7 Lesung: 1 Mose 5:22-24 8 Predigt: “Mit Gott heute

die Genealogie von Lukas geht sogar zurück bis zu Adam, und sie ... steht geschrieben, dass sie mit Gott wandelten: Henoch der siebte von Adam und Noah.
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Francesco Mordasini, Reformierte Kirche Dielsdorf, 29. April 2018

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Lesung: 1 Mose 5:22-24 22 Und Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Metuschelach gezeugt hatte, 300 Jahre und zeugte S¨ohne und T¨ochter. 23 Und alle Tage Henochs betrugen 365 Jahre. 24 Und Henoch wandelte9 mit Gott; und er war nicht mehr da, denn Gott nahm ihn hinweg.

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Predigt: “Mit Gott heute wandeln”

Liebe Gemeinde Wenig ist u ¨ber Henoch bekannt, mit Ausnahme von diesen drei Zeilen im 5. Kapitel des ersten Buches der Bibel. Die Verse u ¨ber Henoch, die wir gelesen haben, geh¨oren zur ersten Genealogie der Bibel. Wir kennen die Genealogie von Jesus im Lukas und im Matth¨ausEvangelium. Diejenige von Matth¨aus geht zur¨ uck bis zu Abraham dem Patriarchen. Aber die Genealogie von Lukas geht sogar zur¨ uck bis zu Adam, und sie u ¨bernimmt genau die Genealogie, die wir in Genesis 5:1-32 finden, die auch Henoch erw¨ahnt. Das sind die Vorfahren von Jesus. Aber waren diese Menschen Heilige, Gottesf¨ urchtige? Von Adam bis Noah sind 10 Namen erw¨ahnt: Adam (Eva), Set, Enosch, Kenan, Mahalalel, Jered, Henoch, Metuschelach, Lamech, und Noah (danach Sem, Ham, und Jafet). Zehn Generationen. Die Bibel macht klar, dass diese Liste nicht vollst¨andig ist, aber dies ist die sogenannte Messianische Linie, weil sie eben im Lukas-Evangelium aufgenommen wird. Zwei Namen kommen nicht vor: Kain und Abel. Sie kennen die Geschichte. Kain der erstgeborene Sohn von Adam ermordet auf dem Feld seinen Bruder Abel. Unglaublich aber war: Eifersucht, Hass, Verleumdung, L¨ uge zum eigenen Vorteil, Selbstrechtfertigung, und Mord waren schon for tausenden von Jahren verbreitet, als noch nicht so viele Menschen auf dieser Welt lebten. Abel wurde von seinem eigenem Bruder ermordert. Deshalb wird er nicht erw¨ahnt. Und u ¨ber Kain lesen wir im Kapitel 4 der Genesis. Er hat seine eigene Nachkommenslinie, die von Gewalt und Rache gekennzeichnet

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ist (Gen 4:23-24). Kain musste fliehen von der Gegenwart des Herrn (Gen 4:16). Adam und Eva hatten in diesem Sinne beide S¨ohne verloren. Dann wurde ihnen ein dritter Sohn geboren, Set. Er sollte wieder alles in Ordnung machen. Gott hatte ihn als Erstatz von Abel gegeben (Gen 4:26). Adam und Eva konnten einen Neuanfang machen. Aber es wurde nicht so, wie sie sich gew¨ unscht h¨atten. Denn es gibt nur einen Erl¨oser, als aber die F¨ ulle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter dem Gesetz Gal 4:4 Set, der dritte Sohn von Adam und Eva, war weder die L¨osung noch die Erl¨osung. Zehn Generationen sind im f¨ unften Kapitel der Genesis erw¨ahnt, nur von zwei von ihnen steht geschrieben, dass sie mit Gott wandelten: Henoch der siebte von Adam und Noah der zehnte von Adam. Von Henoch haben wir gelesen, dass er mit Gott wandelte, und anschliessend war Henoch nicht mehr da, denn Gott nahm ihn hinweg (Gen 5:22-24). Und von Noah lesen wir in Gen 6:9: “Noah war untadelig unter seinen Zeitgenossen; Noah wandelte mit Gott.” Nur zwei von zehn wandelten mit Gott. Dabei waren sie so Nahe an Adam und Eva. Und Adam und Eva hatten mit Gott gesprochen. Es steht nicht geschrieben, dass die anderen b¨ose Menschen waren. Sie taten einfach ihren eigenen Willen. Sie waren vielleicht an Reichtum und Erfolg in der Welt interessiert. Vielleicht waren sie gar nicht gegen Gott, aber Gott kam nie in ihren Gedanken es sei denn um einen frommen Spruch zu machen. Vielleicht brachten sie ihre Opfer vor Gott, ein Lamm oder Getreide von der Ernte. Es war nur symbolisch, aber ihr Herz war weit weg von Gott. Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber mit dem Herzen sind sie weit weg von mir. Ihre Fr¨ommigkeit beruht nur auf Vorschriften, die Menschen aufgestellt haben. Isa 29:13 Wir wissen nicht wieso, aber diese Menschen drifteten von Gott weg. Denn wenn man nicht mit Gott wandelt, dann driftet man weg von Gott. Nur Henoch und Noah wandelten mit Gott. Zwei von zehn Nachkommen von Adam und Eva. Set, der Sohn von Adam und Eva, der einen Neuanfang nach dem Fiasko von Kain und Abel h¨atte bringen sollen, war also nicht das Kind, dass das Problem des B¨osen in der Welt l¨osen konnte. Er war einfach mehr vom gleichen Stock. Das Problem der Menschen wurde von Generation zu Generation fortgepflanzt und breitete sich aus.

