Das Erbe der Krylows - 1 - Buch.de

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Kelda Ardere

Das Erbe der Krylows Moira Band 1 Fantasy

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© 2013 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2013 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Giacomo Marzona Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck:

ISBN 978-3-8459-1006-2 ISBN 978-3-8459-1007-9 ISBN 978-3-8459-1008-6 ISBN 978-3-8459-1009-3 Mini-Buch ohne ISBN

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Prolog

In meinem Kopf herrscht totales Chaos. Tagträume mischen sich mit Aufregung und dabei kommt nur kompletter Schwachsinn heraus. Seit zwei Stunden starre ich aus dem Fenster und schlafe dabei immer mal wieder so halb ein. Ich schaue auf die Uhr, es ist erst sieben Uhr, verdammt! Eigentlich weiß ich gar nicht warum ich so aufgeregt bin. Ich weiß ja schon, was ich zum Geburtstag bekomme. Naja, ich habe es mir gewünscht und seit einem halben Jahr geningelt und genörgelt und meine Eltern mit unaufhörlichem Bitten gequält. Deshalb rechne ich mir relativ hohe Chancen auf Erfüllung meines Wunsches aus. Andererseits weiß ich, dass meine Ma die ganze Sache für nicht gut befindet. Ein Dolch 5

scheint ihr für eine Achtjährige unangemessen. Den könnte ich aber im Gegensatz zu einem neuen Kleid dringend gebrauchen. Wenn ihr das nicht passt, hätten sie nicht mit mir in die schottische Pampa ziehen sollen, wo die Gestaltungsmöglichkeiten der Freizeit für ein Kind schlichtweg begrenzt sind. Besonders wenn man nicht mal einen Computer mit Internetanschluss oder einen Fernseher im Haus hat. Da sind die Interessen dann eben ein bisschen anders gelagert. Was soll ich denn den ganzen Tag machen? Stricken? Diese schwer zu ignorierenden Argumente habe ich noch vor drei Tagen meiner Ma erneut vorgetragen und hoffe inständig, dass sie ihre Wirkung zeigen und sich in einem entsprechenden Geburtstagsgeschenk widerspiegeln. Draußen ziehen die Wolken vorbei und ich halte das Warten einfach nicht mehr aus. Kurzentschlossen ziehe ich mich an und gehe auf leisen Sohlen in den Flur, schleiche durch das Wohnzimmer, greife mir in der Gardero-

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be meine Stiefel und schließe so leise wie möglich die Eingangstür hinter mir. „Meine Fresse ist das kalt!“, rutscht es mir nach einem ersten, tiefen Atemzug heraus. Es ist Mitte Oktober und es sieht nach einem sonnigen, herrlichen Tag aus aber in der Luft liegt schon die schneidende Kälte des Winters. Langsam schlendere ich zum Holzstapel hinter dem Haus und dann weiter zum Kräutergarten meiner Mutter, der um diese Jahreszeit eher einem Kräuterfriedhof gleicht. Gelangweilt stochere ich ein bisschen in der Erde herum und scheuche dabei den einen oder anderen Käfer auf. Mit einem Hund wäre alles wesentlich lustiger. Angestrengt denke ich darüber nach, was für einen Hund ich gerne hätte und komme zu dem Schluss, es sollte ein Schäferhund-Shar Pei-Jack Russell-Mischling sein, den ich entweder Mumpitz oder Hund nenne. Leise kichere ich vor mich hin, weil ich mich mit dieser Namensauswahl für ziemlich witzig halte, als mir ein Licht aufgeht. Ich hätte mir einen 7

Hund zum Geburtstag wünschen sollen! Ach, verdammt! Sowas fällt einem immer erst zu spät ein. Frustriert werfe ich den Stock weg und stapfe den kleinen Trampelpfad hinunter zum Strand. Auf einem kleinen Felsen setze ich mich hin und starre Loch Brittle an und wie jeden Tag habe ich das Gefühl, er starrt zurück. Wie kann ein Gewässer nur so viele Launen haben? Manchmal ist der Loch total unheimlich, von Nebelschwaden überzogen und düster drohend und am nächsten Tag breitet er sich vor einem aus wie eine glatte Fläche funkelnder Edelsteine auf der die Sonnenstrahlen tanzen. Zugegebenermaßen entschädigt dieser Anblick meistens für alles, auf das ich verzichten muss. Meine Ma hatte meinen Vater auf einer Forschungsreise durch den damaligen Ostblock kennengelernt. Schon kurz danach ist er aus Leipzig zu ihr nach Schottland gezogen. Bis heute rückt keiner der Beiden mit der Sprache raus wie das so schnell und überhaupt mög8

