(Allgemeine Einleitung in die Philosophie und Anfangsgründe der ...

Anfangsgründe der Logik. A. Hauptlehren über Begriff, Urteil, Schluß, Beweis. 19 | § 9 Grundgestalt des Begriffs und Urteils. 20 | § 10 Die Materie der Erkenntnis.
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Paul Natorp Philosophische Propädeutik (Allgemeine Einleitung in die Philosophie und Anfangsgründe der Logik, Ethik und Psychologie)

in Leitsätzen zu akademischen Vorlesungen

C e l t i s Verlag

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abruf bar.

Editorische Notiz: Das vorliegende E-Book folgt der Ausgabe: Paul Natorp, Philosophische Propädeutik. (Allgemeine Einleitung in die Philosophie und Anfangsgründe der Logik, Ethik und Psychologie) in Leitsätzen zu akademischen Vorlesungen, erschienen in der Elwert'schen Verlagsbuchhandlung, Marburg, vierte, erneut durchgesehene Auflage, Marburg 1914. – Der Text ist neu gesetzt und typografisch modernisiert. Die Orthografie bleibt unverändert. Über die Seitenkonkordanz zur Ausgabe von 1914 wird in den eckigen Klammern informiert.

Alle Rechte vorbehalten © für diese Ausgabe 2015 Celtis Verlag, Berlin ISBN 978-3-944-13-8

Inhaltsverzeichnis

I. Allgemeine Einleitung in die Philosophie. Begriff, Methode und Einteilung der Philosophie 7 | § 1 Vorläufige Begriffsbestimmung 8 | § 2 Das natürliche Erkennen und sein Ursprung 9 | § 3 Die natürlichen Kategorien 10 | § 4 Kritik der natürlichen Erkenntnis 12 | § 5 Charakter der wissenschaftlichen Erkenntnis 14 | § 6 Die Einheit der wissenschaftlichen Erkenntnis und ihre Grenze. Transzendente Fragen 15 | § 7 Die Realität der Erkenntnis. Transzendentale Frage 17 | § 8 Die besonderen Aufgaben der Philosophie II. Anfangsgründe der Logik A. Hauptlehren über Begriff, Urteil, Schluß, Beweis 19 | § 9 Grundgestalt des Begriffs und Urteils 20 | § 10 Die Materie der Erkenntnis 22 | § 11 Komplexe Formen der Urteile 24 | § 12 Die Quantität des Urteils und die quantitative Synthesis 25 | § 13 Die Qualität des Urteils und die qualitative Synthesis 27 | § 14 Hauptformen des Schlusses. A. Der unmittelbare Schluss 29 | § 15 B. Der Syllogismus 31 | § 16 C. Induktion und Analogieschluß 32 | § 17 Das wissenschaftliche Verfahren

B. Grundlinien der Erfahrungstheorie 33 | § 18 Das Problem des Gegenstandes 35 | § 19 Die Grundgesetze der Sinnlichkeit: Zeit und Raum 36 | § 20 Die Objektivierung des Sinnlichen gemäß den Grundgesetzen der Quantität und Qualität 38 | § 21 Die Konstitution des Erfahrungsgegenstands gemäß den Grund- gesetzen der dynamischen Verknüpfung 41 | § 22 Die Idee des Unbedingten in theoretischer und praktischer Bedeutung. Der Idealismus der Erkenntniskritik als Vorausset- zung des ethischen Idealismus III. Anfangsgründe der Ethik A. Reine Ethik 43 | § 23 Das Problem der Ethik 44 | § 24 Der ethische Positivismus 45 | § 25 Der ethische Idealismus 46 | § 26 Hauptsätze der reinen Ethik 47 | § 27 Deduktion des sittlichen Grundgesetzes B. Konkrete Ethik 49 | § 28 Die Stufen der Aktivität: Trieb, Wille und praktische Vernunft 51 | § 29 Sittlichkeit des Individuums und Sittlichkeit der Gemeinschaft 52 | § 30 System der individuellen Tugenden. 1. Wahrheit 53 | § 31 2. Tapferkeit 54 | § 32 Reinheit oder sittliche Ordnung des Trieblebens 56 | § 33 4. Gerechtigkeit 57 | § 34 Parallelismus der Funktionen des individuellen und sozialen Lebens 58 | § 35 Grundklassen sozialer Tätigkeiten 60 | § 36 Grundgesetz der sozialen Entwicklung 62 | § 37 Die Tugenden der Gemeinschaft 63 | § 38 Die soziale Organisation der Erziehung Anhang: Aufgabe der Aesthetik und der Religionsphilosophie 65 | § 39 Aufgabe und Prinzip der Aesthetik 67 | § 40 Die Religion im Verhältnis zu Wissenschaft, Sittlichkeit und Kunst

