BAUSTEINE EINER KRISENFESTEN MARKTWIRTSCHAFT

Vgl. Müller-Christ, Georg; Hülsmann, Michael (2003): Quo vadis ..... Zivilgesellschaft und Arbeitswelt, in: Klaus Poier, Franz Prettenthaler (Hg.): Gerechte .... Nicht alles zum Verkaufen: Robert Kuttners Vermarktlichungskritik, in: M. Prisching.
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BAUSTEINE EINER KRISENFESTEN MARKTWIRTSCHAFT BESTANDSAUFNAHME UND ABGRENZUNG DES FORSCHUNGSBEDARFS IN DEN WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN André Martinuzzi und Michal Sedlacko Research Institute for Managing Sustainability, Wirtschaftsuniversität Wien erstellt im Auftrag des Ökosozialen Forum Österreich gefördert durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung

Projektbericht 1/2009, in der Schriftenreihe des Research Institute for Managing Sustainability der Wirtschaftsuniversität Wien

Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine einer krisenfesten Marktwirtschaft

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INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG ............................................................................................3 HINTERGRUND .......................................................................................6 ERSTER ABSCHNITT: BESTANDSAUFNAHME UND FORSCHUNGSLANDKARTE...............8 Thema 1:

Wirtschaftswissenschaftliche „grand theories“ und ihre Bedeutung für eine nachhaltige Wirtschaftsordnung..........................9

Thema 2:

Entwicklungspfade der Sozialen Marktwirtschaft und ihre Bedeutung für eine nachhaltige Wirtschaftsordnung........................ 14

Thema 3:

Rahmenbedingungen und Funktionsweisen von Märkten als Voraussetzungen für eine Öko-soziale Marktwirtschaft.............. 19

Thema 4:

Aufgabenverteilung zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft ............................................................. 24

Thema 5:

Wachstum in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung ...................... 29

Thema 6:

Instrumente zur Umsetzung einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung ............................................ 34

ZWEITER ABSCHNITT: FORSCHUNGSBEDARF UND THEMENFELDER ................................39 Krisenfeste Marktwirtschaft Bausteine einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung ........................... 40 Themenfeld 1 Verbesserungen der Wirtschaftsrahmenordnung............................. 42 Themenfeld 2 Dauerhafte Sicherung wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Ressourcen.................................................................. 43 Themenfeld 3 Intelligenter Umgang mit komplexen sozialen Systemen ................ 45 Nächste Schritte

............................................................................................ 45

Forschungsprojekte, weitere Diskussionspapiere und Bestellungen siehe www.sustainability.eu

Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine einer krisenfesten Marktwirtschaft

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EINLEITUNG Das

dem

vorliegenden

Bericht

zugrunde

liegende

Projekt

„Bausteine

einer

krisenfesten

Marktwirtschaft“ diente der Vorbereitung eines breiter angelegten Forschungsprogramms zu diesem hochaktuellen Thema. Dazu wurden zentrale Forschungsfelder abgegrenzt, eine Bestandsaufnahme der aktuellen wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Debatte in diesen Forschungsfeldern durchgeführt sowie zentrale Forschungsfragen für das künftige Forschungsprogramm identifiziert. Der Fokus lag dabei bewusst auf der Gestaltung der Rahmenwirtschaftsordnung und den dafür erforderlichen

Forschungsarbeiten.1

Damit

wurde

auf

eine

„mittlere

Ebene“

zwischen

Grundlagenforschung und Politikberatung abgezielt2, ein volkswirtschaftlicher Schwerpunkt gesetzt3 und ein besonderes Augenmerk auf Implementierbarkeit, Praxisorientierung und Politikfähigkeit gelegt. Zur Bestandsaufnahme und Abgrenzung des Forschungsbedarfs wurde ein partizipativer Zugang gewählt, der als positiver Nebeneffekt die Etablierung einer wissenschaftlichen Community der nachhaltigkeitsorientierten Ökonomie in Österreich unterstützen sollte. Folgende Arbeitsschritte wurden daher durchgeführt: 1. Identifikation von sechs Themen als Ausgangspunkt (siehe Abschnitt 1) 2. Recherche von nationalen und internationalen ExpertInnen zum jeweiligen Thema 3. Bestandsaufnahme aktueller nationaler und internationaler Forschungsprojekte und Top-JournalPublikationen zum jeweiligen Thema 4. Vorbereitung und Durchführung eines dreitägigen Workshops mit führenden Forscherinnen und Forschern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum im Oktober 2008 5. Zusammenfassung der Workshop-Ergebnisse zu Themenfeldern und Forschungsfragen 6. Durchführung von 10 weiteren telefonischen Expertengespräche zur Ergänzung und Vertiefung der Forschungsfragen 7. Fertigstellung der zentralen Forschungsfragen (siehe Abschnitt 2) 8. Erstellen des Endberichts und Abschluss des Projekts In Abschnitt 1 des vorliegenden Berichts finden sich die Ergebnisse der Punkte 1–3, Abschnitt 2 fasst die Ergebnisse der Punkte 4–8 zusammen.

1

Mit der Fokussierung auf die Rahmenbedingungen nachhaltigen Wirtschaftens wurde ein breiterer Zugang als im deutschen Forschungsprogramm „Wirtschaftswissenschaften für Nachhaltigkeit“ gewählt, das aktuelle Probleme (wie z. B. Nutzungskonflikte in der Raumplanung, Diffusion von Klimaschutztechnologien) in den Mittelpunkt stellt und die Wirtschaftswissenschaften als Problemlösungswissen heranzieht.

2

Ausschlaggebend für diese Abgrenzung war die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise: Grundlagenforschung wurde ausgeschlossen, da diese zwar in einigen Bereichen erforderlich wäre, aber nicht rasch genug zum heute dringend erforderlichen Handlungs- und Gestaltungswissen führt. Politikberatung ist wiederum zu kurzfristig orientiert, um nachhaltige Systemveränderungen zu fokussieren und in einem mehrjährigen Forschungsprogramm abwickeln zu können.

3

Durch diese Abgrenzung werden Überlappungen und Redundanzen mit den bestehenden Forschungsprogrammen „Nachhaltig Wirtschaften“ des BMVIT und proVision des BMWF vermieden.

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Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat zu einer enormen Aktualität des vorliegenden Forschungsprojekts geführt: Waren die letzten Jahrzehnte von Globalisierung und Deregulierung geprägt,

so

ist

die

Gestaltung

von

nationalen

und

globalen

Rahmenbedingungen

und

Kontrollmechanismen nun ein top-aktuelles Thema. Die enormen Verluste an den Börsen, die erforderlichen staatlichen Hilfs- und Konjunkturprogramme und die noch immer unklaren Risiken haben gezeigt, dass die bisherige Wirtschaftsordnung nicht nur in sozialer und ökologischer Hinsicht nicht nachhaltig ist, sondern eindeutig auch nicht als nachhaltiges Wirtschaften in seiner ökonomischen Dimension zu klassifizieren ist. Das im Zentrum des vorliegenden Berichts stehende Thema „nachhaltige Wirtschaftsordnung“ wurde daher auf das Thema „krisenfeste Marktwirtschaft“ hin fokussiert und ergänzt (siehe Abschnitt 2). Diese Umorientierung hat jedoch zu einigen Einschränkungen geführt, die bei der weiteren Bearbeitung der vorliegenden Projektergebnisse zu beachten sind: Die im Sommer 2008 durchgeführte Bestandsaufnahme von Forschungsprojekten, Publikationen und ExpertInnen fand noch vor Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise statt und orientiert sich daher an den zu diesem Zeitpunkt in der Fachliteratur gängigen Themen. Die Schwerpunkte des im Oktober 2008 durchgeführten Workshops orientierten sich an diesen Themen, änderten aber den Blick zunehmen auf die durch die Finanz- und Wirtschaftskrise aktuell gewordenen Themen. Die im Winter 2008/09 durchgeführten telefonischen Expertengespräche setzten diese Umorientierung fort und stellten die drei in Abschnitt 2 dargestellten Themenfelder in den Mittelpunkt.4 Aus dieser fortschreitenden Umorientierung des Projekts ergeben sich zwei Konsequenzen: •

Die in Abschnitt 2 beschriebenen Forschungsfelder sind nicht direkt aus den in Abschnitt 1 dargestellten Themenfelder abgeleitet, sondern nur lose mit diesen verbunden. Diese Schwäche wurde bewusst in Kauf genommen, um die aktuellen Entwicklungen bestmöglich abzubilden und mit dem gegebenen Projektbudget ein möglichst hochwertiges Ergebnis vorlegen zu können.



Einige der in Abschnitt 2 beschriebenen Forschungsfragen werden von den befragten ExpertInnen kontroversiell gesehen.5 Daher wurde eine Synthese versucht, die sich an folgenden Qualitätskriterien

orientierte:

wirtschaftswissenschaftlicher

Aktualität Charakter

und der

politische

Fragestellung,

Relevanz

der

Struktur

und

Fragestellung, Kohärenz

der

Fragestellungen untereinander. Ausgeschlossen wurde Fragestellungen, zu denen bereits zahlreiche Forschungsarbeiten vorliegen, die daher den Charakter von Politikberatung hätten.

4

Um die aktuellen Entwicklungen entsprechend zu berücksichtigen, wären es optimal gewesen die im Oktober zusammengestellten Forschungsfragen einer neuerlichen partizipativ angelegten Überarbeitung zu unterziehen (z.B. im Rahmen von zwei bis drei weiteren Workshops). Die hätte jedoch den Abschluss des Projekts um weitere zwei bis drei Monate verzögert,. Der vorliegende Endbericht ist daher als „work in progress“ zu interpretieren.

5

Dazu einige Beispiele: Das Forschungsfeld „Glücksforschung“ (Happyness) ermöglicht eine breitere Sichtweise als eine allein an Einkommen und Wohlstand orientierte Fokussierung der Ökonomie, kann aber angesichts drohender Massenarbeitslosigkeit wohl als derzeit politisch nicht vorrangig angesehen werden. Es mag vor einigen Monaten von Relevanz gewesen sein, ob und wie durch Informationen ein nachhaltigeres Konsumverhalten erzielt werden kann, aus heutiger Sicht ist viel mehr die Frage von Bedeutung, wie verhindert werden kann, dass der private Konsum gänzlich einbricht. Im Gegensatz zu vor einigen Monaten hat die Aufgabenverteilung von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft deutlich an Bedeutung gewonnen und die Frage in welcher Form der Staat künftig aktiv sein soll, wird (auch auf wissenschaftlicher Basis) unterschiedlich gesehen. Dies zeigt sich beispielsweise an den recht unterschiedlichen Eingriffen, die die verschiedenen Staaten an Bailouts und Haftungsübernahmen geknüpft haben.

