«An aussichtsreicher Lage»

Appenzeller malen ihre Welt» zeigt das Werk von Johann Hautle (*1945), Willy Fässler. (*1926) und Paul Hüberli (*1928). Johann Hautle ist der Bauernmaler, ...
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Oktober 2010 Pressemitteilung

Ausstellung im Haus Appenzell Zürich, 28.10.2010–30.01.2011

«An aussichtsreicher Lage» Drei eigenwillige Appenzeller malen ihre Welt Willy Fässler – Johann Hautle – Paul Hüberli

Drei ältere Männer im Appenzellerland: Einer gilt als letzter malender Bauer, der die berühmte Appenzeller Bauernmaler im Sinne und Ausdruck der «alten Meister» vom 19. ins 21. Jahrhundert hinübergerettet hat. Der zweite - ebenfalls Bauer von klein auf - malt seit seiner Pensionierung fast nichts anderes als die Landschaft rund um sein farbenprächtiges Bauernhaus herum – und zwar so, wie er sie mit seinen «bäuerlich-naiven» Augen sieht. Der dritte war Sekretär und Fachlehrer bei der SBB und malt heute, befreit von den Zwängen seines Berufslebens, mit expressiver Geste die Berge des Appenzellerlandes und anderer Gegenden der Schweiz. Zu entdecken gibt es diese drei ungewöhnlichen künstlerischen Positionen, die trotz ihres fortgeschrittenen Alters rohe Alpsteindiamanten geblieben sind, vom 28. Oktober 2010 bis 29. Januar 2011 im Haus Appenzell an der Bahnhofstrasse 43 in Zürich. Das Haus Appenzell hat sich in den vergangenen Jahren mit hochkarätigen und gleichzeitig unkonventionellen Kunstausstellungen, die weder in eine Galerie noch in ein Museum passen, einen Namen gemacht. Zu erinnern ist an das archaische Lebenswerk des Wildhauser Bauern Niklaus Wenk, das im vorletzten Jahr gezeigt wurde. Im vergangenen Jahr pilgerten die Freunde des chinesischen Scherenschnittes aus halb Europa ins Haus Appenzell, wo Papierarbeiten gezeigt wurden, die von führenden chinesischen Scherenschneiderinnen und Scherenschneidern geschaffen wurden, die vorher auf Einladung des Hauses eine Woche lang das Appenzellerland bereist hatten. Die chinesischen Scherenschnitte mit appenzellischen Motiven erregten nicht nur in Zürich grosses Aufsehen, sie wurden in der Folge in Beijing und Hanghzou einem breiten Publikum gezeigt.