lich war. Schließlich lebte mein Vater in der DDR, und es war keinem DDR-Bürger so einfach erlaubt, ins westliche Ausland zu reisen. Im Gegenteil, es war schier unmöglich. Man konnte einen Antrag auf Ausreise stellen, der aber zumeist damit einherging, dass man als Staatsfeind galt und selten zum Erfolg führte. Wenn man Familie im Westen hatte, konnte man einen Antrag stellen, dass man diesen Teil der Familie zu feierlichen Anlässen wie einer Goldenen Hochzeit besuchen darf. Nur hat mein Vater keine Familie im Westen. War man ein Professor oder Forscher oder Parteibonze gab es noch die Option, im Rahmen seines Berufes ein Austauschjahr oder eine Forschungsreise oder im Falle der Parteibonzen eine Ich-predige-Wasser-saufe-aber-inFrankreich-Wein-Reise zu machen. Da mein Vater sich in Leipzig als Schreiner und Automechaniker verdingte, kommt diese Möglichkeit auch nicht in Frage. Dennoch zog er nur drei Wochen, nachdem sie sich kennengelernt hatten, zu ihr nach Schottland. 9

Erst haben die Beiden in Inverness gewohnt und dann später unser Haus in Bualintur gekauft. Eigentlich ist Bualintur gar kein richtiger Ort, sondern mehr eine Ansammlung einer Handvoll Häuser. In der Nähe gibt es einen bekannten Campingplatz, der von Touristen im Sommer regelmäßig geflutet wird. Die Städter kommen zahlreich hier her, um ihre Ferien in der Natur zu verbringen. Man kann es ihnen nicht verdenken. Die Cuillin Berge auf der einen Seite und auf der anderen Loch Brittle, das ist jede Reise wert. Wir bekommen von dem Trubel nicht so viel mit, denn unser Haus liegt direkt am Loch, ein ganzes Stück vom Ort entfernt. Es ist ein einfaches Holzhaus ohne Fernwärme, aber wir haben zumindest fließend Wasser und Strom. Die Winter hier sind hart, lang, sehr kalt und wir müssen den ganzen Sommer über Holz hacken, was das Zeug hält. Ich werde zu Hause unterrichtet und im Ort leben nur ältere Leute, deswegen habe ich hier keine Freunde, keine Spielkameraden, kein 10

Nix, was ein weiterer Punkt auf der Verzichtsliste ist. Manchmal fehlt mir echt jemand Gleichaltriges zum Spielen oder Abhängen. Einfach irgendjemand, möglichst unter 30, der nicht ein Elternteil ist, wäre doch ganz nett. Die meiste Zeit verbringe ich somit allein oder ich bin mit meinem Dad unterwegs. Dass ich zu Hause unterrichtet werde, kotzt mich auch tierisch an. Während andere Kinder Zensuren fälschen oder Briefe der Lehrer verschwinden lassen können, ist meine Ma meine Lehrerin. Das ist echt ein hartes Brot, zumal sie dazu noch Wissenschaftlerin ist. Das führt dazu, dass ich mit meinen heute acht Lenzen den Wissensstand einer Abiturientin habe. Selbst wenn hier in der Nähe andere Kinder leben würden, fänden sie mich sicherlich bescheuert oder ich wäre als Streberin verschrien. Ich starre weiter auf das unnatürlich glatte und ruhige Wasser, auf dem die Sonne jetzt nicht mehr nur tanzt, sondern ein ganzes Broadway Musical hinlegt. Mit schillernden 11