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Wir möchten uns bei folgenden Expertinnen und Experten für ihre Teilnahme an diesem Forschungsprojekt (im Rahmen des Workshops und/oder der telefonischen ExpertInnengespräche) und die Vielzahl wertvoller Anregungen bedanken: •

Prof. Dr. Stefan Baumgärtner, Lehrstuhl für Nachhaltigkeitsökonomie der Leuphana Universität Lüneburg



Dr. Kurt Bayer, Weltbank



Prof. Dr. Matthias Binswanger, Institut für Wirtschaft und Ökologie, Universität St. Gallen



Prof. Dr. Michael Getzner, Institut für Wirtschaftswissenschaften, Universität Klagenfurt



PD Dr. Timo Göschl, Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften, Universität Heidelberg



Dr. Friedrich Hinterberger, Sustainable Europe Research Institute, Wien



Prof. Dr. Markus Hofreither, Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität für Bodenkultur Wien



Dr. Daniela Kletzan, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)



Mag. Katharina Kowalski, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft



Prof. Georg Müller-Christ, Forschungszentrum Nachhaltigkeit, Universität Bremen



Prof. Dr. Reinhard Pfriem, Institut für Betriebswirtschaftslehre, Abt. Betriebliche Umweltpolitik, Universität Oldenburg



Prof. Dr. Reinhold Priewasser, Institut für Betriebliche und Regionale Umweltwirtschaft, Johannes Kepler Universität Linz



Mag. Eva-Maria Schmitzer, Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung



Prof. Dr. Uwe Schubert, WU Wien, ehem. Leiter des Instituts für Umwelt und Wirtschaft



Prof. Dr. Bernd Siebenhüner, Institut für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik, Universität Oldenburg



Prof. Dr. Udo E. Simonis, Forschungsprofessur Umweltpolitik, Wissenschaftszentrum Berlin



Prof. Dr. Sigrid Stagl, WU Wien, designierte Professorin für Umweltökonomie



Mag. Rita Trattnigg, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft



Mag. Caroline Vogl-Lang, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

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HINTERGRUND Die Soziale Marktwirtschaft findet sich als anerkanntes Wirtschaftskonzept in vielen Industriestaaten in unterschiedlicher Ausprägung wieder und stellt eine wichtige Basis des „Europäischen Modells“ für Wohlstand, sozialen Ausgleich und Wettbewerbsfähigkeit dar. Im Lichte der Ende der 1980er-Jahre virulent

werdenden

Umweltprobleme

wurde

unter

Federführung

des

damaligen

Landwirtschaftsministers Josef Riegler die Soziale Marktwirtschaft um die Komponente Ökologie (bzw. Umweltschutz) erweitert, das Leitbild der Ökosozialen Marktwirtschaft erstellt und auf folgende Prinzipien Bezug genommen:6 o

Kostenwahrheit in Konsum und Produktion (mit u. a. Internalisierung externer Kosten nach dem Verursacherprinzip)

o

Reform des Steuersystems in Richtung Ökologisierung (Entlastung des Faktors Arbeit einnahmenseitig durch Belastung von Ressourcenverbrauch kompensiert)

o

Transparenz von Produktdeklaration verbunden mit Bildungs- und Informationsmaßnahmen (Stärkung von Marktmacht bzw. -einfluss für KonsumentInnen)

o

Anpassung des Förderungswesens an die Kriterien der Nachhaltigkeit

o

Ordnungspolitische Maßnahmen bzw. Eingriffe in jenen Bereichen, in denen die Nachhaltigkeit über Marktmechanismen nicht zu erreichen ist (Subsidiarität)

o

Bewusstseinsbildung

für

nachhaltige

Entwicklung

als

Voraussetzung

für

die

Problemlösungskompetenz in der Gesellschaft o

Adaptierung volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung unter Einbeziehung bzw. Messung von Nachhaltigkeitseffekten

o

Internationalisierung von Umweltschutz mit dem Ziel eines globalen Ausgleichs unter Berücksichtigung relevanter Gerechtigkeitsaspekte

Elemente des Konzepts der „Ökosozialen Marktwirtschaft“ fanden eine politische Umsetzung in der österreichischen Agrarpolitik – beispielhaft sei hier das Österreichische Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft (ÖPUL) genannt.

6

vgl. Visionen für Österreich: Ökosoziale Marktwirtschaft. Neu denken. Für Wirtschaft und Umwelt, Leitantrag zum Zukunftsparteitag, 24. /25. November 1989, Graz; Riegler, J. & Moser, A., 1997: Ökosoziale Marktwirtschaft, Denken und Handeln in Kreisläufen. Leopold Stocker Verlag, Graz Riegler, J., 1992: Eco-Social Market Economy, A Summary. unveröffentlichtes Positionspapier des Ökosozialen Forums Österreich, Wien Riegler, J., 2003: The Model of Ecosocial Market Economy. unveröffentlichtes Manuskript Fischler, F. et al. 2006: Global Marshall Plan. Ökosoziales Forum Europa, Umweltdachverband und Institut für UmweltFriede-Entwicklung, Wien

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Nach dem Zusammenbruch der planwirtschaftlichen Ökonomien, der Durchsetzung des neoliberalen Paradigmas des Washington Consensus, das seit den frühen Neunziger Jahren die Politik der internationalen Organisationen prägt, und durch das Phänomen der Globalisierung kam der Ansatz einer sozialen und ökologischen Ordnungspolitik in gewisse Bedrängnis. Gleichzeitig kam es zu einer enormen Ausdifferenzierung der wissenschaftlichen und politischen Debatte um das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung. Zentrale Kernelemente einer nachhaltigen Entwicklung sind: o

ein an Wertvorstellungen, ethischen Prinzipien und Gerechtigkeit orientiertes Leitbild (inter- und intragenerationelle Gerechtigkeit, Gender Gerechtigkeit)

o

ein ganzheitlicher Ansatz der ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt (Drei-Säulen-Modell, „strong“ versus „weak sustainability“)

o

eine räumlich und zeitlich weit reichende Perspektive

o

ein dem Vorsichtsprinzip verpflichteter Umgang mit Risiken und Systemdynamiken

o

Aufbau der nötigen institutionellen Kapazitäten und Innovationen unter breiter Partizipation der Beteiligten (Reflexivität, Prozesshaftigkeit)

Diesen Grundprinzipien wurden zwar vereinzelt auf einzelwirtschaftliches und gesamtwirtschaftliches Handeln übertragen, bis heute fehlt jedoch ein konsistentes und in sich schlüssiges Konzept nachhaltigen Wirtschaftens. In den aktuellen Diskussionen zeigen sich dazu drei Perspektiven:7 Nachhaltigkeit als Innovationsaufgabe: Unter dieser Perspektive werden ökonomische und ökologische Ziele als kompatibel angenommen und Win-win-Lösungen angestrebt. Technische und soziale Innovation sollen zu einer Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch führen, eine Einschränkung von Bedürfnissen wird als nicht erforderlich angesehen. Dem Staat kommt unter dieser Perspektive die Aufgabe zu, Anreize für ökologische Innovationen zu setzen und (negative) externe Effekte zu verhindern. Nachhaltigkeit als normatives gesellschaftliches Konzept stellt die Aspekte Gerechtigkeit und Verantwortung in den Mittelpunkt. Diesem normativen Anspruch steht jedoch der ökonomische Zwang zu einzelwirtschaftlicher Optimierung entgegen, so dass auch unter dieser Perspektive der Ruf nach einer stärker regulierten Rahmenordnung des gegenwärtigen Wirtschaftens laut wird. Ein weiterer Hebel zur Umsetzung wird in einer Stärkung der gesellschaftlichen Anspruchsgruppen und dem verstärkten Einsatz partizipativer Formen der Entscheidungsfindung gesehen. Nachhaltigkeit als Rationalität knüpft an dem aus der Forstwirtschaft kommenden Prinzip der Substanzerhaltung an und stellt die Sicherung und Reproduktion von Ressourcen in den Mittelpunkt wirtschaftlicher Betrachtungen. Damit bieten sich Anschlusspunkte zum Prinzip der Erhaltung des Kapitals. Um eine dauerhafte Versorgung mit Ressourcen sicherzustellen wäre letzten Endes ein kompletter Umstieg auf regenerative Energieträger und nachwachsende Rohstoffe erforderlich.

7

Vgl. Müller-Christ, Georg; Hülsmann, Michael (2003): Quo vadis Umweltmanagement? - Entwicklungsperspektiven einer nachhaltigkeitsorientierten Managementlehre, in: Die Betriebswirtschaft, 63. Jg (2003), Heft 3, S. 257–277

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ERSTER ABSCHNITT:

BESTANDSAUFNAHME UND FORSCHUNGSLANDKARTE

Seite 8

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THEMA 1: WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE „GRAND THEORIES“ UND IHRE BEDEUTUNG FÜR EINE NACHHALTIGE WIRTSCHAFTSORDNUNG Ausgangspunkt

der

Diskussion

einer

nachhaltigen

Wirtschaftsordnung

sind

wirtschaftswissenschaftliche „grand theories“, ihre Annahmen, Reichweiten und Erklärungswerte, aber auch ihre „blinden Flecken“: Klassische marktwirtschaftliche Konzepte stellen rationale nutzen-maximierende EntscheidungsträgerInnen und Märkte als Allokationsmechanismen in den Mittelpunkt ihrer Analyse. Von diesem Weltbild

ausgehend

argumentieren

VertreterInnen

der

Neoklassik,

des

Keynesianismus, des Monetarismus und der Environmental Economics. Neuere ökonomische Ansätze (z. B. neue Institutionenökonomik, Regulationstheorie, evolutionäre Ökonomie), sozialwissenschaftliche Theorien (z. B. Akteurstheorie, Strukturationstheorie) und systemtheoretische Ansätze (z. B. Systemtheorie, Kybernetik) zielen auf eine breitere Konzeptionalisierung wirtschaftlicher Tätigkeiten ab.