IV. Anfangsgründe der Psychologie 70 | § 41 Das Objekt der Psychologie 71 | § 42 Die Methode der Psychologie 73 | § 43 Die Empfindung 75 | § 44 Das Streben 77 | § 45 Das Gefühl 79 | § 46 Die Vorstellung 80 | § 47 Die Zeit- und Raumvorstellung 83 | § 48 Begriff und Erkenntnis 85 | § 49 Erfahrung und Idee, Wille und Vernunft 88 | Schriftenverzeichnis

I. Allgemeine Einleitung in die Philosophie. Begriff, Methode und Einteilung der Philosophie.

§ 1. Vorläuf ige Begriffsbestimmung. Philosophie ist nach ihrem historischen Begriff die Grundwissenschaft, d. h. diejenige Wissenschaft, welche die Einheit der menschlichen Er­ kenntnisse durch den Nachweis des gemeinsamen letzten Fundaments, auf dem sie alle ruhen, sicherstellen soll. Innerhalb dieses allgemeinen Begriffs der Philosophie sind jedoch zahlreiche Sonderauffassungen an sich möglich und in der Tat versucht worden. Um zu entscheiden, welche dieser möglichen Auffassungen der wahren Aufgabe einer Grundwissenschaft entspricht, stellen wir als Norm auf: daß diejenige die wahre Philosophie sein wird, die sich einerseits selbst der unangreif barsten Grundlagen rühmen kann, andrerseits ihren Standpunkt hoch genug nimmt, um wirklich für die Gesamtheit der Ge­ genstände, die in den Bereich der menschlichen Erkenntnis fallen, als Fundament auszureichen. In ersterer Hinsicht fordern wir von der wah­ ren Philosophie, daß sie sowohl sich selbst als Wissenschaft auszuweisen, als mit aller sonstigen festgegründeten Wissenschaft strengen Zusammen­ hang zu behaupten vermag (formales Kriterium); in letzterer Hinsicht, daß sie die verschiedenen Interessen der Erkenntnis sowohl sicher gegen einander abzugrenzen, als in zentraler Einheit zusammenzubegreifen im­ stande ist (materiales Kriterium). |

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Schon einige vorläufige Erwägungen führen darauf hin, daß diesen Forderungen im Verein keine andere Philosophie genügen wird, als die, welche die Einheit der Erkenntnis nicht gleichsam an deren Peripherie, in den zu erkennenden Gegenständen, sondern im Zentrum, der Erkenntnis selbst und ihrer eigenen inneren Gesetzlichkeit, sucht. Wir nennen diesen Weg der Philosophie, in Erinnerung an Kant, den kritischen.

§ 2. Das natürliche Erkennen und sein Ursprung. Um das erhaltene Ergebnis noch mehr zu befestigen, nehmen wir un­ sern Ausgang von der natürlichen Erkenntnis, und betrachten dann die Umgestaltung, welche sie durch die Wissenschaft erfährt, um zu prüfen, ob auf jenem oder diesem Wege etwa die verlangte Einheit der Erkenntnis erreicht wird. Das natürliche Erkennen nimmt seine Richtung auf den Gegenstand direkt. Es geht aus von der Wahrnehmung, in der es zunächst die einfache Abbildung des Gegenstands zu besitzen glaubt. Die Wahrnehmung ist aber nichts schlechthin Einfaches. Sie schließt in sich eine Mannigfaltigkeit von Elementen, Empfindungen, und zwar in gewissem Zusammenhang, un­ terscheidbar und verbindungsfähig. Die Unterscheidung und Verbindung erstreckt sich ganz allgemein auf zwei Gebiete, Zeit und Raum; außerdem auf die Qualität, die nicht wie jene einförmig, sondern vielgestaltig ist. Mit der Wahrnehmung verflicht sich fast unlöslich ein anderer Hauptfaktor, die repräsentative Vorstellung, die im Unterschied von dem der Wahrneh­ mung eigenen Charakter unmittelbarer Gegenwärtigkeit die Fähigkeit be­ sagt, nicht unmittelbar Gegenwärtiges zu vergegenwärtigen. Diese Fähig­ keit liegt dem Keime nach schon in jedem mindesten Zeitbewußtsein, sie

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