50wachstumssieger die - Gründerszene

vor 5 Tagen - rechts und links am Fenster die freien Felder vorbei. ...... Seine Frau habe gesagt: „Nico, echt jetzt, da baust du jedes Wochenende an deinem blöden Floß, und jetzt willst du gleich das nächste.“ Zumindest wollen sie ihr altes Floß weiter ..... Versicherungsstartup Clark steht, und seine Frau Sabine Oster,.
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DIE

WACHSTUMSSIEGER

CHRIS MARXEN, FOTO AUSGELÖST VON MARK HOFFMANN

BEDANKT SICH BEI DEN STARKEN PARTNERN DES WACHSTUMS-RANKINGS 2017/2018

Disrupt now! Meet disruptive ideas and great startups at CEBIT 2018.

Geschäftsführer Mark Hoffmann (l.) und GründerszeneChefredakteur Frank Schmiechen

Liebe Leserinnen, liebe Leser, HAUPTPARTNER

die Berliner Band „Maurice und die Familie Summen“ singt auf ihrem neuen Album „Bmerica“ ein kritisches Lied über Kommerzialisierung:

„Mensch denkt nur ans Geschäft. Und das rechnet sich. Kredite schenken Vertrauen. Kredite machen dich fertig. Kredite sind Investitionen in die Zukunft. Doch die Zukunft ist ungewiss. Prognosen wie Okkultismus. SUPPORTING PARTNER Die Kommerzialisierung der Welt – hat uns nichts gekostet.  Na gut. Ein bisschen den Verstand.“ Das klingt fast wie eine kritische Auseinandersetzung mit der Startup-Szene in Deutschland. Aber geht es dort wirklich nur um Geld, um Kommerzialisierung und Menschen, die vor lauter Business am Ende den Kopf verlieren?

Join us from 11 – 15 June in Hannover! Wachstum um jeden Preis, zur Not mit Gewalt? Nein, natürlich nicht, schreibt unser stellvertretender Chefredakteur Alex Hofmann (Seiten 74/75). Wir haben in Gesprächen mit den von uns in diesem Magazin vorgestellten Startups erkannt, dass zu dauerhaftem Erfolg Durchsetzungskraft gehört. Und mit derartig viel Herzblut kann es eigentlich nur steil nach oben gehen – wie unsere Top 50 beweisen. 

Wir haben bei der Produktion unseres dritten Gründerszene-WachsMEDIENPARTNER tums-Magazins mit vielen interessanten Menschen gesprochen. Und eins ist ihnen gemeinsam: Sie wollen unabhängig ihr Geschäft betreiben, ihre eigenen Entscheidungen treffen, Ideen umsetzen und ihr Leben selber gestalten. Arbeit ist bei den in diesem Heft versammelten Gründerinnen und Gründern kein Widerspruch zu einem sinnvollen Leben. Im Gegenteil. Die Arbeit im eigenen Startup wird als erfüllend empfunden. Man sieht es am Leuchten in den Augen, wenn man mit den Gründerinnen und Gründern spricht. Der Mitgründer von InStaff, das eine moderne Zeitarbeits-Plattform gebaut hat, spricht bei unserem Besuch gar nicht über Geld. Stattdessen erzählt uns Pascal Klein, dass sein Startup vor allem eine tolle Firma sein will. Es gibt Sprachkurse und Sportangebote, es wird großer Wert auf eine gute Arbeitsatmosphäre gelegt. Dabei stört nur die ausufernde deutsche Bürokratie (Seite 41). Musiker Maurice Summen ist als Chef des Berliner Labels Staatsakt auch Unternehmer. VERBANDS- UND KOOPERATIONSPARTNER Vielleicht wird er mit einem Hit Kandidat für eines unserer nächsten Magazine. Wir hoffen jedenfalls, dass seine Geschäfte gut laufen, denn die Musik, die er veröffentlicht, ist auf alle Fälle hörenswert. Viel Vergnügen beim Lesen! Ihre Redaktion von Gründerszene

Bundesverband

IMPRESSUM 

cebit.com

Verantwortlich für den Inhalt: Vertical Media GmbH, Wallstr. 27, 10179 Berlin Geschäftsführer: Mark Hoffmann Chefredakteur: Frank Schmiechen  Projektleitung: Corinna Links, Daniela Obers  Chefin vom Dienst: Anja Francesca Richter Fotografien: Chris Marxen Layout/Produktion: Sylvio Murer Grafiken: Jana Hormann Herstellung: Olaf Hopf Druck: optimal media GmbH, 17207 Röbel Anzeigenabteilung: [email protected] Redaktionsschluss: 30. Oktober 2017 Erscheinungstag: 30. November 2017 Wir danken allen Beteiligten des Vertical-Media-Teams.

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WACHSTUMSRANKING WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 2017/2018GRÜNDERSZENE GRÜNDERSZENE

46 Makerist

Welcher Bastelfreund in der Online-Handarbeitsschule Makerist nicht fündig wird, ist selbst Schuld. Redakteurin Lisa Ksienrzyk hat sich gemeinsam mit den Gründern im Häkeln versucht 

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cerascreen

Leide ich an einer LaktoseIntoleranz? Und wieso jucken meine Augen, wenn ich Dackel Waldi streichele? Cerascreen bietet Tests auf Unverträglichkeiten und Allergien an – für zu Hause 

Wachstums-Ranking 2017/2018

DeinHandy

DeinHandy-Gründer Robert Ermich sieht die Startup-Szene als Spielwiese. Also haben wir mit ihm eine Trampolin-Halle besucht, in der er sich richtig austoben konnte: beim Beantworten unserer  Fragen und beim Spielen im Stoff

INHALTSVERZEICHNIS Welches Startup konnte in Sachen Wachstum die Konkurrenz abhängen? Wir stellen die Top 50 der deutschen Gründerszene vor – in Unternehmensporträts, Bilderrätseln und Grafiken

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Im Dorf geblieben

Wieso zieht es alle in die deutsche Hauptstadt oder ins Silicon Valley? Im idyllischen Olpe im Sauerland lässt es sich mindestens so gut gründen. Wir haben mehrere Unternehmer in ihrer Heimat besucht

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Staramba

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Lady Gaga in XXS und 3D? Kein Problem für Christian Daudert, denn er lebt beruflich in einer virtuellen Welt. Ein Besuch in seinem Berliner Studio

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foodspring und Hej Nutrition

Dem Hype um gesunde Ernährung  haben sich diese beiden Startups verschrieben. Ein Vergleich 

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HomeToGo Little Lunch Exporo ikoo DeinHandy Dalia JustWatch Bürgerwerke Bettzeit Gruppe Comatch kinoheld Implisense uberall metacrew group Spendit InStaff foodspring Makerist finstreet Campanda Campusjäger scondoo Hej Nutrition Blumixx mySwooop Fincite Akanoo Flex Payment Klimakönner HelloFresh Ninox CrowdDesk Gute Marken Online Thermondo Raisin Greenyogashop DataVirtuality Milk the Sun Motius Finanzchef24 Staramba allbranded form.bar MyTherapy cerascreen K.lab InnovaMaxx Pickawood bizforward Blacklane

Seite 06 Seite 12 Seite 16 Seite 22 Seite 24 Seite 30 Seite 31 Seite 32 Seite 33 Seite 34 Seite 38 Seite 38 Seite 39 Seite 39 Seite 40 Seite 41 Seite 42 Seite 46 Seite 48 Seite 48 Seite 52 Seite 52 Seite 42 Seite 54 Seite 56 Seite 56 Seite 58 Seite 58 Seite 32 Seite 60 Seite 60 Seite 60 Seite 62 Seite 62 Seite 64 Seite 66 Seite 66 Seite 67 Seite 68 Seite 72 Seite 72 Seite 76 Seite 76 Seite 78 Seite 84 Seite 88 Seite 88 Seite 88 Seite 90 Seite 90

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CHRIS MARXEN (3), JANA KUGOTH, CERASCREEN, FOODSPRING

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Die Top 50 findet Ihr auf den folgenden Seiten

HomeToGo-CEO Patrick Andrä sucht am Wochenende die Ruhe in der Natur. Hier kommen ihm die besten Einfälle, sagt er

Über die Suche nach Urlaub E-COMMERCE Patrick Andrä betreibt mit seinem Startup eine Metasuchmaschine für Ferienhäuser. Er selbst gönnt sich wenige Pausen

Von Jana Kugoth

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

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„Als Gründer kannst du das aufbauen, was du dir vorgestellt hast. Nach deinen eigenen Werten und Idealen“ Patrick Andrä, CEO von HomeToGo

Patrick Andrä (l.) und sein Mitgründer Wolfgang Heigl im alten Umspannwerk in Prenzlauer Berg, heute Sitz vieler Startups. Auch HomeToGo hat seine Büros hier. Andrä im Gespräch mit unserer Redakteurin

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m Wochenende fährt er oft raus, lässt die Stadt und das Büro hinter sich. Zum Durchatmen. „Oft kommen die besten und kreativsten Ideen dann, wenn man nicht aktiv darüber nachdenkt, sondern die Gedanken einfach passiv vorbeiziehen lässt, zum Beispiel beim Sport oder wenn man in der Natur unterwegs ist“, sagt Patrick Andrä. Gerne fahre er an einen der vielen Seen im Umland von Berlin. Das sei besser, als zu Hause rumzuhängen, sagt der gebürtige Hannoveraner, den vor allem noch die Liebe zum dortigen Fußballverein mit seiner Heimat verbindet.

Im Leben des Gründers gibt es wenige Pausen

ist deshalb gar nicht so leicht. Doch heute ist es so weit. Treffpunkt: das HomeToGo-Büro in Prenzlauer Berg. Dort, in dem alten roten Backsteinbau, in dem früher Zalando saß, verbringt der Jungunternehmer den größten Teil seiner Zeit. Und in der Regel verlässt er seinen Arbeitsplatz nur ungern. Doch von uns hat er sich überzeugen lassen und macht eine Ausnahme. Und so fahren wir an diesem Montag an einen jener Orte, die über die HomeToGo-Plattform gefunden werden können: zu einem Ferienhaus. Raus aufs Land, in ein Dorf in der Uckermark, rund 100 Kilometer nördlich von Berlin. Auch wenn es kein Wochenende, sondern Montag ist. Wir haben Glück, das Wetter spielt mit. Das erste Mal nach den nassen Herbststürmen der vergangenen Tage scheint an diesem Tag wieder die Sonne. Schon jetzt steht sie so tief, dass ich blinzeln muss. Goldenes Herbstwetter, perfekt für einen Ausflug. Ich freue mich darauf, der Großstadt einen halben Tag zu entfliehen, raus aus dem trubeligen Berliner Kiez, rein ins Grüne. Und obwohl ihm ein halber Arbeitstag verloren geht, scheint auch Andrä über die Abwechslung nicht traurig zu sein.

Rumhängen ist nicht Andräs Ding, das merke ich sofort. Er hat wenig Freizeit, als leitender Geschäftsführer von HomeToGo hat der 36-Jährige viel zu tun. Für sein Hobby, das Jagen, hat er seit Jahren kaum noch Zeit. „Als Gründer kannst du nie ganz abschalten, irgendwie bleibst du immer in deiner Welt”, sagt Andrä. Gemeinsam mit Wolfgang Heigl (48) und Nils Regge (35) hat er im Jahr 2014 HomeToGo WACHSTUMSRATE gegründet, eine Metasuchmaschine 2201% für Ferienhäuser. Stundenlang sitzt GRÜNDUNGSJAHR er am Computer und in Meetings, 2014 nicht selten auch dann, wenn seine KATEGORIE  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Suchmaschine  längst im Feierabend sind. WEBSITE www.hometogo.de Einen Termin mit Andrä zu bekommen,

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HOME TO GO

Seinen Pressesprecher und einen Freund im Gepäck, kommt er über den Hof auf mich zu geschlendert. Offene Jacke, dunkelblaue Jeans und hellblaues Jeanshemd. Zu fünft – auch unser Fotograf ist dabei – quetschen wir uns in Andräs etwas in die Jahre gekommenen BMW, einen Dreitürer. Ich setze mich nach hinten in die Mitte, schließlich bin ich inmitten der

vier Jungs die Kleinste. Wie in Kindertagen, als ich noch mit den Eltern und meinem Bruder in den Sommerurlaub fuhr, denke ich. Und sofort bekomme ich wieder dieses Kribbeln im Bauch, aus Vorfreude auf die bevorstehende Zeit in einer unbekannten Umgebung. So geht es vielen Menschen, jeder macht gern Urlaub. Auch wenn die Auszeit nur kurz ist. Dabei sind Ferienhäuser eine beliebte Alternative zu Pauschalangeboten. Urlauber auf der Suche nach Flexibilität und Ruhe buchen lieber ein Haus oder Apartment für sich allein, anstatt sich mit anderen Touristen in Bettenburgen zu verschanzen. Davon wollen auch Andrä und sein Team von HomeToGo profitieren. „Unser Ziel ist es, die Online-Suche nach einem Ferienhaus so einfach wie möglich zu machen”, wirbt Andrä, wenn man ihn danach fragt, was das Portal ausmacht. Tatsächlich war die Suche danach bisher mühsam. Wer etwas Passendes finden wollte, musste diverse Webseiten absurfen: von Airbnb über Booking bis hin zu Travato oder Wimdu. Oder direkt nach einem Objekt googeln. Oft spucken Google und die anderen Internetanbieter dann so viele Treffer aus, dass der Überblick verloren geht. HomeToGo verspricht, genau das zu ändern. Die Metasuchmaschine bündelt die Online-Offerten der großen Portale auf einer Plattform und bietet den Kunden einen Preisvergleich. Mittlerweile sind nach eigenen Angaben rund elf Millionen Angebote aus mehr als 200 Ländern gelistet. Das erst drei Jahre alte Startup ist rasant gewachsen: 2.000 Prozent im vergangenen Jahr. Das hat HomeToGo beim Wachstumsranking von Gründerszene auf Platz eins katapultiert. Rund 250 Anbieter listen ihre Häuser mittlerweile auf der Plattform. Vor allem kleinere und lokale Spezialisten können über die Metasuche besser gefunden werden. Sofern sie die Suchkriterien erfüllen, tauchen sie ganz oben in der Liste auf, erklärt Andrä. Anders, als dies beispielsweise bei der GoogleSuche der Fall ist. Geld verdient das Startup über eine Provision: Teilweise zahlen die Anbieter, wenn ein Urlauber ein Ferienhaus über die Metasuche bucht. Bei anderen wiederum fließt Geld für jeden Klick, der über HomeToGo auf ein Inserat kommt. Wie viel genau, will das Startup nicht verraten. Auch zu Umsatzzahlen schweigen die Gründer.

Investoren sind jedenfalls von dem Geschäftsmodell überzeugt, wie die jüngste Finanzierungsrunde zeigt. Im Oktober hat das Unternehmen erneut Millionen Euro eingesammelt. Das Kapital stammt vom Rocket-Internet-Geldgeber Global Founders Capital. Es ist bereits die dritte Runde für die Meta-Suchmaschine. Im vergangenen Jahr haben Insight Venture Partners und bestehende Investoren wie Acton Capital Partners und DN Capital 20 Millionen Dollar in das Startup gepumpt, zuvor flossen acht Millionen Euro in die Plattform.

Die Gründer sind in der Szene keine Unbekannten Bei der Suche nach frischem Geld dürften die Gründer von ihrem Netzwerk profitieren. Bevor Andrä HomeToGo gründete, war er Manager bei der Möbel-Plattform Home24, an der Rocket Internet mehr als 40 Prozent der Anteile hält. Auch seine Mitgründer sind in der Szene gut vernetzt. Nils Regge ist Gründer des Ferienhausportals Casamundo, das im Jahr 2010 von der holländischen Leisure Gruppe übernommen wurde. Wolfgang Heigl, der dritte und mit 48 Jahren auch älteste unter den drei Gründern, baute Swoodoo auf. Ebenfalls im Jahr 2010 verkaufte er die Flug-Metasuche an den heutigen Marktführer Kayak. „In der Berliner Gründerszene kennt man sich untereinander”, erzählt Andrä. Wer schon vorher gegründet hat, habe es vermutlich leichter, Investoren zu überzeugen. Er ergänzt: „Wenn du bereits einen Exit wie meine Mitgründer vorweisen kannst und bewiesen hast, dass du am Markt erfolgreich bist, hilft das.” Kapitalgeber könnten die Gründer und deren Expertise und Arbeitsweise dann besser einschätzen. Schließlich sage ein Businessplan alleine oft nicht viel aus. Das Team sei viel entscheidender. „Erst recht, wenn das Geschäftsmodell neu im Markt ist.“ Auch für unseren Zweck haben wir ein passendes Ferienhaus gefunden: ein schickes Designerobjekt, ganz in Schwarz, die untere Etage komplett aus Glas. Hier wollen wir den Nachmittag verbringen, Fotos machen und darüber sprechen, wie Andrä und sein Team HomeToGo zu dem gemacht haben, was es jetzt ist.

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Schnappschuss für die Nachwelt: HomeToGo-Mitgründer Andrä, früher bei Home24, hat einen Sinn für Details und Ästhetik CHRIS MARXEN

Eineinhalb Stunden dauert unsere kleine Reise von Berlin in die Uckermark. Nachdem wir die Autobahn verlassen haben, ziehen rechts und links am Fenster die freien Felder vorbei. Die Straße, die sich durch die Landschaft frisst, ist das einzige Zeichen, das darauf hinweist, dass hier regelmäßig Menschen vorbeikommen. Immer wieder tauchen wir mit dem Auto in eine der vielen langen und für die Region typischen Alleen ein. Die sprechenden Ortsnamen erscheinen selbstverständlich: Sternhagen, Gustavsruh, Pfingstberg. Ich fange an zu träumen – und werde schnell wieder zurück ins Hier und Jetzt geholt. Wir werden kräftig durchgerüttelt. Kopfsteinpflaster, gespickt mit Schlaglöchern. Die Bundes- ist zur Dorfstraße geworden. Und dann sind wir da: Hinter einer Hecke, geschützt vor den Blicken neugieriger Wanderer, liegt vor uns „das Schwarze Haus”. So hat der Architekt sein Ferienhaus selbst genannt. Rundherum: Nur grüne Wiese, ein See, in kräftigem Orange strahlt der Sanddorn im Garten. Und auf einem Hügel am Horizont erstreckt sich eine Wiese. Darauf tollen Lamas, mitten in der Uckermark. An diesem Ort stimmt scheinbar alles. Das lange Haus fügt sich in die Landschaft ein. Das passt zu Andrä, der das Objekt für unser Interview mit ausgesucht hat. Der Ex-Home24-Manager legt viel Wert auf Ästhetik. Seinen Mitarbeitern ist sein ausgeprägter Sinn für Design und Details bekannt. Das zeigt sich auch im Büro. Dort sind die Meeting-Räume nach verschiedenen Themen benannt: Mountain Lodge (Kitzbühl), Beach House (Byron Bay) und Bar Chesterfield (Oxford). Passend dazu ist die Einrichtung. Im Beach House steht ein Surfbrett, die Bar Chesterfield ist mit einer kleinen Theke, Whiskey- und Tequila-Flaschen und gemütlichen Sesseln ausgestattet. Im kleinen Meeting-Raum Mountain View hängt ein Geweih in der Ecke, an der Wand ein Bild im rustikalen Holzrahmen, gezeichnet von Andräs Oma, der

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Mutter seiner Mutter. Das zeigt: Andrä steckt viel von sich in seinen Job, nicht nur Zeit. „Als Gründer kannst du das aufbauen, was du dir vorgestellt hast. Nach deinen eigenen Werten und Idealen”, antwortet er, als ich ihn frage, warum er sich entschieden hat, zu gründen. „Du kannst das besser machen, was du vorher bei anderen als Fehler beobachtet hast und versuchen, das zu übernehmen, was du als positiv erachtet und erlernt hast”, ergänzt er. „Gründen gehört definitiv zu den besten Dingen, die ich je im Leben gemacht habe.”   Ganz alleine lässt sich ein Unternehmen wie HomeToGo natürlich nicht aufbauen. „Wir sind vor allem als Team erfolgreich”, sagt Andrä, der selbst nicht gern im Mittelpunkt steht. Das gelte für das Unternehmen insgesamt, aber auch für das Gründerteam. „Unter uns dreien finden wir sowohl gemeinsam Lösungen für die langfristige, strategische Planung als auch in wechselnden Rollen für kurzfristige Herausforderungen”. Gleichzeitig habe HomeToGo ein sehr starkes ehrgeiziges Team, mit einer guten Mischung aus sehr erfahrenen Leuten und jungen Top-Talenten. Die rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Berliner Büro sollen sich wohlfühlen, das ist Andrä wichtig. Nicht nur, weil es jeden Freitagabend ab 18 Uhr kostenlos Bier gibt. „Als Geschäftsführer musst du nicht nur das Produkt voranbringen, sondern auch die Mitarbeiter motivieren und mitnehmen“, sagt der CEO. Damit das gelingt, setzt er auf Transparenz. „Alle zwei Wochen haben wir mit dem gesamten Team – über alle Standorte hinweg – eine Videokonferenz.” Jeder solle wissen, wie es gerade läuft. Weil das Team so international ist, wird im Berliner Büro Englisch gesprochen.   Zurück in die Uckermark: Nach rund drei Stunden geht es wieder nach Berlin, mittlerweile ist es dunkel geworden. Was mich natürlich noch interessiert: Ist das von uns besuchte

Ferienhaus eigentlich auch in der Datenbank von HomeToGo zu finden? Nein, gibt Andrä zu. Dieser Anbieter sei noch nicht gelistet, Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit liefen allerdings. Wie sie dann darauf gekommen sind, will ich wissen.

Das sei ein Hinweis eines Kollegen gewesen, verrät der Pressesprecher. Der wohne selbst in der Nachbarschaft und kenne das Haus. Manchmal hilft eben doch keine Metasuchmaschine. Sondern ein Tipp unter Freunden.

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CHRIS MARXEN

Die Brüder Denis (im T-Shirt) und Daniel Gibisch sind ein eingespieltes Team – nicht nur im Büro, sondern auch privat beim Suppekochen. Gemeinsam kaufen sie Zutaten für eine Kürbissuppe auf einem Augsburger Markt ein (Bild S.14), danach bereiten sie diese in Denis’ Küche zu. Und lassen sie sich bei Sonnenschein auf der Terrasse schmecken

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LITTLE LUNCH WACHSTUMSRATE

1379%

GRÜNDUNGSJAHR

2014 SIEGER

KATEGORIE 

E-Commerce E-Commerce

Süppchen

aus dem Süden

ESSEN TO GO Mit Suppen im Glas sind die Gründer von Little Lunch aus Augsburg deutschlandweit bekannt geworden. Dabei halfen der Auftritt in einer Fernsehshow – und jede Menge Charme

Von Anne-Katrin Schade 

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WEBSITE

www.littlelunch.de

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s gibt nicht viele Gründer, die Gespräche mit millionenschweren Investoren ablehnen. Die diesen sagen: Danke für das Interesse, aber gerade haben wir keinen Bedarf an Kapital. Doch Daniel und Denis Gibisch haben genau das gemacht. Sie stünden für neue Geldgeber nicht zur Verfügung, das hätten sie schon mehreren Investoren gesagt, erzählen sie. Zumindest jetzt noch nicht. Die Brüder haben Little Lunch im Oktober 2014 im bayerischen Augsburg gegründet. Die Geschäftsidee des Startups ist einfach: Es bietet haltbare Bio-Suppen im Glas an. Vor einer Weile kamen auch Smoothies, Brühen und Koch-Zubehör wie Teller dazu. Bei der Firma im Augsburger Süden hängen farbenfrohe Bilder an der Wand, selbst gestaltet von der hauseigenen Grafikerin. Eine Hängematte baumelt in der Küche, und für die beiden Bürohunde gibt es ein Fleckchen Kunstrasen zum Kuscheln mitten im Raum. 24 Mitarbeiter arbeiten hier. Mit der Einrichtung, die jugendlich und kreativ wirken soll, unterscheidet sich das Unternehmen kaum von anderen Startups aus den Metropolen des Landes. Es sind die Unternehmenszahlen, die Little Lunch hervorstechen lassen: Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Startup nach eigenen Angaben acht Millionen Euro, in diesem

sollen es 14 sein und nächstes Jahr 20. Gewinne schreibt die Firma seit 2017, sagen die Gründer. Das sah vor vier Jahren noch anders aus. Damals war Denis, der Ältere der beiden, als Logistikleiter bei einem Mittelständler angestellt. Daniel arbeitete als Webentwickler in einer Agentur. „Wir hatten schon immer den Wunsch, uns selbstständig zu machen”, sagt der Jüngere. In dieser Zeit habe er sich mittags von „ungesundem Fraß” ernährt, erzählt Daniel und meint Fettiges und Künstliches, wie Tütensuppen und Leberkäs-Semmeln: „Ich dachte mir, dass es für die Mittagspause doch etwas Besseres geben muss.” Nur was? Zu Hause googelte er, was die Menschen oft essen. Jeder Deutsche verzehrt 100 Teller Suppe im Jahr, stand da. Den Gibischs war klar: Das ist ein Riesenmarkt – und die Idee für ihr Startup. Ein Abomodell für vegane Suppen schwebte ihnen vor. Bio, ohne Geschmacksverstärker und sonstige Zusatzstoffe. Und mit einem extra hohen Gemüseanteil. „Damals hießen viele Startups irgendwas mit 24”, erinnert sich Denis. Doch Wortkreationen wie Mysoup24.de, YouSoup und Ähnliches kamen nicht infrage. Little Lunch überzeugte. Der Name habe nach kleinem Snack geklungen. Außerdem sei die

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„Wenn man die 50-Jährige aus dem 10.000-Seelen-Dorf erreichen will, darf man nicht zu fancy sein” Denis Gibisch

haben wir ein paar Deals gemacht, die wir so nicht hätten zusagen dürfen”, sagt Denis. Das Geld für Suppen war alle, die Bestellungen stockten, es war die kritischste Phase für das Startup.

Vom schweren Start zu DHDL „Wir wuchsen viel zu langsam”, sagt Denis. In der Branche kann das tödlich sein, weil Konkurrenten das Produkt schnell kopieren können. „2014 war das Thema Food für alle Investoren, die wir angesprochen haben, super uninteressant und langweilig”, erzählt Daniel. Die Gibischs brauchten eine andere Möglichkeit, um die Bekanntheit ohne großes Marketingbudget zu erhöhen. Sie meldeten ihr Startup bei der Fernsehshow Die Höhle der Löwen an, in der Gründer um die Gunst von Geldgebern kämpfen.

deutsche Domain frei gewesen, es habe sie für einen Euro gegeben, sagt der Gründer. Für die amerikanische Adresse zahlten die Brüder 10.000 Euro. Sie bauten eine Landingpage, auf der stand „Jetzt anmelden und Test-Esser werden” und sammelten E-Mail-Adressen. Danach gab es mehr als hundert Vorbestellungen für Suppen, so die Gibischs. Damit endete allerdings auch die anfängliche Euphorie. „Es war sehr schwer, an das erste Kapital zu kommen”, erzählt Daniel. 40.000 Euro kratzten die Brüder aus Erspartem und einem Privatkredit zusammen. Es sollte reichen, um sechs Sorten Suppe zu entwickeln und etwa 5.000 Gläser davon herzustellen. Die Brüder mieteten sich nachts in einem Restaurant ein, wo sie mit Studenten Suppen einweckten. Doch schon nach wenigen Stunden verwandelten sich die Brühen in eine schimmelige Masse. Es war klar: Ein Profi-Hersteller musste her. Die Gibischs schrieben ein paar an, doch für 5.000 Suppen wollten die ihre Maschinen nicht anstellen. Erst ab 50.000 werde es für sie interessant, sagt Denis. Schließlich fanden sie einen Produzenten in Italien, der eine neue Anlage testen wollte. Ihm kamen die wenigen Suppen des Startups gerade recht. Dann die nächste Hürde: Die Brüder sprachen bei Bioladen-und Supermarkt-Besitzern vor. Doch kaum einer wollte ihr Produkt listen – und wenn, dann nur zu schlechten Konditionen. „Damals

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In dunklen Sakkos standen sie dort vor den Kameras, schwäbelnd und mit jungenhaftem Charme. Und sie schafften es, drei Investoren von ihren Suppen zu überzeugen: Judith Williams, Frank Thelen und Vural Öger sagten zu, das junge Startup mit 100.000 Euro zu unterstützen. 30 Prozent der Firmenanteile wollten sie dafür. „Eigentlich wollten wir nur den Zuschauerhype mitnehmen und dann den Deal absagen”, erzählt Daniel. Denn Anteile an ihrer Firma wollten die beiden nicht abgeben. Doch Thelen versprach ihnen ein Millionengeschäft – und die Gründer willigten ein. Die richtige Entscheidung, sagen sie heute: „Die Kunden gingen plötzlich in die Läden und fragten nach unseren Suppen.” Plötzlich riefen Einkäufer bei dem Startup an, die zuvor immer wieder abgeblockt hätten. Nach eigenen Angaben ist Little Lunch mittlerweile in 20.000 Märkten im deutschsprachigen Raum gelistet. „So ein Frank Thelen tritt halt einfach die erste Tür beim Rewe ein”, sagt Daniel. Und allein über den Teleshopping-Kanal HSE24 von Williams hätten sie im vergangenen Jahr 20 Prozent ihres Gesamtumsatzes erzielt. Heute halten die Gründer noch 52 Prozent an ihrer Firma. „Mehr Anteile wollen wir aktuell wahrscheinlich nicht abgeben”, sagt Daniel. Wenn sie gerade Geld brauchen, gehen sie zu Banken – und zahlen es mit Zinsen zurück. Und sie haben dazugelernt und holen sich Expertenwissen: von Herstellern beispielsweise, mit denen sie Suppenrezepte entwickeln. Das Feinkost-Unternehmen Develey hilft ihnen beim Vertrieb. Sie machen Meinungsumfragen, was den Leuten schmeckt. Gut seien Klassiker wie Erbsensuppe, erzählt Denis. Exoten wie Minz-Kokos-Suppe scheiden aus: „Wenn man die 50-Jährige aus dem 10.000-Seelen-Dorf erreichen will, darf man nicht zu fancy sein.” Die beiden wissen heute, dass es einen

Unterschied macht, woher die Mango kommt, ob aus Indien oder Südamerika. Und dass nur die richtig gelben gut in der Suppe schmecken. Sie verzichten auf teure Kokosmilch oder Gewürze. Außerdem haben sie mittlerweile fleischhaltige Produkte im Angebot: „Die Zielgruppe der Veganer war auf Dauer zu klein.” Damit befinden sie sich in einer Liga mit Herstellern wie Erasco und Sonnen Bassermann, die seit Jahren Stammplätze in den Supermarktregalen haben. Und: Zu den Suppen kamen Smoothies, um in der warmen Jahreszeit den Absatz halten zu können. Auch hier ist die Konkurrenz, darunter trendige Marken wie Innocent oder True Fruits, groß. Angst vor den Wettbewerbern haben die Gibischs nicht. Derzeit lägen ihre Suppen bei rund 40 Prozent aller deutschen Lebensmittelhändler aus, 75 Prozent seien möglich, glaubt Daniel. Hier wollen sie ausbauen und auch andere Länder erschließen, angedacht sind Italien und Polen, womöglich auch die USA. Große Marketingkampagnen seien geplant. Selbstsicher erzählen sie davon, was sie erreicht haben. Es gebe etliche Kaufanfragen von anderen Firmen. Auch wenn das für die Brüder jetzt und in den nächsten Jahren nicht infrage kommt: Für die Zukunft

wollen sie es nicht ausschließen. „Wir sind jetzt in einer extrem steilen Wachstumsphase und bevor die stark abflacht, werden wir verkaufen”, sagt Denis. Eine hohe Unternehmensbewertung macht diesen Schritt einfacher. Eine Idee, wie es danach weitergehen kann, haben die beiden auch schon. „Wir haben so viel Erfahrung in dem Lebensmittel-Bereich gesammelt, dass wir die an andere Startups weitergeben können”, sagt Daniel. Auch heute noch teilen sich die Brüder ein Büro. Aber sie arbeiten nicht mehr 70 Wochenstunden wie vor ein paar Jahren, sondern etwa 50. Die Arbeit ist entspannter geworden. Vor Kurzem sind sie gemeinsam in den Urlaub gefahren, unter anderem auf eine Insel in Kambodscha ohne fließendes Wasser, Strom, Klos. „Wir können Stunden miteinander rumhängen und müssen kein Wort reden”, erzählt Daniel. Zwar gebe es häufig Streit, allerdings dauere der immer nur ein paar Minuten: „Man sagt schnell ,Du Arsch’ und wenn man zehn Minuten später zusammenarbeitet, ist alles wieder in Ordnung.” Dass sie verwandt seien, bringe viele Vorteile. „Ich muss nicht Angst haben, dass er mich über den Tisch zieht”, sagt Denis. Daniel ergänzt: „Man gönnt sich gegenseitig alles.”