Die aktuelle Ausstellung mit dem Titel «An aussichtsreicher Lage. Drei eigenwillige Appenzeller malen ihre Welt» zeigt das Werk von Johann Hautle (*1945), Willy Fässler (*1926) und Paul Hüberli (*1928). Johann Hautle ist der Bauernmaler, der tatsächlich noch so lebt, puured ond senned wie er malt – mehr dem 19. Jahrhundert verpflichtet als der Gegenwart. Er ist längst eine lebende Legende – humorvoll, verschmitzt und schweigend, wenn er nichts sagen will. Seine Bauernbilder, die nur sehr langsam entstehen und mit dem Vieh vom Talbetrieb über Gonten auf die Meglisalp, wo Hautle den Sommer verbringt, und wieder zurück öberefahrid, sind heute auch im Ausland begehrte und entsprechend teure Sammlerstücke. Sie wirken in ihren dunklen und satten Grün-, Braun- und Rottönen auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich den Tafeln der Klassiker der Bauernmalerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Diesen Eindruck verstärken zusätzlich die von ihm zusammengesuchten alten Rahmen, die handgemalten Passepartouts und die Verwendung der altmodisch wirkenden Frakturschrift. So wie Willy Fässler sein geliebtes Innerrhoden rund um sein Heemetli malend der Welt zeigt, hat es noch nie ein Maler getan. Die Betrachterinnen und Betrachter stehen ihrerseits staunend und vielleicht auch leise schmunzelnd vor seinen unverwechselbaren Bildern, die in ihrer Farbigkeit an ein bemaltes Appenzeller Bauernhaus oder an ein Chlausebickli erinnern. Chlausebickli sind mit einfachen bäuerlichen oder weihnächtlichen Motiven bemalte Lebkuchen. Sowohl an den Bauernhäusern als auch auf den Chlausebickli werden die Farben scheinbar ungemischt aufgetragen. Da ist ein Rot noch ein Rot und ein Grün ein Grün. Gemäss dieser Praxis bringt auch Fässler seine Farben direkt und ohne sie zu mischen aus der Tube auf den Malgrund. Soll ein Winterbild entstehen, malt er auf eine weiss grundierte Malplatte ganz einfach die farbigen Häuser und Wälder – der Schnee ist ja schon da - und fertig ist die Winterlandschaft. Erstaunlich präzis, ja virtuos gelingt ihm so die fast fotografische Widergabe seiner Umbebung. Mehr Mühe bereiten ihm Tiere und Menschen. Da muss ihm auch einmal ein Bildkalender als hilfreiche Vorlage dienen. In jüngster Zeit wendet er diesbezüglich einen neuen «Trick» an: Auf einem weissen Malgrund, auf den er Farbtupf an Farbtupf beziehungsweise Blume an Blume aufmalt, spart er die Silhouette eines Menschen aus, und fertig ist der Bauer oder Tourist auf der Blumenwiese – und das erst noch effektvoller, als wenn er die Figuren mühsam auf konventionelle Art gemalt hätte … Der am Zeitgeschehen und an der vaterländischen Geschichte überaus interessierte Fässler betätigt sich auch als Dichter.

In seiner idyllischen Umgebung, in seiner Authentizität und Originalität wirkt er wie ein Gesamtkunstwerk. Am schwierigsten einzuordnen – wenn man die drei Kunstschaffenden überhaupt einordnen kann – ist das Werk von Paul Hüberli. Mit ihm ist ein intellektueller Autodidakt am Werk - ein versierter Kunstkenner und Kunstliebhaber. Hüberli benennt seine Vorbilder und schätzt deren Vorzüge. Seine Bewunderung gilt den Expressionisten und Paul Klee, seine Liebe dem Alpstein und dem Appenzellerland mit ihren oft schnell wechselnden Wetterstimmungen. Diese Pole versucht er in seiner Malerei zusammenzubringen, was ihm auf frische und unakademische Art gelingt. In seinem Berufsleben bei der SBB begleitete ihn die «reglementarische Genauigkeit» auf Schritt und Tritt. Umso lieber löst er sich in seinem zweiten (Künstler-) Leben von jeglichen Zwängen. Die reduzierte Malerei hat es ihm angetan. Sein wichtigstes Ziel ist es, dem Gemälde Spannung zu geben, frech soll es wirken aber auch harmonisch, was die Farbwahl betrifft. Da prangt ein violetter Baum, dort erhebt sich ein blutroter Hügel. Über allem leuchtet eine Sonnenscheibe oder der Mond. Blumen sind duftig hingetupft oder schauen aus dem Garten heraus wie Spiegeleier-Augen. Die markanten Umrisse von Häuschen, wie von Kinderhand gezeichnet, ducken sich in die Kulisse. Nicht die Realität führt den Pinsel, sondern die Empfindung, die Stimmung. Hüberli nimmt sie auf und drückt sie mit seinem energiegeladenen Farbspektrum aus. Katalog, xxx Seiten, Fr. 30.– Dauer der Ausstellung: Öffnungszeiten: Eingang Ausstellung: Eintritt:

28. Oktober 2010 – 29. Januar 2011 Dienstag–Freitag 14–17 Uhr, Samstag 11–17 Uhr St. Peterstrasse 16, 8001 Zürich frei

5904 Zeichen Pressekontakt:

René Grüninger PR Agentur für Kommunikation & Public Relations Kanzleistrasse 127, 8004 Zürich Telefon 044 291 30 00, Fax 044 291 30 01 E-Mail: [email protected] www.grueninger-pr.ch