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Österreichische ExpertInnen Ao.Univ. Prof. Mag. Dr Luise GUBITZER

Institut für Institutionelle und Heterodoxe Ökonomie, Department Volkswirtschaft

Wirtschaftsuniversität Wien

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Helmut HABERL

Institut für Soziale Ökologie, Wien, Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

Alpen-Adria Universität Klagenfurt

O. Univ.-Prof. Dr. Peter HEINTEL

Institut für Interventions-forschung kulturelle Nachhaltigkeit

Alpen-Adria Universität Klagenfurt

und

Dr. Friedrich HINTERBERGER

Sustainable Research (SERI), Wien

Europe Institute

Univ.-Prof. Mag. Dr. Rudolf KERSCHBAMER

Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und – geschichte, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-FranzensUniversität Innsbruck

Ao.Univ.-Prof. Dr. Fridolin KRAUSMANN

Institut für Soziale Ökologie, Wien, Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

Alpen-Adria Universität Klagenfurt

Prof. Dr. Heinz D. KURZ

Graz Schumpeter Centrum für ökonomische und soziale Studien (GSC)

Karl-FranzensUniversität Graz

a. Univ.-Prof. Christian LAGER

Institut für Volkswirtschaftslehre

Karl-FranzensUniversität Graz

Univ.-Prof. Manfred NERMUTH

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

Uni Wien

ao. Univ. Prof. Mag. Dr. Reinhard PIRKER

Institut für Institutionelle und Heterodoxe Ökonomie, Department Volkswirtschaft

Wirtschaftsuniversität Wien

Assoc.Prof. Dipl.Ing. Mag. Dr. Michael PREGERNIG

Institut für Wald, Umwelt und Ressourcenpolitik, Department für Wirtschaftsund Sozialwissenschaften

Universität Bodenkultur Wien

a. Univ.-Prof. Dr. Reinhold PRIEWASSER

Institut für Betriebliche Umweltwirtschaft

Johannes Universität Linz

A.Univ.-Prof. Dr. Rupert SAUSGRUBER

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-FranzensUniversität Innsbruck

Prof. Dr. Reimund SCHWARZE

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-FranzensUniversität Innsbruck

Univ.-Prof. Dr. Matthias SUTTER

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-FranzensUniversität Innsbruck

o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz TRAXLER

Institut für Wirtschaftssoziologie, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

Uni Wien

o.Univ.-Prof. Dr. Hannelore WECKHANNEMANN

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-FranzensUniversität Innsbruck

und

Regionale

für

Kepler

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Publikationen österreichischer ExpertInnen Bergh, JCJM. v. d., Stagl, S. 2003. Co-evolution of economic behaviour and institutions: towards a theory of institutional change, Journal of Evolutionary Economics, 13: 289-317. Fischer-Kowalski, M, H. Haberl (eds.). 2007. Socioecological Transitions and Global Change. Trajectories of Social Metabolism and Land Use. Edward Elgar, Cheltenham, UK and Northampton, USA. Glück, P. 2001. Modelle rationaler Wahlhandlungen in der Forstpolitikwissenschaft. Forst und Holz, 56, 171-178. Grisold, A., Gubitzer, L., Pirker, R. (Hrsg.). 2007. Das Menschenbild in der Ökonomie. Eine verschwiegene Voraussetzung. Wien: Löcker. Gubitzer, L.. 2001. Zur Einbettung und Redimensionierung der Ökonomie. In: Kreuzberg, Karla (Hrsg.): Die Zukunft der Gesellschaft. 173-208, München Wien Illge, L. – Schwarze, R. 2006. A matter of opinion: how ecological and neoclassical environmental economists think about sustainability and economics. Discussion paper no. 619. Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung. Mueller, D.C. 1998. Information and Uncertainty: Power, Profits and Morality. in: W. Leinfellner and E. Köhler (eds.), Game Theory, Experience, Rationality, Dordrecht: Kluwer Acacemic Publishers, pp. 349-357. Mueller, D.C., Cantner, U. (eds.) 2001. Capitalism and Democracy in the 21st Century, Heidelberg: Physica-Verlag. Mueller, D.C. 2004. Models of Man: Neoclassical, Behavioural, and Evolutionary. Politics, Philosophy & Economics, 3(1) February 2004, pp. 59-76. O'Hara, SU, Stagl, S. 2002. Endogenous preferences and sustainable development. Journal of SocioEconomics, 31(5): 511-527. Pruckner, G., Hackl, F.. 2005. Warm glow, free-riding and vehicle neutrality in a health-related contingent valuation study. Health Economics, Vol. 14, Nummer 3, Seite(n) 293-306. Schönbäck, W., Blaas, W., Bröthaler, J. (Hrsg.), Forschungsansatz. Springer Wien New York 2008

Sozioökonomie

als

multidisziplinärer

Sutter, M., Kocher, M. 2007. Individual versus group behavior and the role of the decision making procedure in gift-exchange experiments. Empirica 34: 63-88. Theurl, E. 2002. Prinzipal-Agent-Beziehungen als Problem sektoraler Ordnungen – dargestellt am Beispiel der ordnungspolitischen Struktur des österreichischen Gesundheitswesens, in: Theurl, E., Winner, H., Sausgruber, R. (ed.), Kompendium der österreichischen Finanzpolitik, Wien 2002, 90 – 128. Weisz, H., Fischer-Kowalski, M., Grünbühel, C.M., Haberl, H., Krausmann, F., Winiwarter, V. 2001. Global Environmental Change and Historical Transitions. Innovation – The European Journal of Social Sciences 14(2), 117-142.

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internationale Literatur Akerlof, G.A., 1970. The market for ‘lemons‘: quality uncertainty and the market mechanism. Quarterly Journal of Economics 84: 488– 500. Arrow, K. 1951. Social choice and individual values. New Haven: Yale University Press. Becker, G. 1976. The economic approach to human behavior. Chicago: University of Chicago Press. Bromley, D.W. 1989. Economic interests and institutions: the conceptual foundations of public policy. Oxford: Blackwell. Daly, H. 1997. Beyond growth: the economics of sustainable development. Beacon Press. Dodds, S. 1997. Towards a ‘science of sustainability’: improving the way how ecological economics understands human well-being. Ecological Economics 23: 95-111. Eggertsson, T. 1990. Economic behavior and institutions. Cambridge: Cambridge Survey of Economic Literature. Gowdy, J. 2004. The revolution in welfare economics and its implications for environmental valuation and policy. Land Economics 80(2): 239– 257. Hausman, D.M. 1992. The inexact and separate science of economics. Cambridge: Cambridge University Press. Hollling, C.S. 2001. Understanding the complexity of economic, ecological and social systems. Ecosystems 4: 390-405. (s. auch Gunderson – Holling, 2001: Panarchy: Understanding Transformations in Human and Natural Systems) March, J.G. – Olsen, J.P. 1989. Rediscovering institutions: the organizational basis of politics. New York: Free Press. Martinez-Alier, J.M. et al. 1998. Weak comparability of values as a foundation for ecological economics. Ecological Economics 26: 277-286. Nelson, R.R. – Winter, S.G. 2006. An evolutionary theory of economic change. Belknap Press. North, D.C. 1990. Institutions, institutional change and economic performance. Cambridge: Cambridge University Press. Ostrom, E. 2000. Collective action and the evolution of social norms. Journal of Economic Perspectives 14(3): 137-158. Vatn, A. 2005. Rationality, institutions and environmental policy. Ecological Economics 55: 203-217. Williamson, O.E. 2000. The new institutional economics: taking stock/looking ahead. Journal of Economic Literature 38(3): 595-613.

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THEMA 2: ENTWICKLUNGSPFADE DER SOZIALEN MARKTWIRTSCHAFT UND IHRE BEDEUTUNG FÜR EINE NACHHALTIGE WIRTSCHAFTSORDNUNG Das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft muss vor seinem historischen, kulturellen und institutionellen Hintergrund betrachtet werden, um daraus Schlussfolgerungen für seine Weiterentwicklung zu einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung zu ziehen. Die Entwicklung

und

Ausgestaltung

der

Sozialen

Marktwirtschaft

fand

in

den

europäischen Ländern nicht in identischer Form statt, sondern wurde von den kulturellen und institutionellen Rahmenbedingungen geprägt. Zumindest fünf verschiedene sozio-ökonomische Modelle können heute identifiziert werden: Model

EU Länder

Scandinavian Model

Schweden, Finnland, Dänemark, Niederlande

Continental Model

Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien, Luxemburg

Anglo-Saxon Model

Großbritannien, Irland

Mediterranean Model

Spanien, Portugal, Griechenland, Italien

Transitional Model

Mittel-Osteuropa

Charakterisierung (aufgrund der präziseren Terminologie auf Englisch) • • • • • • • • • • •

Aims to realise social rights for all its citizens Promotes equality of high social standards Social benefits are universal, i.e. independent of class and status Strong support for working mothers Granting social rights considers existing class and status differentials (with a focus on work-related, insurance-based benefits) Redistributive effects are limited Social policies aim to preserve traditional family structures (limits emancipation of women) Dominated by market logic, i.e. the state encourages the private provision of welfare Social benefits are modest, often means tested and stigmatising Fragmented and “clientelistic” support focusing on income maintenance (pensions) Still under development, making older systems of social support (family, church) still necessary

• New social policies are developing, but with considerable variations

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Österreichische ExpertInnen Ass.-Prof. Dr. René BÖHEIM

Abteilung für Arbeitsmarktökonomie, Institut füt Volkswirtschaftslehre

Johannes Kepler Universität Linz

Univ. Prof. DDr. Johann K. BRUNNER

Institut füt Volkswirtschaftslehre

Johannes Kepler Universität Linz

Prof. Veronika V. EBERHARTER

Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-FranzensUniversität Innsbruck

Ao. Univ.-Prof. Dr. Karl FARMER

Institut für Finanzwissenschaft und Volkswirtschaftslehre

Karl-Franzens-Universität Graz

ao. Univ. Prof. Mag. Dr Luise GUBITZER

Institut für Institutionelle und Heterodoxe Ökonomie

Wirtschaftsuniversität Wien

Mag. Alois GUGER

Arbeitsmarkt, Einkommen und soziale Sicherheit

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Ao. Univ.-Prof. Dr. Christian KLAMLER

Institut für Finanzwissenschaft und Volkswirtschaftslehre

Karl-Franzens-Universität Graz

Ao. Univ.-Prof. Dr. Franz KOLLAND

Fakultät für Sozialwissenschaften,

Uni Wien

Prof. Dr. Marko KÖTHENBÜRGER

Institut für Volkswirtschaftslehre und Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

