alles dreht sich

treibt ein Geschäft in Bad Ischl. „Wir machenetwas,dasnichtgeht.Mitrei- ner Handarbeit aus Österreich den. Weltmarktbeliefern.DasisteinDing. derUnmöglichkeit.“Klausärgertsich über die österreichische Bürokratie, die Registrierkassenpflicht, die Kran- kenkassaprüfung, die gerade ange- kündigt wurde. Dass er kein ...
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magazin/magazin/oberösterreich - # 126 # - 31.10.2017 gedruckt am 02.11.2017 09:25:44 von efeuscha

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KREISELMANUFAKTUR

OBERÖSTERREICH



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ALLES DREHT SICH

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In sorgfältiger Handarbeit stellen Klaus Mader und seine Frau jährlich rund 100.000 Kreisel her und verschicken sie in die ganze Welt. Ein Handwerk mit alter Tradition, von dem man leben kann, aber nicht reich wird.

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TEXT & FOTOS:



ROBERT ZIFFER-TESCHENBRUCK

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Haufen Holzspäne an die Drechselmaschine. Seine Kreisel werden schrittweise hergestellt. Zuerst wird grob ein Rohling gedrechselt, dann kommt der Feinschliff, dann werden

sie bemalt. Manchmal malen sie auch mittendrin. Klaus spannt einen Rohling in die Maschine. Nach kaum zwei Minuten hält er einen Kreisel in der Hand. Ein paar Minuten später den nächsten. Beide drehen sich perfekt. Jahrelange Übung und die Liebe am Handwerk. „Diese Bastler, die nichts Gleiches zusammenbekommen, und dannsagen,dasseiHandarbeit,diemag ichnicht.DasistkeineHandarbeit,das ist Dilettantismus und laienhaft. Handarbeit ist perfekt, gut und maßhaltig“, so Klaus. Seit mittlerweile 20 Jahren macht Klaus Kreisel, Jo-Jos



HANDARBEIT. Klausstelltsichineinen

Klaus drechselt gerade einen Stabkreisel. Wie lange er braucht, um einen einzigen Kreisel herzustellen, weiß er nicht. Denn die Kreisel werden schrittweise produziert



sel, Jo-Jos und andere Holzscheiben. An den Wänden hängen Buntstifte. „Nein, das sind keine Buntstifte, das sind Aquarellstifte. Damit bemalen wir die Kreisel“, sagt Klaus. Jeder Kreiselisthandgemacht.Gedrechselt, in verschiedenen Farben bemalt und funktionsfähig.



war Klaus Tischler. Wenn er Maßanfertigungen billig anbot, musste er im Nachhinein oft viel mehr verrechnen. Wenn er sie nicht billig anbot, gingen dieLeutezuIkeaoderLutz.„Ichwollte dann etwas machen, das man zuerst produziert, egal ob es gekauft wird oder nicht“, sagt Klaus. Mittlerweile kann er auf rund 120 verschiedene Kreiselvariationen zurückblicken. In der Werkstatt häufen sich die Eierkartons. In ihnen verschiedene Krei-



VOM KASTL ZUM KREISEL. Anfangs



» Am Ende des 13-Seelendorfs Parzleithen im Hausruckviertel steht ein Haus. Ein paar Holzbauten, eine Scheune, ein Haufen Holzspäne. Die Kreiselmanufaktur Mader. Im Innenhof arbeiten ein paar Menschen, unter ihnen Margit Mader. Sie führt mich in die Werkstatt, wo wir auf ihren Ehemann Klaus treffen. Viele Geräte, abermals viel Holzspäne und die Frage, wie man denn auf die Idee kommt, Kreisel herzustellen. „Ich wollte etwas herstellen, was keiner braucht“, sagt Klaus lachend. „Zwei Freunde haben damals gemeint, dass mirnachdemzweitenKreiselehnichts mehr einfällt. Jetzt sitze ich hier, 20 Jahre später“, fügt Klaus hinzu.