Deutschlands Gründerwettbewerb mit dem höchstdotierten Hauptpreis

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D as de ut sch e W i rts c h a f ts m a g a z i n

„Alle wollen das Betongold“ CROWDFUNDING Über die Plattform Exporo können Kleinanleger in Immobilien investieren. Wie kann sich das Hamburger Startup in dieser traditionellen Branche behaupten?

Von Caspar Tobias Schlenk

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was Bauprojekte auch sein können: ein Desaster. Insgesamt 180 er größte unternehmerische Coup seiner Jugend brachte Millionen Euro waren für das Bauprojekt zum Start einkalkuliert, Simon Brunke 450 Mark ein. Im Teenager-Alter hatte am Ende kostete es etwa 800 Millionen. Für viele andere er angefangen, mit Figuren aus Überraschungseiern Menschen sind Immobilien dagegen eine Geldanlage, nicht zu handeln. „Der Eierlaufschlumpf brachte das meiste Geld wenige sind damit reich geworden. „Alle wollen das Betongold“, ein“, erzählt Brunke. Schon damals besaß er ein ausgefuchstes sagt Brunke. Geschäftsmodell: Um fünf Uhr morgens ging er auf Flohmärkte, durchstöberte Säcke mit dem Spielzeug, kaufte für 50 Pfennig Doch bislang war das vor allem wohlhabenden Menschen wertvolle Figuren, die er an Sammler – Ärzte, Rechtsanwälte vorbehalten, nur sie hatten überhaupt einen Zugang zu den oder Mitschüler – teuer weiterverkaufte. „Es herrschte eine Bauprojekten. „Das ist nicht verwerflich, aber wir Informationsasymmetrie“, sagt er heute wollten halt jedem ermöglichen, in Immobilien zu mit einem Lächeln, denn die Verkäufer investieren“, sagt Brunke. Vor vier Jahren hatten auf dem Markt wussten nicht, wie viel seine Mitgründer und er gesehen, wie Kickstarter ihre Figuren wirklich wert waren. WACHSTUMSRATE 1238% in den USA funktioniert: Viele Menschen finanGRÜNDUNGSJAHR zieren ein Produkt. „Warum nicht auf Immobilien Zwei Jahrzehnte später hat Brunke 2014 übertragen?“, fragte sich Brunke. wieder ein findiges Geschäftsmodell KATEGORIE  entwickelt, das es bis vor wenigen Plattform Langsam tasteten sie sich an die Plattform heran, Jahren in Deutschland nicht gab. WEBSITE schalteten Online-Werbung und schickten alle Über die Plattform Exporo können www.exporo.de Verträge per Mail, holten Feedback ein, viel Kleinanleger ab 500 Euro in Immobilien passierte noch per Hand. Erst als sie merkten, es finden sich investieren, ein sogenanntes Crowdinvesting. Das Unternehmen, Kunden und der Ablauf funktioniert, bauten sie den automatidas baut und die Finanzierung erhält, bezahlt Brunkes Startup schen Ablauf. „Gerade am Anfang war das sehr kostspielig, der eine Gebühr dafür. Checkout-Prozess musste von einem Anwalt genau überprüft werden, was allein 50.000 Euro gekostet hat“, sagt Brunke. Das Geschäft läuft: Insgesamt 100 Millionen Euro haben die Anleger über Exporo angelegt. Und damit Wohnhäuser von Gleichzeitig musste das kleine Team die Anleger überzeugen, ihr Hamburg bis München finanziert. In den kommenden Jahren will Geld über die Plattform anzulegen. „Wir haben viel Rücksprache er mit seinen 80 Mitarbeitern jedes Jahr das Geschäft „verdreimit den Anlegern gehalten“, sagt Brunke. Auf verschiedenen oder vervierfachen“ – ambitioniert für ein junges Unternehmen Kanälen, auch per Telefon, waren sie erreichbar. Immer wieder in einer traditionellen Branche. Wie will das Hamburger Startup haben sie ihr Modell erklärt. Einfach ist das nicht: Exporo das schaffen? Von der Dachterrasse des Büros blickt der sammelt über die Plattform Geld für Projektentwickler ein, die Gründer direkt auf die Elbphilharmonie, die vielen Besucher für den Bau zuständig sind. Nur ein kleiner Teil der Finanzierung sind als kleine Punkte zu sehen. Es ist ein Mahnmal für das,

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

EXPORO

„Wir wollen jedem ermöglichen, in Immobilien zu investieren“ Exporo-Gründer Simon Brunke

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

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6 SCHRITTE, DIE FÜR DAS SKALIEREN UNVERZICHTBAR SIND

Gemeinsam mit seinen 80 Mitarbeitern will Simon Brunke das Geschäft jedes Jahr „verdrei- oder vervierfachen“

kommt von den Kleinanlegern, der Crowd. Den Rest gibt eine Bank. Die Anleger erhalten zwischen fünf und sieben Prozent Zinsen, und der Projektentwickler zahlt eine Vergütung an Exporo. Im Durchschnitt investieren die Anleger 3.000 Euro pro Projekt, sagt Brunke, und legen ihr Geld pro Jahr in sechs unterschiedlichen Exporo-Immobilien an. In der Anfangszeit musste sich das junge Unternehmen einen Ruf erst erarbeiten. „Als wir das erste Projekt zurückgezahlt haben, war das einfach ein krasses Gefühl – wir haben uns gesagt: Wow, erst jetzt haben wir einen echten Track-Record“, sagt Brunke. Mittlerweile hat Exporo nach eigenen Angaben 14 Projekte zurückbezahlt. Viele der ersten Anleger hätten dann das Geld wieder über Exporo angelegt. „Wir haben aber auch Kunden, die sich erst einmal für den Newsletter angemeldet und etliche Mails von uns erhalten haben“, sagt Brunke. Erst einige Jahre später hätten sie sich für ein Investment entschieden. Schon seit einiger Jahren ist Exporo nicht mehr allein auf dem Markt, mehrere Startups sind auf den Markt gedrängt: Zinsland, Zinsbaustein, iFunded, Bergfürst, Companisto heißen die Konkurrenten. Der Hamburger Player konnte sich derweil von dem Rest absetzen. Sein Marktanteil beläuft sich aktuell auf 60 Prozent, wie Zahlen des Branchenportals Crowdfunding.de zeigen. Als erstes Startup hat Exporo die 100-Millionen-Marke geknackt. Gerade mit einer Schwierigkeit kämpfen jedoch alle Player im Markt – sie müssen die Projekte mit einem geringen Risiko aussuchen, dass der Projektentwickler Pleite geht – und die Anleger im Zweifel ihr Geld verlieren. „Wir haben ein Team von 26 Leuten, die sich nur darum kümmern, die Immobilien auf Herz und Nieren zu prüfen“, sagt Brunke. „Ich weiß nicht, wie einige Wettbewerber das mit zwei, drei Leuten schaffen.“ Wenn beispielsweise noch keine Baugenehmigung erteilt wurde, nimmt Exporo das Projekt nicht an. Während des Baus werden

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VOM STARTUP ZUM SCALEUP Die Geschäftsidee genauer definieren, den Spießrutenlauf bei Ämtern überstehen und sich in der Gründerszene zurechtfinden – jedes Startup hat mal klein begonnen. Doch wie lässt man diese turbulente Anfangsphase hinter sich, um die Weichen für die Skalierung zu stellen? Das A und O ist hier eine sorgfältige Vorbereitung. Das sind die sechs wichtigsten Lektionen, die Gründer auf ihrem Weg zu Wachstum beherzigen sollten.

die Wohnungen schon verkauft, das Ausfallrisiko sinkt damit. Bis zu 25 Projektentwickler würden pro Woche bei dem Startup wegen einer Finanzierung anklopfen, sagt der Gründer. Doch nur ein Bruchteil kommt am Ende auch auf die Plattform.

1. Ein stabiles Produkt haben Das Produkt muss fertig und in einem qualitativ hochwertigen Zustand sein. Warum? Ganz einfach: Es ist schlichtweg nicht möglich, mit der Beta-Version eines Produktes zu skalieren.

Die ganze Branche hat dabei Angst, dass es bald zu den ersten Pleiten kommt – und die Anleger verschreckt werden. Vor einigen Wochen hat ein Projektentwickler, der Geld über die Plattform Zinsland eingesammelt hat, Insolvenz angemeldet. Noch ist unklar, ob die Kleinanleger ihr Geld wiedersehen. Mehr als eine Million Euro stehen auf dem Spiel.

2. Pläne schmieden Gründer sollten noch vor der Skalierung genau wissen, wo ihr Unternehmen später stehen soll – denn während des Skalierungsprozesses gibt es nicht genügend Zeit, um Strategien anzupassen. Sie brauchen also einen genauen Plan. Das kostet zwar in der Vorbereitung viel Zeit, zahlt sich auf lange Sicht gesehen aber aus.

Nach diesem Fall klingelte auch bei dem Konkurrenten Exporo ein paarmal das Telefon. „Irgendwann musste es passieren“, sagt Brunke. „Es rüttelt die Plattformen wach, ihre Prozesse mal richtig zu überprüfen.“ Die Auswahl vor der Finanzierung sei genauso wichtig, wie eine Überwachung bei dem Bau. Die Startups müssten monatlich mit den Projektentwicklern für die Immobilien in Kontakt stehen – und abfragen, ob es Probleme gibt oder sich der Bau verzögert. „Es reicht nicht mit dem zu telefonieren und er sagt dir: Ja, es läuft“, sagt der Gründer. Vielmehr müsse man Nachweise einfordern und Fotos vor Ort machen. Sollte es einmal auch bei Exporo zu diesem Fall kommen, ist das Unternehmen vorbereitet. Der Plan für die Krisenkommunikation liegt in der Schublade. „Man muss als Startup in dieser Situation sehr offen kommunizieren, den Anlegern erklären, was gerade passiert“, sagt Brunke. Bei einem Fall in Frankreich hätten die Anleger auf die gute Kommunikation sehr positiv reagiert. Vorbereitet auf den schlimmsten Fall arbeitet Exporo an neuen Produkten rund um die Immobilien-Finanzierung, um das Wachstum weiter hoch zu halten. In den kommenden Monaten werden sie auch über diese Pläne reden. „Wir kratzen erst an der Eisberg-Spitze von dem, was möglich ist“, sagt Brunke.

3. Nicht alles alleine erledigen In Unternehmen wächst alles: die Verantwortungen, die Anzahl der Aufgaben und der Headcount. Und mehr Mitarbeiter sollte was bedeuten? Richtig, weniger tägliche Kleinarbeit für Gründer und mehr Zeit für strategische Maßnahmen. Sie sollten daher frühzeitig Aufgaben an Mitarbeiter delegieren. So lernen diese im Übrigen auch, mehr Verantwortung zu übernehmen. 4. Netzwerke pflegen Kontakte sind die wichtigste Währung in der Gründerszene. Die meisten Startups sind auf der Suche nach Investoren oder Corporate-Partnern, die sie mit Kapital und Know-how unterstützten. Deshalb sollten Gründer sich unbedingt ein stabiles Netzwerk aufbauen – und dieses aktiv pflegen. 5. Die Werbetrommel rühren Wie soll ein Unternehmen skalieren, wenn niemand es kennt? Eben. Gründer sollten einen ihrer Schwerpunkte von Anfang an auf Marketing legen. Indem sie sich beispielsweise mit Inhalten als Experte positionieren, SEO bedenken oder mit Live-Content einen spannenden Dialog eröffnen, ziehen sie neue Kunden an. 6. Sich nicht unter Wert verkaufen Die Preise drücken, um sich gegen die Konkurrenz durchzu-

CHRIS MARXEN

CHRIS MARXEN

Der Schlüssel für erste Geschäftserfolge? Die richtige Vorbereitung. KPMG zeigt, wie Gründer sich und ihr Unternehmen fit für die Skalierung machen.

Marie Salender und Marius Sternberg waren beim Ranking für die Berechnung der Wachstumsraten der teilnehmenden Unternehmen verantwortlich

setzen? Keine gute Idee. Denn sind Kunden einmal einen bestimmten Preis gewohnt, sind sie selten bereit, im Nachgang mehr zu zahlen. Hier gilt also: Know your value. Die Fähigkeit, ein Unternehmen zu skalieren, ist auch Kopfsache: Neben Produkt, Plan und Team sollte auch die Einstellung stimmen. Gründer müssen groß träumen, belastbar sein und sie dürfen selbst bei Rückschlägen nicht den Optimismus verlieren. Denn nur, wer nicht an sich oder seiner Geschäftsidee zweifelt, hat das Zeug zum Wachstumschampion. Als eines der führenden Wirtschafts- und Beratungsunternehmen bietet KPMG Startups professionelle Beratung in allen zentralen Bereichen. KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Tobias Nohlen - Partner Finance Advisory [email protected] Hannes Engelmann - Senior Manager Audit Corporate [email protected] Ansprechpartner zum Gründerszene Ranking: Marius Sternberg - Partner Audit Coporate [email protected]

Das Ranking in Zahlen

So funktioniert unser Ranking

Die Gewinner der letzten Jahre im Vergleich 2015 2016

1425%

2017

2201%

Lesara

HomeToGo

Platzierungen pro Kategorie

Top 3 wichtiger Wachstums-Kategorien Platz

E-Commerce 18

U

m etwas mehr Transparenz in den Dschungel der boomenden Digital-Szene zu bringen, ehrt Gründerszene mit seinem Wachstums-Ranking jetzt schon zum dritten Mal schnell wachsende Unternehmen. Ausschlaggebend ist eine valide, vergleichbare Kennzahl: der sogenannte CAGR. Die etwas komplizierte Formel, um diesen Wert auszurechnen, seht ihr rechts unten. Im Sommer 2017 haben wir mit Hilfe unserer Kooperationspartner einen Aufruf an schnell wachsende Digitalunternehmen Deutschlands gestartet, sich bei uns zu bewerben. Die Informationen über die Unternehmen wie Geschäftstätigkeit, Branche oder Namen der Gründer gingen an uns, die Finanzdokumente mit den nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Zahlen auf direktem Weg zum Beratungsunternehmen KPMG. Denn auch in diesem Jahr stand uns KPMG mit der Errechnung der Wachstumsraten als Hauptpartner zur Seite.

KW-Commerce

2307%

Software / SAAS 7

Fintech 5

Unternehmen

E-Commerce

Portal 1

In diesem Jahr zeichnen wir erstmals zusätzlich Gewinner einzelner, wichtiger Kategorien aus. Diese sind: E-Commerce, Software/SaaS und Fintech. Die Gewinner dieser Kategorien sind im Heft durch unseren Diamanten gekennzeichnet und haben jeweils in ihrer Kategorie den höchsten CAGR erreicht. Um am Ranking teilzunehmen, mussten die Unternehmen die folgenden Kriterien erfüllen: Das Startup verfügt über ein (partiell) digitales Geschäftsmodell. Im Jahr 2014 muss mindestens ein Nettoumsatz in Höhe von 10.000 Euro erwirtschaftet worden sein. Mittels deutscher Jahresabschlüsse kann eine deutsche Geschäftstätigkeit vorgewiesen werden.

CAGR (t0,t) = (

1 A( t ) n

) –1 A( t0 )

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Little Lunch

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ikoo

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DEINHANDY

Software / SAAS Plattform 6

Relevant für diese Berechnung waren die Umsätze aus den Jahren 2014 bis 2016. Auf Grundlage der Wachstumsraten haben wir das finale Ranking zusammengestellt. Die Unternehmen mit den 50 höchsten CAGRs schafften es schließlich in unser finales Ranking, und das Unternehmen mit dem höchsten

CAGR ist unser Wachstumssieger 2017. Das Ergebnis – unsere wachstumsstarke Top 50 – haltet ihr in Form dieses Heftes nun in den Händen.

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Implisense

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Akanoo

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Ninox

AM Chair Developed by Vitra in Switzerland, Design Alberto Meda

Dienstleistung / Analyse 7

Die gesamte Liste der Top 50 findet ihr in der Heftmitte. 20

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Fintech

sponsored by CMS

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finstreet

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scondoo

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Fincite

JANA HORMANN

Suchmaschine / Vermittlung 6

Vitra GmbH Charles-Eames-Straße 2 D-79576 Weil am Rhein Telefon 0 76 21 - 702 0 www.vitra.com

Glamour für den Alltag

„Es gibt in diesem Bereich wenig Innovation. Wir haben die Marktlücke gesehen“ ikoo-Gründer Christopher von Hallwyl

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a, ich weiß. Es handelt sich hier um Produkte, die eher für Frauen gedacht sind. Das macht mir aber überhaupt nichts aus. Ich habe eine Schwäche für Alltagsgegenstände, die gut gemacht sind. Schön gestaltet, praktisch, funktional – so, dass man sie gerne in die Hand nimmt. Das macht aus der alltäglichen Routine ein kleines Highlight. Gerne gebe ich für Pflegemittel ein paar Euro mehr aus. Wahrscheinlich hat das psychologische Gründe. Das teure Aftershave muss doch besser sein als das No-Name-Produkt. Da können mir alle Tests gestohlen bleiben, die das Gegenteil gemessen haben.

HAARPFLEGE Das Startup ikoo aus München will mit seinen selbst entwickelten Produkten den Beauty-Markt aufmischen. Mit den Bürsten und E-Stylern klappt das schon ganz gut. Und da kommt noch mehr. Ein Test

Das Startup ikoo will sich nach eigener Aussage liebe- und hingebungsvoll um die Haarpflege seiner Kunden kümmern. Mit Bürsten und Pflegemitteln, die irgendwo im Preisbereich zwischen absolutem Luxus und einfacher Drogerieware liegen. Eine iKoo-Haarbürste kostet um die 25 Euro. Stylinggeräte, die glätten und pflegen sollen, liegen weit über der 100-Euro-Marke. Das leuchtet jetzt nicht im ersten Moment ein. Die Firma muss ihrer Sache schon sehr sicher sein. Das Startup schreibt über sein Ziel: „Neben innovativen Funktionen steht bei uns auch die Verarbeitung an vorderster Stelle – luxuriöse Produkte für jedes Budget. “ Ok. Das schau ich mir gerne mal an.

Von Frank Schmiechen 

„Meine Eltern haben mich für verrückt erklärt“ Chefredakteur Frank Schmiechen versucht sich als Haar-Model. Ob die ikoo-Bürste sein Haar in Form bringen konnte?

Die Idee, ein Startup im Beautybereich zu gründen, lag nicht gerade auf der Hand. Der Vater von ikoo-Mitgründer Christopher von Hallwyl war lange Jahre im Bankgeschäft tätig und zunächst nicht sehr angetan von der Idee seines Sohnes. Christopher: „Meine Eltern haben mich für verrückt erklärt. “ Doch das hat sich längst erledigt. Denn für seine Firma arbeiten jetzt 36 Leute, dazu kommen noch 16 freie Außendienstmitarbeiter. Neue Produkte sind geplant und im kommenden Jahr vielleicht sogar eine neue Marke.

CHRIS MARXEN

Mit seinem ersten Startup Shave-Lab sammelte Christopher von Hallwyl Erfahrungen in der Beautybranche. Das stachelte ihn an, dort weiter zu machen: „Es gibt in diesem Bereich wenig Innovation. Wir haben die Marktlücke gesehen. “ Er fragte sein Designteam, ob es eine neuartige Haarbürste entwickeln könne. Heraus kam eine Bürste, die sich in ihrer Form der Kopfhaut anpasst und durch ihre Innenwölbung beim Bürsten gleichzeitig die Kopfhaut massiert. Außerdem besitzt sie Lüftungsschlitze. Ikoo lässt seine Produkte in

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China und Korea produzieren. Es sind keine Whitelabel-Produkte, auf die einfach ein Markenname geklebt wird. Beim Vertrieb über seine 16 Außendienstmitarbeiter und den Onlineshop hat ikoo vor allem den Endverbraucher im Blick. Aber auch Frisöre, die die ikoo-Produkte nutzen oder an ihre Kunden verkaufen, sind Adressaten. Christopher ist es wichtig, dass sein Startup ein bodenständiger Betrieb bleibt. Statt Kapital ist das Startup jetzt auf der Suche nach Know-how. Für kommende Aktivitäten. Außerdem möchte ikoo gerne Gründern bei der Umsetzung ihrer Ideen für den Beautybereich helfen. Christopher: „Wir haben das Wissen und die Erfahrung, um Fehler gerade in der Anfangsphase zu vermeiden. Dieses Wissen geben wir gerne weiter. “ Und die Produkte von ikoo? Schon die Verpackung ist stylish. In den Blechkisten könnten auch teure Schreibgeräte oder kleinere Elektrogeräte verpackt sein. Viel zu schade, um sie wegzuwerfen. Die kleinen Bürsten sehen aus wie eine Computermaus. Sie sollen auch verstrubbeltes Haar problemlos in Ordnung bringen. Das klappt bei einer Versuchsperson mit notorisch verknotetem Haar ziemlich gut. Ob auch meine „Energiemeridiane massiert“ werden, wie die Werbung verspricht, und mich diese Massage ausruhen lässt und „Falten minimiert“? Da bin ich dann doch etwas skeptisch. Die größeren „Paddle“-Bürsten fühlen sich gut an und liegen sehr gut in der Hand. Die größere Variante empfinde ich als viel zu groß. Man hat das Gefühl, eine Bratpfanne in der Hand zu halten. Vielleicht ist das eher etwas für Frauen mit sehr langen Haaren. Das etwas kleinere Modell gefällt mir gut. Die Rundung passt sich gut der Kopfform an. Den E-Styler überlasse ich einer Freundin, die sich ein paar Tage damit beschäftigt. So richtig zufrieden ist sie nicht. Versprochen wird, dass auch dünnere Haare damit schnell und einfach in Form gebracht werden können. Das ist bei ihr nicht der Fall: „Meine Haare fallen da einfach durch. Diese Keramik-Platten stehen einfach zu weit auseinander.“ Aber das ist natürlich nur eine Einzelmeinung. Die Wachstumszahlen von ikoo zeigen, dass es sehr viele zufriedene Kunden geben muss.

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IKOO WACHSTUMSRATE

675%

GRÜNDUNGSJAHR

2014

KATEGORIE 

E-Commerce WEBSITE

www.ikoo-brush.com

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„Mein erstes Handy war sehr hässlich, und es hatte kein Snake. Deswegen war ich in der Schule immer neidisch auf die anderen”

Normalerweise telefoniert Robert Ermich mit einem Blackberry. Redakteurin Lisa Ksienrzyk hat den Gründer im Berliner Sprungraum getroffen

Robert Ermich

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on meinem BlackBerry gesendet – ja, die gibt's tatsächlich noch!“ steht in der Mail-Signatur von Robert Ermich. Also doch kein iPhone-Nutzer, denke ich mir, obwohl das Apple-Smartphone in meinen Augen das typische Business-Handy ist. Ich stehe im Süden Berlins vor einer Trampolinhalle und warte auf den DeinHandy-Gründer. Kurze Zeit später kommt mir Ermich entgegen, im grünen Pullover und in grünen Basketballschuhen. Corporate Identity von oben bis unten. „Zum Start bekommt jeder Mitarbeiter grüne Chucks“, erzählt er mir. „Gefühlt bluten auch alle grün und weiß.“

Keine Scheu vor dem Salto

Da in Berlin Ferien sind, verbringen viele Kinder ihren NachDeinHandy ist eine Deal-Plattform für Handypakete. „Die Leute mittag in der Trampolinhalle. Handys sind in dem Sprungraum kommen auf unsere Seite, weil sie raus aus dem Tarif-Dschungel verboten. „Ab sechs Jahren ist ja heute ein Smartphone schon wollen, und weil sie keine 500 oder 1000 Euro für ein Handy fast Standard“, erzählt Ermich. Der Gründer habe sein erstes ausgeben wollen oder können“, so der Gründer und betont: „Wir Handy mit 14 Jahren bekommen, ein Siemens S35i, erinnert er sind kein reiner Meta-Meta-Vergleicher, der alle Preise zu allen sich. „Das war sehr hässlich, und es hatte kein Snake. Deswegen Handys anzeigt.“ DeinHandy selektiert sämtliche Mobilfunktarife war ich in der Schule immer neidisch auf die anderen, die schon am Markt und bietet auf seiner Online-Plattform nur ausgesuchein Nokia 3310 hatten.“ Heute beschäftigt der 33-Jährige ein te Pakete an. Über einen Online-Fragebogen geben Nutzer ihre Team von 55 Mitarbeitern und wird von anderen Präferenzen zur Handynutzung und um Rat gefragt, wenn es darum geht, das richtige zu tariflichen Details an, sodass die Handy und den passenden Vertrag auszuwählen. Plattform personalisierte Empfehlungen Mich interessiert, was der Mobilfunk-Experte aussprechen kann. WACHSTUMSRATE 617% vom Hype rund um das iPhone hält. „Der ist er-

„Der iPhoneHype ist vorbei“

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MOBILFUNK Als Teenager war Robert Ermich uncool, weil er kein Nokia hatte. Jetzt leitet er ein Startup, das Kunden das passende Handy und den Vertrag dazu empfiehlt

CHRIS MARXEN

Von Lisa Ksienrzyk

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DeinHandy versucht vor allem, Leute zwischen 18 und 35 Jahren anzusprechen, da diese Zielgruppe laut Ermich für drei Generationen entscheide: für sich, für ihre Eltern und für ihre Großeltern. Das Startup gibt monatlich bis zu einer halben Million Euro für Marketing aus und setzt im selben Zeitraum rund eine Million Euro um. Das Berliner Unternehmen finanziert sich durch seinen Cash-Flow. „Dadurch, dass wir nicht extern gefundet sind, müssen wir profitabel wachsen. Und zwischen Profitabilität und Wachstum liegt immer ein Spagat“, erklärt der DeinHandy-CEO. Das Startup hat anfangs ein Gesellschafterdarlehen abgeschlossen, Investments aber abgelehnt. Bis zu 15.000 Verträge schließt DeinHandy monatlich ab. Pro Kunde erhält das Startup eine Provision zwischen 50 und 100 Euro.

DEINHANDY

GRÜNDUNGSJAHR kennbar vorbei“, antwortet er ohne zu überlegen. Im Sprungraum versucht sich Ermich 2014 „iPhones laufen nach wie vor sehr stark. Nur sofort am Vorwärts-Salto. Keine KATEGORIE wenn man sich die letzten Jahre anschaut, was Scheu vor der Fliehkraft. Und vor E-Commerce das mal für ein Hype war, dann ist das in keinster der Gründung. Vor neun Jahren kam WEBSITE Weise mehr damit zu vergleichen, was jetzt Ermich frisch von der WHU Business www.deinhandy.de passiert.“ Das könnte meine anfängliche Frage School in Vallendar, der Kaderschmiede erklären, wieso er kein iPhone-Nutzer ist, denke ich mir und für Startup-Talente, und arbeitete als einer der ersten Business möchte wissen, welche Apps er privat nutzt: Messenger, SportDeveloper bei Rocket Internet. Nach einem Master an der WHU magazine, News-Apps. Nichts Außergewöhnliches. „Ich mache und einem MBA in San Diego wechselte er zu Preis24, wo er bis schon relativ viel über mein Handy. Ich glaube, im Banking bin 2014 den Mobilfunk-Bereich des Online-Preisvergleichsportals ich aber noch sehr konservativ“, gesteht er. Tech-affin ist er, aufbaute. Dann entschied er sich, selber zu gründen und das aber nur bis zu einem bestimmten Level, habe ich den Eindruck. Thema Handytarife zur eigenen Marke auszubauen. Somit wurde Kürzlich ist das Startup mit seiner zweiten Plattform DeinHome sein vorheriger Arbeitgeber zum Top-Kontrahenten für sein gestartet. Das Vergleichsportal fokussiert sich auf sämtliche junges Startup. „Es war klar, dass wir irgendwann Konkurrenten Angelegenheiten, die für das eigene Zuhause wichtig sind: vom werden“, kommentiert der Gründer den Wettbewerb. „Wir sind DSL-Vertrag bis zu Heizung und Entertainment. Ziel sei es, den bewusst nicht der Preisführer im Markt, sondern wollen uns in Nutzern das intelligente Smart-Home-System näherzubringen. Richtung Service und Convenience orientieren.“ Das Startup „In Deutschland haben die Leute eher Angst vor dem Smart betreut die Kunden bei Kündigungen, Vertragsverlängerungen Home, als dass sie es cool finden. Weil sie denken, sie werden und Versicherungen und hat sich zum Ziel gesetzt, „dieser ausspioniert. Ich glaube, da muss noch sehr viel Pionierarbeit One-Stop-Shop“ zu werden, zu dem Nutzer kommen, sobald sie geleistet werden“, so der Gründer. Hilfe in puncto Mobilfunk benötigen.

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EXKURS

Für immer Feierabend JODEL In Berlin bauen vier Freunde gerade eines der erfolgreichsten deutschen sozialen Netzwerke auf. Das Besondere: Sie wohnen in einer WG und feiern zusammen. Kann das gut gehen?

Von Caspar Tobias Schlenk

A

n einem Tag, als die Sonne wieder nicht rauskommen will, tippt Alessio Avellan Borgmeyer in sein Smartphone: „Wenn nicht bald Sommer wird, opfere ich drei Hipster.“ Er schreibt diese Nachricht in das soziale Netzwerk Jodel. Schon nach wenigen Sekunden gefällt sein Witz den ersten Nutzern, der Post kommt gut an. Immer weiter wird der Beitrag hochgevotet. Was keiner der Nutzer weiß, denn alle Posts sind anonym: Avellan Borgmeyer ist der Erfinder von Jodel. Er hat die populäre App gestartet, die vorwiegend Studenten in ganz Europa verwenden. In einem Umkreis von zehn Kilometern können sie sich mit der App unerkannt verständigen. Der 27-jährige Gründer ist dabei einer der erfolgreichsten Nutzer seines eigenen Netzwerkes. Genau wie seine drei Freunde, mit denen er zusammen wohnt. Die vier führen ein Leben, in dem die Grenzen zwischen Freizeit, Arbeit und Freundschaft verschwimmen. Tagsüber leiten sie das Startup Jodel mit etwa 30 Mitarbeitern, kümmern sich um die Technik, organisieren die Community. Und nach der Arbeit geht es dann oft mit den Kollegen noch für ein paar Bierchen auf die Couch im Wohnzimmer der gemeinsamen Wohnung. Werkstudenten schlafen dort erst einmal, bevor sie ein eigenes Zimmer gefunden haben. Alpen-WG wird die Wohnung in der Firma genannt.