Karl-Franzens-Universität Graz

ao. Univ. Prof. Dr. Margareta KREIMER

Institut für Finanzwissenschaft und Volkswirtschaftslehre

Karl-Franzens-Universität Graz

Dr. Markus MARTERBAUER

Makroökonomie und europäische Wirtschaftspolitik

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Prof. Dr. Rainer MÜNZ

Leiter der Forschungsabteilung (Erste Bank)

Erste Bank, Wien, und Hamburgisches WeltwirtschaftsInstitut (HWWI)

ao. Univ. Prof. Dr. August ÖSTERLE

Institut für Sozialpolitik

Wirtschaftsuniversität Wien

Univ. Prof. Dr. Reinhold POPP

Zentrum für Zukunftsstudien

Fachhochschule Salzburg

ao. Prof. Doz. Dr. Peter ROSNER

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

Uni Wien

Univ.-Prof. Dr. Ulrike SCHNEIDER

Forschungsinstitut für Altersökonomie

Wirtschaftsuniversität Wien

Em. o.Univ.-Prof. Dr. Christian SMEKAL

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-FranzensUniversität Innsbruck

Univ.Ass. Mag. Dr. Reinhard STEURER

Institut für Wald, Umwelt und Ressourcenpolitik, Department für Wirtschaftsund Sozialwissenschaften

Universität für Bodenkultur Wien

Prof. Dr. Engelbert THEURL

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-FranzensUniversität Innsbruck

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Publikationen österreichischer ExpertInnen Aiginger, K., Leoni. T. 2008. Typologies of Social Models in http://karl.aiginger.wifo.ac.at/fileadmin/files_aiginger/publications/2008/GEMSE_final.pdf

Europe.

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Ausgewählte internationale Literatur Czada, R. 1999. Welten der Wohlfahrt. In: Calließ, J. (ed.): Aufstieg und Fall des Sozialstaates. Oder: Wie der Sozialstaat zum Fall wurde. Loccum: Loccumer Protokolle 24/98, 77-87. Diener, E. – Suh, E. 1997. Measuring quality of life: economic, social, and subjective indicators. Social Indicators Research 40: 189-216. Esping-Andersen, G. 1990. The three worlds of welfare capitalism. Polity Press. Princeton University Press. Golan, A. et al. 2001. Welfare effects of minimum wage and other government policies. URL: http://are.berkeley.edu/~perloff/PDF/mwwelfare.pdf. Rawls, J. 1971. Theory of justice. Cambridge: Harvard University Press. Rosanvallon, P. 1981. La crise de l’État-providence. Paris: Seuil. Schelkle, W. – Mabbett, D. 2006. Social policy of the EU and national welfare state transformations: a political economy perspective. URL: http://www.eunewgov.org/database/DOCS/P19aD10_Welfare_State_Transformations_Schelkle_Mabbett.pdf. Schmid, J. 1996. Wohlfahrtsstaaten im Vergleich. Opladen (2. Aufl. i.V.) Sen, A. K. 1970. Collective choice and social welfare. Oliver and Boyd, Edinburgh.

Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine einer krisenfesten Marktwirtschaft

Seite 19

THEMA 3: RAHMENBEDINGUNGEN UND FUNKTIONSWEISEN VON MÄRKTEN ALS VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE ÖKO-SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT Märkte haben auch in einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung eine zentrale Rolle als Steuerungssysteme. Zentrale Voraussetzungen für die Funktionsweise von Märkten sind Wettbewerb und Preise, die die tatsächlichen Knappheiten bzw. Kosten abbilden. Externe Effekte (d. h. Kosten die vom einzelnen Wirtschaftssubjekt nicht getragen werden, sondern auf die Allgemeinheit überwälzt werden) führen zu Disfunktionalitäten und Marktversagen, korrekte Preise sind daher ein zentrales Anliegen der Nachhaltigkeitspolitik auf europäischer und nationaler Ebene. Trotz der seit vielen Jahren dauernden umweltökonomischen Debatte und umfangreicher Datenanalysen zu sozialen Folgekosten und externen Effekten haben die bisher umgesetzten Initiativen zu keiner umfassenden Internalisierung externer Kosten geführt. Die Debatte um „Strong“ und „Weak“ Sustainability hat zudem Fragen der Bewertung und des Abgleichs von ökologischem, ökonomischem und sozialem Kapital aufgeworfen.

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Seite 20

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Seite 21

Österreichische ExpertInnen Univ.-Prof. Dr. Gerhard CLEMENZ

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

Uni Wien

o.Univ.-Prof. Dr. Markus F. HOFREITHER

Institut für Wirtschaft, Politik und Recht

Universität für Bodenkultur Wien

Univ. Prof. DDr. Jürgen HUBER

Institut für Banken und Finanzen, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-FranzensUniversität Innsbruck

Prof. Hans Jürg HUMER

Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und – geschichte

Leopold-FranzensUniversität Innsbruck

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Christian LAGER

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Karl-Franzens-Universität Graz

Prof. Manfred NERMUTH

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften,

Uni Wien

ao. Univ. Prof. Mag. Dr. Reinhard PIRKER

Institut für Institutionelle und Heterodoxe Ökonomie, Department Volkswirtschaft

Wirtschaftsuniversität Wien

Mag. Dr. Franz PRETTENTHALER

Institut für Technologie- und Regionalpolitik

Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH

a. Univ.-Prof. Dr. Reinhold PRIEWASSER

Institut für Betriebliche und Regionale Umweltwirtschaft

Johannes Kepler Universität Linz

ao. Univ. Prof. Kunibert RAFFER

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften,

Uni Wien

o.Univ.-Prof.Dr. Klaus SCHREDELSEKER

Institut für Banken und Finanzen, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-FranzensUniversität Innsbruck

Prof. Dr. Sigrid STAGL

designierte Professorin für Umweltökonomie

Wirtschaftsuniversität Wien

Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine einer krisenfesten Marktwirtschaft

Seite 22

Publikationen österreichischer ExpertInnen Ania B.A., Alós-Ferrer, C. 2005. The evolutionary stability of perfectly competitive behavior. Economic Theory, Vol. 26(3), pp. 497-516. Farmer K. 2002. Nicht alles zum Verkaufen: Robert Kuttners Vermarktlichungskritik, in: M. Prisching (Hrsg.), Bestseller Globalisierung. Wirtschaftliche Verflechtungen zwischen Euphorie und Polemik, Wien: Passagenverlag, 53-86. Farmer, K. 1998. Freiheit und Nachhaltigkeit durch Wettbewerb? Eine polit-ökonomische Systemtheorie zur Sicherung der natürlichen Existenzgrundlagen, in: W. Fischer, B. Gebetsroither, H. Truhetz (Hrsg.), Systemorientierte Ansätze in Wirtschaft und Gesellschaft unter besonderer Berücksichtigung des Umweltbereichs, ÖH-Sevice Verlag Graz 1998, 41 – 54. Farmer, K. 2000. Intergenerational Natural-Capital Equality in an Overlapping-Generations Model with Logistic Regeneration, Journal of Economics 72 (2), 129-152. Gugler, K., Weigand, J. 2003. Is Ownership Really Endogenous?, Applied Economics Letters, Vol 10, No 8, 483-486. Haberl, H., F. Krausmann, S. Gingrich, 2006. Ecological Embeddedness of the Economy: A Socioecological Perspective on Humanity’s Economic Activities 1700-2000. Economic and Political Weekly XLI(47), 4896-4904 Hasenhüttl, S., Fromwald, S., Schweighofer, M., Greisberger, H. 2007. Systematische Weiterentwicklung des nachhaltigen Finanzmarkts. Statusbericht und Entwicklungsstrategie. ÖGUT. Huber, J., Kirchler, M., Sutter, M. 2006. Vom Nutzen zusätzlicher Information auf Märkten mit unterschiedlich informierten Händlern - Eine experimentelle Studie. In: Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung 58, 188 - 211. Lager, C. 1998. Prices of ‘Goods’ and ‘Bads’: An Application of the Ricardian Theory of Differential Rent, Economic Systems Research, 10/3, 1998, S. 203-222. Long, N.V., Sorger, G. 2006. Insecure property rights and growth: the role of appropriation costs, wealth effects, and heterogeneity, Economic Theory, 28, 513-529. Mueller, D.C. 2001. Delusions Regarding the Proper Role of Markets and Antitrust Policy. Review of Industrial Organization, 19(1), August 2001, pp. 27-36. Neck, R., Dick, H.-P., Jänicke, J. 2000. Dominanzbeziehungen auf den europäischen Finanzmärkten. Wirtschaftspolitische Blaetter 47, 446–454. Orosel, G., Neeman, Z. 2002. Credits, Crises, and Capital Controls: A Microeconomic Analysis. Contributions to Economic Analysis & Policy, Vol. 1: No.1, Article 6. Pirker, R. 2001. Zeit, Markt und Eigentum. Mitbestimmung - Zeitschrift für Demokratisierung der Arbeitswelt, 30, 4 Pirker, R. 2004. Märkte als Regulierungsformen sozialen Lebens. Metropolis Verlag, Marburg, 2004 Raffer, K. 2004. International Financial Institutions and Financial Accountability. Ethics & International Affairs, Carnegie Council on Ethics and International Affairs, vol. 18(2), pp.61-78. Raffer, K. 2006. Proposing built-in stabilisers for the international financial system. In: Grote, R., Marauhn, T. (eds.). The Regulation of International Financial Markets: Perspectives for Reform, Cambridge University Press: Cambridge / New York 2006, pp.296-316. Sausgruber, R., Tyran, J.-R. 2007. Pure Redistribution and the Provision of Public Goods. Economics Letters 95: 334–338. Schredelseker, K. 2005. Zur Entwicklung des finanz- und risikowirtschaftlichen Denkens, in: K. Spremann (Hrsg.): Versicherungen im Umbruch, Berlin et.al. (Springer) 2005; S. 513-532. Sutter, M., Huber, J., Kirchler, M. 2008. The value of information and optimal trading strategies in markets with heterogeneously informed traders. Journal of Economic Behavior and Organization 65: 86-104.