und entwirft eigene Spiele. Er legt eine HolzplatteaufeinFassundgemeinsam miteinemseinerMitarbeiterspielenwir sein neues Spiel, das er auf der nächsten Messe präsentieren wird. Auf diesen entstehen nämlich die Geschäfte fürs ganze Jahr. „Dort verkaufen wir in die ganze Welt. Jetzt sind gerade Bestellungen nach Australien und Neuseeland rausgegangen“, sagt Klaus. Er habe zwar auch ein Geschäft in Neumarkt im Hausruckkreis, wo er im Obergeschoß ein Kreiselmuseum eröffnet hat, aber das läuft nicht so gut. Eigentlich wollte Klaus damit einen

Fachhandel eröffnen, für den die Menschen extra von weit herkommen würden. „Neumarkt ist leider nicht bereit für so etwas“, sagt er. DINGDERUNMÖGLICHKEIT. Hinterder

Kassa im Geschäft der Maders sitzt eine junge Dame. Sie bemalt Kreisel. Klaus und Margit haben alleine begonnen, heute sind sie zu zehnt, zum Großteil Teilzeitkräfte. Ein paar malen, ein paar drechseln, eine Dame betreibt ein Geschäft in Bad Ischl. „Wir machen etwas, das nicht geht. Mit reiner Handarbeit aus Österreich den

Die Entstehung eines Stabkreisels aus fein gemasertem Ahorn (oben). Verschiedene Kreiselarten im Geschäft in Neumarkt im Hausruckkreis (unten)

Weltmarkt beliefern. Das ist ein Ding derUnmöglichkeit.“Klausärgertsich über die österreichische Bürokratie, die Registrierkassenpflicht, die Krankenkassaprüfung, die gerade angekündigt wurde. Dass er kein Produkt herstellt, das hoch gefragt ist, findet er aber gut. „Wenn die Leute fragen, ob man mit Kreisel wirklich überleben kann, dann schafft man es. Sobald die Menschen sagen, Kreisel oder Holzspielzeug ist gerade modern, da habt ihr sicher ein super Geschäft, geht es bergab“, sagt Klaus. Dann kämen nämlich die Billigprodukte. »

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Vor allem beim Jo-Jo gäbe es immer wiedereinenAufschwung.„Sobalddu einJo-JobeimHoferoderinderTrafik kaufenkannst,kannstduesmitHandarbeit vergessen“, so Klaus. FÜR GROSS UND KLEIN. Wir gehen durch ein Lager, die Stiegen hinauf in das Kreiselmuseum. Es sei eins der wenigen, die es weltweit gibt. Ein großer Raum voller Kreisel aus der ganzen Welt. Eine Vitrine mit japanischen Kreiseln vom Anfang des 20. Jahrhunderts, Kreiselbrettspiele, eine Art Kreiselflipper. Voll Enthusiasmus

Von Umdrehkreisel bis Fingerkreisel: Rund 120 verschiedene Arten von Kreisel hat Klaus in seiner Laufbahn bereits entworfen. Die Ideen gehen ihm nie aus

zeigen mir Klaus und Margit die verschiedensten Kreisel, lassen sie drehen, erzählen mir etwas von ihrer Geschichte. „Es gibt auch heute noch Menschen, eigentlich Künstler, die tolleKreiselbauen.Diesinddannaber meistensehrteuerundeherfürdieVitrine“, sagt Klaus. Er hat einen anderen Zugang. Er will qualitativ hochwertige Handarbeit machen, die aber erschwinglich ist. Die Preise für seine Kreisel beginnen bei drei Euro, manche Sonderstücke gehen auch für 100 Euro weg. Im Durchschnitt koste ein Kreisel aber zwischen fünf und zehn

Euro. Der Grund dafür: Für ihn habe der Kreisel eine viel wichtigere Funktion, als in einer Vitrine zu stehen.„IchwillkeineKreiselmachen, die so teuer sind, dass man sie wegsperrt, weil sie kaputt gehen könnten. IchmacheKreisel,dieinhochwertiger Handarbeit entstehen, aber in der Spielzeugkiste der Kinder landen sollen“, so Klaus. « Für weitere Informationen zu diesem Thema die Seite mit der Gratis-App „Shortcut Reader“ scannen

Klaus benutzt für den Feinschliff des Stabkreisels verschiedene Werkzeuge. Den schwarzen Ring brennt er mit einer Schnur hinein (li.). Bevor der fertige Kreisel entsteht, werden Rohlinge angefertigt (Mi.). Alle Kreisel werden per Hand mit Aquarellmalstiften bemalt und lackiert (re.)