Nach dem Interview ging es weiter ins Berliner Nachtleben: Tim Schmitz (mit Schuh), Alessio Avellan Borgmeyer, Justin Wolff (Gründerszene), Alex Linewitsch und Caspar Schlenk (Gründerszene) hatten definitiv Spaß (Foto unten links, von links)

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Seit zweieinhalb Jahren wohnen die vier in Berlin zusammen, einige Monate nach dem Start von Jodel sind sie zusammengezogen. Die anderen drei lernte Alessio Avellan Borgmeyer während seiner Studienzeit in Aachen kennen, er holte sie in das Unternehmen. Auf den 140 Quadratmetern haben sie den Spirit ihrer Studienzeit konserviert. Während sich andere in der Phase nach dem Studium nach einer eigenen Wohnung sehnen, nach Freiraum suchen, sind sie zusammengeblieben. Sie haben sich an diesem Abend auf die beiden Sofas gefläzt, um von ihrem Unternehmen und dem Zusammenleben zu erzählen.

Es gibt Pils, Gin Tonic und den Schnaps Berliner Luft. Aus dem tragbaren Lautsprecher kommt ein Electro-Mix. Der Sound, der in Berlin das Wochenende einläutet. Die Sofas von Ikea gehören genauso zur Ausstattung wie die Pfandsammlung neben dem Küchentisch. Das Eisfach ist vollgestopft mit Schlemmer-Filets. Niemand weiß mehr so genau, wer sie dort eigentlich hineingetan hat. Der Besuch, der an einem Wochenende auf der Couch gepennt hat? Oder ein Airbnb-Gast? Ein bisschen Chaos ist erlaubt, solange das gemeinsame Projekt nicht darunter leidet. Gerade in den Anfangszeiten stand mit ihrem Startup mehrfach alles auf dem Spiel. Etwa als das Geld knapp wurde. „Wir sind durch ganz Berlin gefahren und haben bei den Investoren geklingelt, die nicht auf unsere Mails geantwortet haben“, erzählt Tim Schmitz, 26. Das eine Mal fand sich in letzter Minute ein Investor. Er war der Letzte, der auf ihrer Liste stand. „Wir hatten schon andere Pläne gemacht: Wenn es nicht klappt, hatten wir überlegt, zusammen nach Bali auszuwandern – und nochmal neu zu starten“, sagt Alex Linewitsch, 25, der Kreative im Team. Oder die Wohnung bei Airbnb zu vermieten, um das Unternehmen querzufinanzieren. Es waren schwere Zeiten, über die sie heute allerdings lachen können. Wie in der Studienzeit durchleben sie auch mit Jodel wieder etwas Existenzielles: viel Arbeit, wilde Parties und Krisen. Nur geht es dieses Mal um das gemeinsame Unternehmen, das sie aufbauen. Für die Ordnung im Unternehmen und Leben der vier ist Schmitz zuständig. Er ist der Organisator. Derjenige mit dem Plan, den jede Gruppe braucht. Er sagt über sich selbst: „Ich bin organisiert, vielleicht nicht wie ein Unternehmensberater, aber für Jodel-Verhältnisse organisiert.“ Schmitz kümmert sich um die Finanzierung des Unternehmens und plant ihre gemeinsamen Urlaube. Zusammen mit dem Gründer Avellan Borgmeyer ist er kürzlich in die USA gereist, für das Unternehmen klapperten sie die Startup-Geldgeber ab. „Wir haben acht Monate quasi in einem Raum verbracht“, sagt Schmitz. Um Geld zu sparen, teilten sie sich ein Hotelzimmer. Ihre Reise hatte Erfolg: Seit einigen Monaten gehört mit Adam D’Angelo eine der bekann-

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EXKURS

Niemand muss sich wie auf Instagram in Szene setzen oder ein politisches Statement auf Facebook genau durchdenken, denn alles ist anonym. „Ich kann einfach bei Jodel chillen, ohne dass die anderen das wissen“, sagt der Gründer. Außerdem lässt sich schnell erfahren, was Menschen aus der Umgebung gerade beschäftigt, ein Griff in die Hosentasche zum Smartphone reicht. Gerade diese Vernetzung mit Menschen aus der Umgebung, die sich kennenlernen, Erfahrungen teilen oder über Stadt-Insider lachen – eben diese Menschen machen die Community aus. Noch mehr als die Anonymität, finden die Jodel-Macher. Zwischenzeitlich brachte der Reiz der Anonymität die Jodel-App in Gefahr. Eine Welle an Nacktbildern überflutete das Netzwerk, wieder einmal stand alles auf dem Spiel. Zeitweise flog die Anwendung deswegen aus dem App-Store von Apple. Henckell kontrollierte die Fotos danach erst einmal einzeln – und musste sich mit teils lustigen und verstörenden Bildern beschäftigen. Zum Beispiel mit einem Typen, der eine Eierschachtel postete, in einem Fach waren seine eigenen Genitalien zu sehen, versehen mit dem Spruch: „Eier, wir brauchen Eier.“ 20 Mal habe der Nutzer versucht, das Bild hochzuladen, erzählt Henckell. Jedes Mal habe er es blockiert. Er muss lachen – bis heute verstehen die vier nicht, warum die Leute so gerne Nacktbilder mit der Welt teilen wollen. Mittlerweile verfügt Jodel über eine Bilderkennung und eine kleine Kontrollfirma in Indien, die kritische Bilder prüft. Moderatoren aus dem Netzwerk haben zusätzlich ein Auge auf die Inhalte. „Es war für uns die Richtungsentscheidung, sonst wären wir zum nächsten Chat-Roulette geworden“, sagt Avellan Borgmeyer. Dort kursieren vor allem Penis-Videos. Auch der Start in anderen Ländern brachte Schwierigkeiten mit sich. So versuchte ein Unbekannter in Barcelona, das System gleich nach dem Start auszutricksen. Tim Schmitz war vor Ort, als ihn der Geschäftsführer Avellan Borgmeyer aufgeregt anrief: „Wir werden gehackt.“ Sie suchten nach den Koordinaten des Jodlers. Mit dem Taxi jagte Schmitz dem Punkt quer durch die Stadt nach, bis er an dem Ort ankam, wo sich derjenige das

Auf 140 Quadratmetern wohnen die Freunde, die auch Arbeitskollegen sind, zusammen. Abendliches Zocken gehört zum WG-Leben dazu

CASPAR TOBIAS

Was macht den Reiz von Jodel aus? „Wenn ich heute in anderen sozialen Netzwerken unterwegs bin, beobachten meine Freunde jede Aktion – jede Handlung sendet ein Zeichen aus“, sagt Avellan Borgmeyer. Postet jemand beispielsweise ein Foto auf Facebook, ärgern sich vielleicht die zehn Freunde, die auf Whatsapp noch keine Antwort erhalten haben. „Den BlaueHaken-Druck gibt es bei Jodel nicht“, sagt Linewitsch. Der Haken zeigt bei Whatsapp an, ob jemand die Nachricht gelesen hat.

SCHLENK

testen Tech-Größen zu ihren Investoren. Er hat Facebook mitgegründet und das Fragennetzwerk Quora. Schon heute ist Jodel damit eine Erfolgsgeschichte. Millionen von jungen Menschen haben die App des Berliner Startups heruntergeladen. Dort lästern die Nutzer mit anderen in ihrer Umgebung über Busfahrer („Mannis“), sie reißen Witze oder verkaufen Konzertkarten. Sogar Paare hätten sich über Jodel kennengelernt, erzählt Niklas Henckell, 28, der für die Community zuständig ist.

letzte Mal eingeloggt hatte. Sie standen vor dem Café – und zögerten. Wer wartet wohl in dem Café? Ein großer Kerl, ein Krimineller? Und dann passierte das Unwahrscheinliche: Sie trauten sich nicht hinein. Bislang haben die vier Mitbewohner in ihrem Unternehmen alle Krisen gemeistert. „Wir haben gelernt, Probleme sofort anzusprechen. Sonst funktioniert das nicht, so eng zusammenzuleben“, sagt Linewitsch. In schweren Zeiten haben sie sich zu Hause aufgebaut und gegenseitig gepusht. Jetzt steht das Unternehmen an einem Punkt, an dem es nicht mehr nur um Krisen und lustige Anekdoten geht. Vor kurzem haben sie sechs Millionen Dollar von Investoren erhalten, um weiter zu wachsen, mehr Nutzer zu gewinnen. Plötzlich stellt sich die Frage, wer sich künftig um die Personalangelegenheiten kümmert. Bislang macht dies Avellan Borgmeyer als Geschäftsführer mehr oder weniger allein. Oder wie sie sicherstellen, dass die Mitarbeiter von Jodel in allen Abteilungen die Vision des Startups teilen. Oder wie sie die einzelnen Menschen bei Jodel mit ihren Fähigkeiten weiterentwickeln können. Von neun auf 27 Mitarbeiter zu wachsen, verändert ein Unternehmen. „In der WG, unter uns vieren, war immer klar, was wir wollen“, sagt Linewitsch. Seit einiger Zeit müssten sie diese Kommunikation auch den anderen verständlich machen. Wie die vier Bewohner der WG älter werden, steht auch Jodel vor der Hürde, erwachsen zu werden. Bislang verdient das Netzwerk noch keinen Euro, irgendwann wollen die Investoren Geld sehen, so wie sich auch Studenten nach dem Abschluss plötzlich Gedanken machen müssen, was nach dem Bafög eigentlich kommt. Gleichzeitig darf das Netzwerk den Spirit einer Studenten-WG nicht verlieren. Was passiert, wenn die vier eines Tages Familie haben, irgendwann ihre Ruhe haben wollen? Im besten Fall werden dann Jüngere das Ruder übernehmen und ihr Leben dem Projekt widmen. Gemeinsam. Vielleicht sogar in einer WG. Mitarbeit: Justin Wolff

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

Warum sich das Startup Dalia ein eigenes Boot gebaut hat? „Wir hatten Bock drauf und haben einfach mal losgelegt”, erzählt Gründer Nico Jaspers

Von Caspar Tobias Schlenk

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s ist diese eine Sache, die seine Mitarbeiter gegenüber Bewerbern immer erwähnen: „Wir haben ein Boot gebaut.“ So erzählt es Nico Jaspers, der Gründer des Berliner Unternehmens Dalia Research. Längst gehören Extras im Job wie Kicker, kostenlose Club Mate und regelmäßige Teamevents zum Standardprogramm der deutschen Startup-Szene. Doch ein eigenes Boot – das fällt aus dem Raster. Warum macht ein Startup so etwas? Jaspers lacht: „Es ist ein bisschen, wie wenn man ein Unternehmen gründet, wir hatten Bock drauf und haben einfach mal losgelegt.“ Mit der Technik des Unternehmens lassen sich per Smartphone Umfragedaten erheben. Statt einer Werbeanzeige bekommen die Nutzer eine kurze Umfrage eingeblendet. Für Meinungsforscher oder Unternehmen kann das Startup Daten ermitteln, beispielsweise zum Erdbeben in Mexiko oder zu Burger-Vorlieben. Im Gegensatz zu anderen Methoden ist es möglich, die Daten unmittelbar zu erheben – und das in 96 Ländern. Das Geschäft läuft so gut, dass sich Dalia innerhalb weniger Monate von 15 auf 30 Mitarbeitern verdoppelt hat, zehn Stellen sind ausgeschrieben. „Es ist mir wichtig, bei dieser Geschwindigkeit die richtige Kultur im Unternehmen beizubehalten“, sagt Jaspers. Denn: Für

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

sein Vorhaben braucht es spezialisierte Arbeitskräfte wie einen Data Scientist. Da ist es wichtig, dass der jeweilige Bewerber auch wirklich in das Unternehmen passt. Gleichzeitig müssen die alten Mitarbeiter mitkommen.

Millionen. Das Startup mit 40 Mitarbeitern und Büros in Berlin und Los Angeles ist in 32 Ländern aktiv, die wichtigsten Märkte sind die USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Australien. Fast 400 Streamingdienste gehören zum Katalog, wobei jeder lokale Amazon- oder Netflix-Ableger einzeln zählt.

JustWatch ist eine Suchmaschine für alle, die mehrere Video-on-Demand-Dienste gleichzeitig nutzen. Wo kann ich den letzten „Star Wars“ günstig in HD streamen, bevor der nächste Teil ins Kino kommt? Die App liefert ihren Usern die Antwort – und wertvolle Daten für die Werbekunden aus der Filmbranche.

Drei Hebel seien für das Wachstum seiner Firma wichtig gewesen, sagt Croyé: zunächst Deutschland als Testmarkt zu nutzen, mit Praxisbeispielen den Kunden den Mehrwert des Produkts zu demonstrieren – und schließlich die Technologie zu automatisieren. „Wir können heute für einen Film Kampagnen in zehn Ländern gleichzeitig schalten.“

„Audience As A Service“ nennt Croyé sein Geschäftsmodell: Mit jeder Suche verraten die User mehr über ihren Filmgeschmack. JustWatch schnürt daraus Nutzerprofile, die etwa Filmstudios helfen, der richtigen Zielgruppe auf Youtube oder Facebook die passenden Trailer einzuspielen. „Wir verkaufen nicht die Daten, sondern Werbekampagnen, die auf ihnen basieren”, betont Croyé. In Deutschland hat JustWatch nach eigenen Angaben rund elf Millionen Nutzerprofile, weltweit seien es um die 100

Croyé hat fünf Mitgründer: Ingke Weimert kam von Moviepilot, Dominik Raute vom früheren MyVideo-Betreiber Magic Internet. Christoph Hoyer, Kevin Hiller sowie Michael Wilken kennt Croyé noch aus seiner Zeit als Online-Marketingchef bei Kaufda. Erst jetzt, drei Jahre nach der Gründung, will sich JustWatch einen externen Investor suchen. „Am besten natürlich mit Wissen über und Kontakten in die Entertainment-Branche“, sagt Croyé. Ein Power-User muss es nicht unbedingt sein.

Geschmacksmaschine

Und so kam Jaspers im Frühjahr auf die Idee, mit seinem Team ein Boot zu bauen. „Ich habe im Unternehmen rumgefragt, ob sie dazu wirklich Lust haben“, erzählt Jaspers. Das Floß sollte 50 Quadratmeter messen und Platz für 40 Menschen bieten. Allein 1,5 Tonnen Holz hat das Dalia-Team an zehn Wochenenden verbaut. „Es ist wieder wie bei einer Gründung: Hätten wir gewusst, wie viel Arbeit das ist, hätten wir nochmal drüber nachgedacht“, erzählt Jaspers.

STREAMING-SUCHE JustWatch wertet aus, was die Filmfans sehen wollen – damit die Studios besser werben können

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JUSTWATCH WACHSTUMSRATE

540%

GRÜNDUNGSJAHR

2014

Allein das Material hat mehr als 15.000 Euro gekostet. Eine gute Investition, findet Jaspers. „Es entsteht einfach Vertrauen, wenn man zusammen an einem Floß arbeitet, du lernst die Mitarbeiter anders kennen.“ Im nächsten Frühjahr soll vielleicht für die neuen Mitarbeiter das nächste Boot gebaut werden. Seine Frau habe gesagt: „Nico, echt jetzt, da baust du jedes Wochenende an deinem blöden Floß, und jetzt willst du gleich das nächste.“ Zumindest wollen sie ihr altes Floß weiter ausbauen – und mit Pflanzen ausstatten. Dieses Projekt ist für den Berliner Gründer Nico Jaspers noch nicht zu Ende.

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KATEGORIE

Suchmaschine/Vermittlung WEBSITE

www.justwatch.com

DALIA WACHSTUMSRATE

572%

GRÜNDUNGSJAHR

2013

KATEGORIE

Dienstleistung / Analyse WEBSITE

www.daliaresearch.com

JUSTWATCH

DATENORGANSIATION Innerhalb weniger Monate hat das Startup Dalia Research sein Team verdoppelt. Um die Unternehmenskultur zu erhalten, haben sich die Gründer etwas Außergewöhnliches überlegt

D

avid Croyé ist sein eigener Traum-User. Um Filme und Serien zu streamen, nutzt der Gründer von JustWatch nämlich gleich fünf Dienste: Netflix, Amazon und Sky sowie Hulu und HBO, wenn er in den USA ist. „Power-User“ nennt man das in der Streamingbranche – genau die Zielgruppe von Croyés Startup.

DALIA

Komm, wir bauen uns ein Boot

Von Timo Brücken

In Büros in Berlin und Los Angeles arbeiten rund 40 Mitarbeiter an der Plattform JustWatch

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

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Strom

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vom Bauern nebenan

KLIMAKÖNNER

Gas aus Biomüll Klimakönner vermarktet seit zwei Jahren ein Gasgemisch: 90 Prozent fossilem Gas werden dabei zehn Prozent Biogas beigemischt. Damit sei das Gas aus ihrem Hause mitunter günstiger als das Angebot des Grundversorgers, wirbt das Startup auf der eigenen Webseite. Verkauft wird das Biogas nur in Baden-Württemberg. Das hat einen Grund: Häuslebauer können damit die dort geltenden strengen gesetzlichen Regelung bei der Wärmeversorgung von Neubauten einhalten. In anderen Bundesländern gelten vergleichbare Vorschriften nicht.

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KLIMAKÖNNER WACHSTUMSRATE

200%

GRÜNDUNGSJAHR

2011

KATEGORIE

Portal

WEBSITE

www.klimakoenner.de

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GRÜNDUNGSJAHR

2013

W

ir schreiben das Jahr 1929. Beim britischen Reifen- und Gummihersteller Dunlop machen sich die beiden Chemiker E. A. Murphy and Eric Owen daran, etwas völlig Neues zu entwickeln: Sie nehmen Latex und schlagen es auf, bis sie eine schaumige Gummimasse haben. Es ist die Geburtsstunde der Latex-Matratze, mit der das Unternehmen Geschichte schreibt und die ab 1952 unter der Marke Dunlopillo vom hessischen Hanau aus sehr erfolgreich vertrieben wird – bis 2016 Schluss ist beim Matratzenhersteller.

BÜRGERWERKE

Schon ab 50 Euro können Privatpersonen und institutionelle Investoren Mitglied der Bürgerwerke werden und sich am Bau neuer Grünstromanlagen beteiligen

Verkauft wird das Biogas bislang nur in Baden-Württemberg

502%

Von Alex Hofmann

BÜRGERWERKE Wenn sich Bürger bei der Produktion von Ökostrom zusammentun, kann sich das lohnen

Von Jana Kugoth

R

egional liegt im Trend. Das gilt nicht nur für Äpfel, Milch und Marmelade. Sondern auch für Strom. Daran glaubt zumindest Felix Schäfer, der mit seinem Kompanion Kai Hock im Dezember 2013 die Bürgerwerke gegründet hat. Die Genossenschaft versteht sich als „Stadtwerk in Bürgerhand”. Die Bürgerwerke liefern ihren Kunden Ökostrom, den lokale Energiegenossenschaften der Region erzeugen. Damit unterscheiden sich die Bürgerwerke von herkömmlichen Versorgern. In der Regel wird Grünstrom zentral über eine Börse vermarktet. Ob er von der Solaranlage auf dem Feld im Nachbarort, aus der Windkraftanlage an der Ostsee oder aus entfernten Kohlekraftwerken kommt, ist für die Stromnutzer nicht ersichtlich. „Das Besondere an unserem Produkt ist, dass der Grünstrom nicht über die Börse vermarktet wird, sondern aus konkret benennbaren Anlagen stammt”, erklärt Schäfer. „Elf Prozent des über die Bürgerwerke vertriebenen Ökostroms decken Sonnen- und Windkraftwerken ab.“ Der Rest, der für eine lückenlose Versorgung nötig ist, werde von einem Wasserkraftwerk am Inn bezogen. Mittlerweile bündeln die Bürgerwerke mehr als 70 kleine Genossenschaften. Für sie übernehmen sie Vermarktung, Abrechnung und Verteilung des Ökostroms. Schon ab 50 Euro können Privatpersonen und institutionelle Investoren Mitglied werden und sich am Bau neuer Grünstromanlagen beteiligen. Bisher haben rund 12.000 Menschen in eine der 400 Solar- und Windkraftanlagen investiert. Dass mittlerweile viele Menschen ihr Geld in Grünstromanlagen stecken, liegt nicht nur daran, dass sie etwas für die Umwelt tun wollen. Sondern auch an der Dividende: Zwischen zwei WACHSTUMSRATE 534% und vier Prozent schütten GRÜNDUNGSJAHR die Genossenschaften pro 2013 Jahr aus. Neuerdings arbeiten KATEGORIE die Heidelberger mit Renault E-Commerce zusammen und liefern Strom WEBSITE für Elektroautos. www.buergerwerke.de

GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

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Heute steht die Branche weltweit vor einem regelrechten Hype. Angetrieben wird er von Startups. Sie haben Namen wie Bett1.de, Casper oder Eve. Eines der jungen Unternehmen ist die Bettzeit-Gruppe aus Frankfurt am Main, gar nicht weit entfernt von der Dunlopillo-Geburtsstätte. Seit Ende 2016 gehört die Traditionsmarke dem Startup, das Manuel Müller und Dennis Schmoltzi vor vier Jahren gestartet haben. Über das Portal Dormando vertreibt das Duo seine selbst entwickelten Matratzen, aber auch die anderer Hersteller, und Lattenroste, Decken, Kissen oder Bettwäsche. „Angefangen hatte alles zu zweit in einem vierzehn Quadratmeter großen ,Fuchsbau’“, erinnert sich Müller. Heute besetzt das Startup eine Fläche von 1.000 Quadratmetern, rund 120 Mitarbeiter

MatratzenHype! AB INS NETZ Bettzeit will dafür sorgen, dass wir angenehm schlafen. Und mit diesem Versprechen gutes Geld verdienen

BETTZEIT WACHSTUMSRATE

KATEGORIE

verrichten dort ihre Arbeit. Müller E-Commerce und Schmoltzi kamen zu Beginn mit WEBSITE ihrem Ersparten aus, verzichteten auf www.bettzeitgroup.com große VC-Investitionen. Der Vorteil: Heute gehören den Gründern noch 60 Prozent des Unternehmens, darauf sind sie stolz: „Wir müssen uns heute nicht danach richten, was für Investoren gut klingt“, sagt Schmoltzi. Während die neuen Dunlopillo-Matratzen auch über traditionelle Wege vertrieben werden, wollen Müller und Schmoltzi im Netz mit einem anderen Produkt punkten: Seit dem Start im Jahr 2015 hat sich ihre „Emma“-Matratze zum Renner entwickelt. „Mit ihr wollen wir ein Produkt für Kunden anbieten, die nicht lange suchen wollen“, erklärt Müller. Weil das nicht einfach ist, haben die Bettzeit-Ingenieure die Emma-Matratze bereits grundlegend überarbeitet – für die erste Version hatte die Stiftung Warentest nur die Note „ausreichend“ vergeben. In jüngeren, europäischen Tests schneidet Emma besser ab, ist mitunter auch Testsieger. Das ist den beiden Gründern wichtig, denn sie betonen gerne das „Made in Germany“ – die Produktentwicklung finde fast komplett hierzulande statt. Dass die Matratze ein Erfolg für das junge hessische Unternehmen wurde, ist auch einem geschickten Marketing-Schachzug der Gründer zu verdanken: Das Werbegesicht der Marke ist Sängerin Lena Meyer-Landrut. Den Bettzeit-Gründern ist klar, dass der Matratzen-Hype im Netz nicht ewig anhalten wird. Und neben den vielzähligen Startups bieten auch Versender wie Home24 längst Matratzen an, Möbelgigant Ikea setzt immer stärker auf den Online-Verkauf. „Wir sind breiter aufgestellt als die Konkurrenz“, sagt Schmoltzi selbstsicher. „Mit Dormando als eigenem Online-Store, Emma mit einem sehr jungen, modernen Image und Dunlopillo für diejenigen, die auf Bekanntes setzen.“ Die Neuauflage der Dunlopillo-Matratze besteht derweil aus modernem Kaltschaum und nicht mehr aus dem Latexschaum von Murphy und Owen. Weil Tradition irgendwann doch dem Fortschritt weichen muss.

BÜRGERWERKE Unser Redakteur Alex Hofmann hat es sich gemütlich gemacht. Wir haben unter den Matratzen eine Erbse versteckt. Gemerkt hat er nichts

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE CHRIS MARXEN, JANA HORMANN

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Perfektes Match gesucht CONSULTING Früher waren sie McKinsey-Berater – heute vermitteln die Gründer der Online-Plattform Comatch freiberufliche Consultants an Firmen Von Pauline Schnor

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Die Startup-Atmosphäre spiegelt wider, dass Comatch anders sein möchte als Konzerne: Aus denen sind die bei Comatch registrierten Berater nämlich meistens ausgestiegen. Hauptgrund: der Wunsch nach mehr Flexibilität. Ihre Liebe zur Unternehmensberatung leben sie jetzt als Freiberufler aus. Nebenbei erfüllt sich manch einer den Traum vom Gründen, andere werden Winzer oder Falkner, erzählt Hardt. Die Idee hinter Comatch ist einfach: Auf einer Online-Plattform werden selbstständige Berater mit Firmen verbunden. Dabei arbeitet Comatch mit einem Algorithmus: Nur fachlich geeignete Berater können ein freies Projekt online sehen; unter denen, die sich dafür interessieren, filtern der Algorithmus sowie das Comatch-Team dann noch einmal aus. Etwa zwei bis drei maßgeschneiderte Bewerbungen würden schließlich beim Kunden landen, sagt Hardt. Sein Versprechen: In nur 48 Stunden soll ein Projekt mit einem passenden Berater besetzt sein. Ergebe sich ein Match, sei das ein „guter Deal für Berater und Kunden“, sagt Hardt: Freiberufliche Consultants seien bis zu 70 Prozent günstiger als die aus Konzernen, würden damit aber dennoch etwa doppelt so viel verdienen wie Angestellte – 1200 Euro könne ein Tagessatz betragen, sagt Hardt. Zusätzliche 15 Prozent des Tagessatzes zahlen die Kunden an Comatch. 3143 Beraterinnen und Berater sind derzeit bei Comatch registriert, etwa 500 Projekte wurden allein 2017 erfolgreich vermittelt – nicht nur deutschland- sondern weltweit. Comatch hat Büros

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

COMATCH

ie Eingangstür des Neuköllner Altbaus steht offen, zwei Möbelpacker schleppen gerade Bürostühle heraus. Angesichts der sanierungsbedürftigen Optik des Gebäudes bezweifle ich, an der richtigen Adresse des Startups zweier Ex-McKinsey-Berater zu sein. Doch tatsächlich, an einem der Briefkästen steht es: Comatch. Drei Etagen knarrender Treppenstufen höher finde ich das Berliner Startup in einem Loft mit Backsteinwänden, verglasten Meetingräumen und Sofas, auf denen Kollegen mit Macbooks auf den Schößen miteinander diskutieren – das Büro des Zehntplatzierten im Wachstumsranking sieht exakt so aus, wie ich mir ein Hauptstadt-Startup vorstelle. „Vielleicht haben wir diese Räume genau deswegen gewählt“, schmunzelt Co-Gründer Christoph Hardt, als ich ihn auf die Location anspreche.

Sie zogen die Unternehmensberatung vor: die ComatchGründer Jan Schächtele (links) und Christoph Hardt

in Kopenhagen, Amsterdam, Dubai und Paris. Derzeit würden Hardt und sein WACHSTUMSRATE 422% Gründerkollege Jan SchächGRÜNDUNGSJAHR tele über eine dritte Finan2014 zierungsrunde nachdenken. KATEGORIE Bei der vorigen Runde im Mai Suchmaschine / Vermittlung 2016, bei der neben Atlantic WEBSITE Labs und Brains-to-Ventures www.comatch.com auch der Venture Capitalist Acton investierte, sammelten sie vier Millionen Euro ein. Hardt strahlt die Selbstsicherheit eines Mannes aus, der weiß, dass er die richtigen Entscheidungen getroffen hat. 2013 stand er vor der Wahl: zum Junior-Berater bei McKinsey aufsteigen oder selbst gründen? „Tal der Tränen“ nennt Hardt die etwa zwei Jahre, die der Weg zur nächsten Karrierestufe bei McKinsey gedauert hätte. Auf die Frage, was den Berater-Beruf so hart mache, nennt er den Zeitdruck: Länger zu brauchen, als vom Kunden gefordert, sei undenkbar. „Entweder schaffst du es in der Zeit oder du hast etwas nicht richtig gemanagt“, sagt der 37-Jährige. So kämen Berater schnell auf 80 Wochenstunden. Heute, als Co-Founder von Comatch, arbeitet Hardt 60 Stunden pro Woche. Donnerstags geht es mit dem ICE nach Würzburg, die Wochenenden verbringt Hardt mit seiner Familie. Ob seine Entscheidung zu gründen die richtige war, bezweifle er nur, wenn er sich sonntags von seiner einjährigen Tochter verabschieden muss.

COMATCH

Du bist am (Um)zug! Das Spiel zur Zukunft des Büros. Jetzt spielerisch die Zukunft des Büros simulieren. Das Ziel: Mitarbeiter und Entscheidungsträger Ihres Unternehmens zusammenbringen und ein Bewusstsein für die persönlichen Auswirkungen des Wandels in der Arbeitswelt zu schaffen. Das bringt wichtige Erkenntnisse zur Gestaltung des Arbeitsumfeldes und macht auch noch Spaß! Probieren Sie es aus, vereinbaren Sie einen Termin mit uns.

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EXKURS

Von Christina Kyriasoglou Knapp 40.000 Einwohner, neun Grundschulen, ein Golf-Club. Hofheim am Taunus ist eine deutsche Kleinstadt in der Nähe von Frankfurt, die weder sonderlich auffällig noch besonders bekannt ist. Ein Aspekt aber sticht heraus: Aus Hofheim und dem Kreis kommen eine ganze Menge Startupgründer. Darunter sind zum Beispiel Christopher Oster, der hinter dem Versicherungsstartup Clark steht, und seine Frau Sabine Oster, die als Innenarchitektin für Startups erfolgreich ist. Oder Tobias Johann, der den Investor Rheingau Founders mitgegründet hat. Außerdem der Gründer der Sachversicherung Schutzklick, Robin von Hein, sowie The-Hundert-Macher Jan Thomas oder Bjoern Keune, der Arzttermine.de mitgründete und führte, bis es 2016 von dem Gelbe-Seiten-Verlag gekauft wurde. Hat die Stadt also doch etwas Besonderes? Oder warum stammen so viele Tech-Köpfe gerade aus Hofheim und Umgebung?