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Ausgewählte internationale Literatur Anderson, T.L. – Leal. D.R. 1991. Free-market environmentalism. Palgrave Macmillan. Arrow, K.J. – Dasgupta, P. 2007. Conspicuous consumption, inconspicuous leisure. Paper presented at the James Meade Centenary meeting, July 12-13, 2007, Bank of England. Asheim, G.B. 2005. Intergenerational ethics under resource constraints. Schweizerische Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik 141(3): 313-330. Dasgupta, P. – Heal, G.M. 1974. The optimal depletion of exhaustible resources. Review of Economic Studies, Symposium on the Economics of Exhaustible Resources: 3–28. Dasgupta, R. 2005. Three conceptions of intergenerational justice. In: Lillehammer, H. – Mellor, D.H. (eds.): Ramsey's legacy. Oxford: Clarendon Press. Devarajan, S. – Fisher, A.C. 1981. Hotelling’s “Economics of Exhaustible Resources” fifty years later. Journal of Economic Literature 19: 65-73. Hartwick, J. M. 1977. Intergenerational equity and investing rents from exhaustible resources. American Economic Review 66, pp. 972–974. Hotelling, H. 1931. The economics of exhaustible resources. Journal of Political Economy 39: 137175. Jackson, T. et al. 2004. Beyond insatiability: needs theory, consumption and sustainability. Working paper no. 2004/2. Centre for Environmental Strategy, University of Surrey. Solow, R. M. 1974. Intergenerational equity and exhaustible resources. Review of Economic Studies, Symposium on the Economics of Exhaustible Resources: 29–45. Tisdell, C. 1997. Capital/natural resource substitution: the debate of Georgescu-Roegen (through Daly) with Solow/Stiglitz. Ecological Economics 22: 289-291.

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Seite 24

THEMA 4: AUFGABENVERTEILUNG ZWISCHEN STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT Die gesellschaftliche Aufgabenverteilung zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft ist durch die aktuelle Finanzkrise und die enormen staatlichen Hilfsprogramme in den Mittelpunkt

des

gesellschaftlichen

Interesses

gerückt.

Liberalisierung

und

Privatisierung strebten in vielen europäischen Ländern einen Rückbau der staatlichen Aufgabenbereiche an und führten dazu, dass eine Vielzahl früher staatlich organisierter Funktionen heute von der Wirtschaft erfüllt wird (z. B. private Pensionsvorsorge,

Auflösung

staatlicher

Monopolbetriebe,

Privatisierung

von

Infrastrukturunternehmen). Während sich einerseits heute Grenzen einer weiteren Privatisierung von Staatsfunktionen zeigen (z. B. Einsatz privater Sicherheitskräfte im Irak), entstehen gleichzeitig neue Anforderungsprofile an den Staat, der zunehmend als Initiator und Moderator auftritt (z. B. Public-Private-Partnerships, New Governance). Aber auch die Wirtschaft sieht sich mit der Forderung nach Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung (z. B. Corporate Social Responsibility) und

neuen

Dialogformen

(z.

B.

Stakeholder-Dialoge)

konfrontiert.

Von

wissenschaftlicher Bedeutung wird künftig die Verknüpfung einzelwirtschaftlicher, volkswirtschaftlicher

und

politikwissenschaftlicher

Perspektiven

sein

sowie

Praktikabilität und Relevanz des Begriffs Akteurin/Akteur im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens.

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Österreichische ExpertInnen Prof. Gudrun BIFFL

Arbeitsmarkt, Einkommen und soziale Sicherheit

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

ao. Univ. Prof. Mag. Dr Luise GUBITZER

Institut für Institutionelle und Heterodoxe Ökonomie

Wirtschaftsuniversität Wien

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Helmut HABERL

Institut für Soziale Ökologie, Wien, Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

Alpen-Adria Universität Klagenfurt

Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Karl HOGL

Institut für Wald, Umwelt und Ressourcenpolitik, Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Universität für Bodenkultur Wien

Prof. Hans Jürg HUMER

Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und – geschichte, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-FranzensUniversität Innsbruck

Ao. Univ.-Prof. Dr. Franz KOLLAND

Fakultät für Sozialwissenschaften,

Uni Wien

Ao.Univ.-Prof. Dr. Fridolin KRAUSMANN

Institut für Soziale Ökologie, Wien, Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

Alpen-Adria Universität Klagenfurt

Dr. Fritz KROISS

Ökobüro

Em. Univ.-Prof. Dr. Dennis C. MUELLER

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

Uni Wien

Dr. Michael ORNETZEDER

Institut für Technikfolgen-Abschätzung

Österreichische Akademie der Wissenschaften

Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Mag. Dr. Michael PREGERNIG

Institut für Wald, Umwelt und Ressourcenpolitik, Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Universität für Bodenkultur Wien

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Karl STEININGER

Institut für Volkswirtschaftslehre

Karl-Franzens-Universität Graz

Prof. B. Burçin YURTOĞLU

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

Uni Wien

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Seite 27

Publikationen österreichischer ExpertInnen Brix, E., Nautz, J., Trattnigg, R., Wutscher, W. 2008. State and Civil Society, hg. Passagen Verlag. Farmer, K. 2000. Einleitung und Überblick. In: K. Farmer, R. Haupt, W. Lachmann (Hrsg.), Individuelle Freiheit oder staatliche Lenkung? Markt und Staat im Lichte christlicher Wirtschafsethik. Münster et al.: LIT Verlag, 1-10. Grisold, A. 2007. Die Verlockungen der Macht. Zur Machtfrage aus Sicht der Politischen Ökonomie der Medien.In Politische Ökonomie der Medien. Theorie und Anwendungen, Hrsg. Christian Steininger, 115-136. Münster: LIT Verlag. Gugler, K., 2005. Der Einfluss von Corporate Governance auf die Determinanten und Effekte von Investitionen, Journal für Betriebswirtschaft 55: 113-143. Hogl, K., Nordbeck, R., Pregernig, M. 2008. New Modes of Governance: Programmatic Rhetoric and Actual Practices. GAIA. Ökologische Perspektiven für Wissenschaft und Gesellschaft. Ecological Perspectives for Science and Society, 4, 399-400 Kolland, F. 2002. Zivilgesellschaft in der Entwicklungspolitik. In: Chevron, M.-F., Reinprecht, C., Traoré, G. (Hrsg.): Umwelt und Urbanität in Westafrika., Frankfurt a.M., Brandes & Apsel Verlag, Seiten: 95 – 112. Konrad, A., Steurer, R., Langer, M.E. 2006. Empirical Findings on Business-Society Relations in Europe. Journal of Business Ethics, 63/1, 89-105. Krausmann F., Fischer-Kowalski M., Schandl H., Eisenmenger N. 2008. The global socio-metabolic transition: past and present metabolic profiles and their future trajectories. Journal of Industrial Ecology 12. Mueller, D.C. 2006. Corporate Governance and Economic Performance. International Review of Applied Economics, special issue 20(5), December 2006, pp. 623-43. Mueller, D.C., Stratmann, T. 2003. The Economic Effects of Democratic Participation. Journal of Public Economics, 87(9-10), pp. 2129-55. Nautz, J. 2004. Soziopolitische Fragmentierung und Kompromißbereitschaft in Zivilgesellschaften. Österreich im Vergleich, in: R. Jessen, S. Reichardt, A. Klein (Hg.), Zivilgesellschaft als Geschichte. Studien zum 19. und 20. Jahrhundert, Berlin: Leske + Budrich. Nautz, J. 2004. Vom Konflikt zur Kooperation. Österreichische und deutsche Sozialpartnerschaft im Vergleich. In: H. Kopetz, J. Marko, K. Poier (Hg.) Soziokultureller Wandel im Verfassungsstaat. Phänomene politischer Transformation. Festschrift für Wolfgang Mantl, Wien – Köln – Weimar: Böhlau, S. 911-948. Pirker, R. 2003. Staat und Neoliberaralismus I, oder: welchen Handlungsspielraum hat der Nationalstaat in einer globalisierten Wirtschaft?. in: Graf, D., F. Zaun (Hrsg.), Zur Rolle des Staates - Im Spannungsfeld zwischen Nationalsstaat und Globalisierung. Czernin Verlag, Wien 2003. Pirker, R. 2005. Eigentumsformen in der wirtschaftspolitischen Diskussion: Theorie und Kritik. In Zur Zukunft öffentlicher Dienstleistungen - Zwischen Staat und Markt: Aktuelle Herausforderungen der öffentlichen Dienstleistungserbringung , Hrsg. AK Wien, 13-19. Wien: AK Wien.

Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine einer krisenfesten Marktwirtschaft

Seite 28

Ausgewählte internationale Literatur Benn, S. – Dunphy, D. Towards new forms of governance for issues of sustainability: renewing relationships between corporates, government and community. URL: http://www.mngt.waikato.ac.nz/ejrot/vol9_1/BennDunphy.pdf. Donahue, J.D. – Zeckhauser, R. 2005. The anatomy of collaborative governance. Oxford Handbook of Public Policy, Oxford University Press. Hooghe, L. – Marks, G. 2001. Types of multi-level governance. European Integration Online Papers 5(11). Kooiman, J. 1993. Socio-political governance. In: Kooiman, J. (ed.): Modern governance – new government society interactions. London: Sage, p. 1–9. Kronsell, A. 2008. What is the ’new’ in new governance forms when they are put in practice? Learning about sustainability governance from interdisciplinary research. Presented at the the 49th ISA Annual Convention in San Francisco, March 26-29, 2008. URL: http://www.allacademic.com/meta/p254466_index.html. Rhodes, R.A.W. 1996. The new governance: governing without government. Political Studies 44: 652667. Rhodes, R.A.W. 1997. Understanding governance: policy networks, governance, reflexivity and accountability. Buckingham: Open University Press. Smisman, S. 2006. New modes of governance and the participatory myth. European Governance Papers, 06-01. Stern, N. 1996. Macroeconomic policy and the role of the state in a changing world. EBRD Working Paper No. 19. URL: http://www.ebrd.com/pubs/econo/wp0019.pdf. Treib, O. 2005. Modes of governance: a note towards conceptual clarification. European Governance Papers (EUROGOV) no. N-05-02. URL: http://www.connex-network.org/eurogov/pdf/egp-newgovN-05-02.pdf.

Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine einer krisenfesten Marktwirtschaft

Seite 29

THEMA 5: WACHSTUM IN EINER NACHHALTIGEN WIRTSCHAFTSORDNUNG Wirtschaftswachstum

ist

eine

zentrale

Messgröße

für

den

Erfolg

von

Volkswirtschaften, da es in unmittelbarem Zusammenhang mit Beschäftigung, gesellschaftlich verfügbarem Einkommen und dem damit erzielbaren Lebensstandard der Menschen steht. Gleichzeitig führt ein Wachstum der Wirtschaftsprozesse – zumindestens bisher – durchwegs zu einem Wachstum des Ressourcen- und Energieverbrauchs und zu einer Erhöhung der Umweltbelastungen. Die von Umwelttechnologien

erhoffte

Entkopplung

von

Wirtschaftswachstum

und

Ressourcenverbrauch (wie z. B. im Faktor-4-Konzept gefordert) ist bisher in keinem der europäischen Länder gelungen. Naturwissenschaftlich fundierte Analysen (z. B. dem Entropie-Ansatz folgend) streichen zudem hervor, dass reales Wachstum in einem geschlossenen System (wie es unsere Erde darstellt) nicht dauerhaft möglich ist. Auf internationaler Ebene führt der von China und Indien ausgehende Wachstumsschub zu dramatischen Verknappungen auf den Rohstoffmärkten und wird in absehbarer Zeit enorme Umweltprobleme zur Folge haben (z. B. durch eine Zunahme der Treibhausgasemissionen). Es stellt sich daher die Frage, ob und wie eine

nachhaltige

Wirtschaftsordnung

als

Steady-State-Ökonomie

ohne

Wachstumszwang ausgestaltet werden könnte und welche Voraussetzungen dafür geschaffen

werden

müssten.

Besondere

Handlungsspielräume

einzelner

Staaten,

Organisationen zu legen.

Beachtung der

EU

und

ist der

dabei

auf

die

internationalen

Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine einer krisenfesten Marktwirtschaft

Seite 30

Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine einer krisenfesten Marktwirtschaft

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Österreichische ExpertInnen Prof. Karl AIGINGER

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

em.o. Univ. Prof. Dkfm. Dr. Leonhard BAUER

Department Volkswirtschaft, Institut für Institutionelle & Heterodoxe Ökonomie

Wirtschaftsuniversität Wien

O. Univ.-Prof. Dr. Lutz BEINSEN

Institut für Volkswirtschaftslehre

Karl-Franzens-Universität Graz

Univ.-Prof. Dr. Fritz BREUSS

EUROPAINSTITUT (WU), Makroökonomie und europäische Wirtschaftspolitik (WIFO)

Wirtschaftsuniversität Wien und Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Univ.-Prof. Dr. Marina FISCHER-KOWALSKI

Institut für Soziale Ökologie, Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

Alpen-Adria Universität Klagenfurt

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Prof. Christian GEHRKE

Institut für Volkswirtschaftslehre

Karl-Franzens-Universität Graz

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael GETZNER

Institut für Volkswirtschaftslehre

Alpen-Adria Universität Klagenfurt

Dr. Stefan GILJUM Prof. Dr. Robert HILL

Sustainable Europe Research Institute (SERI), Wien Institut für Volkswirtschaftslehre

Dr. Friedrich HINTERBERGER

Karl-Franzens-Universität Graz Sustainable Europe Research Institute (SERI), Wien

Dr. Daniela KLETZANSLAMANIG

Umwelt, Landwirtschaft und Energie

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Dr. Markus MARTERBAUER

Makroökonomie und europäische Wirtschaftspolitik

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Dr. Ina MEYER

Umwelt, Landwirtschaft und Energie

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Univ.-Prof. Dr. Reinhard NECK

Fakultät für Wirtschaftswissenschaften WIWI

Alpen-Adria Universität Klagenfurt

Dr. Michael PENEDER

Industrieökonomie, Innovation und internationaler Wettbewerb

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Dr. Marcus SCHEIBLECKER

Makroökonomie und europäische Wirtschaftspolitik

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Univ.-Prof. Gerhard SORGER

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

Uni Wien

Prof. Dr. Sigrid STAGL

designierte Professorin für Umweltökonomie

Wirtschaftsuniversität Wien

Univ.-Prof. DDr. Michael STEINER

Institut für Technologie- und Regionalpolitik

Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH

A. Univ.-Prof. Dr. Gottfried TAPPEINER

Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und –geschichte

Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

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Ausgewählte internationale Literatur Arrow, K. J. – Bolin, B. – Constanza, R. – Dasgupta, P. – Folke, C. – Holling, C. S. – Jansson, B. O. – Levin, S. – Mahler, K. G. – Perrings, C. – Pimental, D. 1995. Economic growth, carrying capacity and the environment. In: Science, 26, 8, 1995, s. 520-522. Cummins, R.A. 2000. Personal income and subjective well-being: a review. Journal of Happiness Studies 1: 133-158. Dasgupta, P. 1999. Economic pathways to ecological sustainability: challenges for the new millennium. BioScience 50(4): 339-345. Grossman, G. M. – Krueger, A. B. 1995. Economic growth and environment. In: Quarterly Journal of Economics, 112, 1995, s. 353-378. Simon, J. 1986. Theory of population and economic growth. Oxford: Blackwell. Stiglitz, J. 1974. Growth with exhaustible natural resources: efficient and optimal growth paths. Review of Economic Studies, Symposium on the Economics of Exhaustible Resources: 123–137. Stokey, N. L. 1998. Are there limits to growth? International Economic Review 39(1): 1-31. Valente, S. 2004. Sustainable development, renewable resources and technological progress. Environmental & Resource Economics 30: 115-125. Welsch, H. 2003. Growth, corruption and the environment: a cross-country analysis. Discussion paper no. 357. Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung.

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THEMA 6: INSTRUMENTE ZUR UMSETZUNG EINER NACHHALTIGEN WIRTSCHAFTSORDNUNG In der Umsetzung einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung stehen innovative Instrumente zur Gestaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, zum Setzen von Anreizen und zur Grobsteuerung wirtschaftlicher Aktivitäten im Vordergrund. Die Bandbreite reicht von Ge- und Verboten über ökonomische Anreize (z. B. Steuern, Förderungen), den Aufbau von Allokationsmechanismen (z. B. Handel mit Zertifikaten) bis zu freiwilligen Instrumenten (Information, Beratung, Bildungsarbeit). In den letzten Jahren haben innovative und integrierte Instrumente zudem an Bedeutung gewonnen (z. B. das aus den Niederlanden stammende Konzept des „Transition

Management“,

der

aus

Japan

stammende

Top-Runner-Ansatz,

Kombinationen aus Selbstverpflichtungen und staatlichen Zielvorgaben in den USA).

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Österreichische ExpertInnen Prof. Gudrun BIFFL

Arbeitsmarkt, Einkommen und soziale Sicherheit

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

o.Univ.Prof. Dr. Jens S. DANGSCHAT

Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- u. Umweltplanung, Fakultät der Raumplanung und Architektur

Technische Universität Wien

Ao. Univ.-Prof. Dr. Karl FARMER

Institut für Finanzwissenschaft und Volkswirtschaftslehre

Karl-Franzens-Universität Graz

Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Karl HOGL

Institut für Wald, Umwelt und Ressourcenpolitik, Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Universität für Bodenkultur Wien

Univ.-Doz. Dr. Dietmar KANATSCHNIG

Österreichisches Institut für Nachhaltige Entwicklung (ÖIN)

Dr. Daniela KLETZANSLAMANIG

Umwelt, Landwirtschaft und Energie

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Doz. Kurt KRATENA

Umwelt, Landwirtschaft und Energie

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Mikuláš LUPTÁČIK

Institut für Geld- und Finanzpolitik, Department Volkswirtschaft

Wirtschaftsuniversität Wien

Univ.-Doz. Dr. Michael NENTWICH

Institut für Technikfolgen-Abschätzung

Österreichische Akademie der Wissenschaften

a. Univ.-Prof. Dr. Reinhold PRIEWASSER

Institut für Betriebliche und Regionale Umweltwirtschaft

Johannes Kepler Universität Linz

Ass.Prof. DI Mag. Dr. Harald ROHRACHER, MSc

Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung, Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

Alpen-Adria Universität Klagenfurt

A.Univ.-Prof. Dr. Rupert SAUSGRUBER

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Stefan SCHLEICHER

Institut für Volkswirtschaftslehre (Graz), Umwelt, Landwirtschaft und Energie (WIFO)

Karl-Franzens-Universität Graz und Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Dr. Margit SCHRATZENSTALLERALTZINGER

Makroökonomie und europäische Wirtschaftspolitik

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Em. o.Univ.-Prof. Dr. Christian SMEKAL