Farben und Glitzer und allem Drum und Dran. Gerade bin ich dabei schon zu vergessen, dass heute mein Geburtstag ist als ich aus der Ferne ein fragendes „Mo!?“ höre. Mit schweren Schritten und breitem Grinsen kommt mein Dad auf mich zu. „Na, was haben wir denn hier“, sagt er prüfend und hebt mich von meinem Felsen hoch als sei ich leicht wie eine Feder. „Sieht ganz so aus, als hätten wir hier ein Geburtstagskind.“ Er drückt mich fest an seine Brust was meinerseits zu erheblichen Atembeschwerden führt. „Na, sitzen wir mal wieder gedankenverloren in der Gegend rum?“ „Eyyy! Du zerquetschst mich!“, presse ich atemlos hervor. „Oh, die feine Dame ist jetzt wohl zu alt für Umarmungen in der Öffentlichkeit“, sagt er weiter grinsend, äußerst wohlgelaunt und vor allem ohne seine Ich-quetsch-mein-Kind-jetzttot-Umarmung zu lockern. Strampelnd und höchstwahrscheinlich einen lächerlichen Anblick bietend, befreie ich mich in schrauben12

den und drehenden Bewegungen ein wenig aus seinem Kuscheltodesgriff. Jetzt kann ich besser atmen, komme mir aber umso bescheuerter vor. Meine Füße hängen drei Zentimeter über dem Boden und ich hänge in den Armen meines Vaters wie ein schlaffer Sack. „Erstens: Das hier Öffentlichkeit zu nennen, ist ja wohl der Witz der Woche, hier ist weit und breit kein Mensch, wie immer. Zweitens: Lass mich los oder ich trete dir gegen das Schienbein!“ Ich versuche meinen Worten Nachdruck zu verleihen und schaue ihn böse an. Doch mein Dad lacht nur, packt mich mit einer Hand über seine Schulter und transportiert mich ab wie einen Sack Mehl. Wieder im Haus angelangt, empfängt uns meine Ma mit schüttelndem Kopf und tadelndem Gesichtsausdruck. „Das ihr beiden nicht einmal vernünftig sein könnt!“ Sie zupft mir ein Blatt aus den Haaren, während ich immer noch wie ein erlegtes Wildschwein über der Schulter meines Vaters hänge. Ma schaut 13

meinen Vater streng an, kann seinem Grinsen aber nicht wiederstehen und muss auch lachen. „Na los, zieht euch aus, kommt rein und macht endlich die Tür zu. Die ganze kalte Luft kommt rein“, sagt sie im Weggehen und verschwindet im Wohnzimmer. Mein Vater setzt mich wieder ab, tätschelt mir den Kopf und schubst mich in Richtung Wohnzimmertür, als ich mir die Schuhe und die Jacke ausgezogen habe. Ganz langsam drücke ich den Türgriff herunter, die Spannung und Aufregung von heute Morgen hat mich wieder fest im Griff. Ich stecke meinen Kopf durch die Tür und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Auf dem langen Holztisch in der Mitte des Raums steht eine riesige, knallbunte Torte mit Kerzen darauf. Drumherum liegen einige, in ebenfalls knallbuntes Geschenkpapier eingewickelte Geschenke. Ich renne zum Tisch und betrachte wie gebannt diese unglaublich knallige, wahrscheinlich nur aus Zucker bestehende, wundervolle Torte. 14

„Na los, blas die Kerzen aus!“ Mein Vater ist so aufgeregt als hätte er heute Geburtstag und nicht ich. „Wenn du alle auf einmal schaffst, darfst du dir was wünschen.“ Problemlos blase ich alle Kerzen auf einmal aus und wünsche mir, dass ich immer so glücklich sein werde wie jetzt. Denn trotz all der Dinge auf die ich verzichten muss und den elenden Hausunterricht, bin ich glücklich. Dazu wünsche ich mir noch einen echten Zweieinhalbhänder, wie ihn die Schotten früher stolz gegen die Rotröcke im Kampf führten. Und ein Quad, damit würde ich echt gerne mal durch die Berge brettern. Jetzt ist auch der perfekte Moment, den Hund gewissermaßen nachzubestellen. „Moira?“ Meine Mutter schaut mich fragend an. Offensichtlich stehe ich mal wieder gedankenverloren in der Gegend rum. Das passiert mir öfters. „Willst du deine Geschenke gar nicht aufmachen?“ Und ob ich das möchte! Ich betrachte die Pakete auf dem Tisch ge-

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