Fragt man sie selbst, fällt ihnen schnell ein Grund ein: Hofheim ist sehr wohlhabend. Der Main-Taunus-Kreis gehört zu den zehn reichsten in Deutschland, das verfügbare Einkommen beträgt hier pro Kopf 26.670 Euro. In Hessen liegt davor lediglich der benachbarte Hochtaunuskreis, der es deutschlandweit auf den zweiten Platz schafft. Nur in manchen Teilen Bayerns sind die Menschen noch reicher. „Die Einwohner von Hofheim sind gebildet, Väter sind beruflich meist erfolgreicher als die Mütter“, erklärt Janina Mütze, Gründerin des Umfragestartups Civey, die ebenfalls aus der Kleinstadt stammt. „Viele, die ich kenne, hatten ein Haus mit Garten, und der Papa arbeitete bei einer Bank oder der Lufthansa. Man wächst sehr konservativ und wohl behütet auf.“ Aber: Es gibt zahlreiche Städte mit einem solchen Profil, aus

„Jeder hat schon Staub gefressen“

REPORT Aus einer Kleinstadt im Taunus kommen zahlreiche Gründer, die heute in der deutschen Startupszene bekannt sind. Hat Hofheim etwas, was andere Städte nicht haben?

denen kaum Startupgründer hervorgehen. Geld allein reicht also nicht als Erklärung. An den Schulen zumindest scheint es nicht zu liegen: „Meine Deutschlehrerin fragte in der Oberstufe, was wir mal machen wollen“, erzählt Hofheimer Marcel Hollerbach, der gemeinsam mit Co-Hofheimer Dominik Matyka hinter dem Risikokapitalgeber Cavalry Ventures steht und mit ihm bereits 2006 ein erstes Unternehmen gründete. „Als ich sagte, ich wollte ein Unternehmen gründen, hat sie die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.“

Börner. „Und ich wollte die Preise der Händler vergleichen.“ Ernst genommen habe man ihn allerdings nicht. „Sicherlich, weil ich ein so junger Kerl war.“ Seine Energie steckte Börner dann gemeinsam mit Lawrence Leuschner in den ersten Businessplan von ReBuy. Die ursprüngliche Idee: Videospiele sollten via Internet getauscht werden. „Wie beim Video-Krebs, nur eben online“, so Börner. „Den Video-Krebs kannte jeder in Hofheim: Das war das Geschäft des Händlers Robert Krebs, wo man Spiele tauschen konnte.“

Investor Hollerbach glaubt: „Es liegt an der Zusammenstellung der Leute: Hofheim ist voller Unternehmer und Manager.“ Ein bekanntes Beispiel: Der frühere Vorstand der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, wohnt ebenfalls in der Kleinstadt. Das ist aber nicht alles. „In meiner Wahrnehmung ist der Ursprung Marcus Börner“, sagt Gründerin Janina Mütze. Der heute 32-Jährige hat bereits zu Schulzeiten im Jahr 2004 ReBuy gegründet, gemeinsam mit dem Freund Lawrence Leuschner, der das Unternehmen heute noch leitet. Die Plattform, über die Privatleute gebrauchte Sachen kaufen und verkaufen können, soll 2016 etwa 85 Millionen Euro umgesetzt haben. Auch Börners aktueller Geschäftspartner Oliver Oster sieht das ähnlich. Er und Börner haben Ende 2014 das Finanzstartup Optiopay gegründet und gingen beide in Hofheim zur Schule. „Marcus hat mich in der 12. Klasse im Schwimmbad gefragt, ob ich ihm eine Webseite designen könnte“, erinnert sich Oster und lacht. „Aber was er damals von mir wollte, konnte ich nicht.“ Mit Cavalry-Macher Marcel Hollerbach sind beide ebenfalls seit Schulzeiten befreundet. Der sagt: „Zu mir kam Marcus mit einer Internetidee und hat mich gefragt, ob ich ihm das programmieren könne. Verstanden, was er da vorhatte, habe ich damals auch nicht.“

Kurz nach dem Abitur haben Börner und Leuschner dann für ihr Unternehmen das Studium geschmissen – und sind 2006 nach Berlin gezogen. Dort wurde das Vorbild ReBuy zum Anziehungspunkt für andere Hofheimer. „Zum Teil haben zehn oder elf Leute in unserer WG übernachtet“, sagt Börner. Die diente gleichzeitig als Büro. „Das Schlafzimmer war auch Meetingraum.“ Als einmal ein interessierter Investor vorbeischaute, „lag eben noch jemand im Bett“. Diese Nähe und ihr Netzwerk sehen die Gründer aus der Kleinstadt als wichtigen Grund für ihr Durchhaltevermögen in der schnelllebigen Startupwelt. Sie sind zum Teil erst knapp über 30 Jahre alt, aber bereits seit mehr als einem Jahrzehnt in einer Branche unterwegs, in der es wahrscheinlicher ist, pleite zu gehen, als erfolgreich zu werden.

Im Gespräch mit Gründerszene erinnert sich Börner an den Beginn seiner Berufslaufbahn. „Ich habe früh angefangen zu arbeiten – und wurde in meinen Nebenjobs immer ausgebremst.“ Zum Beispiel in der städtischen Therme als Küchenhilfe. „Ich hätte gern die Inventur optimiert, die war total aufwendig“, so

„Jeder von uns hat schon Staub gefressen“, sagt Marcus Börner. „Das Netzwerk aber hilft immer, wenn man es braucht“, findet Mütze. „Auch in schweren Zeiten“, sagt Hollerbach. „Wir kennen uns zum Teil seit dem Kindergarten.“ Vertrauen sei die starke Basis, erklärt Börner. „Wir sind alle gut befreundet, es gibt keine Abzocke.“ Denn die kann in der Startupszene durchaus vorkommen: Nicht selten streiten sich Geschäftspartner untereinander oder mit ihren Investoren. Auch die Hofheimer finanzieren sich teils gegenseitig. Der Kreis aber sei selbstregulierend, sagt Oliver Oster. „Keiner baut Unfug, wir sind sehr loyal und hilfsbereit zueinander. Außerdem könnte man es sich gar nicht leisten, sonst würde es Ärger von den Eltern geben“, sagt Oster und lacht. „Spätestens zurück in Hofheim, an Weihnachten.“

Hofheimer unter sich: Marcus Börner (v. l.n. r.), Simon Peuthert, Marcel Hollerbach, Magnus Eckert, Dominik Matyka und Lawrence Leuschner im Jahr 2006 bei einer ersten gemeinsamen Gründung

YOUMIX-TEAM

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

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Das Ziel von E-Ticket-Startups wie Kinoheld oder CineApp: Kunden sollen ohne Umweg über den Schalter mit ihrem Smartphone direkt zum Abreißer im Kino gehen können, ihr Ticket also rein digital beziehen. Seit 2015 hält Eventim eine 51-prozentige Beteiligung an Kinoheld, das von Constantin Schwaab geleitet wird.

ETWA 1,5 MAL GEHT DER DEUTSCHE IM JAHR INS KINO

Kinoheld arbeitet dazu mit rund 600 mittelständischen, unabhängigen LichtspielhäuEntscheidet sich ein Kinobetreiber sern in Deutschland für Kinoheld, zusammen. Gegenüber verpflichtet er sich den meisten Endvergegenüber dem Startup, seine brauchern tritt es kaum Ticketverkäufe exklusiv über in Erscheinung: Das die bereitgestellte WhitelaBuchungssystem ist bel-Lösung abzuwickeln. Die in die Webseiten der Betreiber erhalten außerdem Partnerkinos integriert. eigens entwickelte Scanner. Hierüber, nicht über Nur mit ihnen lassen sich die den Ticketverkauf auf Kinoheld-Tickets auslesen. Kinoheld.de, macht das Unternehmen den meisten Umsatz. Zehn Prozent auf den regulären Ticketpreis kostet den Kunden die Kinoheld-Buchung. Große Ketten sind nicht an Bord. WACHSTUMSRATE 422%

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KINOHELD

GRÜNDUNGSJAHR

2013

KATEGORIE

Suchmaschine/ Vermittlung WEBSITE

www.kinoheld.de

Neukunden – schnell und einfach Neukunden gewinnen, ohne viel Zeit in die Recherche stecken zu müssen, das verspricht das Berliner BigData-Startup Implisense anderen Unternehmen. Seine Lösung schlägt Verantwortlichen im B2B-Vertrieb potenzielle Geschäftskunden vor, deren Merkmale beispielsweise zu denen eines Bestandskunden passen.

Die Gründer Dr. Andreas Schäfer, Dr. André Bergholz und Hannes Korte trafen sich am Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse und Informationssysteme.

Damit das funktioniert, müssen extrem große Datenmengen ausgewertet werden: Bei Implisense geschieht das über einen Web-Crawler, der das Internet nach frei zugänglichen Informationen zu Millionen Unternehmen durchforstet und sie hinsichtlich ihrer Aussagekraft bewertet.

EIN WEB-CRAWLER DURCHFORSTET DAS INTERNET RUND UM DIE UHR SIEGER

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Software/SAAS

IMPLISENSE WACHSTUMSRATE

381%

GRÜNDUNGSJAHR

2013

KATEGORIE

Software / SAAS WEBSITE

www.implisense.com

In der Datenanalyse werden aus den so gesammelten Texten mithilfe von Wahrscheinlichkeitsrechnung spezifische Firmeneigenschaften abgeleitet. Diese Informationen gelangen schließlich in das Herzstück von Implisense, den sogenannten „Big Data Index“, auf dem die Kundenempfehlungen basieren. Der Datenbestand umfasst Unternehmensangaben zufolge über zwei Millionen aktive Firmen mit „teils mehreren Hundert bekannten Merkmalen“.

Unternehmen rasch finden Online-Einträge fürs Offline-Geschäft: Mit der „Location Marketing Cloud“-Lösung von Uberall können lokale Geschäfte Standortinformationen zu sich in verschiedenen Kanälen im Netz eintragen lassen. Dazu zählen beispielsweise Öffnungszeiten, Adressen und Wegbeschreibungen.

RUND 100 PERSONEN ARBEITEN FÜR DEN DIENST David Federhen, Florian Hübner und Josha Benner gründeten Uberall vor vier Jahren.

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UBERALL WACHSTUMSRATE

373%

GRÜNDUNGSJAHR

2013

KATEGORIE 

Plattform WEBSITE

www.uberall.com

© DEPOSITPHOTOS.COM/DEOMIS

© DEPOSITPHOTOS.COM/ICONFLAT

© DEPOSITPHOTOS.COM/VENIMO

© DEPOSITPHOTOS.COM/ALMOOND

Ohne Anstehen zum Kinoticket

Handcreme, die per Post kommt Uberall hilft den Firmen dabei, die Einträge auf Google, Facebook, in Navigationssystemen oder Branchenverzeichnissen zentral zu organisieren, sie aktuell zu halten und darüber zu werben. Das Kundenfeedback auf Bewertungsportalen und Social-Media-Kanälen können Unternehmer mithilfe von Uberall ebenfalls für alle Standorte im Blick behalten. Ziel ist es, dass Kunden Unternehmen und ihre Filialen online schneller und häufiger finden, wenn sie zum Beispiel nach Empfehlungen suchen.

Das soll die Umsätze vor Ort ankurbeln. Project A Ventures und der VC-Arm des Online-Konzerns United Internet sind an Uberall beteiligt. Derzeit arbeiten rund 100 Personen für Uberall, das mit Büros in Berlin und San Francisco vertreten ist.

Abo-Commerce war mal ein echtes Hype-Geschäft. Doch viele Startups scheiterten am Produktversand in Boxen – von Spielzeug bis Tierfutter. Der Geschäftsführer des Osnabrücker Abo-Vertriebs Metracrew Group, Tobias Eismann, glaubt aber nicht an ein Ende des Booms.

Sein Unternehmen arbeitet mit Kunden wie Brigitte oder Lindt zusammen, verschickt für sie etwa Schokolade oder Handcreme im Monats-Abo, vertreibt aber auch eigene Boxen. Zuletzt konnte die Gruppe ihren Umsatz von 7,5 Millionen Euro im Jahr 2015 auf knapp zehn Millionen Euro im Jahr 2016 steigern. 2017 sollen es rund 14 Millionen werden, schätzt Eismann. Metacrew beschäftigt derzeit 60 Mitarbeiter an den Standorten Osnabrück, Berlin und Melle, wo das Unternehmen seit Anfang 2017 eine eigene Produktion mit einer Tageskapazität von 3.000 Boxen betreibt.

2017 habe man insgesamt circa 400.000 Boxen an rund 60.000 Abonnenten verschickt, so Geschäftsführer Eismann. Im Ranking des vergangenen Jahres konnte die gebootstrappte Metacrew Group mit 381 Prozent bereits eine vergleichbare Wachstumsrate vorlegen.

Das Unternehmen arbeitet mit Kunden wie Brigitte oder Lindt zusammen.

400.000 BOXEN UND 60.000 ABONNENTEN IN 2017

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METACREW WACHSTUMSRATE

365%

GRÜNDUNGSJAHR

2008

KATEGORIE

E-Commerce WEBSITE

www.metacrew.de

Recherche: Elisabeth Neuhaus

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

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Beleg einreichen

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Geld bekommen

INSTAFF

Von Frank Schmiechen

WACHSTUMSRATE

A

348%

GRÜNDUNGSJAHR

2014

KATEGORIE

Plattform INSTAFF

WEBSITE

www.instaff.jobs

Wir zahlen für Sie

Die Idee von InStaff ist es, einen Online-Marktplatz für kurzfristige Beschäftigungen zu bauen. Es soll für die Kunden schnell und unbürokratisch möglich sein, einen Zeitarbeitsjob als Promoter, Servicekraft, Messe-Hostess oder Köchin zu ergattern. Für Firmen soll es im Gegenzug leichter sein, unkompliziert Mitarbeiter auf Zeit zu rekrutieren. Dafür schlägt InStaff 43 Prozent auf den Lohn auf.

MITARBEITER-BONUS-PROGRAMME Spendit will mit digitalen Produkten den Aufwand für Personaler reduzieren und Mitarbeiter glücklich machen

Weil Instaff in der sehr genau beäugten Zeitarbeitsbranche tätig ist und sehr viele Beschäftigte abrechnet, bekam das junge Unternehmen schon deutlich zu spüren, wie die Bürokratie in Deutschland tickt. Es gab bereits drei Prüfungen von der Bundesagentur für Arbeit, eine Prüfung in Bezug auf Arbeitssicherheit und Brandschutz, eine Prüfung in Bezug auf psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz und eine Lohnsteuerprüfung.

Von Georg Räth

F

lorian Gottschaller verkauft zwei Produkte an Unternehmen: eine Prepaid-Mastercard, die Gutscheine und Sachbezüge für Mitarbeiter der Firma bündelt, und die neue App Lunchit. Damit erhalten Arbeitnehmer für ihre Mittagessen bis zu 6,27 Euro am Tag. Steuerfrei.

Florian, Lunchit habt Ihr vor einem Jahr gestartet. Was ist seitdem passiert? Das Team ist auf knapp 40 Mitarbeiter gewachsen, und die Firmenkundenzahl hat sich auf mehr als 2.000 verdoppelt. Aber viel wichtiger ist, dass wir in eine Phase gekommen sind, in der wir Prozesse und Strukturen einführen, damit alles gut funktioniert. Ist das noch Startup? Macht Dir das Spaß? Die anstrengendste Phase ist, wenn man anfängt und keine Ressourcen hat, sondern nur die Idee. Mir macht es jetzt Spaß, weil wir uns als Gründer nicht mehr um alles kümmern müssen. Als Gründer sollte man ja an der Firma arbeiten, nicht in der Firma. Zum Start von Lunchit sagtest Du, dass Ihr zu einem HR-Hub werden wollt, also verschiedene Bereiche in der Personalverwaltung digitalisieren wollt. Ist das noch die Vision? Die Vision ist aktueller denn je. Gerade entwickeln wir eine einheitliche Verwaltungsplattform, wo die Personalabteilung unsere beiden Produkte verwalten kann. Diese Plattform ist die Voraussetzung dafür, dass wir besser wachsen, durch CrossSelling beispielsweise. Aber auch dafür, weitere Services aus dem Bereich Mitarbeiter-Benefits einbinden zu können. Wir werden aber nicht jeden Service selber entwickeln, sondern externe Produkte einbinden, etwa für Dienstfahrräder oder Sportkurse.

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

Ihr wollt weg aus dem Bereich der Verwaltung und hin zu Benefits für Mitarbeiter? Ich unterscheide da gar nicht. HR-Verantwortliche sind heute Verwalter. Aber es ist nicht so wichtig, ob der Urlaubsantrag richtig eingereicht wurde, das kann auch ein Tool machen. Zu wissen, was die Mitarbeiter bewegt oder wie sie sich weiterbilden können, das sind die Sachen, die eigentlich für HR wichtig sein sollten. Die meisten Personalverantwortlichen haben heute nicht die Zeit, das in den Fokus zu rücken. Wir wollen den HR-Verantwortlichen helfen, in ihre eigentliche Rolle zu kommen. Du hast vor Spendit für eine der größten Investment-banken in London gearbeitet. Wie schaust Du jetzt auf die Zeit zurück? Wenn ich mit meinen Ex-Kollegen aus dem Banking-Bereich spreche, dann reden sie jetzt schon verklärt über die Vergangenheit. Aber ich bin 43 und fühle mich zu jung, einen Abgesang auf meine Karriere zu singen. Bei Spendit habe ich das Gefühl, an einem sinnvollen Thema mit sehr viel Potenzial zu arbeiten. Das kompensiert für mich alle finanziellen Einbußen im Vergleich zum Gehalt, das ich in London verdient habe.

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SPENDIT WACHSTUMSRATE

353%

GRÜNDUNGSJAHR

2014

KATEGORIE

Spendit-Gründer Florian Gottschaller

uch ohne den Einsatz von Risikokapital kann ein Startup sehr schnell wachsen. Das zeigt das Beispiel von InStaff. Mitgründer Pascal Klein steuerte 25.000 Euro für den Start bei. Die gleiche Summe kam vom Plug-and-Play-Accelerator von Axel Springer. Dabei ist es geblieben. Denn bereits wenige Monate nach dem Start wurde InStaff profitabel. Und das junge Unternehmen wächst schneller als die meisten anderen Startups, die von Risikokapitalgebern finanziert sind. Den Gründern gehören noch 95 Prozent der Firma.

Plattform WEBSITE

www.spendit.de

Der digitale Mittelstand von morgen

Akten pflastern ihren Weg ZEITARBEITER Auf der Plattform von InStaff werden befristete Jobs vermittelt. Das Berliner Startup hat täglich mit der Bürokratie zu kämpfen

Außerdem muss für jeden Job, den InStaff vermittelt, ein Arbeitsvertrag mit dem Jobber sowie ein Arbeitnehmerüberlassungsvertrag mit dem Kunden auf Papier verewigt werden. Deshalb erhält InStaff täglich mehr als 100 Briefe. Eine eigens dafür beschäftigte Werkstudentin sortiert 20 Stunden pro Woche die Briefe. An der Wand des Großraumbüros stehen zwei Aktenschränke, die gut gefüllt sind. Trotz all dieser Belastungen hat InStaff im Gesamtjahr 2016 einen Umsatz von 2.850.000 Euro erzielt. Allein im Monat September 2017 waren es schon 730.000 Euro und mehr als 100.000 Euro Gewinn. Auf der Plattform finden sich mehr als 50.000 Profile. Viele davon sind Auszubildende, Studenten und Schüler. Man hat die Konkurrenz bereits hinter sich gelassen. Das eindrucksvolle Wachstum hat InStaff ohne aufwendiges Marketing und Werbung erreicht. Die Gründer Pascal Klein und Max Ferdinand Kunz wollen jedenfalls bei ihrer Geschäftspolitik bleiben und auf Fremdkapital verzichten. Klein schmunzelt: „Im schlechtesten Fall wird InStaff kein Milliarden-Unternehmen, sondern nur ein 10-Millionen-Unternehmen. Egal. Wir konzentrieren uns voll darauf, ein tolle Firma zu sein und eine tolle Arbeitsatmosphäre zu haben.“

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

41

GRAFIK: JANA HORMANN

Essen gehen. Beleg fotografieren

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ERNÄHRUNG Proteinpulver für Bodybuilder war gestern. Hej Nutrition und Foodspring wollen Sportlernahrung zum Lifestyle-Produkt machen und haben damit einen Trend ausgelöst

FOODSPRING WACHSTUMSRATE

290%

GRÜNDUNGSJAHR

2013

KATEGORIE 

E-Commerce WEBSITE

www.foodspring.de

23

Von Lisa Ksienrzyk 

S

Fitness-

portlernahrung sah vor einigen Jahren noch so aus: Fünf-Kilo-Plastikkanister voll mit löslichem Proteinpulver und kryptischen Inhaltsstoffen, welches mit Milch und Quark zu einem Drink verrührt wird. Eine Nische, die muskelbepackte Bodybuilder anspricht, fitnessbegeisterte Menschen, die sich aus anderen Gründen gesund und proteinreich ernähren wollen, allerdings abschreckt. Die Startups Hej Nutrition und Foodspring haben daher Eiweißbomben in Form von Riegeln entwickelt und setzen auf Verpackungsdesign, das nicht nur für den gestählten Bodybuilder attraktiv ist. Dass der Trend rund um das Thema Fitnessnahrung immer weiter zunimmt, beweist das Wachstum der beiden jungen Unternehmen. Die Gründer wollen die Zielgruppen von Sportlernahrung vergrößern und von der Nische zum Lifestyle-Produkt avancieren. „Die Leute haben noch einen inneren Widerstand gegen gesunde Ernährung“, so der Mitgründer von Hej Nutrition, Julius Wolf.

r e l y St

Food für

Bootstrapping oder Venture Capital? Hej Nutrition und Foodspring sind beide im selben Jahr an den Start gegangen. Während Hej Nutrition anfangs auf externe Geldgeber verzichtet hat und die ersten vier Jahre nur durch den Cashflow gewachsen ist, hat Foodspring von Beginn an auf fremdes Kapital gesetzt. „Wir sind mit einem Gründungsdarlehen von 25.000 Euro gestartet. Das Geld hat aber nicht lange gereicht“, so Hej-Mitgründer Wolf. Schon 2015 hätten die CEOs von Hej Nutrition erste Gespräche mit Geldgebern geführt, eine Finanzierung allerdings ausgeschlossen. „Wir wollten hundert Prozent an unserer Firma behalten und das Risiko gemeinsam stemmen“, so Wolf. Im Mai 2017 hat Hej Nutrition erstmalig Eigenkapital eingesammelt. Die Business Angels Jörn Kreke,

HEJ NUTRITION WACHSTUMSRATE

229%

GRÜNDUNGSJAHR

2013

KATEGORIE 

E-Commerce WEBSITE

www.hej-nutrition.de

Sprössling aus dem Duftimperium Douglas, und der Immobilienmanager Albert Büll haben zusammen 1,6 Millionen Euro in das Hamburger Startup gesteckt. „Wir wollen keinen großen VC, der uns hochkatapultiert“, sagt Hej-Mitgründer Wolf. Die Kapitalspritzen für das Berliner Unternehmen Foodspring belaufen sich insgesamt auf mehrere Millionen Euro. Allein Anfang des Jahres hat Foodspring sechs Millionen Euro in einer einzigen Finanzierungsrunde bekommen, darunter vom Venture-Capital-Investor btov, der Deutschen Handelsbank und ihrem Altgesellschafter Econa, der das Food-Startup bereits von Beginn an mitfinanziert. Wie viel Geld Foodspring insgesamt erhalten hat, möchte Mitgründer Philipp Schrempp allerdings nicht sagen. Foodspring hatte von Anfang an mehr Kapital zur Verfügung, während Hej Nutrition vor allem organisch gewachsen ist. Das Berliner Startup Hej rechnet damit, in diesem Jahr rund fünf Millionen Euro umzusetzen. Damit sei es nach eigenen Angaben um knapp einhundert Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. Foodspring strebt für 2017 einen höheren achtstelligen Umsatz an, wie Mitgründer Schrempp bestätigt. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen einen niedrigen achtstelligen Betrag umgesetzt.

CHRIS MARXEN

„Wir sind gerne bereit, auf kurzfristige Profitabilität zu verzichten, um eine interessante Langzeitperspektive zu bekommen“

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

Foodspring-Mitgründer Philipp Schrempp

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

43

ANZEIGE

Die Zutaten, die ihr auf dem Foto auf Seite 42 seht, stecken – neben anderen – in diesen Riegeln: Von Hej Nutrition kommt die Sorte Chocolate & Almonds (r.), foodspring bietet einen seiner Protein Bars in der Geschmacksrichtung Cookie Dough an

Bereits nach nur einer Produktbestellung seien Kunden von Hej Nutritio rentabel für das Startup. Der Hersteller für Fitnessfood verkauft seine Produkte in Deutschland und drei weiteren europäischen Staaten. Das Berliner Unternehmen Foodspring ist in zwölf Ländern tätig, wobei Frankreich der zweitstärkste Markt sei. „Wir haben Länder, da sind wir beim ersten Kauf profitabel, aber das ist eher die Ausnahme“, sagt Schrempp. In Deutschland beispielsweise sei das Startup „darauf angewiesen, dass der Kunde die Produkte und die Experience, die er beim Kauf hat, gut findet und wiederkommt.“ Foodspring gebe zwar „einen Großteil“ für Marketing aus, die Markenbildung lebe aber von Mundpropaganda. Hej Nutrition sieht seine Stärke im Social-Media-Marketing. Im Frühjahr konnten sie die Fitnessbloggerin Pamela Reif als Testimonial gewinnen, was ihnen eine große Reichweite und Bekanntheit eingebracht habe.

Der Einzelhandel macht sich bereit Beide Food-Startups verkaufen ihre Produkte größtenteils über den Online-Handel. „Grundsätzlich sehen wir uns als online-first company. Das ist das, wo wir zu Hause sind und was wir verstehen“, äußert sich Foodspring-CEO Philipp Schrempp. Das Unternehmen führe jedoch gerade eine Pilotprojekt-Phase durch und teste seine Produkte im Einzelhandel. Das Standbein solle dennoch weiterhin das Online-Geschäft bleiben, sagt der

Gründer. Auch Hej Nutrition strebt eine Listung im Einzelhandel an, möchte seinen Offline-Bereich aber gezielt ausbauen. „Bis Ende des Jahres werden wir in mehr als 200 Handelsfilialen liegen“, ist Wolf zuversichtlich. Erst kürzlich hat das Startup eine Kooperation mit der norddeutschen Drogeriekette Budnikowksy abgeschlossen. In den vergangenen Monaten konnte Hej bereits rund 15 Prozent seines Umsatzes im Offline-Handel erreichen. Die Gründer von Hej Nutrition und Foodspring sehen sich zwar als Konkurrenten, sprechen aber über bestimmte Themen ähnlich. Beide Startups geben an, dass sie an einem Punkt angelangt sind, an dem sie ihre Unternehmen innerhalb kurzer Zeit in die Profitabilität führen können. Hej kann bisher einige Monate vorweisen, in denen sie schwarze Zahlen schreiben, entscheidet sich aber bewusst dagegen, um weiter wachsen zu können. „Wir möchten mit allem etwas mutiger werden“, gibt Hej-Gründer Wolf zu. „Auch mit Blick auf die Werbeausgaben.“ Diese Einstellung vetritt auch Schrempp: „Wir haben das Ziel, dass wir in weiteren Ländern stärker werden und mehr Menschen erreichen. Und auf dem Weg dorthin sind wir gerne bereit, auf kurzfristige Profitabilität zu verzichten, um eine interessante Langzeitperspektive zu bekommen.“ Foodspring könne 2018 darauf zusteuern, schwarze Zahlen zu schreiben. „Wenn wir uns nicht noch für eine steilere Wachstumskurve entscheiden“, so der Mitgründer.

„Wir möchten mit allem etwas mutiger werden. Auch mit Blick auf die Werbeausgaben“ Hej-Nutrition-Mitgründer Julius Wolf

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

Gemeinsame Programme von Corporates und Startups sind längst keine Seltenheit mehr, um Innovationen voranzutreiben. Wie können Corporates eine solche Liaison initiieren – und sie erfolgreich und rechtssicher gestalten? WARUM STARTUPS UND CORPORATES GEMEINSAME SACHEN MACHEN SOLLTEN Unternehmen streben nach Innovation und Wachstum. Immer mehr etablierte Firmen und Konzerne kombinieren dafür in Inkubator- oder Accelerator-Programmen die eigenen Stärken mit denen von Startups. Während sie ihren Counterparts vor allem Kontakte, Know-how, finanzielle Möglichkeiten und Infrastruktur bieten, warten Startups mit ungewöhnlichen Herangehensweisen, einem digitalen Mindset, technologischer Raffinesse und Reaktionsgeschwindigkeit auf. Für Corporates ergeben sich daraus neue Denkanstöße, innovative Konzepte und die Möglichkeit, in Startups zu investieren. Startups wiederum profitieren von wertvoller Expertise in Sachen Prozess-Management, Geschäftsaufbau sowie umfassenden Kontakt- und Vertriebsnetzwerken. ERFOLGREICH GRUNDLAGEN FÜR PROGRAMME SCHAFFEN Corporates müssen klar definieren, mit welchen Prozessen sie welche Strategie verfolgen und wie das Programm langfristig finanziert werden soll. Externe Partner wie Coaches und Investoren sollten sie sorgfältig auswählen, damit die Zusammenarbeit auch ihr volles Potenzial entfaltet. Durch institutionalisierte Prozesse wie Demo Days können sie zudem fachlichen Austausch fest im Ablauf verankern.

CHRIS MARXEN

CHRIS MARXEN

ACCELERATOREN UND INKUBATOREN ALS INNOVATIONSBESCHLEUNIGER

Dr. Juliane Voigtmann und Stefan Schreiber von CMS

Und noch bevor es losgeht, sollten sie planen, wie sie Resultate rechtlich absichern.

Bußgelder der Europäischen Datenschutzgrundverordnung besonders wichtige Punkte.

1. Know-how-Schutz Corporates müssen sowohl die Anforderungen an die Programmkonzeption als auch die Grundlagen für Kooperationen oder Beteiligungen rechtssicher gestalten. Die größte rechtliche Herausforderung besteht darin, den Schutz von Innovationen, also Know-how, zu gewährleisten. Laut EURecht müssen Corporates das Know-how mit objektiven, „den Umständen entsprechenden angemessenen Geheimhaltungsmaßnahmen“ gegen Offenbarungen absichern und diese zum Nachweis dokumentieren.

3. Schutz von Immaterialgüterrechten Arbeiten mehrere Gruppen an einem gemeinsamen Projekt, stellt sich schnell die Frage: Wer beansprucht dieses geistige Eigentum? Um potenzielle Investoren mit solchen Streitpunkten nicht abzuschrecken, muss der Rechtsanspruch klar dokumentiert werden.