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Henoch und Noah ragten in diesem Umfeld heraus. Sie wandelten mit Gott in einer sonst von Gott abgewandten Generation, die mehr und mehr ihre eigene B¨osartigkeit auslebten. Die Schrift selbst verweilt bei diesen zwei: Henoch und Noah. Sie gibt uns mehr Detail u ¨ber ihr Leben und ihren Tod als bei allen anderen. Und die Schrift selbst stellt uns den Gegensatz vor zwischen Henoch und Noah und allen anderen Menschen, die ihre Zeitgenossen waren. Die Zeitgenossen von Henoch und Noah waren an einem ganz anderen Ort. Sie kennen die Geschichte von Noah. Uber die Zeitgenossen von Noah sagt die Schrift: “Und der HERR sah, dass die Bosheit des Menschen auf der Erde groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur b¨ose den ganzen Tag” (Gen 6:5), und ¨ “wohin Gott auch sah: Uberall herrschte Unrecht, denn die Menschen waren alle vom rechten Weg abgekommen” (Gen 6:12). Sie wissen, was dann geschah. Gott sagte dem einzigen Menschen, der noch ein offenenes Ohr f¨ ur Gott hatte und der immer und zuverl¨assig den Willen Gottes tat, dass er ein grosses Boot bauen solle. So wurde die riesige Arche Noah gebaut und die Zeitgenossen von Noah wurden zerst¨ort. Uebrigens sind weltweite Massensterben durch Katastrophen wissenschaftlich belegt. Fr¨ uher hatte man gedacht, dass die Sinflut eine biblische Fantasie war. Die moderne Wissenschaft zeigt, dass sinflutartige Katastrophen stattfaden. Der Punkt ist, dass wir weder das Leben von Noah, noch das Leben von Henoch in einem romantischen Licht darstellen sollen. Sie lebten ihren Glauben aus und zwar in einer Welt, die weder von Glauben noch von Gott wissen wollte. Von Henoch haben wir gelesen 22 Und Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Metuschelach gezeugt hatte, 300 Jahre und zeugte S¨ohne und T¨ochter. 23 Und alle Tage Henochs betrugen 365 Jahre. 24 Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr da, denn Gott nahm ihn hinweg. Diese Beschreibung ist phantastisch, berauschend, erbaulich. Von allen anderen steht geschrieben, dass sie starben. Auch Noah starb als er 950 Jahre alt war (Gen 9:29). Aber Henoch wandelte mit Gott im Leben und er wandelte mit Gott bis zum Schluss, bis er nicht mehr war. Von Henoch steht nicht, dass er starb, sondern, dass er nicht mehr war (MT), er wurde einfach nicht mehr gefunden (LXX), weil Gott ihn hinweg nahm. Der Text sagt nicht explizit, dass Henoch nicht starb, aber dies wird sehr stark nahegelegt. Dies ist sicher die Au↵assung des Neuen Testaments:

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Durch den Glauben wurde Henoch in den Himmel aufgenommen, ohne zu sterben, denn niemand sah ihn mehr, weil Gott ihn zu sich nahm. Doch bevor er fortgenommen wurde, wurde ihm verk¨ undet, dass er Gott wohlgefallen habe. Hebr¨aer 11:5 Ist das Bild von Henoch nicht sch¨on und romantisch? Wir k¨onnten uns eine sehr enge Beziehung zwischen Gott und Henoch vorstellen. Ein Liebesbeziehung. Henoch w¨ unschte sich nichts anders im Leben als mit Gott zu wandeln, ihm wohlzugefallen. Zielstrebig war Henoch nur daran interessiert, den Willen Gottes zu tun. Und er tat dies auch. War er s¨ undenlos? Nein, sicher nicht. Aber er lebte von der Gnade Gottes, durch den Glauben an Gott, auf Grund der Liebe Gottes. Er war nicht ohne Fehler, aber er wusste, dass Gott ihm vergeben w¨ urde. Seine Beziehung zu Gott war ununterbrochen. Dies ist eine Seite des Wandels Henochs mit Gott. Nun m¨ochte ich ein bisschen die Romantik und die Idealisierung des Lebens von Henoch zur¨ uckschrauben. Der Text selbst gibt uns wichtige Hinweise, die wir sonst gerne venachl¨assigen, weil sie nicht zum romantischen Bild passen, das wir uns w¨ unschen. Schauen wir das Alter der zehn Generationen von Adam bis Noah etwas n¨aher an. Adam, 930 Jahre alt, Set 912, Enosch 905, Kenan 910, Mahalalel 895, Jered 962, Henoch 365, Metuschelach 969, Lamech 777, und Noah 950 Jahre alt. Moment mal. Henoch lebte nur knapp u ¨ber einen Drittel des Lebens seines Sohnes Metuschelach. Henoch hat bei weitem am k¨ urzesten gelebt. Dies st¨osst gegen unseren Vorstellungen. Denn wir denken, dass wenn jemand mit Gott lebt, und Gott Wohlgefallen an ihm hat, dann wird er sicher lang leben. Dann wird Gott sicherlich daf¨ ur sorgen, dass er Geld, Erfolg und ein langes Leben hat (Wohlstandsevangelium, prosperity Gospel). Das Leben von Henoch zeigt, dass mit Gott wandeln, frei von diesem Kalk¨ ul ist. Er lebte viel weniger als alle andere. Wie ist denn das zu erkl¨aren? Von allen anderen steht geschrieben, dass sie lebten, und dann, dass sie nach so und so viel Jahren starben. Henoch hatte eine v¨ollig andere Ausrichtung. Henoch lebte nicht, sondern er wandelte mit Gott. Und Henoch starb nicht, sondern er wandelte mit Gott, bis er nicht mehr war. F¨ ur Henoch war das Leben nicht ein Mittel, um seine eigene W¨ unsche zu befriedigen, oder um seinen Willen durchzusetzen, oder um Erfolg zu haben oder um sehr reich zu werden. Die Welt war f¨ ur Henoch nicht seine Heimat. In der Stadt, in der er lebte, musste er seine Macht nicht ausbreiten. Und er hatte kein Bed¨ urfnis, u ¨ber andere

