mich lieber leicht betäubt anfeinden als wach und klar im Kopf. „Nein, ist schon okay. Legt los“, sage ich resigniert und fühle mich wie eine Hexe auf dem Schafott. Wie auf Kommando verteilen sich alle im Raum. Ryan setzt sich neben die Couch auf den Boden, Ayden setzt sich zu mir aufs Sofa, Aleki macht es sich im herbei gezauberten Sessel bequem, Leyla stellt sich vor die Treppe und Alister beginnt rastlos vor dem Bogen zur Küche auf- und abzugehen. Leyla verschränkt die Arme und setzt mit eiskalter Stimme zur verbalen Hinrichtung an. „Du hast einen riesigen Fehler gemacht. Du hast dich überhaupt nicht unter Kontrolle. Uns alle hast du in große Gefahr gebracht und warum? Weil du der ganzen Sache nicht gewachsen bist. Versagt hast du und zwar auf 7

ganzer Linie. Dass du all diese Menschen retten sollst, ist doch ein schlechter Witz. Du bist absolut unwürdig, diese Gabe und diese Verantwortung zu tragen. Anstatt zu tun, was man dir sagt, schmeißt du dich an einen Mann ran, der fünf Jahre älter ist als du und benimmst dich wie eine läufige Hündin.“ Sie öffnet den Mund, um noch mehr zu sagen aber Aleki zischt ein scharfes „Genug jetzt“ durch den Raum. „Wie konnte sie nach so kurzer Zeit und nach nur zwei Wochen Training ihre Gabe derart schnell ausbauen? Wie ist das möglich? Evelyne war erst nach Jahren dazu in der Lage, was Mo heute getan hat“, fragt er nun an Alister gerichtet. Alister schüttelt den Kopf und hält inne. „Die Auslöser sind bei einer untrainierten Trägerin der Gabe, soweit wir wissen, Hass, Ärger, Angst und Wut. Ist die Gabenträgerin ausreichend trainiert, ist kein emotionaler Anlass mehr vonnöten, sondern sie kann die Gabe jederzeit durch pure Willenskraft aktivieren und kontrollieren. Wir sprechen hier von 8

einem jahrelangen, wenn nicht jahrzehntelangen Training. Die erste Stufe ist das bloße Auftreten in Form eines bläulichen Leuchtens als Hilfestellung oder als eine Art Hinweis, was zu tun ist in emotional angespannten Situationen. Die zweite Stufe ist das Annehmen der Gabe, welches sich dann in einem bläulichen Strahlen äußert, dass den ganzen Körper umgibt. Danach folgen geschärfte Sinne durch die Gabe, die Kraft, sie als Schutzschild einzusetzen, die Fähigkeit, mittels der Gabe Dingen und Organismen Energie abzuziehen, in der nächsten Stufe Dinge mit Energien aufzuladen …“ „Welche Stufe ist das Einsetzen als Waffe und Schweben?“, unterbricht ihn Aleki. Alister schaut ihn gedankenverloren an. „Maximum. Mehr geht nicht soweit ich weiß. Nur die Stärke und das Ausmaß nimmt dann noch zu, je nachdem, wie trainiert die Gabenträgerin ist, aber nach Schweben und Explosionen ist Schluss. Das ist der ganze Umfang

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der Gabe, von dem wir wissen. Wie bei Evelyne. Schweben, Explosion, Schluss.“ Betretene Stille kehrt im Raum ein und ich finde das alles mehr als gruselig. „Heißt, Mo ist mehr oder weniger von Null auf Hundert gegangen?“, hakt Aleki nach einer Weile nach. Alister nickt nur und runzelt angestrengt die Stirn. „Das sind doch aber gute Nachrichten“, mischt sich nun Ryan ein. „Das heißt, dass sie außergewöhnlich stark und ihre Gabe wahrscheinlich noch ausgeprägter als die von Evelyne ist.“ „Noch unkontrollierbarer und das ist nicht Gutes“, keift Leyla und fixiert mich mit ihren toten Augen. „Dann muss es einen Auslöser gegeben haben. Bislang ist die Gabe nur aufgetreten, wenn Mo extrem provoziert wurde.“ Aleki schaut mich an und ich bestätige seine Annahme mit einem kurzen Nicken. Leyla rastet daraufhin gleich wieder volle Kanne aus. „Niemand hat sie provoziert. Ich habe sie da10

bei erwischt, wie sie sich an Ayden rangeschmissen hat. Wahrscheinlich ist unserer kleinen Madame hier dabei ein bisschen zu warm ums Herz geworden.“ „Halt endlich deinen gehässigen Mund!“ Ayden spricht laut und seine dunklen Augen glänzen schwarz und bedrohlich. „Du hast sie bis aufs Messer provoziert. Was ist bloß mit dir los? Warum hasst du sie so sehr? Sie ist deine Nichte! Anstatt sie zu schützen, nutzt du jede Gelegenheit, um sie bloß zu stellen.“ In Leylas Augen kann man die Berechnung und das kalte Kalkül sehen, als sie antwortet. „Niemand hat sie provoziert und schon gar nicht ich. Sie ist erbärmlich und ungeeignet, das muss einfach mal gesagt werden. Du willst sie nur schützen weil sie jetzt deine kleine Flamme ist.“ Meine Güte ist die Frau verbittert. „Deine Wortwahl ist deiner nicht würdig, Leyla“, ergreift nun Alister wieder das Wort. „Allerdings gebe ich dir in einem Punkt Recht. Die Annäherung zwischen meinem 11