2. Datenschutz Personenbezogene Daten genießen einen hohen Schutz. Die Unternehmensnetzwerke von Inkubatoren und Acceleratoren stehen hier vor der Herausforderung, die Datenübermittlung untereinander durch eine wirksame Einwilligungserklärung der Betroffenen abzusichern und zu klären, wer die datenschutzrechtlich verantwortliche Stelle und wer Auftragsdatenverarbeiter ist. Im Hinblick auf die erhöhten

Diese Maßnahmen sind Voraussetzung dafür, dass Netzwerke tatsächlich zu Innovationsbeschleunigern werden. Dr. Juliane Voigtmann und Stefan Schreiber von CMS, eine der führenden Wirtschaftskanzleien, beraten regelmäßig Corporates, Investoren und Startups und helfen bei Fragen zum Thema Acceleratoren und Inkubatoren gerne weiter. [email protected] [email protected]

https://cms.law/de/DEU/ WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

GRÜNDERSZENE

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„Im Grunde sind Granny Squares wie ein Startup. Es fängt klein an und nimmt immer mehr Strukturen an. Man muss sich immer weiter vorarbeiten“

Von innen nach außen – Amber Riedl und Axel Heinz zeigen uns, wie man Granny Squares häkelt

Axel Heinz 

Mehr als eine Luftmasche

18

MAKERIST WACHSTUMSRATE

284%

HANDARBEIT Egal ob Kochen oder Nähen, das Thema „Do It Yourself“ war schon immer da. Auf der Online-Plattform Makerist können kreative Köpfe lernen, wie sie ihre Ideen in die Tat umsetzen. Unsere Redakteurin hat es ausprobiert

GRÜNDUNGSJAHR

CHRIS MARXEN

2013

KATEGORIE 

E-Commerce  WEBSITE

www.makerist.de

Von Lisa Ksienrzyk 

A

ls ich die schwere Industrietür zum Büro von Makerist öffne, weiß ich nicht, wohin ich zuerst gucken soll. Auf die hohen Decken. Den Vorhang aus silbernem Lametta, der die Arbeitsbereiche voneinander trennt. Die pastellfarbigen Pompons aus Papier, die überall im Büro verteilt sind. Oder das riesige Makerist-Wandbild aus Wollfäden. „DIY ist kein Hobby, es ist eine Lebenseinstellung“, steht auf einer Postkarte. Ich fühle mich wie in einem real gewordenen Pinterest-Profil. Amber Riedl und Axel Heinz sind vor vier Jahren mit einer Handarbeitsschule im Internet gestartet. Ihr Anspruch ist es, „dass Handarbeit jederzeit ein entspanntes und schönes Erlebnis ist“, wie mir Heinz erzählt. Auf Makerist erhalten Kreative Anleitungen und Vorlagen für ihre eigenen Projekte. Angefangen vom Nähen und Stricken bis hin zum Plotten und Basteln. Rund 18 Millionen Deutsche machen regelmäßig Dinge selber. In den Kreis einstechen, den Faden holen und durch die Maschen auf der Nadel ziehen. Ich frage Riedl und Heinz, wie sie Familie und Startup unter einen Hut bekommen, höre die Antwort aber nur in der Ferne. Denn ich häkle einen Granny

46

GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

Square, ein quadratisches Muster. Oder vielmehr: Ich lerne, wie man einen Granny Square häkelt. Und dass es volle Konzentration benötigt, zu häkeln und gleichzeitig ein Gespräch zu führen. „Alles wird digitaler, globaler und schneller. Und da gibt es natürlich Gegenbewegungen, da passt Handarbeit wunderbar dazu“, versucht Heinz den DIY-Trend zu erklären. Stricken, Häkeln und Co. seien beruhigend, fokussierend, fast wie Meditation, so beschreibt es der ehemalige Dawanda-Mitarbeiter. Als ich den Faden durch die enge Schlaufe ziehen will, verkrampfen sich meine Finger dermaßen, dass von Gelassenheit keine Rede sein kann. Nächste Reihe. „Im Grunde sind Granny Squares wie ein Startup“, versucht Heinz das Muster zu erklären. „Es fängt klein an und nimmt immer mehr Strukturen an. Man muss sich immer weiter vorarbeiten.“ Makerist beschäftigt mittlerweile 42 Mitarbeiter. Rund 800.000 registrierte Nutzer folgen den Online-Kursen, kaufen E-Books oder Materialien über die Plattform. Für 2017 plant das Startup mit einem Umsatz von sechs Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr will Makerist seine Erlöse verdoppeln. Profitabel ist das Startup noch nicht durchgängig.

Die Hauptsaison für Handarbeit sei im März, sagt der Co-Founder. „Im Sommer flacht das Geschäft wieder ab. Das ist wie eine Badewanne.“ Heinz zeichnet die geschwungene Form mit seinen Händen nach. Am Anfang des Jahres, in der kühlen Jahreszeit, stricken die Menschen verhältnismäßig viel. Sobald es wärmer wird, lassen sie Nadeln und Faden fallen und nehmen ihre DIY-Projekte erst zum Herbst wieder auf. „Wir wollen effizient weiterwachsen, indem wir den Markt vergrößern“, sagt Axel Heinz. „Wir haben in Deutschland seit einiger Zeit unseren Mix gefunden, der auch stabil ist. Es geht nicht mehr um das Ultrawachstum, sondern eher darum, Makerist solide in die Profitabilität zu führen.“ Erst dann wollen die Gründer über weitere Handarbeitsbereiche nachdenken. Momentan testen sie ihre Online-Plattform in Frankreich und im anglo-amerikanischen Raum. Teams vor Ort soll es nicht geben, sondern alles soll vom Berliner Büro aus organisiert werden. Heinz und Riedl haben sich 2013 über Freunde kennengelernt. Heinz kam vom E-Commerce-Portal Dawanda, Riedl hatte gerade ihr Startup rund um das Thema Hochzeitsplanung verkauft.

Anfangs teilten sie sich noch ein Co-Working-Büro mit dem ehemaligen StudiVZ-Chef Michael Brehm, bauten den Hausflur zum Stofflager um und ließen Riedls Kinder für Faschingskostüme posieren. Ein frühes Angel-Investment, eine Finanzierung vom High-Tech-Gründerfond und der Cewe-Stiftung brachten Makerist noch im selben Jahr 850.000 Euro ein. In einer Series A-Runde sammelten sie weiteres Kapital vom OZ-Verlag ein. In der Series B ist der Gruner + Jahr Verlag eingestiegen. „Wenn sie uns nicht in irgendetwas blockieren können, sind uns Verlage genauso lieb wie ein reiner VC“, kommentiert der Co-Founder die Anteilseigner. Mittlerweile häkle ich ebenfalls meine zweite Runde. Heinz und Riedl erklären mir Schritt für Schritt, welche Schlaufe ich durch welche Masche ziehen soll. Die Anleitung vor mir auf dem Tisch ist etwas kryptisch. Ein Lehrer aus Fleisch und Blut, der persönlich auf mein Ungeschick eingehen kann, erscheint mir effektiver. „Wir machen eigentlich kaum Kurse für Einsteiger“, entgegnen die Gründer. „Wir wollen Leuten, die bereits gut sind, zeigen, wie sie ihre Technik verbessern können. Und das können dir eben nicht viele beibringen, wenn du schon gut bist.“

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

47

Der CampingPate

Finstreet hilft Banken, Sparkassen und Versicherungen bei ihren digitalen Produkten auf die Sprünge

WOHNMOBILE Schätzungen zufolge befinden sich 450.000 rollende Eigenheime in Deutschland in Privatbesitz. Viel zu oft stehen sie allerdings herum. Zeit, das zu ändern, findet das Startup Campanda

FINSTREET WACHSTUMSRATE

251%

GRÜNDUNGSJAHR

2014 SIEGER

Fintech

KATEGORIE

Fintech

WEBSITE

www.finstreet.de

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

20

Von Marco Weimer

„Der Markt ist riesig. Im Schnitt sind es 1.300 Euro pro Buchung mit einer guten Kommission zwischen 10 und 20 Prozent“, sagt Möller. Eine Milliarde Nächte würden im Schnitt für touristische Zwecke im Wohnmobil verbracht. Der Caravaning-Verband CIVD schätzt, dass sich derzeit allein in Deutschland etwa 450.000 Wohnmobile im Privatbesitz befinden. Zusammen mit gewerblichen Fahrzeugen sollen es etwa 1,3 Millionen zugelassene Wohnwagen und Wohnmobile sein. In den Jahren, als Möller noch Erento leitete, sei die Kategorie Camping zum umsatzstärksten Segment herangewachsen. Für ihn Grund genug, ein neues Business zu starten. Mit dem Geld, das er durch den Verkauf von Erento 2011 eingenommen hat, gründete er zwei Jahre später die Berliner Camper-Vermittlung Campanda. Mittlerweile arbeiten in seinem Unternehmen 65 Mitarbeiter, die Plattform ist mit 26.000 Fahrzeugen in 42 Ländern aktiv. 250.000 Kunden hätten bereits über die Plattform einen Camper gemietet, verrät Möller. Angefangen hat alles mit der Vermittlung von gewerblichen Fahrzeugen. Seit vergangenem Jahr ist die Plattform zudem ins P2P-Geschäft eingestiegen und vermittelt ähnlich wie Wettbewerber Paul Camper private Fahrzeuge. 5.500 private

CAMPANDA WACHSTUMSRATE

250% CHRIS MARXEN

E

s gab Zeiten, da standen Stretchlimousinen, Harleys und Sportwagen hoch im Kurs bei Online-Vermittlungen. 2003 war die Mietplattform Erento hierzulande die erste und einzige große Anlaufstelle, über die solche Fahrzeuge vermietet wurden. Dass Gründer Chris Möller zehn Jahre später „nur“ noch mit Wohnmobilen zu tun haben würde, hat auch er anfangs kaum glauben können. Doch die Zahlen haben ihm die Entscheidung leicht gemacht.

ISTOCK/PESHKOV

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Digital-Nachhilfe

Onlinebanking – und sonst nicht viel. Diesen Eindruck gewannen die Finstreet-Gründer von der Servicelandschaft der deutschen Finanzbranche während ihrer Zeit bei einem Beratungsunternehmen. Das in ihren Augen maue digitale Angebot brachte die Berater dazu, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Als reiner B2B-Anbieter zählt Finstreet ausschließlich Banken, Sparkassen und Versicherungen zu seinen Kunden. Für sie entwickelt das Startup digitale Produkte und Lösungen – bisher zum Beispiel ein Immobilienportal oder eine Buchhaltungssoftware für Kleingewerbetreibende und Selbstständige. „Auf der einen Seite gibt es klassische Beratungsunternehmen, die strategisch helfen, die Konzepte aber technisch nicht umsetzen können“, so FinstreetGeschäftsführer David Niedzielski. „Auf der anderen Seite stehen Anbieter, die sich um den technischen Hintergrund kümmern, die fachlichen Anforderungen aber nicht verstehen. Diese Lücke schließen wir mit unserem Angebot“.

GRÜNDUNGSJAHR

2013

KATEGORIE

Campanda-Gründer Chris Möller ist sich sicher: Urlauber wollen heute nicht mehr mit hundert Leuten am Hotelbüffet stehen. Lieber verreisen sie mit dem Wohnmobil

Anbieter sollen bereits auf der Plattform zu finden sein. Möller stellt die rhetorische Frage, mit der alle Plattformen derzeit in diesem Segment um Kunden buhlen: „Macht es noch Sinn, sich ein Wohnmobil für 50.000 Euro zu kaufen, um es dann nur für 20 Tage im Jahr zu nutzen?“ Sharing ist der neue Hoffnungsmarkt – nicht nur, was die Vermietung des eigenen Campers angeht, sondern vor allem den Bedarf an Fahrzeugen. „Viele Urlaubsziele wie Türkei und Ägypten fallen weg. Die Leute wollen lieber innerhalb von Europa bleiben.“ So erklärt sich der Campanda-Gründer den Anstieg der Nachfrage. „Außerdem zieht es sie in die Natur, sie sind gern aktiv mit ihrer Sportausrüstung unterwegs und wollen nicht am Frühstücksbuffet mit hundert anderen Leuten anstehen.“ Allein im Vergleich zum Vorjahr sollen die Zulassungszahlen von Wohnmobilen um 30 Prozent gestiegen sein.

Suchmaschine / Vermittlung WEBSITE

www.campanda.de

Der Campanda-Gründer glaubt, dass sich der Camping-Markt nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für den Wohnwagen-Besitzer selbst lohnt. „Du kannst wirklich damit Geld verdienen und einen Nebenerwerb starten.“ Die Versicherungsfragen werden über die Plattform geregelt. Lediglich was die Steuerabgaben anbelangt, muss sich der Inhaber eines Fahrzeugs, das er regelmäßig untervermietet, selbst organisieren. Möller denkt bereits laut darüber nach, in den kommenden Jahren eine Fusion mit anderen Plattformen anzupeilen. „Wer den besten Service und die meisten Bookings hat, wird das Rennen machen. Es ist gerade eine Konsolidierungsphase im Gange von einzelnen Playern. Den ersten wird das Geld ausgehen.“ Campanda hat bereits 18 Millionen Euro eingesammelt. Unter anderem sind die Michelin Travel Partner und Atlantic Labs dabei. Eine weitere Runde sei nicht ausgeschlossen, so Möller.

„Macht es noch Sinn, sich ein Wohnmobil für 50.000 Euro zu kaufen, um es dann nur für 20 Tage im Jahr zu nutzen?“ Chris Möller

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

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EXKURS

Deutschland, deine Valleys

BioCon Valley Hanse Valley

Bremen Valley

GRÜNDERSZENE Das Silicon Valley ist nicht nur für Gründer ein Sehnsuchtsort – auch Medien ziehen den High-Tech-Standort gerne als Vergleich heran. Hier sind deutsche Orte, die als die nächsten großen Valleys ausgerufen wurden

Berlin Valley

Silicon Sanssouci

Von Michel Penke

Wenn Sie das nicht glauben können, lesen Sie entschieden zu wenig Lokalzeitungen. Dort wird regelmäßig über neue Valleys berichtet, die irgendwo in der deutschen Provinz aufploppen. Vom Measurement Valley zum Beispiel in Göttingen, dessen Messtechnik die Welt in maßloses Staunen versetzt. Oder dem Cyber Valley in Stuttgart, wo gerade die Zukunft der künstlichen Intelligenz erfunden wird. Und natürlich Karlsruhe, dem Mekka der internationalen Tech-Szene. Wenn Politiker oder Lokaljournalisten ihre Heimatstädte beschreiben, gehen mit ihnen schnell mal die Pferde durch. Da wird aus ein paar Startups ein Cyber-Cluster, aus einem örtlichen Internet-Shop ein Amazon-Konkurrent und aus ein paar IT-Mittelständlern das nächste Silizium-Tal. Wem aber als erster die „Internethauptstadt Karlsruhe“ rausgerutscht ist, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. All das kann man belächeln – oder sich darüber amüsieren. Wir haben uns für beides entschieden und die Silicon Valleys Deutschlands zusammengetragen, die von Ministerpräsidenten, Zeitungen und hyperventilierenden Pressemitteilungen ausgerufen wurden. Hier sind die Nabel der Welt: Da gibt es die sprachliche Perle Silicon Sanssouci, die in Potsdam liegt und die man mit etwas bösem Willen als „Silikon ohne Sorgen“ übersetzen könnte. Wer auf einen Forschungsstandort der Brustimplantat-Industrie hofft, dürfte schwer enttäuscht werden. Auch hier dreht sich alles nur um das Eine: Code. Nicht weit davon entfernt, im Süden, vibriert das Silicon Saxony, oder wahlweise Saxony Valley, vor Energie-Startups. Dafür sind die Sachsen laut Süddeutscher Zeitung derzeit – neben disruptierenden, parteipolitischen Produkten – berühmt.

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

Die höchste Valley-Dichte weist indes der Rhein auf: Düsseldorf, Aachen, Mannheim und Bonn. Selbst Köln kühlt Server und überhitztes Risikokapital mit dem Wasser der Rheinrinne. Der Duft des Eau de Silicon Cologne: Gründer-Pheromone, mit einer Note Informatiker-Moschus.

Silicon Valley Dortmund

Rheinland Valley

Hanse Valley und Isar Valley am nördlichen und südlichen Ende der Republik zeigen hingegen wenig sprachliche Kreativität. Sie ziehen vor allem Mobilitäts-Gründer an, berichten seriöse Zeitungen. Im Süden ist zudem das Geschäft mit Kongressen und Messen ganz heiß im Kommen: Besonders Urologen und Diabetologen pilgern in Scharen ins Isar Valley, errötete der Münchner Merkur zuletzt vor Stolz. Wir gratulieren.

Chemie IT-Sicherheit Mobilität & Logistik

Silicon Saxony

Measurement Valley Göttingen

Silicon Cologne

Silicon Valley an der Rheinaue

Silicon Valley Frankfurt/RheinMain

Silicon Saarland Silicon Valley Ludwigshafen/Mannheim

Gesundheit Geoinformatik & Messtechnologie Energie

Medical Valley

Silicon Valley am Rhein

Finanzen & Versicherungen Medien Elektronik E-Commerce Künstliche Intelligenz

Silicon Valley Ingolstadt

Cyber Valley Stuttgart Isar Valley

Raumfahrt Internet der Dinge

MICHEL PENKE

W

issen Sie, welche die „Internethauptstadt“ ist? Nein? Ist doch klar: Karlsruhe, das Silicon Valley am Rhein. Sie lachen? Scheinbar haben Sie keine Ahnung. Gar keine. Am Rhein steppt das Byte.

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

51

21

CAMPUSJÄGER WACHSTUMSRATE

240%

GRÜNDUNGSJAHR

2013

KATEGORIE

Suchmaschine / Vermittlung WEBSITE

Was macht Ihr so?

Das Startup, das es im diesjährigen Wachstumsranking auf Platz 23 geschafft hat, ist an der Schnittstelle zwischen Marketing und Finanzen angesiedelt. Wir verraten an dieser Stelle nicht, worum sich das Geschäft des Berliner Unternehmens konkret dreht. Und lassen stattdessen Bilder für uns sprechen.

www.campusjaeger.de

VERLIEBT IN DIE ZUKUNFT DES ESSENS

Die Uni-Headhunter

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

NGIN Food informiert, inspiriert und vernetzt Entscheider aus der Lebensmittelbranche.

Hier kommt der Dienst zum Einsatz

Hierfür gibt der Nutzer zum Beispiel Geld aus

Den sollten Nutzer unbedingt aufbewahren... …und anschließend das hier zücken

23

SCONDOO WACHSTUMSRATE

237%

GRÜNDUNGSJAHR

2012

KATEGORIE

Fintech

WEBSITE

www.scondoo.de

Das kriegt er dafür am Ende wieder zurück

GETTY IMAGES

Eigentlich passt Ben perfekt ins Beuteschema des Jobportals Campusjäger: Bald wird der 25-Jährige sein Masterstudium in Empirischer Statistik abschließen. Fachkräfte sind in diesem Bereich gefragt, Bens Noten sind gut. Jetzt ist er auf der Suche nach einer Festanstellung – und stößt dabei zufällig auf Campusjäger. „Wir suchen passende Jobs und Praktika für dich“, heißt es auf der Seite des Karlsruher Unternehmens. Studentische Testimonials loben den Service. Für Ben klingt das verlockend, er registriert sich per Xing-Account, lädt seine Zeugnisse hoch, gibt Interessen und Wunschgehalt an. Im Anschluss, so das Versprechen, würde er Jobs vorgeschlagen bekommen. Stattdessen bekommt er: nichts – bis auf die Aussage, dass bestimmt bald etwas Passendes für ihn dabei sei. Wie kann das sein? „Das kann verschiedene Gründe haben“, meint der 24-jährige Campusjäger-Mitgeschäftsführer Martin Trenkle, selbst Student. „Seine Kompetenzen oder sein Gehalt können ihn einschränken. Aktuell haben wir knapp 1.000 Stellen online“, so Trenkle. Die meisten würden fündig. Das Campusjäger-Team hat die Jobvermittlung soweit automatisiert, dass der komplette Bewerbungsprozess vom System unterstützt wird – und keinerlei internen Aufwand erfordert. So sehen Unternehmen nur Bewerber, die auf ihre Suchkriterien passen, also etwa einen bestimmten Notenschnitt haben. Ungeeignete Bewerbungen seien damit nahezu ausgeschlossen, erklärt Trenkle. Er sagt auch: Die meisten Nutzer melden sich nicht wie Ben direkt auf Campusjäger an, sondern bewerben sich auf konkrete Jobanzeigen. Die vermarktet das Campusjäger-System individuell auf diversen Kanälen. Der Fokus der Seite liegt auf Jobs in der Digitalwirtschaft. Das Jungunternehmen will die Marke Campusjäger in nächster Zeit bekannter machen – auf Firmen- und auf Studentenseite. Zwar soll sich weiterhin alles um digitalwirtschaftliche Berufe drehen, das Portal in Zukunft aber eine größere Bandbreite an Jobs abdecken. „Wir möchten weitere Branchen erschließen“, macht Trenkle deutlich. Absolventen wie Ben sollen nicht mehr leer ausgehen. Elisabeth Neuhaus

ngin-food.com

Sarah Fendel hat gut lachen: Anders als ihre Mitgründer Jan Fendel (l.) und Heinrich Gräbig hat sie einen grünen Daumen

„Seit Wochen waren wir auf der Suche, und dann lag da im Kaufhaus der Damenstrumpf“, sagt Jan Fendel. „Das war damals, vor vier Jahren, die Lösung für unser Problem.“ Mit der Lösung – einem Schlauch aus dünnem Garn, ähnlich einem abgeschnittenen Damenstrumpf, gefüllt mit Erde – verdienen die drei Gründer Heinrich Gräbig, Jan und Sarah Fendel nun ihr Geld. Und das Geschäft brummt. An beiden Seiten verschließen Gurte die Schlauch-Enden. Dazu kommen noch Blumen, Kräuter und Gräser, die in den Erdsack gepflanzt werden. Diese sogenannten Flowerbags verschickt das Startup Blumixx per Post als pflegeleichte Blumenkastenfüllung. Damit nicht alle Blüten abknicken, hat das Startup einen Anschnallmechanismus erfunden. „Wir haben lange experimentiert“, erzählt Fendel. Weit mehr als 200 Mal schickten die Gründer deswegen am Anfang Blumen quer durch die Republik. Mal mit Eierkartons, mal mit Folie umwickelt. Doch jedes Mal lagen die Pflanzen am Ende lose im Karton, erinnert sich Mitgründer Heinrich Gräbig: „So ein Paket steht ja gerne mal auf dem Kopf oder wird geworfen.” Auch andere Blumenversender kämpfen mit dem gleichen Problem, keine Lösung in Sicht. „Und dann war da der Damenstrumpf“, sagt Fendel. Den Erdsack schnallen die Gründer später an den Verpackungsboden, die Pflanzen werden so fest in der Erde gehalten.

Beet im Strumpf GARTEN Blumixx füllt Blumenkästen mit vorgepflanzten Einlage-Beeten. Das Geschäft boomt. Begonnen hat alles in der DamenUnterwäsche-Abteilung eines Kaufhauses

rund 14 Euro. Je nach Jahreszeit und Pflanzenangebot gehen rund 60 Prozent davon als Gewinn an Blumixx. Tatsächlich macht das Geschäft mit den Flowerbags 2017 aber nur zehn Prozent des Umsatzes aus. Der Rest verteilt sich auf sonstige Artikel wie Samen, Blumentöpfe oder Gartenmöbel. Zwar wächst der Flowerbag-Umsatz rasant – 2017 haben sich die Zahlen verdoppelt. „Aber der Rest wächst noch schneller“, sagt Gründer Fendel. „Da haben wir 400 Prozent mehr. Die Gartenbranche digitalisiert sich nur langsam. Das ist unser Vorteil“, fügt er hinzu. „Aber wir wollen den Anteil der Flowerbags wieder erhöhen. Die sind ja unser Alleinstellungsmerkmal.“ Deswegen suchen die Gründer einen Investor. Bisher ist ihr Startup mit schmalen 60.000 Euro eigenfinanziert. Kaufen würden die Blumen-Säcke vor allem Familien mit Kindern, ohne Zeit für einen eigenen Garten, erzählen die Gründer. Auch Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß seien, sich aber einen gepflegten Balkon wünschten, seien Blumixx’ Zielgruppe, so Fendel. Das große Geschäft beginnt für Blumixx aber erst im Frühjahr, sagt Gründerin Fendel. „Derzeit bereiten wir uns auf den Winterschlaf vor. Im Frühling pflanze ich dann vor allem Primeln, Hornveilchen und Bellis“. Im Sommer folgen Husarenknopf und Wandelröschen. Nun sind die Herbst-Blüher dran. „Ich versuche stets neue Kombinationen, damit sich nichts wiederholt“, so Fendel. Kunden können sich derzeit auf der Blumixx-Website verschiedene Pflanzkombinationen

aussuchen und Farbwünsche äußern. Mehr Individualismus geht derzeit nicht: „Wir wollen noch eine freie Auswahl entwickeln – das MyMuesli-Prinzip sozusagen“, sagt Fendel. Bisher muss der Kunde noch mit Kreationen der Blumixx-Chef-Gärtnerin Vorlieb nehmen. Doch das störe die Fans nicht. Die meisten Kunden würden sich ohnehin nicht viele Gedanken machen wollen, so Jan Fendel, Hauptsache die Blumen seien schön. Er selbst habe ja wenig Ahnung vom Gärtnern, sei aber manchmal schon schockiert. „Wir hatten sogar Kunden”, erzählt er, „die angerufen haben und wissen wollten, wie herum sie Pflanzen in die Erde tun sollten. Da guckt man dann schon etwas.“

24

BLUMIXX WACHSTUMSRATE

226%

GRÜNDUNGSJAHR

2013

KATEGORIE

E-Commerce WEBSITE

www.blumixx.de

Von Michel Penke Kunden können Farbwünsche äußern. Die finale Zusammenstellung der Pflanzen-Beete übernimmt aber ChefGärtnerin Sarah Fendel

Nun will das Startup selbst Flächen anmieten und Pflanzen in den Erdsäcken aussähen, statt sie später einzupflanzen. Das spart Zeit und Geld. Pro Blumen-Sack berechnet das Startup

BLUMIX

X

Das Garn lässt Blumixx in Oranienburg nahe Berlin weben. Es zersetzt sich nach 18 Monaten und kann in der Bio-Tonne entsorgt werden. Bepflanzt werden die Flowerbags von der Landschaftsarchitektin Sarah Fendel. „Sie ist das Herzstück von Blumixx”, sagt ihr Mitgründer Gräbig, „ohne sie läuft hier nichts.“ Anders als die Pflanzenkundlerin sind ihre Mitgründer studierte BWLer, einen grünen Daumen haben sie nicht. 20.000 Kunden hat Blumixx bisher beliefert, 2017 ist der Break Even geplant. „Wir wollen mehr auf Blumen-Abos gehen“, sagt Fendel. „2016 mussten wir das Angebot allerdings stoppen. Wir sind mit der Produktion nicht hinterher gekommen. “ Die umliegenden Gärtnereien waren ausverkauft.

„2016 mussten wir das Angebot stoppen. Wir sind mit der Produktion nicht hinterhergekommen. Alle umliegenden Gärtnereien waren leergekauft“ Jan Fendel

54

GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

55

„Wir sind schneller“

Ihr Unternehmen hat sich auch ohne Fremdfinanzierung in fünf Ländern etablieren können: die Fincite-Gründer Ralf Heim (v.l.), Friedhelm Schmitt und Stefan Post

Gründerszene: Mit Momox und Rebuy gibt es schon bekannte Re-Commerce-Anbieter. Beide setzen jährlich Millionen um. Wie wollt Ihr Euch gegen diese Platzhirsche durchsetzen? Jan-Lucca Sielski, MySwooop: Momox handelt mit Büchern, CDs und Kleidung, wir vor allem mit Verbraucher-elektronik. Insofern sehe ich da kaum Überschneidungspunkte. Tatsächlich ist Rebuy unser größter Konkurrent. Aber der Markt ist groß genug. Dass wir kleiner sind, hat außerdem auch Vorteile, wir können zum Beispiel schneller agieren.

FINCITE

26

FINCITE WACHSTUMSRATE

214%

GRÜNDUNGSJAHR

2011

Eure Wettbewerber verkaufen hauptsächlich über Ebay und Amazon. Wie ist das bei Euch? Sehr ähnlich. Der Umsatz über unsere eigene Website wächst aber stetig. Ihr betreibt zusätzlich zwei Ladengeschäfte in Bremen. Wieso? Vor der Gründung gab es im stationären Bereich aus unserer Sicht keine seriösen Anbieter, bei denen man Elektronik verkaufen konnte. Das Online-Geschäft sind wir erst danach angegangen. Heute sehen wir die Läden auch als Differenzierungsmerkmal zur Konkurrenz. Lagerhaltung, Porto, Provisionen, Mitarbeiter, all das kostet Geld. Wie finanziert Ihr das derzeit? Wir haben die Firma zunächst aus eigenen Mitteln aufgebaut. 2014 hat sich dann die Melchers Gruppe, ein Bremer Großhandelsunternehmen, an mySwooop beteiligt. Als Ankerinvestor finanziert sie seitdem Wachstum und Expansion.

25

MYSWOOOP WACHSTUMSRATE

215%

GRÜNDUNGSJAHR

2014

KATEGORIE

E-Commerce WEBSITE

MYSWOOOP

www.myswooop.de

Eines von zwei mySwoop-Ladenlokalen in der Bremer Innenstadt

56

GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

KATEGORIE

Fintech

WEBSITE

www.fincite.de

Von Caspar Tobias Schlenk

W

ährend die News über große Finanzierungsrunden über den Ticker liefen, arbeiteten Ralf Heim und sein Team an ihrem Produkt. Während die Konkurrenz Millionen-Summen von bekannten Investoren einsammelte, wählte Gründer Heim mit Fincite einen anderen Weg – und hat es mit dem Robo-Advisor weit gebracht. Ohne fremdes Geld beschäftigt sein Unternehmen heute in Frankfurt und Peru insgesamt 60 Mitarbeiter und macht damit siebenstellige Umsätze. Wie Fincite setzen etwa ein Dutzend Startups auf das Thema Robo-Advisor. Vaamo oder Scalable Capital gehören zu den bekannten Vertretern. Das Konzept besteht vereinfacht gesagt darin, Geld von Anlegern automatisiert anzulegen. Dafür greifen die Startups vor allem auf die günstigen Wertpapiere, sogenannte ETFs, zurück. Im Gegensatz zu den Konkurrenten ist Fincite bislang wenig in Erscheinung getreten. Das liegt auch am Geschäftsmodell, denn das Startup stellt seine Technik großen Banken, Vermögensverwaltern oder Versicherungen zur Verfügung. „Der Endkunde kommt mit dem Namen Fincite nicht Berührung“, sagt Heim. Über die Unternehmen, die Fincite nutzen, redet Heim nicht gern. Zumindest ein Name ist öffentlich und sehr prominent: Die Deutsche Bank verwendet die Software des Fintech-Startups. Für die Banken oder Versicherungen passt Fincite sein Angebot an. „Die Banken können beispielsweise entscheiden, welche Anlage-Strategie in dem Robo-Advisor angewendet wird“, sagt Heim. Jede Bank habe dazu eine eigene Philosophie. Doch mit der Software ist noch mehr möglich: „Banken sind in der Lage, die Portfolios der Kunden zu analysieren, auch wenn das Depot bei einer anderen Bank ist“, so der Gründer. Sie können dann etwa das Risikoprofil des Kunden überprüfen.

Über eine Verbindung zum Konto kann das Startup außerdem den täglichen Bedarf des Anlegers ermitteln – und so Rückschlüsse auf den Rentenbedarf ziehen. „Der Kunde bekommt dann den Hinweis: Das musst du machen, um auf deine Rentensumme zu kommen.“ Auf dem niederländischen Markt funktioniert dies bereits automatisch, für den deutschen Markt arbeitet Heim daran. In fünf Ländern ist das Fintech-Startup aktiv, für die Nutzung der Software müssen die Unternehmenskunden eine Nutzungsgebühr bezahlen. So hatte Fincite schon früh monatliche Einnahmen. „Mit diesem Geld haben wir unser Team und die Technologie aufgebaut“, sagt Heim. Für das Frankfurter Unternehmen entfallen vor allem die Ausgaben, um Endkunden

zu werben, denn die Banken und Versicherungen arbeiten mit ihren bestehenden oder neuen Kunden auf der Plattform von Fincite. Für die Konkurrenten ist dies ein entscheidender Faktor: Wie schaffe ich es, die deutschen Kunden auf meine Seite zu holen – und von meinem neuen Anlagemodell zu überzeugen? Viel Geld fließt in das Marketing. Aus diesem Grund drängt Fincite auch nicht an die Öffentlichkeit, es hat als B2B-Unternehmen auch gar keinen Grund. Details zum Umsatz verrät Heim nicht. Klar ist zumindest, dass sie eines der wenigen Fintech-Startups sind, die profitabel arbeiten. Auch ohne große Finanzierungen.

