Antonio Vivaldi / Astor Piazzolla: 8 Jahreszeiten von Sinn Yang ...

Der Dauerbrenner von Vivaldi erscheint hier stellenweise wie unter dem Mikroskop. Feinheiten treten zutage, die bei größerer Besetzung schnell unter den ...
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Antonio Vivaldi / Astor Piazzolla: 8 Jahreszeiten von Sinn Yang & Harald Oeler Label: Oehms Classics Bestellnummer: 4260034864290 Vorgestellt von Christoph Vratz Eine überzeugende Aufnahme: "8 Jahreszeiten", gespielt von Sinn Yang und Harald Oeler. Astor Piazolla und das Bandoneon - das war eine fast symbiotische Beziehung zwischen Komponist und Instrument. Vivaldi und das Akkordeon? Das klingt im ersten Moment verwegen. Nun hat Harald Oeler Vivaldis Dauer-Hit "Die vier Jahrezeiten" für Akkordeon und Geige bearbeitet - und Piazzollas Parallel-Werk gleich mit. Zusammen mit der Geigerin Sinn Yang hat er beide Werke aufgenommen. Ideale Verschmelzung Ein Knarzgeräusch der Geige, dann spielt das Akkordeon im Tango-Rhythmus. So beginnt der Frühling aus Piazzollas "Vier Jahreszeiten in Buenos Aires". Eigentlich handelt es sich um vier einzelne Charakterstücke, entstanden zwischen 1964 und 1970. Komponiert hat Piazzolla diese Tangos für sein eigenes Quintett (bestehend aus Bandoneon, Violine, E-Gitarre, Klavier und Kontrabass). Mehrfach wurden die Werke bearbeitet, jetzt erstmals von Harald Oeler für Geige und Akkordeon. Auf den Frühling folgt der Sommer. Logisch, auf dieser CD klingt er jedoch anders: Es ist Vivaldi! Oeler und die Geigerin Sinn Yang haben die beiden Jahreszeiten-Zyklen von Piazzolla und Vivaldi auf ihrer neuen CD nicht blockartig nacheinander platziert, sondern die jeweiligen Sätze miteinander verwoben. Akkordeon und Solo-Geige verschmelzen auf eine neue, man könnte fast sagen: ideale Weise. Oeler hat sich in seinen Bearbeitungen - anders als etwa Gidon Kremer mit seinen acht Jahreszeiten - enger ans Original gehalten. Die dialogische Struktur zwischen Akkordeon und Geige bewahrt ihre kammermusikalische Intimität und suggeriert dennoch orchestrale Größe. Künstlerisch gelungen. Yang und Oeler spielen wie aufeinander eingeschworen, sie bilden nicht nur rhythmisch eine Einheit. Der Dauerbrenner von Vivaldi erscheint hier stellenweise wie unter dem Mikroskop. Feinheiten treten zutage, die bei größerer Besetzung schnell unter den Tisch fallen. Piazzolla und Vivaldi, diese Verknüpfung überzeugt ebenso wie die Kombination von Geige und Akkordeon. Dass die Aufnahme auch künstlerisch gelungen ist, rundet das erfreuliche Gesamtbild ab. 17.06.2014 NDR-Kultur