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zu herrschen. Er hatte eben diese andere Person in seinem Leben: Gott. Henoch war der siebte von Adam und Eva. Sie hatten die urspr¨ ungliche Verbindung zu Gott verloren. Sie waren ungehorsam. Kain war ungehorsam und ungerecht. Henoch wollte nichts anderes, als den Willen Gottes zu tun und nur das zu tun, was ihm gefiel. Henoch richtete sein Leben nicht nach Wohlstand und Materielles aus, sondern nach Gott und nach dem was im Himmel ist. Im Hebr¨aer Brief lesen wir von Henoch, Noah, und vielen anderen 13b dass sie hier auf der Erde nur G¨aste und Fremde waren. 16 Sie suchten nach einem besseren Ort, einer Heimat im Himmel. Deshalb sch¨amt Gott sich nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt im Himmel gebaut. Heb 11:13b, 16 Henoch lebte also nicht nur, sondern er wandelte mit Gott. Dass er weniger lang lebte, als alle anderen, spielte keine Rolle. Gott und sein Reich waren ihm wichtiger als die Welt mit all ihren Reicht¨ umern. Es gibt einen anderen Grund, weshalb wir das Leben von Henoch nicht zu viel mit romantischen Brillen ansehen sollten. Der Text legt uns nahe, dass er der einzige war, der mit Gott wandelte, der Gott wohlgef¨allig war und Gottes Willen tun wollte. Stellen Sie sich den Widerstand vor. Er lebte in einer Welt, in der Ungerechtigkeit, B¨osartigkeit, Ausbeutung, Promiskuit¨at, falsches Zeugnis, L¨ ugen, Gewalt und Mord herrschten. Ein wenig wie heute. Die Welt, wie sie Henoch und seine Zeitgenossen erlebten, w¨ urde bald von der Sinflut zers¨ort werden. Von Henoch allein steht, dass er mit Gott wandelte. Und er lebte nicht wie ein Eremit, wie ein Einsidler in einer H¨ohle, um sich von der Welt abzuschotten. Nein er war v¨ollig in der Welt. Und in der Welt stand er f¨ ur den Glauben an Gott. Er liess sich nicht von Reichtum und Ruhm ablenken. Und er liess sich nicht von Spott, von Schimpfw¨orter, von Beleidigungen und Dem¨ utigungen kleinkriegen. Sie wissen, was die Massen denken und machen, wenn jemand nicht wie die Masse ist. Henoch war es wichtiger, was Gott u ¨ber ihn dachte, als was die Menschen u ¨ber ihn dachten. Zweifellos war Henoch ab und zu verzweifelt. Der Prophet Elia war der einzige in der ganzen Hebr¨aischen Schrift zusammen mit Henoch, der nicht starb, sondern von Gott genommen wurde. Aber Elia dachte alleine geblieben zu sein, der an Gott glaubte. Er bezeugte seinen Glauben und er war der einzige der dies tat. Im Leben von Elia gab es glorreiche Momente, aber auch Momente der Flucht und der Depression. Nach dem

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grossen Sieg auf dem Berg Karmel, dass das Volk wieder zum Glauben an Gott brachte, floh Elia in die W¨ uste. Schließlich sank er unter einem Ginsterstrauch nieder, der dort stand, und wollte nur noch sterben. “Ich habe genug, Herr”, sagte er. “Nimm mein Leben, denn ich bin nicht besser als meine Vorfahren.” 1 K¨onige 19:4 Das war Elia, aber es war sehr a¨hnlich auch f¨ ur Henoch. Er war alleine in einer verdorbenen Generation. Es muss schwierig und hart gewesen sein. Er muss gelitten haben. Mit Gott wandeln bedeutet also bereit sein, f¨ ur den Glauben einzustehen, und zwar unter Zeitgenossen, die l¨angst den Glauben und die Gerechtigket hinter sich gelassen haben. Einige tausend Jahren sp¨ater hatte sich die Situation nicht verbesset f¨ ur das, was den Glauben betri↵t: Jesus rief: Was seid ihr nur f¨ ur eine ungl¨aubige und verdorbene Generation! Wie lange soll ich noch bei euch sein und euch ertragen? (Matt 17:17) Und heute ist es gar nicht anders. Liebe Gemeinde, Ich m¨ochte Ihnen Mut machen. Wir leben in einer unsicheren Welt. Gewalt und Ungerechtigkeit herrschen auf der grossen wie auf der kleinen Skala. Mit Gott wandeln heute wie damals ist kein Spaziergang auf Lorbeeren. Andere, ja viele andere sind diesen Glaubensweg vor uns treu gegangen. Und wir haben Jesus Christus, der uns st¨arkt und hilft, der f¨ ur uns gestorben ist. Ab und zu kommen Dinge auf und zu, die wir ablehnen m¨ ussen. Vielleicht wenn wir im Freundeskreis sagen, dass wir an Gott glauben, dann werden wir ausgelacht oder ausgegrenzt. Vielleicht wenn wir am Arbeitsplatz sagen, dass wir an Gott glauben, dann werden wir Nachteile erfahren. Oder vielleicht wenn wir ehrlich und aufrichtig sein wollen, w¨ahrend alle anderen betr¨ ugen, dann bekommen wir heftige Reaktionen zu sp¨ uren. Ich erinnere mich, als ich mich weigerte, im Milit¨ar mit meinen Freunden in ein Bordell zu gehen. Einige lachten mich aus, andere aber fassten auch den Mut und blieben weg. Was z¨ahlt mehr, das was die anderen u ¨ber uns denken, oder das, was Gott u ¨ber uns denkt? Es ist viel besser mit Gott zu wandeln, seinen Willen zu suchen und zu tun, als ein Leben lang nur f¨ ur sich selbst zu leben. Leben wir also unseren Glauben mit Mut.