Der etwas andere Robo-Advisor DIGITALE VERMÖGENSVERWALTUNG Eigenfinanziert und ohne viel Aufsehen ist in Frankfurt der Robo-Advisor Fincite groß geworden. Mit seinem Modell setzt sich das Fintech von der gutfinanzierten Konkurrenz ab

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

57

Geringere Abbruchraten, mehr Aktivität

Kaufen. Jetzt! Mit seiner Software-as-a-Service-Lösung leistet Akanoo aus Hamburg Überzeugungsarbeit. Sie soll die Besucher von Onlineshops zum Kaufen animieren – und so die Umsätze befeuern. Dazu beurteilt das System die Kaufabsichten der Besucher und reagiert mit einer gezielten, auf ihr Verhalten abgestimmten Ansprache, zum Beispiel mit einem Preisnachlass auf einen gerade betrachteten Artikel oder dem Vorschlag, den Newsletter zu abonnieren. Bei welchen Besuchern es sich lohnt, individuelle Kaufanreize zu setzen, soll über Data Mining und Machine Learning ermittelt werden. Die Methodenanwendungen können Muster und Trends in großen Datenmengen erkennen und sich auf dieser Grundlage weiterentwickeln. Für den Service von Akanoo bezahlen die Betreiber der Onlineshops je nach ausgespieltem Impuls: etwa pro Impression, Kontaktanbahnung oder zusätzlich generiertem Umsatz. Zusätzlich wird eine monatliche Bereitstellungsgebühr fällig. Als Kunden nennt Akanoo E-Commerce-Marken wie Zalando, Otto oder den Rewe-Tierfuttershop ZooRoyal. Insgesamt sollen die Lösung aktuell 45 Unternehmen nutzen, so Akanoo. Als Gründer und Geschäftsführer stehen mit Fabian Gebert, Moritz Schott und Dr. Jan-Paul Lüdtke ein Physiker, ein Wirtschaftsinformatiker und ein promovierter WACHSTUMSRATE 208% Verhaltensökonom GRÜNDUNGSJAHR hinter dem Daten2013 Startup.

27

AKANOO

KATEGORIE

Software / SAAS WEBSITE

www.akanoo.com

58

Keine finanziellen Durststrecken mehr: Mit dieser Ansage richtet sich der Hamburger Factoring-Anbieter Flex Payment an Kleinunternehmer, Freiberufler und Selbstständige. Innerhalb eines Werktages will das Startup ihnen Rechnungsbeträge auszahlen. Dieser enge Zeitrahmen ist bei vielen der Factoring-Startups üblich. Beim sogenannten echten Factoring werden Rechnungsstellern ihre Forderungen mitsamt Ausfallrisiken abgekauft, die Factoring-Anbieter holen sich das Geld anschließend von den Leistungsempfängern zurück. Bevor es die neuen, digitalen Marktteilnehmer gab, war die Rechnungsvorfinanzierung vor allem Firmen ab einem gewissen Jahresumsatz vorbehalten, für kleinere Unternehmer lohnte sie sich nicht. Der Preis für die Liquidität: Je nach jährlicher Auftragssumme treten die Nutzer von Flex Payment zwischen 1,95 und 3,95 Prozent des Rechnungsbetrags an das Startup ab, mindestens aber 25 Euro. Pro Woche werden Unternehmensangaben zufolge etwa 500 Rechnungen vorfinanziert. Flex Payment hat sich seit seiner Gründung vor sechs Jahren aus eigener Kraft finanziert, ist nun aber auf der Suche nach Investoren, erklärt Mitgründer Cemil Arslan gegenüber Gründerszene. In Deutschland sind mehrere Factoring-Startups aktiv, unter anderem Blackbill von Ex-Kreditech-Chef Sebastian Diemer, das die Marken Bezahlt.de und Finiata betreibt. Ein weiterer Wettbewerber ist das Rocket-Investment Innolend.

28

To reach for the stars – you need an excellent ground crew. Start-Up, Investor or Global Player – CMS provides worldwide legal service from day one to exit.

Digital Business — IP / IT Law — E-Commerce E-Com mmerce Law — Data PProtection — FinTech FinT Fi nTec ecch Participation — HR / EEmployee mplo mp loye y e Particip ipat atio ion

FLEX PAYMENT WACHSTUMSRATE

207%

Corporate / Tax / M&A p y Set Up p — Company Rounds — Financing Round ds — Exits / Mergers & Acquisitions Structuring — Tax / Tax Structu uring — IPO

GRÜNDUNGSJAHR

2011

KATEGORIE

Dank der App bekommen Selbstständige ihr Geld innerhalb eines Werktages

Fintech

WEBSITE

Your contacts: ntacts:

www.flexpayment.de

LL..M. Dr Jörg Zätzsch, LL.M. T +49 30 20360 2701 1 E [email protected] aetzsch@cmss hs.co om

Dr Ole Jani T +49 30 20360 1401 E [email protected]

© DEPOSITPHOTOS.COM/STEVANOVICIGOR

© DEPOSITPHOTOS.COM/ARTURVERKHOVETSKIY

Immer schön flüssig

cms.llaw cms.law GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

59

31

NINOX WACHSTUMSRATE

192%

GRÜNDUNGSJAHR

2013

KATEGORIE 

30

Software / SAAS

HELLOFRESH

WEBSITE

www.ninoxdb.de

WACHSTUMSRATE

193%

GRÜNDUNGSJAHR

2011

KATEGORIE 

E-Commerce WEBSITE

www.hellofresh.de

Essen ist da! © DEPOSITPHOTOS.COM/VICTORY-STOKER

Bereits im November 2015 wollte der damals vier Jahre alte Kochboxen-Versender HelloFresh aus dem Hause Rocket Internet an die Börse. Termin Nummer eins platzte – angeblich, weil Rocket-Chef Oliver Samwer einen zu hohen Unternehmenswert anstrebte. Jetzt soll es endlich soweit sein: Für Anfang November kündigte HelloFresh im Oktober zum zweiten Mal den IPO an. Bis zu 357 Millionen Euro frisches Kapital soll der Börsengang einbringen. HelloFresh sieht sich in allen Märkten, in denen es aktiv ist, als Marktführer. In den USA haben aber Amazon Fresh und Blue Apron die Nase vorn. Zuletzt gab HelloFresh gegenüber Investoren an, Blue Apron in absehbarer Zeit übernehmen zu wollen. Größter Kritikpunkt am Geschäftsmodell sind die immensen Marketingausgaben, ohne die das Unternehmen wohl viele Kunden verlieren würde.

60

GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

Ich bau’ mir eine App Firmen können sich über die Ninox-Plattform Datenbank-Apps zur gemeinsamen Bearbeitung zusammenklicken – Programmierkenntnisse sind nicht erforderlich. Verschiedene Vorlagen-Bausteine, etwa zur Terminverwaltung oder Zeiterfassung, stehen bereit. Größter Konkurrent von Ninox ist Apples Datenbanksystem FileMaker. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Unter den Kunden sind eine Rinderfarm in Südamerika, deutsche Mittelständler und Real Madrid, das sein Talentscouting über die App abwickelt. Laut Ninox sind rund 130.000 Downloads der Anwendung seit der Gründung im Jahr 2013 erfolgt. Hinter dem Berliner Startup steht ein sechsköpfiges Team.

Schwarm-Geld für alle CrowdDesk ist ein Dienstleister für Schwarmfinanzierungen. Mit der Software des Frankfurter Fintechs können Kunden eigene Crowd-Financing-Plattformen aufbauen, mit LeihDeinerStadtGeld.de und LeihdeinerUmweltGeld.de betreibt das Startup aber auch eigene Portale für Kommunal- und Energieprojekte. Die Gründer Jamal El Mallouki und Johannes Laub kennen sich vom Studium an der EBS Universität für Wirtschaft & Recht in Oestrich-Winkel und wollten eigentlich Investmentbanker werden. Unter dem Eindruck der Finanzkrise entschieden sie sich jedoch, lieber digitale Funding-Plattformen für Normalbürger ermöglichen zu wollen. CrowdDesk hat 15 Mitarbeiter, verdient an Software-Abos und Provisionen auf die eingeworbenen Summen und konnte nach eigenen Angaben im Jahr 2016 zum ersten Mal Umsätze in siebenstelliger Höhe ausweisen. Nächster Schritt für die Firma: Ein „Finanzierungsbutton“, mit dem Kunden direkt auf ihren Websites Geld für ihre Projekte einsammeln können.

32  CROWDDESK WACHSTUMSRATE

181%

GRÜNDUNGSJAHR

2015

KATEGORIE

Software / SAAS WEBSITE

www.crowddesk.de

Foto: © @itsdougthepug

Womit verdient dieses Startup sein Geld?

JOIN OUR EVENTS ´18

GETTY IMAGES ; © DEPOSITPHOTOS.COM/WINDUJEDI, BELCHONOCK

GRÜNDERSZENE SPÄTSCHICHT

Das Startup hilft Unternehmen, Online-Stores aufzuziehen

33

Der Kunde bekommt Ware etwa von Otto. Gute Marken Online agiert im Hintergrund

22.03. – Berlin

19.04. – München

19.07. – Berlin, Summer Edition

20.09. – Köln

11.10. – Wien

13.12. – Berlin, Christmas Edition

GUTE MARKEN ONLINE

GRÜNDERSZENE DINNER

WACHSTUMSRATE

174%

GRÜNDUNGSJAHR

2011

65 Prozent der Deutschen kaufen Statistiken zufolge online ein. Das hat sich Gute Marken Online zum Geschäft gemacht

08.03. – Hamburg

KATEGORIE 

Dienstleistung / Analyse WEBSITE

www.gute-marken.com

20.02. – HR Dinner

10.04. – CTO Dinner

29.05. – CFO Dinner

16.11. – HR Dinner

20.11. – CTO Dinner

04.12. – CFO Dinner

29.11. – GS Wachstums-Ranking Dinner

NGIN MOBILITY 13.02. – NGIN Mobility Dinner

07.11. – NGIN Mobility Dinner

08.11. – NGIN Mobility Conference

Menschen wie er haben hier den Schraubenzieher in der Hand

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

08.05. – NGIN Food Dinner

17.09. – NGIN Food Dinner

18.09. – NGIN Food Conference

GRÜNDERSZENE DAY 26.04. – Berlin, GS Day

THERMONDO

30.08 – Berlin, GS Day

WACHSTUMSRATE

170%

GRÜNDUNGSJAHR

2012

GETTY IMAGES

Beim Berliner Startup Thermondo zogen sich im Sommer 2017 zwei der drei Gründer aus dem operativen Geschäft zurück. Geführt wird es weiterhin von Philipp Pausder.

NGIN FOOD

Was macht Thermondo noch gleich?

Einer der Gründer verbrachte damit viele Jahre seines Lebens

34

Seine Macher investierten im August 2017 in das Unternehmen

KATEGORIE 

Dienstleistung / Analyse WEBSITE

www.thermondo.de

Er soll sich am Ende darüber freuen

HEUREKA FOUNDERS CONFERENCE 05.06. – Berlin

Get more information: gruenderszene.de/events

Keine Chance: Redakteur Jürgen Stüber (l.) beim Schachduell mit Raisin-Gründer Tamaz Georgadze. Dieser gewann schon mit fünf Jahren Titel in der Disziplin

Immer ein paar Züge weiter CHRIS MARXEN

FESTGELDER Das Fintech Raisin hat vier Milliarden Euro Termingeld vermittelt und greift nun AnlagePortale an – demnächst mit Aktien und Unternehmensanleihen

Von Jürgen Stüber

I

m Alter von fünf Jahren holte Tamaz Georgadze bei Schach-Meisterschaften Titel und Pokale. Heute erobert er mit der Plattform Raisin als Vermittler von Termingeldern Märkte. „Ich war ganz gut“, sagt er bescheiden. In Wahrheit war er unten den besten fünf bis sieben seines Landes. Man kann Georgadze als Wunderkind bezeichnen, aber das hört er nicht gerne: In der Schule hat er vier Klassen übersprungen, mit Zwölf das Abitur gemacht, mit 16 promoviert. Dann wurde er Referent des georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse. 1995 zog er nach Deutschland. Heute braucht alles seine Zeit, das gilt für Finanztechnologien ganz besonders. „Man kann vieles Hauruck machen. Aber wir sind in dem sensiblen Bereich der Kapitalanlage. Da dauert alles etwas länger.“ Das Schachspiel hat Georgadze geprägt. Er sieht viele Parallelen zu seinem Job als Gründer und CEO. „Viele Themen, die wir haben, sind strategischer Natur.“ Georgadzes Startup Weltsparen bietet bis zu 2,45 Prozent Zinsen für Festgeld sowie Tagesgelder an und ist in neun Märkte expandiert. Insgesamt werden Anlagen von 35 Banken angeboten. Die Geschäfte werden über die Partnerbank MHB abgewickelt. Die Anlagen sind für Kunden bei 100.000 Euro pro Bank gedeckelt.

64

GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

Das ist der Betrag, der auch durch die europäische Einlagensicherung gedeckt ist. Die Idee für Weltsparen, wie sich Raisin in Deutschland nennt, hatte Georgadze bei der Unternehmensberatung McKinsey. Er war Berater für Einlagenprodukte und Banken. „Um 2008 hatte ich die Idee, dass es Kunden möglich sein sollte, grenzüberschreitend Geld anzulegen.“ Georgadze half Klienten, in Osteuropa Konten zu eröffnen, wo Banken damals hohe Zinsen zahlten. Das wurde die Blaupause. „Wir wollten ursprünglich Banken und Anleger weltweit zusammenbringen.“ Doch die Regulatorik verhinderte das. Banken benötigen eine lizenzierte Niederlassung in der EU. Das ist ein aufwendiger Prozess, der sich für viele Geldhäuser nicht rechnet. Deshalb konzentriert sich Weltsparen auf die Einlagenvermittlung im europäischen Finanzmarkt. Aber selbst innerhalb Europas sind grenzüberschreitende Dienstleistungen kompliziert. Den Brexit fürchtet Weltsparen nicht, wenngleich er in dem internationalen Unternehmen bedauert wird. „Wir sehen eine große Unsicherheit bei den großen Banken in London. Viele gehen nach Dublin oder Frankfurt. Darin sehen wir Opportunitäten, weil dadurch ein neues Geschäft entsteht“, sagt der Gründer. Der britische Markt gilt als drittgrößter Anlagemarkt

in Europa. „Für uns ist der britische Markt wichtig. Wir wollen ihn auf Dauer bedienen.“ Das war auch der Grund, 2017 den britischen Finanzdienstleister PBF Solutions zu übernehmen, der mit eigenen Produkten (SavingDeals, Fundshare) weiter am Markt bleiben soll. „Die Übernahme war zum Teil auch vom Brexit getrieben.“ Parallel baut Weltsparen in Großbritannien eine Anlageplattform auf, die in den nächsten Wochen starten soll.

und sind seit Generationen auf vertikale Strukturen fixiert, also den Kunden für sich zu behalten und ihm nur eigene Produkte anzubieten. „Doch der Kunde gehört niemandem. Die Banken realisieren das nicht“, sagt der Gründer. „Für Kunden werden die Hürden zu wechseln immer kleiner.“

Georgadze will mit Banken kooperieren. Mit der Bank N26 funktioniert das schon. „Seitdem fragen Banken bei Weltsparen an und wollen eine ähnliche Lösung für ihre Kunden übernehmen.“ In Deutschland ist Weltsparen mit einem Einlagevolumen von Ein weiterer Fokus sind Festgeld-Einlagen für Geschäftskunden. vier Milliarden Euro Marktführer und teilt sich mit dem Startup „Kleine und mittlere Unternehmen sind für uns Zinspilot den Markt, nachdem dieses ein wichtiger Bereich.“ Ein dritter Ansatz ist, Savedo übernommen hat. Auf beide Aktienprodukte und Unternehmensanleihen Startups entfällt nur ein kleiner Teil des anzubieten. „Da gibt es viel Unzufriedenheit deutschen Festgeldmarktes, der mit wegen der hohen Kosten bei der Hausbank“, einem Privatkundenvermögen von 600 WACHSTUMSRATE 162% sagt Georgadze. Zum Schluss des Treffens Milliarden Euro beziffert wird. Trotz der GRÜNDUNGSJAHR sitzen Gründer und Reporter am Schachbrett. hohen Zinsen greifen Banken in dieses 2012 Georgadze spricht über Parallelen zwischen Spiel Geschäft nicht ein. „Das ist für sie ein KATEGORIE  und Entrepreneurship. „Man muss immer ein paar technologisches und ein psychologiPlattform  Züge voraus berechnen. Wir folgen einer Vision, sches Problem", sagt Georgadze. Banken WEBSITE die in fünf bis sieben Jahren wahr werden kann.“ verfügen über verkrustete Technologien www.raisin.com

35

RAISIN

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

65

36

GREENYOGASHOP WACHSTUMSRATE

141%

GRÜNDUNGSJAHR

2013

KATEGORIE 

E-Commerce WEBSITE

© DEPOSITPHOTOS.COM/TATOMM

www.greenyogashop.com

Nordfriesische

Gelassenheit Das E-Commerce-Startup Greenyogashop hat Yogamatten, Meditationskissen und Sport-BHs im Sortiment. Damit orientiert es sich klar an der typischen Geschlechterverteilung im Yoga: Die Produkte richten sich vor allem an Frauen – die Auswahl für Männer ist eher überschaubar. Hauptsitz der gleichnamigen GmbH ist seit ihrer Gründung vor vier Jahren das beschauliche Städtchen Wyk auf Föhr, wo einer der beiden Gründer, Martin Peyser, mit seiner

Familie lebt. Mitgründer Stefan Miebach wohnt und arbeitet im 615 Kilometer entfernten Köln. Peyer ist gelernter Physiotherapeut und Krankenpfleger. Mit dem Verkauf von selbst entworfenen Meditationskissen über das Internet legte er vor einigen Jahren den Grundstein für den heutigen Greenyogashop. Neben den beiden Gründern, die sich noch aus ihrer Jugend kennen, sind zwei Mitarbeiter und zwei Freiberufler für Greenyogashop tätig. Nur Peyser und eine Mitarbeiterin

arbeiten in Vollzeit für das Unternehmen, die anderen noch nebenberuflich. Gegenüber Gründerszene erklärt Mitgründer Miebach, was sich bei dem Startup seit dem vergangenen Wachstumsranking (in dem es mit einer Wachstumsrate von 115 Prozent noch den 43. Platz belegte) getan hat: So habe das kleine Team am Angebot des Onlineshops geschraubt, das Produkt- und Markensortiment ausgebaut und das Warenlager zu einem neuen Dienstleister umgezogen.

Hier ist der Firmenname Programm. Der Photovoltaik-Marktplatz Milk the Sun verbindet Solaranlagenbesitzer seit 2012 mit Investoren, die Dachflächen als Kapitalanlage kaufen oder pachten wollen. Außerdem lassen sich über die Seite Dienstleistungen wie zum Beispiel Reinigungsarbeiten buchen. Betreiber können die Erträge ihrer Anlagen verfolgen, Dokumente hochladen und so eine Art Online-Akte darüber anlegen. Die Münsteraner vermitteln Flächen und Solarprojekte hauptsächlich in Europa, inzwischen aber auch in Asien, Afrika, Nord- oder Südamerika – prinzipiell auf der ganzen Welt. Für einen erfolgreichen Deal erhält Milk the Sun eine Provision vom Käufer. Der Verkäufer zahlt nichts. Aktuell bereitet das Unternehmen, das gemeinsam von Dirk Petschick und Kai Daniels geführt wird, eine Finanzierungsrunde im einstelligen Millionenbereich vor. Innerhalb der nächsten drei Jahre solle aus Milk the Sun mithilfe des frischen Kapitals „eine integrierte digitale Plattform für alle Arten von energiebezogenen Dienstleistungen und Transaktionen“ für Besitzer und Betreiber von Photovoltaik-Anlagen werden, so der Sprecher des Startups gegenüber Gründerszene.

Sonnenanbeter

38MILK THE SUN WACHSTUMSRATE

127%

GRÜNDUNGSJAHR

2012

KATEGORIE 

E-Commerce WEBSITE

www.milkthesun.com

37

DATAVIRTUALITY WACHSTUMSRATE

130%

GRÜNDUNGSJAHR

2012

KATEGORIE

Software / SAAS WEBSITE

www.datavirtuality.com

66

GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

© DEPOSITPHOTOS.COM/CHUNGKING

Struktur in der Datenflut Das Bündeln von Daten aus verschiedenen Quellen in Unternehmen ist aufwendig, für die Auswertung, zum Beispiel von Online-Marketing-Kampagnen, aber notwendig. Diese Arbeit will DataVirtuality anderen Digitalunternehmen mithilfe einer Softwarelösung zur Datenintegration abnehmen. Mit einem um 80 Prozent niedrigeren Aufwand bei der Integration von Daten wirbt das Leipziger Big-Data-Startup. Es zählt vor allem E-Commerce-Anbieter zu seinen Kunden, darunter Windeln. de, Home24 und Junique, aber auch etablierte Firmen wie Audi. DataVirtuality befindet sich im Portfolio des Technologiegründerfonds Sachsen. Außerdem ist der High Tech Gründerfonds beteiligt. Hervorgegangen ist das Unternehmen aus einem Forschungsprojekt des Lehrstuhls für Informatik der Universität Leipzig. Mit dem Ziel, Digital- und insbesondere E-Commerce-Firmen dabei zu helfen, den Überblick über ihre Daten zu behalten, gründeten Nick Golovin und Alex Klebeck DataVirtuality vor fünf Jahren. Golovin beschäftigte sich damals in seiner Promotion an der Leipziger Uni unter anderem mit Datenintegration und Maschinellem Lernen. Heute ist DataVirtuality mit Büros in Leipzig sowie Frankfurt am Main vertreten – und unterhält eine Niederlassung in San Francisco.

DEPOSIT PHOTOS © DEPOSITPHOTOS.COM/MALPETR

„Wir werden uns zu einer integrierten Plattform für alle Arten von energiebezogenen Dienstleistungen und Transaktionen rund um die PV-Anlage entwickeln“  Milk the Sun

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

67

Die fünf Gründer lernten sich an der TU München kennen: Zièd Bahrouni, Philipp Dörner, Sören Gunia, Michael Sauer und Daniel Weiss (im Uhrzeigersinn von links oben)

„In großen Firmen vergehen schnell mal drei Monate, bis sich eine Arbeitsgruppe zusammengefunden hat, um ein Problem zu lösen. Bei uns sind es drei Wochen“ Motius-Mitgründer Michael Sauer

einem Talent Pool aus mehr als 800 jungen Entwicklern für seine Kunden High-Tech-Produkte in den verschiedensten technologischen Bereichen. Zu ihren Auftraggebern gehören Großunternehmen wie BMW, der Energieanbieter innogy oder Microsoft. Doch warum lösen diese Weltmarken ihre Probleme nicht einfach selbst? Sauer grinst. „Wir sind innovativer“, sagt er. „Und schneller.“ Aber seine Stimme wird schnell wieder ernst, und er holt weit aus, um die Frage ernsthaft zu beantworten. „Während des Studiums haben wir bei unseren eigenen Werkstudentenjobs gemerkt, dass gerade junge Entwickler extrem versiert und gut in neuen Technologien sind“, erzählt der 27-Jährige. „Diese Generation an Entwicklern wächst mit den neuesten Technologien auf, nutzt sie täglich und ist deshalb hochmotiviert, damit auch neue Produkte und Lösungen zu schaffen.“ So kamen die fünf Gründer auf den Gedanken, dieses Wissen zu sammeln und bei Bedarf zusammenzuführen. Damit war das Herzstück von Motius geboren – der interdisziplinäre Talent Pool aus Entwicklern weltweit.

Wir machen das schon Von Thorsten Mumme 

W

MOTIUS

TECHNOLOGIE Das Münchener Startup Motius löst Probleme, die Großunternehmen nicht angehen wollen. Mehr als 800 freie Entwickler arbeiten an technischen Lösungen. Etwa an einem interaktiven Gebetsteppich für den Oman

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

39

Sauer hat Motius 2013 gemeinsam mit vier Kommilitonen von der TU München gegründet. Seitdem ist der studierte Wirtschaftsingenieur als Business Development Director tätig. Motius besteht heute aus einem Kernteam von 21 festen Mitarbeitern – und eben jenem Talent Pool, dem inzwischen mehr als 800 Entwickler angehören. Zum WACHSTUMSRATE 118% größten Teil besteht er aus Master-Studenten, GRÜNDUNGSJAHR aber auch Doktoranden, junge Absolventen 2013 oder Bachelor-Studenten sind dabei. Die KATEGORIE meisten der Entwickler kommen aus den Dienstleistung / Analyse Fachbereichen Informatik, Maschinenwesen WEBSITE und Elektrotechnik. www.motius.de

MOTIUS

er in Bayern studiert hat, der weiß, dass sich harte Arbeit und zünftige Mahlzeiten keineswegs ausschließen. Deshalb beginnen beim Münchener Startup Motius viele Geschäfte mit einer herzhaften Brotzeit. „Eine Innovationsbrotzeit“, wie Michael Sauer sich beeilt klarzustellen. „Mit vielen Kunden setzen wir uns vor dem Vertragsabschluss bei Brot, Brezeln und alkoholfreiem Bier zusammen, um zu besprechen, was das beste Produkt oder die beste technische Lösung für sie ist“, führt er aus. Das Treffen ist für den potentiellen Geschäftspartner kostenlos. „In rund drei Viertel der Fälle führt eine solche Innovationsbrotzeit zu einem Auftrag“, sagt Sauer. „Ich denke, diese Quote spricht für sich.“ Doch die eigentliche Arbeit des Startups beginnt erst danach. Denn Motius ist keineswegs ein Beratungsunternehmen, sondern eine Entwicklerfirma. Ihr Konzept klingt zunächst sehr einfach: Motius findet Lösungen für die Probleme anderer Unternehmen. Je nach Auftrag entwickelt das Startup mit

Dank des Talent Pools kann Motius für jeden Kunden das maßgeschneiderte Arbeitsteam bilden. „So können wir um einiges schneller, freier und unvoreingenommener neue Produkte und Prototypen entwickeln“, ist sich Sauer sicher. Im Herbst 2017 waren rund 70 Entwickler aus diesem Pool an Kundenprojekten beschäftigt. „In den Strukturen großer Firmen vergehen schnell mal drei Monate bis sich eine Arbeitsgruppe zusammengefunden hat, um ein Problem zu lösen“, sagt Sauer. „Bei uns sind es drei Wochen.“ Die Kunden beauftragen Motius mit einem Festpreis für die Problemlösung. Mit diesem Konzept hat das Münchener Startup in den vergangenen Jahren jeweils siebenstellige Umsätze gemacht. Dabei ist Motius bis heute gebootstrapped und eigentümergeführt, noch wurde kein

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Motius-Mitgründer Zièd Bahrouni kommt gebürtig aus dem Oman. In Dubai unterhält das Startup heute ein eigenes Büro MOTIUS

Eine Software für alle Personalprozesse

Jede Woche neue Mitarbeiter, aber immer noch keinen Plan von Onboarding und Personalarbeit? Mit Personio könnt Ihr Euch auf die wichtigen Dinge des Wachstums konzentrieren und habt alle HR-Prozesse im Griff.

externes Kapital aufgenommen. In der noch jungen Unternehmensgeschichte hat Motius bereits mit einigen Projekten für Aufsehen gesorgt. Anfang 2016 etwa entwickelte Motius einen interaktiven Gebetsteppich, der es leichter machen sollte, muslimische Gebete zu lernen. Dabei werden falsche Bewegungen in einer Art Computerspiel auf einem Bildschirm angezeigt, richtige werden mit Sternchen belohnt. Die Idee kam von einem Religionslehrer im Oman, der Radikalisierung vorbeugen wollte, indem er Religion moderner gestalten wollte. Auf der Consumer Electric Show in Las Vegas 2017 sorgte der „Holoactive Touch“ für Aufsehen, den Motius für BWM entwickelt hatte. Dabei werden Bedienelemente des Armaturenbretts etwa für Radio, Klimaanlage oder Navigationsgerät als Hologramm vor den Fahrer in die Luft projiziert. Das Besondere: Auch wenn der Fahrer eigentlich nur in die Luft tippt, spürt er bei jedem Knopf einen Widerstand, eine haptische Reaktion. Auch für Sauer ist der „Holoactive Touch“ ein Highlight. Doch wie entsteht aus einem Pool von mehr als 800 Entwicklern ein solches Produkt? „Man kann sich für unseren Talent Pool bewerben, da gibt es ein stufenweises Aufnahmeverfahren, zu dem auch ein Aufnahmeinterview gehört. Die besten Entwickler werden dann aufgenommen“, erklärt Sauer. „Ist man im Pool, bekommt man Einladungen für Projekte, die zum eigenen Profil passen.“ In den Büros von Motius gibt es Räume für die Entwicklerteams. Auch bei den Innovationsbrotzeiten sind häufig ein oder zwei Experten aus dem Pool dabei. „Aber meist arbeiten die Entwickler remote“, sagt Sauer. Einmal pro Woche gebe es meist einen Tag, an dem das ganze Team zusammen arbeitet. „Ansonsten erfolgt die Kommunikation viel über Skype, Slack und andere Tools.“ Nicht nur der Talent-Pool, auch die Gründer von Motius sind interdisziplinär. Sauer und seine Kollegen Zièd Bahrouni, Sören Gunia, Daniel Weiß und Philipp Dörner haben zwar alle an derselben Universität studiert, jeder allerdings ein anderes Studienfach. So decken sie Kompetenzen von BWL bis Luftund Raumfahrttechnik ab. Kennengelernt haben sie sich im Qualifizierungsprogramm Manage & More des Gründerzentrums UnternehmerTUM.

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Schaut man sich in der Welt der Tech-Startups um, steht Motius mit seinem Konzept relativ allein da. Über fehlende Konkurrenz will sich Sauer dennoch nicht beklagen. „Es gibt in jedem einzelnen Bereich, in dem wir tätig sind, Konkurrenz“, stellt er klar. „Bei Projekten für die Automobilindustrie etwa, stehen wir zum Teil mit klassischen Zulieferern im Wettbewerb.“ Der große Unterschied zu allen Konkurrenten sei, dass Motius nach Bedarf unterschiedliche Lösungen aus den neuesten Technologiebereichen anbietet. „Diesen Ansatz gibt es in Deutschland kein zweites Mal.“ Auch weltweit wirbt nur die US-Firma Gigster aus dem Silicon Valley mit einem ähnlichen Konzept. Neben dem Hauptstandort in München am Forschungszentrum in Garching betreibt Motius in Dubai ein Vertriebsbüro. Dort besteht zudem eine Kooperation mit Innogy.

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Ende 2017 planen Sauer und seine Kollegen, ein neues Büro in Stuttgart zu eröffnen. Warum gerade Stuttgart? „Hier gibt es sowohl große, bekannte Industrieunternehmen als auch unheimlich viele Hidden Champions“, schwärmt Sauer. „Es gibt viel Nachwuchs und in der Umgebung mit Karlsruhe, Reutlingen und Stuttgart gute Universitäten.“ Das neue Büro soll ähnlich wie das Hauptquartier in München funktionieren. Mit festen Mitarbeitern und Räumen zur Kundenbetreuung, vor allem aber mit einem neuen Kundenstamm und neuen Entwicklern für den Talent Pool. Das alles soll aus dem eigenen Cashflow finanziert werden. „Für das kommende Jahr planen wir aber, noch schneller zu wachsen“, blickt der Gründer voraus. „Perspektivisch wollen wir auch die restliche DACH-Region und neben Dubai verschiedene Standorte weltweit erschließen. Dafür würden wir sicherlich externe Finanzierungsmöglichkeiten benötigen.“ Aber erstmal gibt es für die kommenden Monate noch weitere konkrete Vorhaben. „Wir arbeiten derzeit an einem ,Technical Venturing’-Konzept“, führt Sauer aus. „Dabei helfen wir, Tech-Startups schnell auf die Strecke zu bringen.“ Der Clou: Motius und die jeweiligen Entwicklerteams werden erfolgsbasiert an den neu entstehenden Unternehmen beteiligt. Wenn diese Strategie aufgeht, ist Motius bei Expansionsplänen in Zukunft vielleicht gar nicht mehr auf Fremdkapital angewiesen.