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

Prof. Dr. Sigrid STAGL

designierte Professorin für Umweltökonomie

Wirtschaftsuniversität Wien

Univ.-Prof. Dr. Matthias SUTTER

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik

Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

o. Univ.Prof. Dr. Christoph WEISS Ao. Univ.-Prof. Dr. Roland WENDNER

Institut für Regulierungsökonomie

Wirtschaftsuniversität Wien

Institut für Volkswirtschaftslehre

Karl-Franzens-Universität Graz

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Publikationen österreichischer ExpertInnen Clemenz, G. 1999. Adverse Selection and Pigou Taxes. Environmental and Resource Economics. Clemenz, G. 2001. Nonpoint Source Pollution, Asymmetric Information, and Output Regulation, Finanzarchiv. Hanke, M., Huber, J., Kirchler, M., Sutter, M. 2007. The economic consequences of a Tobin-tax – An experimental analysis. In: Working Papers in Economics and Statistics - University of Innsbruck 2007-18. Köppl, A., Steininger, K.W. (Hrsg.). 2004. Reform umweltkontraproduktiver Förderungen in Österreich. Energie und Verkehr. Graz: Leykam. Kroiss, F., Gupfinger, H., Alge, T. 2004. Environmental Governance und Umweltvereinbarungen (Studie). Potential von Umweltvereinbarungen in Österreich unter Berücksichtigung rechtsstaatlicher Grundsätze. Herausgeber: BMLFUW. Lager, C., Gehrke, C. 1995. Environmental Taxes, Relative Prices and Choice of Technique in a Linear Model of Production. in: Metroeconomica, 46/2, pp. 127-145. Lager, C. 1999. Perverse Results of a Greening of the Tax System, in: J.R. Teixeira and F.G. Carneiro (eds). Economic Dynamics and Economic Policy, Brasília: DF-Brazil, pp. 147-160. Nermuth, M. 1993. Different Economic Theories with the same Formal Structure: Risk, Income Inequality, Information Structures, etc. In W.E. Diewert, K. Spremann & F. Stehling (eds.), Mathematical Modelling in Economics (Essays in Honor of Wolfgang Eichhorn), pp. 271-277, Springer Verlag, Berlin – Heidelberg. Nermuth, M., Alos-Ferrer, C. 2003. A comment on "The selection of preferences through imitation". Economics Bulletin, Vol. 3 no. 7, pp. 1-9. Rammel, C.; Stagl, S; Wilfing, H. 2007. Managing complex adaptive systems - A co-evolutionary perspective on natural resource management. Ecological Economics, 63:9-21. Schleicher, S.P., Kletzan, D., Koeppl, A., Kratena, K., Wueger, M. 2002. Modeling Sustainable Consumption – From Theoretical Concepts to Policy Guidelines. Empirica. Schleicher, S.P., Kratena, K. 1999. Impact of carbon dioxide emissions reductions on the Austrian economy. Economic Systems Research, 11(3), 245-261. Schleicher, S.P., Kratena, K. 2002. Emissions Trading for Manufacturing – Costs and Options of Adjustment. Energy Modeling Forum, Stanford. Schubert, U., Sedlacek, S. 2005. The structure of environmental policy and environment-orientated technology policy: Signals for environment-orientated innovation. Journal of Environmental Policy and Planning. 7 (4): 317-339. Stagl, S., O'Hara, S.U. 2002. Motivating factors and barriers to sustainable consumer behaviour. International Journal of Agricultural Resources, Governance and Ecology, 2(1). Steininger, K.W. 2002. The Foreign Trade and Sectoral Impact of Truck Road Pricing for Cross-Border Trade: A CGE Analysis for a Small Open Economy, Environmental and Resource Economics 23: 213-253. Steininger, K.W., Friedl, B., Gebetsroither, B. 2007. Sustainability Impacts of Car Road Pricing: A Computable General Equilibrium Analysis for Austria, Ecological Economics 63, Issue 1, p. 59-69 Sutter, M., Dittrich, D., Margreiter, M. 2005. Individual and collective choice and voting in common pool resource problems with heterogeneous actors. Environmental and Resource Economics 32: 241271. Sutter, M., Weck-Hanneman, H. 2004. An experimental test of the public-goods crowding-out hypothesis when taxation is endogenous. Finanzarchiv 60: 94-110. Weck-Hannemann, H. 2002. Chancen und Grenzen einer anreizorientierten Umweltpolitik. In: Ötsch, W., Panther, S. (Hrsg.): Ökonomik und Sozialwissenschaft. Ansichten eines in Bewegung geratenen Verhältnisses. Metropolis, Marburg, 2002, S. 21-51. Weck-Hannemann, H., Neck, R., Schneider, F. 2001. Theorie und Empirie der Österreichischen Wirtschaftspolitik. In: Neck, R., Nowotny, E., Winckler, G. (Hrsg.): Grundzüge der Österreichischen Wirtschaftspolitik. 3. Auflage, Manz, Wien. Wendner, R. 2003. Do Habits Raise Consumption Growth? Research in Economics 57 (2), 151 - 163. Wendner, R. 2004. Tax Reform, Consumption Habits, Capital Accumulation, and Welfare, FinanzArchiv 60 (4), 462 - 481. Wendner, R. 2005. Frames of Reference, the Environment, and Efficient Taxation, Economics of Governance 6 (1), 13 - 31.

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Ausgewählte internationale Literatur Baldwin, R., Cave, M. 1999. Understanding Regulation: Theory, Strategy and Practice. Oxford University Press. Bleischwitz, R., Hennicke, P. (eds.) Eco-Efficiency, Regulation, and Sustainable Business. Cheltenham: Edward Elgar. Coase, R.H. 1988. The problems of social cost. The Journal of Law and Economics 3/1 (October 1960) Cunningham, N., Grabosky, P. 1998. Smart Regulation: Designing Environmental Policy. Oxford University Press. Dommen, E. (ed.): Fair principles for sustainable development. UNCTAD. Cheltenham : Edward Elgar, 1993. Gibbs, D. 1996. Integrating Sustainable Development and Economic Restructuring: A Role for Regulation Theory? Geoforum, 27/1, 1-10. Goldin, I., Winters, L.A. (eds.) 1995. The Economics of Sustainable Development. Cambridge University Press. Henriques, A. – Richardson, J. (eds.): The triple bottom line : does it all add up? London : Earthscan, 2004. Ierland, E.C. van. 1993. Macroeconomic analysis of environmental policy. Amsterdam : Elsevier, 1993. Lawn, P. 2000. Towards Sustainable Development – An Ecological Economics Approach. Boca Raton: CRC Press. May, P. H. – da Motta, R. S. (eds.): Pricing the Planet: Economic Analysis for Sustainable Development. New York : Colombia University Press, 1996. Munasinghe, M. 1993. Environmental Economics and Sustainable Development. Washington: The World Bank. Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD). 1992. Environmental policy: how to apply economic instruments. Paris : OECD, 1992. Panayoutou, T. 1994. Economic Instruments for Environmental Management and Sustainable Development. UNEP, EEU. Pearce, D. – Markandya A. – Barbier, E.B. 1989. Blueprint for a green economy. London : Earthscan, 1989. Prugh, T., Constanza, R, Daly, H., Goodland, R., Cumberland, J.H., Norgaard, R.B. 1999. Natural capital and economic survival. 2nd edition. Boca Raton: CRC Press. Rammel, C. – Bergh, J.C.J.M. van den. 2003. Evolutionary policies for sustainable development: adaptive flexibility and risk minimising. In: Ecological Economics, 47, 2003, s. 121-133. Rao P.K. 2000. Sustainable development: economics and policy. Malden : Blackwell Publishers, 2000. Rennings, K. 2000. Redefining innovation – eco-innovation research and the contribution from ecological economics. Ecological Economics 32/2, 319-332. Stavins, R.N. 2000. Environmental economics and public policy. Cheltenham: Edward Elgar Publishing, 2000. Tietenberg, T. 1994. Environmental economics and policy. New York: Harper Collins, 1994. United Nations (UN). 1997a. Earth Summit Agenda 21: the United Nations programme of action from Rio. New York : UN DPI, 1997a.

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ZWEITER ABSCHNITT:

FORSCHUNGSBEDARF UND THEMENFELDER

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KRISENFESTE MARKTWIRTSCHAFT BAUSTEINE EINER NACHHALTIGEN WIRTSCHAFTSORDNUNG Die Soziale Marktwirtschaft ist Europas Erfolgsmodell. Sie kombiniert individuelle Motivation (durch privates Eigentum und die Möglichkeit, Gewinne zu erzielen), effiziente Allokation (durch dezentrale Steuerung über Märkte) und soziale Vorsorge (durch bedarfsorientierte soziale Sicherung). Die durch die Globalisierung fortschreitende internationale Vernetzung, der kontinuierliche Abbau von Kontrollmechanismen und die weiterhin bestehende Abhängigkeit von nicht-erneuerbaren Ressourcen hat die Krisenanfälligkeit unserer Wirtschaft

kontinuierlich

erhöht.

Aktuelle

Beispiele

dafür

sind

die

drastischen

Preisschwankungen und Versorgungskrisen bei Nahrungsmitteln, Energie und Rohstoffen. Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise zeigt drastisch den enormen Handlungsbedarf und schafft gleichzeitig ein Window of Opportunity zur Veränderung von Institutionen und zur Etablierung einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung, die weit über den Beschluss von Rettungsmaßnahmen und Konjunkturprogrammen hinausgeht. Unser ökonomisches Wissen und die darauf aufbauenden Instrumente derzeitiger Wirtschaftspolitik sind weder für effektive Prävention noch den erfolgreichen Umgang mit Krisen

dieser

Größenordnung

ausgelegt.

Daher

sind

Grundlagen

und

Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, die dazu beitragen, die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ressourcen dauerhaft zu sichern, eine globale Wirtschaftsrahmenordnung für Finanz- und Ressourcenmärkte zu etablieren und den Umgang mit komplexen sozialen Systemen zu verbessern. Nur wenn wir uns diesen Herausforderungen widmen, können die Auswirkungen künftiger Krisen minimiert bzw. Krisen vermieden und die gesellschaftliche Akzeptanz der Marktwirtschaft sichergestellt werden. Eine nachhaltige Wirtschaftsordnung muss die Rahmenbedingungen einzelwirtschaftlichen Handelns so gestalten, dass individuelles Engagement gefördert und gleichzeitig die Zukunfts- und Lebensfähigkeit von Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft sichergestellt wird. Einzelwirtschaftliche

Verantwortung

ist

dort

einzufordern,

wo

aus

ökonomischem

Eigeninteresse ein Überwälzen von Risiken oder Kosten auf die Allgemeinheit oder auf künftige Generationen zu ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteilen führen würde und damit ein Wettbewerb „nach unten“ die Folge wäre. Krisenfestigkeit bedeutet daher eine Einbettung der jeweiligen Teilsysteme in sein umgebendes System (Wirtschaft Ö Gesellschaft Ö Umwelt), so dass die Überlebensfähigkeit des umgebenden Systems nicht gefährdet wird. Dazu sind die von der Natur vorgegebenen ökologischen Leitplanken ebenso zu berücksichtigen wie die Vermeidung sozialer Konflikte.

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Im Herbst und Winter 2008/2009 fanden ein Workshop und eine Serie von ExpertInnenInterviews mit führenden Forscherinnen und Forschern aus dem deutschsprachigen Raum statt. Die so gesammelten Vorschläge wurden zu drei Themenfeldern verdichtet, die im Kern einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung stehen. In jedem der Forschungsfelder wurden aktuelle Forschungsfragen identifiziert und in jeweils vier Blöcken zusammengefasst.