Sohn und Moira wird der Auslöser gewesen sein und ist zudem mehr als unpassend. Ich glaube dir natürlich, wenn du sagst, du hast sie nicht provoziert. Warum solltest du auch lügen? Du weißt es wesentlich besser und bist uns immer eine treue Gefährtin gewesen. Im Gegensatz zu Moira hast du unser Vertrauen verdient.“ Na, ganz toll, wie einem hier wieder geglaubt wird. „Sie hat mich auf das Übelste beschimpft, so wie jetzt gerade“, werfe ich verzweifelt ein. „Es ist alles meine Schuld und es tut mir so leid. Ich bin ganz allein dafür verantwortlich und heilfroh, dass euch nichts passiert ist. Nicht Ayden, nicht Leyla, nur ich bin dafür verantwortlich. Dennoch möchte ich klar stellen, dass sich Leyla mir gegenüber wie eine Irre verhält. Als sie Ayden und mich im Garten gesehen hat, ist sie komplett ausgeflippt und hat mich am Arm wie eine Verrückte hinter sich hergezogen und mich beleidigt.“

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„Das ist doch Quatsch“, lügt sie wie gedruckt. „Ich war aufgebracht als ich gesehen habe, wie sie sich Ayden an den Hals schmeißt, weil ihr kindisches Verhalten noch die ganze Mission gefährdet. Selbstverständlich habe ich sie in keiner Weise bedrängt, angefasst oder beleidigt.“ „Du bist eine elende Lügnerin“, bricht es aus Ayden hervor. „Hör auf sie zu schützen! Wie kannst du nur für sie lügen? Besinne dich wieder auf dich selbst und deine Ausbildung, mein Sohn!“, schreit Alister jetzt Ayden an. Fassungslos schüttelt Ayden den Kopf und schaut seinen Vater traurig an. „Da seht ihr, was sie anrichtet“, fährt Leyla nun genüsslich und triumphierend fort. „Sie sprengt noch die ganze Gruppe und was dann?“ Jetzt da sie sich Alisters Unterstützung sicher sein kann und sich auch in Ryans Gesicht deutliche Zweifel an meiner Version der Geschichte ablesen lassen, wittert sie ihre Chance zum Todesstoß. „Das Schlimmste an 13

der Sache ist, dass sie nach der Explosion nur an ihr eigenes Wohl gedacht hat. Sie hat sich in die Küche geschleppt und in Sicherheit gebracht, hat uns einfach da liegen lassen und sich einen Dreck um uns gekümmert.“ Ich kann nicht mehr, das ist alles zu viel. Tränen steigen in meine Augen und ich bin derart verzweifelt, dass ich nicht mehr weiß was ich dazu sagen soll. „Warum tust du das?“, presse ich mit zittriger Stimme hervor, aber ich habe nicht mehr die Kraft mich zu verteidigen, mir glaubt ja sowieso keiner. Aleki, der die ganze Zeit geschwiegen hat, steht kommentarlos auf und verlässt den Raum. Ein wissendes und teuflisches Lächeln geht über Leylas Gesicht, das sich in Verwunderung wandelt, als Aleki einige Minuten später mit einem Laptop unter dem Arm wieder auftaucht. Immer noch schweigend stellt er den Laptop auf den kleinen Beistelltisch neben der Couch, klappt ihn auf und fährt in hoch. Der Laptop steht so auf dem Tisch, dass ich nicht sehen 14

kann, was Aleki da gerade abspielt aber ich höre die Stimmen und Geräusche des Videos und sehe das Entsetzen, das sich auf Leylas Gesicht ausbreitet. Alle stehen sie jetzt vor dem kleinen Bildschirm und schauen sich entgeistert das Video an. Leylas Stimme kommt ein bisschen verzerrt aus dem Laptop und fühlt die Stille des Raumes mit ihren wüsten Beschimpfungen, dann eine Weile nichts und dann ein lauter Knall. Überwachungskameras. Ein wenig später höre ich meine Stimme, wie ich Ayden nach der Explosion frage ob alles mit ihm okay ist. Da alle noch weiter auf den Monitor starren, gehe ich davon aus, dass die Szene in der Küche auch von einer Überwachungskamera aufgenommen wurde. Erleichtert und völlig fertig lasse ich mich zurück fallen und schließe für einen Moment die Augen. Als ich sie wieder öffne, schauen alle immer noch gebannt auf den Bildschirm, aber jemand fehlt. Leyla ist nicht mehr da.

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