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Absichern für Fortgeschrittene

Wer will mit Lady Gaga singen?

Die Kunden dieses Münchener Insurtech-Startups kommen aus den verschiedensten Branchen. Sie sind zum Beispiel Hausmeister, Orthopäden oder Rechtsanwälte. Was alle gemeinsam haben: Sie sind Unternehmer, Selbstständige – und auf der Suche nach einer Gewerbeversicherung. Diese können die Finanzchef24-Nutzer miteinander vergleichen und gleich online abschließen. Der nach Angaben des Startups unabhängige Vergleich basiert auf einem Algorithmus, der Branchenrisiken kennt und die Suchergebnisse auf die individuellen Angaben der Kunden zuschneiden kann. Mit dem Düsseldorfer Versicherungskonzern Ergo hat Finanzchef24 zuletzt beispielsweise eine digitale Haftpflichtversicherung für kleine Handelsbetriebe entwickelt.

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Geschäftsführer Christian Daudert beriet früher berühmte Fußballer, wie sie ihr Geld anlegen sollen. Heute druckt er seine Ex-Kunden aus. Doch das große Geld verdient Staramba längst mit anderen Dingen

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elene Fischer hat einfach keine Ecken und Kanten“, sagt Christian Daudert und lächelt gequält, „sehr schöne Frau, aber schwierig, sehr schwierig. “ Sein Startup Staramba entwickelt Ganzkörper-Scanner und fertigt Figuren von lebenden Menschen. Das Gemisch aus Gips, Plastik und Farbpigmenten wird beim Druck verschmolzen und in Sekundenkleber gehärtet. Damit Kunden sich oder ihre Stars wiedererkennen, müssen die Figuren möglichst detailgetreu sein. „Barthaare, Augenfarbe, kleiner Pickel – das muss alles stimmen“, sagt Daudert. Die kleine Helene-Fischer-Figur hat aber weder Bartstoppel noch Pickel. Und so richtig sieht sie noch nicht wie das Original aus. Daudert ist nicht zufrieden. Neben der Schlagersängerin hat auch schon Usain Bolt für das Berliner Startup posiert. Genau wie Manuel Neuer, Sido und ein ganzes Regiment von US-amerikanischen Wrestling-Stars. Figuren von Elvis, Papst Franziskus, Hulk und dem Hund von Lady Gaga zieren die Büroregale bei Staramba. 7.000 Menschen hat das Startup bereits in seiner Datenbank gespeichert. Wer sich vermessen lassen will, muss in eine wabenförmige Kammer: gleißendes Licht, weiße Wände, zwei Schritt im Durchmesser. 85 EOS-1300-Kameras starren von allen Seiten. Tote Winkel gibt es nicht, hier wird jeder Zentimeter unbarmherzig eingefangen. „Wir messen bis auf einen Millimeter genau“, sagt Daudert. Darauf ist er stolz. Dabei hatte Christian Daudert ursprünglich wenig mit Millimeterarbeit, Helene Fischer oder Gips-Polymere-Gemischen zu

CHRIS MARXEN

Insgesamt sind auf dem Portal Gewerbeversicherungen von 46 Versicherungsunternehmen verfügbar, die laut Finanzchef24 mehr als 1.300 Betriebsarten abdecken. Die Versicherer treten für eine erfolgreiche Vermittlung einen Teil der Prämie an die Münchener Firma ab. Bisher hat das Startup Risikokapital in Höhe von rund 14,2 Millionen Euro eingesammelt, unter anderem von der Grenke Bank und dem VC Target Partners. Die letzte Finanzierungsrunde fand im Sommer 2016 statt. Gegründet wurde Finanzchef24 von Felix Schollmeier und Hendrik Rennert. Als Geschäftsführer schieden die beiden Mitte 2017 aus dem Unternehmen aus. Auf sie folgte Moritz Winter. Der jetzige Geschäftsführer war zuvor bereits viele Jahre als Produktmanager für das Startup tätig.

GIPSFIGUREN Mit 3-D-Figuren von Prominenten fing alles an. Inzwischen hat sich das Startup Staramba zu einem VR-Unternehmen entwickelt. Ein Jahr nach der Gründung führte Christian Daudert sein Unternehmen an die Börse

Von Michel Penke

tun. Vor seiner Zeit als Gründer arbeitete Daudert als Vermögensverwalter und betreute Ex-Fußballer wie Fredi Bobic, Hasan „Brazzo“ Salihamidžić, Marko Rehmer oder Oliver Neuville. Bis er beschloss, selbst ein Startup aufzubauen. Ursprünglich sei der Plan nur gewesen, 3D-Figuren von Sportlern zu produzieren. Doch weil die Sänger von Linkin Park von dem Produkt erfuhren und so begeistert gewesen seien, habe er das Repertoire erweitert, erzählt Daudert. Später folgten Verträge mit dem FC Bayern und Real Madrid. Seine liebsten Figuren seien Wrestler, erzählt Daudert. „Die haben alle etwas Einzigartiges: super grell und bunt, verrückte Frisuren.“ Trotzdem: Das eigentliche Geschäft findet für Staramba längst woanders statt. „Das Figurengeschäft wächst, aber die digitalen Anwendungen wachsen viel schneller“, analysiert der CEO. Gerade noch zehn Prozent des Umsatzes des Geschäfts entfallen heute auf ausgedruckte Figuren. 45 Prozent des Umsatzes macht der Verkauf der rein digitalen Scans aus, 45 Prozent der Verkauf der Scanner selber. 79.000 Euro kostet das Stück. „Unsere digitalen Avataren werden beispielsweise in Fußball-Videospielen eingesetzt“, so Daudert. Daneben konzentriert sich Staramaba auf Virtual Reality im sozialen Bereich: „Wenn du zum Beispiel den Avatar eines Stars treffen, mit ihm reden, mit ihm Fußball spielen willst“, erklärt Daudert. „Wir denken dabei international: Lady Gaga und Justin Bieber zum Beispiel.“ Deutsche

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Stars sind die Ausnahme – zu wenige Fans, zu wenig Rendite. Bisher kann Staramba auf ein eindrucksvolles Wachstum zurückblicken: 2014 wurde das Startup gegründet. Innerhalb von zwei Monaten verdoppelte sich die Mitarbeiterzahl auf 20. Heute arbeiten 70 Game- und VR-Designer, 3D-Artisten und Animatoren für das Startup. 2016 machte Staramba einen Umsatz von zwei Millionen Euro. „Dieses Jahr soll es das Achtfache werden“, so Daudert. „Wir haben gigantische Wachstumsraten.“

Laut Unternehmensangaben hat das Startup seinen Break Even im ersten Halbjahr 2017 erreicht. Wichtigster Markt seien die USA. Nicht zu unterschätzen sei aber China, so der Staramba-CEO. Demnächst soll der erste chinesische Fußballstar eingescannt werden. Trotz des starken Wachstums hat Staramba bisher kein Risikokapital eingesammelt. Stattdessen ging Staramba schon ein Jahr nach Gründung an die Börse. „Wir konnten das Wachstum dort schneller finanzieren“, sagt Daudert. „Venture Capital wird modisch investiert: mal Fintechs, mal künstliche Intelligenz, mal Big Data. Bisher traut sich kaum ein VC an VR heran.“ An der Börse sei das leichter gewesen. Obwohl Daudert zufrieden auf das Geschäft und das WACHSTUMSRATE 108% Wachstum blickt, schaut er argwöhnisch GRÜNDUNGSJAHR auf die technischen Innovationen und 2014 Wettbewerber, die täglich drohen, das KATEGORIE Geschäftsmodell zu untergraben. „Das Dienstleistung / Analyse Geschäft ist kein Selbstläufer“, sagt WEBSITE Daudert, „wir müssen hellwach sein.“ www.staramba.com

STARAMBA

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EXKURS

Wenn Wachstum zur Droge wird

Hier in Deutschland sind wir noch weit entfernt von solchen Giganten. Zwar hat Zalando schon für einige kleinere Startups als Exit-Weg hergehalten. Allerdings sind die Dimensionen noch deutlich kleiner. Der Umfang, in dem scheinbar blindes Wachstum hierzulande seine Opfer gefunden hat, gehört bislang wahrscheinlich noch zur notwendigen Lernkurve. Einer der prominentesten Fälle: der heftige Wachstums-Wettstreit der beiden Berliner Umzug-Startups. Gleich zu Beginn führte der Machtkampf vor allem zu unzufriedenen Kunden. Weil gnadenloser Vertrieb zu mehr Wachstum führt als guter Service, wurde der erst einmal auf die lange Bank geschoben. Ein zu starker Fokus auf Wachstum führt fast zwangsläufig dazu, andere wichtige Bereiche zu vernachlässigen: Aufbau einer innovativen Unternehmenskultur, gutes Mitarbeiter-Management, intelligente Weiterentwicklung des Produkts.

GRÖSSENWAHN? Wachstum ist die Grundlage für ein gesundes Unternehmen. Gefährlich wird es aber, wenn zu sehr auf schneller, größer, mehr gepocht wird

Wie schwer es ist, zu schnelles Wachstum wieder zu korrigieren, hat Matthias Henze vor einem Jahr erfahren müssen. Er ist Mitgründer und CEO des Hamburger Startups Jimdo, das einen Homepage-Baukasten im Netz anbietet. Weil das Team zu schnell zu groß geworden ist, musste Henze im Oktober 2016 ein Viertel seiner Mitarbeiter entlassen. Die Management-Strukturen waren nicht schnell genug mitgewachsen. Versuche, die Entlassungswelle abzuwenden, funktionierten nicht. Zum Glück habe er die schwere Entscheidung noch rechtzeitig getroffen, sagt er heute: Nun sei sein Unternehmen wieder gut aufgestellt,

Von Alex Hofmann

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tartups stehen dafür, dass jeder mit eine guten Idee und etwas betrieblichem Geschick etwas Großes aufbauen und damit alles Bisherige auf den Kopf stellen kann. Auf dem Erfolg junger, digitaler Unternehmen hat sich in Deutschland eine neue Kultur der Innovation aufgebaut, und das Land ist stolz darauf. Seitdem scheint die Startup-Szene förmlich zu explodieren: Immer größer werden die Träume des schnellen Erfolgs, und immer höhere Investitionssummen unterstützen sie. Verfällt Startup-Deutschland nun einem Wahn, in dem nur Wachstum als Maßstab zugelassen ist? Sind wir von Gründerszene mit diesem Magazin diesem Größenwahn erlegen? Drüben, im Silicon Valley, scheint das schon passiert zu sein. Es zählen nur noch die Megaerfolge, VCs teilen ihre Portfolios in einen oder zwei absolute Gewinner auf und, nun ja, den traurigen Rest. Das hat zu einer Dominanz weniger Erfolgsgeschichten wie Facebook oder Google geführt, die heute selbst zum Establishment gehören, das sie einst „disrupten“ wollten. Und die gelernt haben, mit den eigenen Milliarden alles aufzusaugen, was erfolgversprechend und vielleicht sogar gefährlich ist. Instagram, Whatsapp oder Oculus haben Facebook weiter aufgebläht – während die Innovationsfähigkeit auf einen Nullpunkt gesunken ist, stattdessen wird kopiert. Hoffnungsträger Uber scheint unter dem enormen Wachstumsdruck regelrecht zu zerbrechen.

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das Team habe die Veränderungen gut verkraftet, auch weil das Management immer transparent geblieben sei. Muss man also sogar Angst vor Wachstum haben? Natürlich nicht. Immer wieder beweisen Unternehmer, dass sie Wachstum erfolgreich beherrschen, das richtige Maß zwischen Ambition und Vernunft treffen. Wachstum steuern, statt es blind zu forcieren, Wachstum selbst nicht als Ziel sehen. Richtig verstanden ist Wachstum die unerlässliche Basis für ein funktionierendes Unternehmen, es schafft Arbeitsplätze und hält die Volkswirtschaft gesund. Mit dem Gründerszene-Ranking wollen wir Transparenz schaffen – weil mit Umsätzen & Co. auch gerne geprahlt wird. Und wir wollen einen Blick hinter die Zahlen werfen. Die Frage nach dem „angemessenen“ Wachstum lässt sich nicht pauschal beantworten, sie muss immer wieder neu gestellt werden – wer dann die passenden Antworten findet, schreibt seine Erfolgsgeschichte. Und darf darauf mit Recht stolz sein.

Aus Begeisterung wird Business. © DEPOSITPHOTOS.COM/VECTORCREATOR

Steil nach oben: Erfolgsgeschichten wie Facebook haben gezeigt, was möglich ist...

… aber ganz ohne Konsequenzen bleibt schnelles Wachstum in den seltensten Fällen

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SPIEL Lust auf ein schnelles Kreuzworträtsel? Gleichzeitig erfahrt ihr, welche Startups auf den Plätzen 42 und 43 gelandet sind. Hinweise auf die Unternehmen geben wir im Kasten unten rechts

the coMputer science conference | the Birthday of coMputing | 14 May 2018 | Berlin

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Täglich grüßt die Pillen-App GESUNDHEIT Kann eine Anwendung auf dem Smartphone älteren Menschen helfen, ihre Medikamente regelmäßig einzunehmen? Wir haben bei einer Seniorin nachgefragt – und bei den Entwicklern der App

Von Marco Weimer

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va Ortel hat ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Smartphone. Einerseits schreibt sie gerne ihrer Tochter oder prüft das Wetter in anderen Städten. Auf der anderen Seite fühlt sie sich von ihrem Apparat regelrecht gegängelt. Zeitweise hat er sie daran erinnert, pünktlich ihre Medikamente einzunehmen oder mal einen Spaziergang zu unternehmen. „Da wird man doch wahnsinnig, wenn da dauernd jemand tutet! “, sagt die 78-Jährige und lacht. „Noch kann ich selber an alles denken.“

Vor zwei Jahren hat sie an einer Studie der Charité Berlin teilgenommen, bei der 36 Probanden 16 Wochen lang die App MyTherapy getestet haben. Anika Steinert, Studienleiterin der Forschungsgruppe Geriatrie, wollte herausfinden, ob sie dabei hilft, dass kranke und ältere Menschen regelmäßiger ihre Medikamente einnehmen. „Wir wollten, dass die App auch im Alltag genutzt wird und nicht nur als Studienobjekt gesehen Fremdkapital hat das Startup bisher nicht gebraucht. „Wir wird“, erklärt Steinert. Darum habe sie für jeden Probanden sind gänzlich eigenfinanziert und wachsen aus unserem Cash individuell eingestellt, ob dieser sich auch Flow“, sagt der Gründer. Derzeit seien 40 an mehr Bewegung oder Trinken erinnern Mitarbeiter für das Startup beschäftigt. lassen möchte oder sein Gewicht Als SmartPatient 2013 mit der App auf den überwachen will. Drei Studien hat Markt ging, sei Digital Health in DeutschSteinert seit 2013 mittlerweile schon mit land noch sehr neu gewesen, Investoren WACHSTUMSRATE 100% MyTherapy durchgeführt. Ihre Ergebnisse für diesen Bereich habe es kaum gegeben, GRÜNDUNGSJAHR fallen überwiegend positiv aus: Mehr als so Gaede. Bootstrapping sei darum die 2012 die Hälfte der Studienteilnehmer habe beste Wahl gewesen. „Rückblickend halte KATEGORIE die App nach der Studie weiter nutzen ich das gerade für Digital Health Startups Software / SAAS wollen, so Steinert. Ob alle Probanden für eine unterschätzte Finanzierungsform.“ WEBSITE tatsächlich am Ball geblieben sind, weiß Seine Begründung: Der B2C-Markt sei nur www.mytherapy.com sie allerdings nicht. Die Datenschutzin einigen Nischen existent, viele Gesundauflagen sind streng. heits-Startups seien darum auf B2B-Modelle angewiesen. „Hier sind die Zeitleisten aber gerade anfangs schwer kontrollierbar.“ Eine Eigenfinanzierung verschaffe den Die Idee für die App hatten Julian Weddige, Sebastian Gaede erforderlichen langen Atem, meint Gaede. und Philipp Legge. Alle drei Gründer haben sich damals als Berater mit dem Thema Therapietreue auseinandergesetzt. „Wir haben erfahren, dass die Hälfte der Medikamente, die Wie sich das Startup genau finanziert und die Zusammenarbeit

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MARCO WEIMER

Eva Ortel (r.) und Anika Steinert inspizieren die App MyTherapy. Steinert, Studienleiterin der Forschungsgruppe Geriatrie an der Charité Berlin, möchte herausfinden, welchen Nutzen die Applikation für Ortel und 35 weitere Probanden hat

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chronisch Kranke einnehmen sollen, nicht richtig angewendet werden“, sagt Gaede. Daraus sei die Idee entstanden, eine App zu entwickeln, die bei der Kontrolle hilft. 2012 schmissen sie ihre Jobs und gründeten wenig später in München das Startup SmartPatient. Wie viele Nutzer sie bereits mit ihrer App MyTherapy haben, möchte Gaede nicht verraten. Auch wie sie Geld damit verdienen, umreißt der Gründer nur ansatzweise: „Nutzer aller Altersgruppen nutzen MyTherapy teils über sehr lange Zeiträume. Dieses Engagement bildet die Grundlage für die Zusammenarbeit mit unseren Partnern.“ Das Startup arbeitet mit der Pharmaindustrie zusammen. Und die sei „traditionell verschwiegen“, so Gaede. Die Namen könne er darum nicht nennen. „Unsere Partner vergüten uns, damit sie ihre Patienten mit MyTherapy bei der sicheren Medikamenteneinnahme unterstützen können.“

MYTHERAPY

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VON 6 AUF 60 MITARBEITER – IN EINEM JAHR

„Es geht also weniger um Lifestyle, als um verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit“

MYTHERAPY

Sebastian Gaede, MyTherapy-Gründer

Die App MyTherapy soll beispielsweise dazu dienen, den Blutdruck von Patienten konstant aufzuzeichnen mit der Pharmaindustrie erfolgt, sei für die Studie nicht relevant gewesen, so Steinert. „SmartPatient hat uns damals um einen Austausch zur seniorengerechten Gestaltung ihrer App gebeten.“ Da das Thema interessant gewesen sei, habe man eine erste Pilotstudie angestoßen und weitere folgen lassen. Es seien keine Forschungsgelder geflossen, sagt Steinert. Der Charité sei es bei der Zusammenarbeit wichtig gewesen, dass alle Ergebnisse der Studie publiziert werden dürfen – auch wenn diese negativ ausfallen. Viele Kritikpunkte gibt es jedoch nicht. Stattdessen einige Verbesserungsvorschläge. „Mit jeder Studie wurde die Benutzerfreundlichkeit der App besser bewertet. Smartpatient hat auf Grundlage unserer Studienergebnisse auch Änderung in der App vorgenommen“, sagt die Studienleiterin. So wurden beispielsweise die Erinnerungstöne abgemildert oder neue Funktionen zur Verwaltung der Ergebnisse eingeführt.

Erst Senioren, bald ganze Krankenhäuser? Steinert kann sich auch gut vorstellen, dass die App regulär in Krankenhäusern genutzt wird. Ein Anwendungsfall: Wenn der Arzt beispielsweise den Blutdruck des Patienten misst, bekommt er nur einen Momenteindruck. „Ein konstantes Monitoring mit einer App wie dieser würde zu einem valideren Ergebnis kommen und den gesamten Verlauf abdecken“, erklärt Steinert. Das Problem sei aber, dass weder der Arzt noch der Patient sich immer die Zeit nehmen, alle Eingaben einzutragen und anzuschauen. Würden die Daten der App direkt in die Patientenakte einfließen und die Daten automatisch ausgewertet, könnte die App aus Anwendersicht an Mehrwert gewinnen. Allerdings seien noch zahlreiche Datenschutzfragen ungeklärt, so Steinert. Mit einer elektronischen Gesundheitskarte und -akte könnte eine solche Funktion jedoch irgendwann möglich werden. „Wir werden vermehrt von Krankenhäusern angesprochen, die sicherstellen möchten, dass der Patient oder die Patientin nach der Entlassung auch wirklich weiß, was zu tun ist“, sagt der Gründer. MyTherapy könne bald auch den für Krankenhäuser verpflichtenden, bundeseinheitlichen Medikationsplan direkt einlesen, verrät Gaede. Vor Kurzem wurde eine weitere Studie mit der App an der Berliner Charité publiziert. In der Nephrologie, die sich mit Nierenleiden und Transplantationen

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beschäftigt, wurde die App zur Nachsorge getestet, wovon Jung und Alt betroffen sind. MyTherapy sollte die Patienten dabei unterstützen, ihren Therapiealltag zu organisieren. Hier sei die regelmäßige Medikamenteneinnahme besonders wichtig, erklärt Studienbetreuer Fabian Halleck, da sonst die Niere abgestoßen wird. Das Gesundheitssystem koste die falsche oder unterlassene Einnahme Milliarden. Nach Meinung von Halleck leiste die App einen essentiellen Beitrag, den Patienten bei der Therapie zu unterstützen und Kosten zu senken. Für das kommenden Jahr ist eine weitere Studie mit mehr als 3.000 Patienten geplant.

MyTherapy will kein Runtastic sein Der Studie von Steinert zufolge hätten sich viele Patienten zudem gewünscht, dass die App beispielsweise mit einem Blutzuckermessgerät kompatibel ist und gleich die Daten erfasst. Das Startup hat reagiert: „Mehr und mehr Nutzerinnen und Nutzer wünschen sich diese Funktionalität. Entsprechend ist die Anbindung von Messgeräten auf unserer Roadmap für 2018“, sagt SmartPatient-Gründer Gaede. Dass die App zur Erinnerung an andere Tätigkeiten wie Spaziergehen, mehr Trinken oder Obstessen genutzt wird, davon sind weder Steinert noch Gaede wirklich überzeugt. „MyTherapy kann und soll es nicht mit spezialisierten Apps wie Runtastic aufnehmen“, sagt der Gründer. Für die Nutzer seien die Aktivitäten häufig Teil der ärztlichen Handlungsempfehlung. „Es geht also weniger um Lifestyle, als um verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit.“ Laut der Studie wurde die App bei solchen Faktoren weniger gut bewertet. „Wenn der individuelle Nutzen beim Patienten gesehen wurde, dann hat es auch etwas gebracht“, so Steinert. „Es gab aber auch viele Patienten, die gesagt haben, ich brauche niemanden, der mich an Bewegung erinnert.“ Die 78-Jährige Eva Ortel ist da ähnlicher Meinung. Sie hat die App nach der Studie nicht wieder genutzt. Allerdings stand ihr für die Studie auch nur ein Leih-Smartphone zur Verfügung, das sie wieder abgeben musste. Doch sie hat sich inspirieren lassen. „Ich hab mir jetzt ein Smartphone angeschafft, damit ich mit der Zeit gehe – wird bei mir ja auch langsam Zeit!” (lacht) Da sie regelmäßig ihren Blutzuckerwert messen muss, wird auch sie vielleicht wieder auf MyTherapy oder eine ähnliche App zurückgreifen.

Das Münchener Startup Personio hat seinen Headcount in nur zwölf Monaten verzehnfacht. Wie sie das geschafft haben? Vor allem durch ihre eigene Software.

HUMAN RESOURCES ALS ENABLER FÜR DIE SKALIERUNG Plötzliches Wachstum bedeutet immer auch ein bisschen Chaos. Doch so spannend das auch klingt: Chaos ist schädlich, wenn man Weichen für eine professionelle Skalierung stellen will. Richten wir unseren Blick einmal auf das Personalwesen. Wenn hier das operative Umfeld außer Kontrolle gerät, Datentabellen explodieren und Personalkennzahlen nicht mehr stimmen, stagniert die Weiterentwicklung des Bereiches, der das Mitarbeiter-Management zum Großteil mitverantwortet. Darunter leidet letztendlich das ganze Unternehmen. Wie also können wachsende Startups wüst werdende HR-Workflows in schlanke Bahnen lenken? Eine Option wäre: Personio. VON MANUELLER TABELLENWIRTSCHAFT ZU AUTOMATISIERTER ORDNUNG Personio ist ein HR-Betriebssystem, das sämtliche Personalprozesse abbildet – darunter Onboarding, Gehälter und Fehlzeiten. Das Startup wurde 2015 gegründet und sammelte im Juli 2017 10,5 Millionen Euro ein. Die Mission: Personalarbeit digitalisieren, damit Prozesse organisierter ablaufen, Mitarbeiterzyklen besser aneinander anknüpfen und sich HR-Manager auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. „In Zeiten des Wachstums wird dieser Bereich schnell unübersichtlich“, sagt CEO Hanno Renner. „Einer unserer Gesellschafter hat das in seinem vorherigen Job am eigenen Leibe erfahren – und daraufhin eine All-in-one-Lösung gebaut, die heute bereits hunderte HR Manager unterstützt.“ Man kann es Hilfe zur Selbsthilfe nennen. Personio umfasst alle administrativen Aufgaben, die in der Personalverwaltung und im Bewerbermanagement anfallen. Vieles läuft automatisiert ab, was HR-Prozesse effizienter macht. Jeder Mitarbeiter hat einen persönlichen Account und ist so in bestimmte Prozesse miteinbezogen. Mit diesem

Personio-Persönlichkeiten: Ignaz Forstmeier, Hanno Renner, Roman Schumacher und Arseniy Vershinin (v.l.n.r) DANIEL NEUMANN

Ihr wollt gesund wachsen – und benötigt ein smartes HR-Tool? Schaut auf www.personio.de vorbei! Employee-Self-Service erhalten Mitarbeiter nicht nur Transparenz über ihre Daten, sie können diese auch eigenständig bearbeiten und werden damit stärker ins Unternehmen integriert. „Unser Motto lautet Enabling Better Organizations. Und das gelingt ja nur, wenn sich alle zugehörig fühlen.“ GUTES GESPÜR FÜR MARKTBEDÜRFNISSE HR-Themen rücken momentan wieder stark in den Fokus, und im War for Talents ist es wichtig, schnell und transparent mit potenziellen Mitarbeitern zu kommunizieren. „Unser automatisiertes Recruiting-System stellt beispielsweise sicher, dass Bewerber zügig informiert werden“, so Renner. Aktuell nutzen mehr als 400 Unternehmen mit zehn bis tausend Mitarbeitern Personio. Sich an diese Größenordnung zu richten, war ein weiterer Erfolgstreiber. „Für den KMU-Bereich gab es vor zwei Jahren kaum moderne HR-Software. Bei den meisten handelte es sich zudem um starre On-Premise-Lösungen, die man nur schwer in die Cloud auslagern konnte. Das kam uns natürlich zugute.“

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Umdenken ist angesagt

Der BVDW ist der Verband für die Digitale Wirtschaft und die Stimme der Digitalen Transformation. Mit Mitgliedsunternehmen aus unterschiedlichsten Segmenten der Digitalen Wirtschaft ist der BVDW interdisziplinär verankert und hat damit einen ganzheitlichen Blick auf die Themen der gesamten Branche. Der Verband hat es sich zur Aufgabe gemacht, Effizienz und Nutzen digitaler Angebote – Inhalte, Dienste und Technologien – transparent zu machen und so deren Einsatz in der Gesamtwirtschaft, Gesellschaft und Administration zu fördern. Der BVDW ist Träger der dmexco.

GASTBEITRAG Wie werden junge digitale Unternehmen erfolgreich? Eine Analyse von Marco Junk, Geschäftsführer des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW)

Von Marco Junk

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müssen. In der Digitalbranche spricht man aus Erfahrung: Seit jeher sind wir mit grundlegenden Veränderungen konfrontiert. Entwicklungen wie die Mobilisierung des Internets durch Smartphones oder der Verlust der Kommunikationshoheit der Verlage durch das Web 2.0 haben praktisch über Nacht die Regeln neu definiert und Geschäftsmodelle auf den Kopf gestellt. Aktuell erobern Sprachdienste unseren Alltag und werden den Bildschirm als Kontaktpunkt mehr und mehr ablösen. Den Erfolg auf bestehenden Produkten und Ansätzen aufzubauen, funktioniert daher nur selten. Umdenken ist angesagt. Für bestehende Probleme können ganz neue Lösungsansätze gesucht werden. Hier gilt es vor allem, Veränderungen als Chance zu begreifen, um einer eventuellen Bedrohung mit Ideen zu begegnen. Das diesjährige Wachstumsranking zeigt eindrucksvoll, wo neue Lösungsansätze besonders Dass die Digitale Wirtschaft ein ausgezeichneter gefragt sind: Ausgerechnet im E-Commerce, einem Nährboden für ambitionierte Startups ist, lässt sich am Gründerszene-Wachstumsranking ablesen: Die BVDW-Geschäftsführer der ältesten Internetphänomene überhaupt. Dass mehr als jedes dritte Unternehmen im Ranking mit Geschäftsmodelle dieser Unternehmen sind fast Marco Junk einem Geschäftsmodell in der Kategorie E-Commerce ausschließlich digitale Lösungen für Probleme, die so erfolgreich ist, mag den ein oder anderen überraschen. Ganz vorher analog gelöst wurden. Plötzlich konkurriert der etablierte offensichtlich ist hier aber der Bedarf und damit das Potenzial Mittelständler mit Jungunternehmern – und so soll es auch sein. besonders groß. Ein Grund ist sicherlich der Handel, der eine Die nächste Bank wird eben nicht mehr von Bankern gemacht. Online-Integration lange Zeit als Bedrohung abgewehrt statt In einer digitalen Welt lässt sich eine Branche nicht einfach so als Chance genutzt hat. Die Erkenntnis, dass es gerade anders abstecken, und Newcomer haben es deutlich leichter, Fuß zu herum sein kann, setzt sich mehr und mehr in der gesamten fassen. Davon werden letztlich alle profitieren. Insgesamt wird Wirtschaft durch. daher auch die etablierte Wirtschaft zunehmend agiler werden eit jeher ist die Digitale Wirtschaft Heimat der meisten Startups. Auch in diesem Jahr sind fast alle Jungunternehmen, die es ins Gründerszene-Wachstumsranking geschafft haben, – an dieser Stelle einen herzlichen Glückwunsch vom BVDW – vor allem solche, die sich mit digitalen Geschäftsmodellen selbstständig gemacht haben. Die Digitale Wirtschaft wächst natürlich in ihren originären Geschäftsfeldern – seien es etwa onlinebasierte Dienstleistungen oder digitale Werbung. Letztere zum Beispiel im laufenden Jahr um sieben Prozent. So richtig beeindruckend ist aber vor allem das Wachstum in der Breite: Etablierte und eher klassisch orientierte Wirtschaftszweige werden durch eine inzwischen alles durchdringende digitale Transformation Teil der Digitalökonomie.