Krisenfeste Marktwirtschaft Bausteine einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung

Forschungsfeld A:

Verbesserungen der Wirtschaftsrahmenordnung

Forschungsfeld B:

Dauerhafte Sicherung wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Ressourcen

Forschungsfeld C:

Intelligenter Umgang mit komplexen sozialen Systemen

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THEMENFELD 1

VERBESSERUNGEN DER WIRTSCHAFTSRAHMENORDNUNG Während in den letzten Jahren die Regulierungsmöglichkeiten nationaler Regierungen abgebaut wurden, haben internationale Institutionen diese Funktionen nicht übernommen. Die weltweite Finanzkrise und ihre Folgen für die Realwirtschaft zeigen, dass ein Auf- bzw. Ausbau derartiger Institutionen erforderlich ist und eröffnen gleichzeitig die Chance, eine weltweite Wirtschaftsrahmenordnung zu etablieren. Die eindimensionale Diskussion über mehr oder weniger Staatseinfluss sollte daher von einer fundierten und differenzierten Analyse abgelöst werden, die der Vielfalt realer, individueller und kollektiver Entscheidungen gerecht wird. Beispiele für Forschungsfragen in diesem Themenfeld: 1. Stabilität: Ist nachhaltige Entwicklung mit stabiler Entwicklung gleichzusetzen oder sind auch in einer nachhaltigen Wirtschaft Krisen und Zyklen möglich bzw. erforderlich? Welche Eigenschaften erhöhen die Krisenfestigkeit von Wirtschaftssystemen? Welche staatlichen Interventionen haben die besten Effekte auf Krisenfestigkeit, Verteilungsgerechtigkeit und Ressourcenschonung? Wie könnte eine an Vulnerability und Resilienz orientierte Volkswirtschaft(stheorie) aussehen? 2. Regulierung: Welche global wirkenden Monitoring-, Aufsichtsund Regulierungssysteme sind erforderlich, um Krisen, Fehlentwicklungen und Missbrauch effektiver zu vermeiden? Welche Mechanismen und institutionellen Voraussetzungen braucht das Weltfinanzsystem, um Umwelt- und Sozialwirkungen zu berücksichtigen, realwirtschaftliche Aufgaben besser zu erfüllen und die Risiken reiner Spekulationsgeschäfte zu begrenzen? 3. Soziale Sicherung: Welches der etablierten Wohlfahrtsmodelle weist die besten Erfolge in Bezug zu Nachhaltigkeit, Krisenfestfestigkeit und Leistungsstabilität auf? Welche innovativen sozialen Sicherungsinstrumente weisen ausreichende Krisenfestigkeit auf? Wie können besonders verwundbare Bevölkerungsgruppen und Systemteile unterstützt werden? Welche Bereiche sozialer Sicherung sollten auf internationaler Ebene unterstützt werden? 4. Messung: Wie kann Stabilität, Robustheit bzw. Krisenfestigkeit von Wirtschaftssystemen abgeschätzt werden, um Aussagen über Trends und die Effekte von Interventionen zu ermöglichen? Wie könnte ein systemisches Impact Assessment aussehen, das politische Entscheidungen und Instrumente in einen globalen und langfristigen Wirkungshorizont stellt und dynamische Aspekte berücksichtigt?

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THEMENFELD 2

DAUERHAFTE SICHERUNG WIRTSCHAFTLICHER, ÖKOLOGISCHER UND SOZIALER RESSOURCEN Klimawandel und stark schwankende Rohstoffpreise haben bereits heute spürbare Effekte auf die Weltwirtschaft. Die hohen Nahrungsmittelpreise führen weltweit zu Hunger, Armut und daraus folgendem Migrationsdruck. Weitere Problemfelder sind Wasserknappheit, Verlust von Anbauflächen und Biodiversität. Eine nachhaltige Wirtschaftsordnung muss daher dem Leitgedanken der Nachhaltigen Entwicklung folgend eine dauerhafte Sicherung und Reproduktion der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Ressourcen zum Ziel haben, um die Überlebensbedingungen von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt sicherzustellen. Kurzfristig muss dazu die Effizienz der Ressourcennutzung weiter erhöht, mittelfristig jedoch ein Umstieg auf erneuerbare Ressourcen sichergestellt sein. Die Verantwortung für die Bereitstellung von Ressourcen muss verstärkt von jenen AkteurInnen übernommen werden, die von der Nutzung dieser Ressourcen profitieren. Dies gilt sowohl für natürliche Ressourcen, als auch für Human- und Sozialkapital und immaterielle Ressourcen (z. B. Vertrauen der Menschen in Politik und Wirtschaft). Beispiele für Forschungsfragen in diesem Themenfeld: 5. Ressourcen: Wie könnte eine an Beständen orientierte Volkswirtschaft(stheorie) aussehen, die auch Natur- und Sozialkapital berücksichtigt? Durch welche wirtschafts-, sozial- und umweltpolitischen Instrumente kann eine ressourcenschonende und friedensfördernde Wirtschaft erzielt werden? Wie können natürliche Beschränkungen im Wirtschaftssystem vermittelt werden und dabei Verteilungsgerechtigkeit sichergestellt werden? Wie können verschiedene Ökosystemdienstleistungen durch Märkte abgebildet werden, wer nützt sie und wer stellt sie bereit? 6. Versorgungssicherheit: In welchen Bereichen ist Versorgungssicherheit wichtiger als freier Handel und Economies of Scale? In welchen Bereichen und auf welchen Ebenen hat Selbstversorgung eine Bedeutung? Wie kann der Aufbau von Beständen den Verbrauch nicht-erneuerbarer Ressourcen ersetzen? 7. Lebensqualität: Welche Beziehungen gibt es zwischen Wirtschaftsstabilität, Wohlstand, sozialer Sicherheit und Lebensqualität? Wie können intergenerationelle und soziale Gerechtigkeit berücksichtigt werden? Welche Elemente hat eine auf Lebensqualität und Lebensglück hin orientierte Wirtschaftpolitik? Wie soll die zukünftige Gestaltung und Qualität der Arbeitswelt aussehen? 8. Wachstum: Welche Ursachen und welche Folgen hat die dem aktuellen Wirtschaftsystem immanente Wachstumsdynamik? Wie viel und welche Art von Wachstum ist nötig und möglich? Wie könnte eine differenzierte und auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit ausgerichtete Politik aussehen? Welche Elemente benötigt ein datengestütztes nicht-gleichgewichts-orientiertes makroökonomisches Simulationsmodell, das auch Krisen sinnvoll abbilden kann?

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THEMENFELD 3

INTELLIGENTER UMGANG MIT KOMPLEXEN SOZIALEN SYSTEMEN Gesellschaft und Wirtschaft sind komplexe soziale Systeme im Spannungsfeld von Selbstorganisation und Steuerung. Ihre Komplexität resultiert aus ihren immer stärkeren globalen Zusammenhängen und Wechselwirkungen, ihren widersprüchlichen Interessen und ihren unterschiedlichen Rationalitäten. Während zur Wirksamkeit von Märkten und Staaten umfangreiches Wissen vorhanden ist, sind neuere Formen komplexer sozialer Systeme noch nicht ausreichend erforscht (Good Governance, Behavioral Economics, Transition Management). Die Wirtschaftswissenschaften können in diesem Bereich von neuesten Erkenntnissen der angewandten Ethik, der Sozialpsychologie und sonstigen Verhaltenstheorien sowie von Systemtheorien profitieren, die Illusion kausaler Steuerbarkeit hinterfragen und Ansätze generieren, die der Komplexität sozialer Systeme gerecht werden. Gerade die Co-Evolution von Organisationen und Institutionen, und die Dynamiken gesellschaftlichen Wandels stellen Verbindungslinien zu den anderen Themenfeldern dar. Beispiele für Forschungsfragen in diesem Themenfeld: 9. Gesellschaftlicher Wandel: Wie können Systemtheorien, konstruktivistische Ansätze und verhaltensökonomische Ansätze als sozialwissenschaftliche Interventionstheorien genützt werden? Welche Elemente sollte ein Transition Management im internationalen Kontext aufweisen? Welche Governance Prozesse können die adaptiven und reflexiven Charakteristika sozialer Systeme berücksichtigen? 10. Partizipation: Wie können durch Partizipation hochkomplexe Entscheidungen getroffen, Umwelt und künftige Generationen repräsentiert und die Expertise individueller Akteure optimal genützt werden? Wie können Ziele und Strategien etabliert werden, die auch Interessenskonflikte und Verteilungsfragen berücksichtigen? Welche Rolle haben Märkte, welche haben andere gesellschaftliche Steuerungssysteme? Wie sind gesellschaftliche Aushandlungsprozesse zu gestalten, die am Gemeinwohl orientiert, effektiv, transparent und legitimiert sind? 11. Verhalten: Wie kann die allgemeine Idee nachhaltiger Entwicklung für die verschiedenen gesellschaftlichen Teilbereiche konkretisiert werden? Wie wird individuellen und institutionellen AkteurInnen am besten ermöglicht, sich nachhaltig zu verhalten? Wie beeinflussen Informationen, sozialer Status und Peer Pressure neben Preisen das Verhalten? Wie verändern sich die Verbrauchsmuster mit demographischen Änderungen? Wie können EntscheidungsträgerInnen in Politik und Wirtschaft für eine nachhaltige Wirtschaftordnung gewonnen werden? 12. Innovationen: Wie können Innovationen für nachhaltige Entwicklung stimuliert und in ihrer Richtung gesteuert werden? Welche Instrumente und Stimuli sind zu welchem Zeitpunkt in der Entwicklung und Verbreitung technischer und sozialer Innovationen sinnvoll bzw. erforderlich?

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NÄCHSTE SCHRITTE Einige der in den vorigen Kapiteln dargestellten Forschungsfragen weisen wechselseitige Zusammenhänge auf, so dass sich innovative Forschungsprojekte aus diesen Querbezügen ableiten lassen. In einigen Bereichen liegen bereits Forschungsergebnisse vor, die jedoch gerade unter der Perspektive der Krisenfestigkeit weiter zu bearbeiten sind. Das

geplante

Forschungsprogramm

soll

daher

Grundlagenforschung

mit

Handlungsorientierung kombinieren, interdisziplinär angelegt sein und Impulse setzen, die Österreich im Blickpunkt haben, aber auch zur Erarbeitung europäischer bzw. globaler Strategien beitragen. Es stellt politikrelevante Wirtschaftsforschung auf eine breite wissenschaftliche Basis und profiliert eine sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Scientific Community. Ziel ist es, der österreichischen Politik wissenschaftlich fundierte konkrete Handlungsempfehlungen zur Verfügung zu stellen, wie mit den aktuell erfahrbaren und vermutlich dauerhaft relevanten Krisenerscheinungen pro-aktiv umgegangen werden kann. Dabei soll besonders auf die Nutzbarmachung der Ergebnisse geachtet werden. Die Arbeiten zum vorliegenden Projekt haben das Interesse der nachhaltigkeitsorientierten wirtschaftswissenschaftlichen Scientific Community klar gezeigt. Als nächster Schritt zur Etablierung

eines

Forschungsprogramms

ist

ein

grundsätzlicher

Beschluss

der

FördergeberInnen erforderlich. Darauf aufbauend könnte eine Auswahl der ersten zu bearbeitenden Forschungsfragen erfolgen, eine Trägerorganisation mit der Abwicklung des Programms beauftragt und die Programmstrukturen und -abläufen entwickelt werden. Ein internationaler Austausch mit vergleichbaren Programmen wird in diesem Zusammenhang dringend empfohlen.