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

Jörg Rheinboldt, Geschäftsführer Axel Springer Plug and Play Accelerator

Alle Chancen eines Start

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Über den Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.:

Digitale Diagnose TEST Vitaminmangel, Allergie oder Unverträglichkeit: Was normalerweise ein Arzt untersucht, übernimmt jetzt ein Startup. Cerascreen analysiert die Proben der Patienten und schickt die Diagnosen digital zurück

CERASCREEN

Von Georg Räth

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

I

ch hasse Ärzte, ich hasse Spritzen und schlechte Diagnosen sowieso. Auf Sätze wie „Machen Sie sich bitte frei“ oder „Treiben Sie Sport? “ kann ich verzichten. Besonders, wenn ich dafür stundenlang auf unbequemen Stühlen in einer Praxis warten muss. Deshalb liebe ich das Internet. Alles ist so schön unpersönlich, auch die schlechten Nachrichten. Für Patienten wie mich, die lieber online als in Artpraxen gehen, gibt es jetzt die Lösung: cerascreen. Das Startup will den Teil des Arztbesuches digitalisieren, der unsere Körper auf Mangelerscheinungen und Unverträglichkeiten untersucht. Dazu verkauft das Jungunternehmen in seinem Onlineshop verschiedene Tests. Diese werden zu Hause durchgeführt und vom Nutzer per Brief an ein Labor geschickt. Zurück kommt die Diagnose per E-Mail. Ganz nach meinem Geschmack. Um den Service zu testen, entscheide ich mich für drei Produkte: Fruktose-Unverträglichkeit, Tierhaare-Allergie und Melatonin-Wert. Kostenpunkt insgesamt: 120 Euro. Bei den ersten beiden Tests kenne ich meine Werte. So kann ich kontrollieren, wie korrekt die Laborergebnisse sind. Beim Melatonin-Test habe ich keine Ahnung, wie die Diagnose ausfallen wird. Die Bestellung geht am Donnerstagmittag raus, die Lieferung erfolgt am Montag, das ist kein Amazon-PrimeNiveau, aber vollkommen in Ordnung. Beim Auspacken des Pakets wird meine Freude gedämpft, das Testkit für die Fruktose-Unverträglichkeit fehlt. Mit knapp 50 Euro bewegt sich dieses Produkt im preislichen Mittelfeld. Eine Vitamin-D-Messung beispielsweise kostet 29 Euro, für einen Lebensmittelunverträglichkeitstest werden 99 Euro fällig. Wo aber mein verschollenes Paket abgeblieben ist, kann mir der Kundenservice auf Nachfrage nicht beantworten. Es habe

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

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„Wo normalerweise bunte Ansichtskarten lagern, liegt nun meine Speichelprobe und wartet auf den ahnungslosen Briefträger“ Georg Räth

einmal, um den Boden des Röhrchens zu bedecken. Auch das Massieren des Fingers, wie in der Anleitung beschrieben, führt zu keinem Ergebnis. Wir gehen noch einmal in Ruhe die Schritte durch: Finger unter warmes Wasser gehalten? Check. Den Arm ein paar Mal geschwungen? Check. Die Lanzette schräg auf den Finger gehalten und mit dem Daumen fest auf den Knopf gedrückt? Check. Übermäßige Anstrengung, Blutgerinnungsstörungen oder Medikamente, die das Ergebnis verfälschen könnten, schließen wir ebenfalls aus.

Olaf Roman Schneider gründete Cerascreen als Spin-off einer Biotech-Firma. Er kommt aus einer Arzt-Familie, der Vater ist Allgemeinmediziner, die Mutter private Therapeutin CERASCREEN

Zum Glück liegt für solche Fälle eine Ersatz-Lanzette bei, um das Prozedere zu wiederholen. Ein weiteres Desinfektionstuch fehlt jedoch. Warum so knauserig? Zudem ist es wegen der ungenügenden Beschriftung für Laien leicht, es mit dem Tupfer im selben Paket zu verwechseln. Leider schlägt auch unser zweiter Versuch fehl. Viel zu wenig Blut. Ärgerlich, denn damit ist diese Probe nicht verwertbar, und ich muss meinen Kollegen völlig umsonst mit zwei angestochenen Fingern zurücklassen. Etwa „Probleme beim Versand“ gegeben. Dafür versichert man mir, 50 Euro wandern in den Müll. Mir kommen kurz Zweifel, ob ein sich „unverzüglich“ um das Problem zu kümmern. Nach einer Arztbesuch in diesem Fall nicht doch sinnvoller gewesen wäre. weiteren Woche des Wartens frage ich erneut nach. Es gebe Der nächste Test zur Bestimmung meiner Melatonin-Werte läuft „Lieferschwierigkeiten“, so der Servicemitarbeiter, ich müsse dafür ohne Komplikationen ab: Speichel ins Röhrchen, Aufkleber mich bis mindestens nächste Woche gedulden. Da aber auch mit Test-ID aufkleben, in den Freiumschlag stecken und ab am darauffolgenden Mittwoch kein Paket bei mir ankommt, in den Briefkasten. Das Ganze dauert verzichte ich für diesen Test auf das keine zehn Minuten und entspricht fehlende Produkt. Zudem können genau meiner Vorstellung. Nur beim Tests nur zwischen Sonntag und Einstecken des Briefes wird mir kurz Mittwoch durchgeführt werden, mulmig. Denn dort, wo normalerweise heißt es in dem Infomaterial des WACHSTUMSRATE 99% bunte Ansichtskarten lagern, liegt nun Unternehmens. GRÜNDUNGSJAHR meine Speichelprobe und wartet auf den 2012 ahnungslosen Briefträger. Ich starte mit dem Allergie-Testkit KATEGORIE für Tierhaare. Die Packung überzeugt Dienstleistung / Analyse Damit die Testergebnisse des Labors zu mich, das Design ist modern und WEBSITE mir gelangen können, lege ich auf der könnte so in einem Apple-Laden www.cerascreen.de Webseite des Unternehmens ein Profil stehen. Auch die Gebrauchsanan und hinterlege dort die Test-ID, die weisung im Inneren gefällt mir, sie sich mit im Paket des Melatonin-Testkits befand. Durch die ID ist gut strukturiert, setzt auf Piktogramme und verständliche ist der Test eindeutig meinem Account zuzuordnen. Verwundert Beschreibungstexte. Doch beim Überfliegen der Anleitung bin ich darüber, dass neben Angaben zu Alter, Gewicht und schrecke ich auf: Es handelt sich um einen Bluttest. Ich hatte Vorerkrankungen auch mein Klarname in der Registrierung auf eine Speichelprobe gehofft. Auf Spritzen wollte ich doch erfragt wird. „Man muss den richtigen Namen nicht eingeben“, verzichten. Zum Glück ist einer meiner Kollegen bereit, den Test versichert mir der Pressesprecher auf Nachfrage. „Die Probe für mich zu übernehmen. Aus sicherer Entfernung beobachte wird im Labor anonymisiert ausgewertet und der Name nicht ich, wie er die Lanzette – eine Stechhilfe zur Blutgewinnung – an an das Labor weitergegeben.“ Theoretisch hätte ich bei der seinen Zeigefinger ansetzt. Nach kräftiger Betätigung des Registrierung auch Max Mustermann heißen können – ersichtgelben Druckknopfes schießt die Nadel mit einem deutlichen lich war mir das im Moment der Profil-Erstellung nicht. Ploppgeräusch in seine Haut. Danach, so die Anleitung, müsste das Blut langsam die Wand des beiliegenden Auffangröhrchens Daten wie Gewicht oder Körpergröße seien notwendig, um hinuntertröpfeln und den Behälter nach wenigen Minuten füllen. etwa individualisierte Empfehlungen geben zu können. Denn die Doch es kommen lediglich ein, zwei Tropfen. Das reicht nicht

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Beratung sieht das Unternehmen neben den selbst entwickelten Produkttests als seine Kernkompetenz. Besonders stolz ist cerascreen auf seine Tests mit Kleinstproben, für die nur wenig Blut oder Speichel erforderlich ist, die jedoch die gleiche Genauigkeit einer herkömmlichen Analyse erreichen sollen. Seit wenigen Monaten führt das Unternehmen auch Fremdprodukte im Shop, Vitamin-D-Tropfen beispielsweise. Die empfiehlt es seinen Nutzern, wenn ein Vitaminmangel diagnostiziert wird. Ansonsten wolle man das eigene Portfolio nur um Produkte erweitern, die zu den Themen Wohlbefinden, Ernährung oder Verhaltensänderungen passen. Testkits für „schwere Erkrankungen“ wird es bei cerascreen also vorerst nicht geben. Darum solle sich weiterhin ein Arzt kümmern, den man gar nicht ersetzen wolle – und könne, so der Sprecher. Meinen eigenen Test habe ich am Mittwoch in den Briefkasten geworfen, am Donnerstagvormittag erhalte ich eine E-Mail von cerascreen, dass meine Probe nun im Labor angekommen sei. In der Regel dauere die Analyse und Erstellung des

CERASCREEN

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Fazit: Ja, aber... Dass es bei Startups zu Anlaufschwierigkeiten kommen kann, etwa beim Versand, ist verschmerzbar. Informationen zu deutlich verzögerten Lieferzeiten will ich jedoch nicht erst auf Nachfrage bekommen. Denn eigentlich mag ich cerascreen. Mein reibungsloser Ablauf beim Test des Melatonin-Wertes zeigt, dass bestimmte Arztbesuche ersetzt werden können. Für eine Blutprobe werde ich aber weiterhin den Gang in die Praxis antreten.

Pssssst! *

Ist schon wieder Blase?

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Ergebnisberichts wenige Werktage. Nach einer Woche werde ich ungeduldig, in meinem cerascreen-Konto heißt es, die Probe werde gerade im Labor analysiert. Nach vier weiteren Tagen sind die Ergebnisse endlich da! Ich blättere durch den achtseitigen Ergebnisbericht und stocke bei meinen Melatonin-Werten – sie sind unterdurchschnittlich schlecht. Zum Glück lässt mich das Startup damit nicht allein zurück. In dem Dokument wird mir leicht verständlich erklärt, wie ich meine Werte verbessern kann. In Zukunft stehen vor dem Einschlafen Sport, Parmesan und Steinpilze auf dem Programm.

Revision der EuVECA-Verordnung verabschiedet

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InnovaMaxx vertreibt Fitnessgeräte wie Laufbänder über den Onlineshop Sportstech.de und E-Fortbewegungsmittel wie Hoverboards über Bluewheel. de. Gründer und Geschäftsführer von InnovaMaxx ist Ali Ahmad, ein gebürtiger Libanese, der einst als Flüchtling nach Berlin kam. Zwischen 2012 und 2015 verkaufte er online zunächst Autoradios und Navigationssysteme. Weil das Geschäft aber nur mäßig gut lief, entschied er sich für eine Neuausrichtung auf Fitnessgeräte – weil er selbst abspecken wollte. Das hat funktioniert: Damals wog er noch 110, heute nur noch 74 Kilogramm.

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INNOVAMAXX WACHSTUMSRATE

92%

GRÜNDUNGSJAHR

2012

KATEGORIE

E-Commerce WEBSITE

www.innovamaxx.de Wir haben K.lab-CEO Maximilian Daub gebeten, uns auf einige Fragen zu antworten – und zwar ganz so wie in der Schulzeit

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Mehr Stoff für Lehrer

K-LAB WACHSTUMSRATE

98%

GRÜNDUNGSJAHR

2011

KATEGORIE

Software / SAAS WEBSITE

www.klab-berlin.com

Lehrer sind der „Schlüssel zum Lernerfolg in der Schule“. So drücken es die Macher des Berliner Bildungs-Startups K.lab educmedia GmbH aus. Bekannteste Marke der Gesellschaft ist das Lehrerportal MeinUnterricht.de. Pädagogen finden darüber Materialien, mit denen sie ihren Unterricht vorbereiten können – ohne Angst vor Urheberrechtsverletzungen haben zu müssen. Deutschlandweit nutzen nach Angaben von K.lab circa 145.000 Lehrerinnen und Lehrer MeinUnterricht.de. In Kooperation mit der Klett-Gruppe, einem Bildungsdienstleister, der etwa auch hinter dem Schulbuchverlag Klett steht, wurde die K.lab educmedia GmbH vor sechs Jahren gegründet – von Benjamin Wüstenhagen, Toni Wagner und Stefan Appelhans. 2012 startete die Gesellschaft dann MeinUnterricht.de. Wüstenhagen, der seit der Unternehmensgründung Chef der GmbH war, wurde in dieser Position im vergangenen September durch Maximilian Daub ersetzt.

Kampfansage an Schreinereien Per Online-Konfigurator können sich die Kunden des Hamburger Startups Pickawood Sideboards, Schränke und Regale zusammenstellen. Tischlereien in Polen fertigen die On-Demand-Möbel anschließend – um die Preise gegenüber traditionellen Tischlereien niedrig zu halten. Verschiedene Online-Händler, allen voran DeinSchrank.de und Holzconnection, verfolgen ähnliche Geschäftsmodelle. Izabela Kloth gründete Pickawood mit zwei Gesellschaftern, Henry Fleischer übernahm eineinhalb Jahre später, seit 2017 ist Tim Ehling zweiter Geschäftsführer.

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PICKAWOOD WACHSTUMSRATE

85%

GRÜNDUNGSJAHR

2012

KATEGORIE

E-Commerce WEBSITE

www.pickawood.com

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

Impressionen der CEBIT scale11 2017

SCALE11 - DAS SPRUNGBRETT FÜR AUFSTREBENDE STARTUPS scale11 ist als Teil der CEBIT ideales Terrain für Gründer, die auf der Suche nach den richtigen Connections sind: Die Startup-Area brachte in diesem Jahr 350 Startups mit tausenden Investoren, Mentoren und etablierten Unternehmen zusammen. Und auch 2018 hat sie Großes vor.

Business-Boost: Im Zentrum von scale11 steht die Startup-Stage, auf der sich ausstellende Gründer in Pitches, Founder Fights und Panel-Diskussionen präsentieren können. Eine gute Chance, um Investoren und Corporates zu beeindrucken und den Zugang zu neuen Kunden und Märkten zu erschließen.

WACHSTUM DURCH KOOPERATIONEN BEFLÜGELN Mit den richtigen Partnern kommen Unternehmen ihren Zielen ein ganzes Stück näher – und zwar nicht nur Startups, sondern auch Mittelständler, Corporates und Konzerne. Startups waren schon immer auf Partnerpirsch, um den Einstieg in lukrative Märkte zu schaffen. Nun erkennen auch immer mehr etablierte Unternehmen die Vorteile solcher Synergien und stoßen aktiv Kooperationen an. Sie bieten Gründern Zugang zu Netzwerken, Branchenexpertise und oft auch beachtliche finanzielle Mittel. Im Gegenzug erhalten sie neue Perspektiven, innovative Geschäftsmodelle und technologischen Input.

Wissenstransfer: In den Community Areas können Unternehmen ihre Erfahrungen und Ideen austauschen. Daraus lassen sich neue Learnings ziehen und im besten Fall Kooperationen anstoßen. Vertreter etablierter Unternehmen können außerdem als Community Captains eine Themenpatenschaft für ihren Bereich übernehmen und den Startups als Mentoren zur Seite stehen.

Aber: Wo und wie finden beide Parteien eigentlich zueinander? Und wie können Startups etablierte Unternehmen von sich überzeugen? NETWORKING-POWER BEI SCALE11 Eine Plattform, auf der seit 2015 Old und New Economy zusammenkommen, ist scale11. Der Startup-Bereich der CEBIT widmet sich auch 2018 wieder Gründern und ihren Kooperationsambitionen. Was genau hat sie jungen Entrepreneuren zu bieten? Vernetzung: scale11 bringt Gründer mit Entscheidern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in verschiedenen Formaten zusammen – darunter Business-Speeddating, Investorenfrühstück, Barcamp und Meet the Media.

DEUTSCHE MESSE

Profiteure des Fitness-Hypes

Themenvielfalt: Mit insgesamt 18 Community Areas deckt scale11 eine facettenreiche Bandbreite an Themen ab – und bietet Gründern damit passende Business-Ansprechpartner und potenzielle Investoren.

Disruption: Disruption: Indem scale11 Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten für Vernetzung und Diskussion bietet, legt sie wichtige Grundsteine für zukunftsweisende technologische Innovationen, die unsere Gesellschaft verändern werden. Die CEBIT 2018 wird diese rasante digitale Entwicklung noch stärker als je zuvor in das Zentrum ihres Programms stellen. Vom 11. bis zum 15. Juni 2018 wird die CEBIT zu Europas Business-Festival für Digitalisierung und Innovation. Vier Elemente ermöglichen den Rundumblick auf die Digitalisierung von Unternehmen, Wirtschaft und Gesellschaft. Bei d!tec stehen Startups und disruptive Geschäftsmodelle sowie Forschungsinstitute und Zukunftstechnologien im Fokus. Hier findet sich auch der Ausstellungsbereich scale11. d!conomy, d!talk und d!campus ergänzen das CEBIT-Programm mit Konferenzen, Vorträgen, Networking und Livemusik.

Alle Informationen zur scale11 www.cebit.de WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 unter: GRÜNDERSZENE 89

BIZFORWARD

Was macht dieses Startup noch gleich?

Fach-Vermittlung mit Tiefgang

Immer mehr Startups und Digitalfirmen schaffen den Sprung ins Rampenlicht. Die Szene wächst. Da kann man schon mal den Überblick verlieren. Wer sich bei Platz 50 unseres diesjährigen Wachstumsrankings nicht mehr ganz so sicher ist (Stichwort: „Die machen doch irgendwas mit...“), dem empfehlen wir WACHSTUMSRATE 76% einen Blick auf unsere

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BLACKLANE

GRÜNDUNGSJAHR

kleine Bildergalerie. Na, klingelt es schon?

2011

KATEGORIE

Gründerszene: Matthias Klang, wie würdest Du Deiner Oma erklären, was Deine Firma macht? Wir suchen freiberufliche Experten für Digital-Projekte und bringen sie mit Unternehmen zusammen. Wir haben ein Netzwerk von mehr als 1.000 Freelancern, von denen wir wissen, was sie gut können oder in welchen Projekten sie arbeiten möchten.

Dienstleistung / Analyse WEBSITE

www.blacklane.com

Vor der Gründung hast Du selbst als Freiberufler für Unternehmen gearbeitet. Gibt es etwas aus dieser Zeit, das Du in Deiner heutigen Position als Geschäftsführer vermisst? Wenn überhaupt würde ich sagen: die Projektarbeit selbst. Das versuche ich damit zu kompensieren, dass ich sowohl bei den Klienten am Ball bleibe, mich erkundige, wie einzelne Projekte laufen und ob wir sie noch unterstützen können. Das stärkt auch die persönliche Beziehung.

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GETTY IMAGES

Warum der Digital-Fokus? Weil ich glaube, dass es Sinn macht, sich zu spezialisieren. Es gibt viele Anbieter am Markt, die eine große Breite an Fachgebieten abdecken, aber in keinem Thema so richtig drinstecken.

Das englische Wort dafür steckt im Namen…

RASANTES WACHSTUM OHNE EIN TOP-TEAM? UNMÖGLICH! Finde die besten Talente mit der Gründerszene Jobbörse!

BIZFORWARD WACHSTUMSRATE

77%

GRÜNDUNGSJAHR

2014

KATEGORIE

Plattform WEBSITE

www.bizforward.de

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

Darin sitzen die Kunden

Ohne ihn würde nichts gehen

jobboerse.gruenderszene.de

EXKURS

Es muss nicht immer Berlin sein JANA KUGOTH

AUSWÄRTSSPIEL Auch auf dem Land siedeln sich neue Unternehmen an. Und es gibt einen guten Grund dafür. Ein Besuch im Sauerland

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

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EXKURS

Sind im Sauerland geblieben, um zu gründen (v.l.n.r.): Tim Schuster entwickelt Apps für den sprechenden Roboter Pepper. Jörg Glinka und Peter Baranski leiten ein E-Commerce-Startup. Ihr Nachbar Frank Hoberg ist Mitgründer von Open-Xchange. Das Unternehmen für Open-Source-Bürosoftware hat jüngst bei einer Finanzierungsrunde Millionen eingesammelt. Mit dem „Boerger-and-Friends“Mobil hat Familie Hacke einen der ersten Foodtrucks ins Sauerland gebracht

Von Jana Kugoth

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er Weg zu Frank Hoberg führt vorbei an grünen Wiesen und Nadelwäldern. Die Straßen entlang reiht sich ein Einfamilienhaus an das nächste, viele davon mit Schieferverkleidung, typisch für die Region rund um Olpe. Hoberg empfängt in seinem Büro. Hier, zwischen bewaldeten Hügeln im flachen Neubau, ist die Softwareschmiede Open-Xchange zu Hause, die es mit ihrer Open-Source-Bürosoftware mit den ganz Großen des Internetgeschäfts aufnehmen will. Mehr als 200 Millionen Menschen weltweit nutzen ihre Produkte mittlerweile. Zu den Kunden zählen Service Provider wie 1&1 Internet, Strato und Vodafone.

Sauerland statt Silicon Valley „Dass wir hier vor unserer Haustür geblieben sind, war für uns kein Nachteil”, sagt Hoberg, ein Sauerländer Urgewächs. „Entwickler können von überall aus arbeiten.” Neben Olpe unterhält die Firma auch Büros in Nürnberg, Helsinki und San José. Er habe natürlich schon überlegt, hier wegzuziehen, damals bei der Gründung im Jahr 2005. Doch gemeinsam mit seinem Mitgründer und dem heutigen CEO Rafael Laguna hat Hoberg entschieden, Open-Xchange in Olpe anzusiedeln. Ganz losgelassen hat beide der Traum von Kalifornien jedoch nie: Im oft regnerischen Sauerland haben sie ihr eigenes Valley nachgebaut – mit Palmen, Sonnenterrasse und Ladesäule für E-Autos. Nicht zuletzt deshalb haben die Olper das Gelände liebevoll „Bigge Valley” getauft, benannt nach dem bei Touristen beliebten Biggesee am Stadtrand. Olpe ist nicht die erste Adresse, an die Gründer denken, wenn sie nach einem Firmensitz suchen. Wenige Kneipen, schlechte Anbindung an Bus und Bahn und laut einer Bertelsmann-Studie ein Durchschnittsalter von knapp 43 Jahren. Doch die

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GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

Kleinstadt bietet auch Vorteile, ist Peter Baranski überzeugt. Gemeinsam mit seinem Partner Jörg Glinka leitet der 61-Jährige die Geschäfte von etailer Solutions, einem E-Commerce-Startup. Zu den etailer-Kunden gehören der Berliner Lautsprecherhersteller Teufel sowie Europas großer Fahrradversender Bike-Discount und der Campingspezialist Fritz Berger. Gründer Baranski kennt sich aus im Bereich Softwareentwicklung. Schon 1982 hat er seine erste Firma gegründet, später wechselte er in den E-Commerce und rief 2013 mit seinem Geschäftspartner etailer Solutions ins Leben. Heute haben sie ihr Büro ebenfalls im Bigge Valley. Statt den Startups in der Großstadt nachzueifern, will das ungleiche Führungsduo die Besonderheiten der Kleinstadt nutzen. Dazu gehört ein funktionierendes Netzwerk. Weil sie ihre Kunden überwiegend über Weiterempfehlungen bekommen, hätten sie „bisher kaum Marketingausgaben”, sagt Baranskis Geschäftspartner Glinka. Auch hätten sie – entgegen der allgemeinen Vermutung – aktuell keine Probleme, neue Mitarbeiter zu finden. „Auf der Suche nach einer beruflichen Herausforderung und einem sicheren Job kommen hochqualifizierte Leute zu uns, spätestens dann, wenn sie eine Familie gründen wollen“, so Glinka. Von Vorteil sei dabei auch die Nähe zu den Fachhochschulen in den Städten Gummersbach und Siegen. Viele Unternehmer und Entwickler in der Region hätten selbst dort studiert und blieben in der Gegend, wenn sie eineFamilie gründen. Beständigkeit, persönliche Beziehungen und vergleichsweise günstige Mieten zählen zu den Hauptgründen, die Gründer in der Region halten. Von außen kommen kaum kreative Köpfe hinzu. Das bestätigt auch Frank Ermert aus dem Gründerbüro der Uni Siegen. Er beobachtet seit Jahren die Szene in der Region. Unternehmer eröffnen ihr Geschäft dort, wo sie zu

Hause sind. Das gilt nicht nur für die Digitalszene. Innerhalb einer kleinen Stadt wissen die Menschen schnell, wenn ein neues Café oder ein Frisör gebraucht wird. Ein Pluspunkt: Wer auf neue Trends setzt, muss weniger Konkurrenz fürchten als in den Metropolen. Was dort schon vor zwei Jahren angesagt war, lässt sich im Sauerland heute als neu verkaufen. Davon profitiert auch Familie Hacke. Mutter Heidrun und ihre beiden Kinder Celine und Marius haben gemeinsam mit Bastian Pallaske einen der ersten Foodtrucks ins Sauerland gebracht. Heidrun Hacke kennt sich aus in der Olper Gastroszene, hat jahrelang ein Restaurant betrieben. Bis ihrem Sohn Marius die Idee kam, einen alten Schulbus mit Grill, Eisfach und Theke auszustatten. Seitdem verkaufen sie an vier Tagen pro Woche an unterschiedlichen Standorten ihre Burger und ziehen zusätzlich „über Schützenfeste und Foodfestivals”, wie Heidrun Hacke erzählt. Auch für Hochzeiten, Geburtstage und Polterabende werde der Wagen gebucht. Mit ihrem „Boerger&Friends”-Mobil bringt das Familienunternehmen ein bisschen Großstadtflair in die Provinz. Sohn Marius hat sich mittlerweile sein eigenes Business aufgebaut. Längst baut er nicht mehr nur Trucks für das eigene Geschäft um. Seine rollenden Küchen sind weit über die Stadtgrenzen hinaus gefragt. Auf dem Land zu gründen, hat allerdings nicht nur Vorteile. Das mangelnde Angebot an Theater und Konzerten schreckt viele Kreative ab, für Gründer sind Gleichgesinnte nicht leicht zu finden. Und auch Risikokapital lässt sich schwer auftreiben. Bei der Suche nach frischem Geld stoßen junge Unternehmen mit neuen, unbekannten Geschäftsmodellen bei den örtlichen Kreditinstituten häufig auf Unverständnis. Das Geld muss dann in der Regel von außen kommen, wie beim Unternehmen Open-Xchange, das kürzlich 21 Millionen Euro von internationalen Wagniskapitalgebern einsammeln konnte.

Internationale Kontakte sind wichtig. Tim Schuster hat eine ganze Reihe davon. Er ist gut vernetzt, reist viel herum. Das Büro seines Startups Humanizing Technologies liegt in „Down Town” Olpe – über dem Stadt-Imbiss, einer Rechtsanwaltskanzlei und dem Salon Hair Flair. Für Schuster spielt es keine Rolle, von wo aus er arbeitet. Sein Mitgründer Dimitrios Prodromou und fünf Entwickler sitzen in einem Co-Working-Space in Wien. Regelmäßig besucht der junge Mann, den wie die anderen Unternehmer die eigene Familie im Sauerland hält, seine Kollegen im Wiener Büro – als Roboter. Auf einem kleinen Bildschirm auf Rädern, ähnlich wie ein Segway, rollt er dann zwischen seinen Kollegen hin und her. „Auch ich bekomme auf diese Art und Weise oft Besuch”, erzählt er. Weil er daran glaubt, dass Remote Work, das Arbeiten von einem x-beliebigen Platz, die Zukunft sein wird, vertreibt er im Auftrag einer US-Firma solche Telepräsenzroboter an deutsche Kunden und Unternehmen. Schuster ist begeistert von der Idee, dass Menschen sich eines Tage verdoppeln können. Seine neueste große Liebe: Pepper. Gemeinsam mit seinem Wiener Team entwickelt er Apps für den 1,20 Meter großen japanischen Roboter, der mit seinen großen Augen und seinem menschenähnlichen Kichern zuletzt auf der Cebit für Aufmerksamkeit sorgte. Mit leuchtenden Augen erzählt der Jungunternehmer von seiner neusten Erfindung, einer Anwendung, mit der Menschen mittels VR-Brille die Welt durch die Augen des Roboters sehen; die eigenen Bewegungen werden dementsprechend von Pepper imitiert. Noch kommt Pepper selten zum Einsatz, 15 Stück hat die Firma bisher in Deutschland und Österreich installiert. Schuster reist viel herum, um den Roboter bekannter zu machen, besucht Unis und Unternehmen. Gerade aus Berlin zurückgekommen, geht es Ende der Woche gleich weiter nach Paris. Aus dem Sauerland in die große Stadt.

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Wo stehen ihre Unternehmen heute? Lesara-Gründer Roman Kirsch (l.), die Uberall-Chefs David Federhen (Bild rechts, l.) und Florian Hübner sowie das Gastro-Hero-Trio (Bild unten): Mark Baukmann (v.l.), Jens Schütte und Andreas Korsus CHRIS MARXEN (2), GASTRO-HERO

Und wie läuft’s bei den Siegern von 2016? FOLLOW-UP Beim Gründerszene-Ranking 2016 belegten der Internet-Modehändler Lesara, der OnlineShop für Gastro-Bedarf Gastro-Hero und das AdTech-Unterehmen Uberall die ersten Plätze. Wie haben sie sich seitdem entwickelt? Spoiler: Schlecht lief es nicht

Von Thorsten Mumme

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as musst Du unbedingt ausprobieren“, sagt Roman Kirsch und zeigt auf ein Hoverboard, das in einer Ecke des Loft-artigen Großraumbüros in Berlin-Mitte liegt. Hier residiert seit August 2017 das Online-Modegeschäft Lesara, die bisherigen Räumlichkeiten in Prenzlauer Berg sind zu klein geworden. „Es ist so groß hier, dass man mit diesen Hoverboards einfach schneller vorankommt“, erklärt Gründer und CEO Kirsch. „Zum Glück sind die alle gut versichert. Wie geht’s eigentlich deinem Ellenbogen?“, ruft er einem Mitarbeiter grinsend zu. Schon diese kurze Episode zur Begrüßung verrät eine Menge über Lesara: Das Startup wächst, wagt sich auf neues Terrain, aber schätzt dabei immer das Risiko ab. Lesara ist ein Online-Shop, in dem Fast-Fashion zu Preisen wie bei Primark oder H&M angeboten wird. Der Clou: Bei Lesara ist Mode wirklich „fast“. Mit einem eigenen Algorithmus erfasst das Unternehmen im Internet, welche Designs die Kunden gerade wollen, und gibt diese Aufträge direkt an mehr als 1000 Fabriken weltweit weiter. Zehn Tage später stehen die neuen Designs online. Beim vergangenen Ranking belegte das 2013 gegründete Startup mit diesem Konzept und einer Wachstumsrate von 1425 Prozent Platz eins. Was waren die Meilensteine seitdem? Kirsch überlegt kurz, dann zählt er auf: „Wir haben inzwischen rund 300 Mitarbeiter an unseren Standorten in Berlin und Guangzhou in China. Das sind etwa 100 mehr als vor einem Jahr.“ Er fährt fort: „Wir sind mit Belgien, Schweden, Dänemark

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und Spanien in vier neuen Ländern live gegangen, insgesamt sind wir jetzt in 24 Ländern.“ Kirsch berichtet weiter von der Ausweitung des Angebots in den Bereichen Sportswear oder Kinderbekleidung. Besonders betont er, dass die App viel benutzerfreundlicher geworden sei. Und die Zahlen? „Unser Umsatz wächst in absoluten Zahlen jedes Jahr stärker als noch ein Jahr zuvor“, sagt Kirsch. „Wir wollen weiter in Wachstum investieren, statt so früh wie möglich profitabel zu werden. Da ist noch viel Potential“, erklärt der 29-Jährige. „Sonst könnten wir Gefahr laufen, dass uns jemand als Marktführer überholt.“ Im September 2017 hatte Lesara neues Kapital in Höhe von 33 Millionen eingesammelt. Das meiste davon floss ins Wachstum neuer und bestehender Märkte. Im Oktober wurde bekannt, dass das Unternehmen 45 Millionen Euro aus Fremd- und Eigenkapital in ein neues Logistikzentrum in Erfurt investiert. Für das nächste Jahr hat Kirsch vor, den Marktanteil von Lesara in den bestehenden Märkten zu erhöhen. Dazu soll es große Marketing-Kampagnen geben. Auch bei Gastro-Hero, dem mit einer Wachstumsrate von 1345 Prozent zweitplatzierten Startup des vergangenen Rankings, hat sich einiges getan. Für Gründer Andreas Korsus lässt sich der größte Unterschied allerdings nicht in Zahlen ausdrücken. „Vor dem Ranking gab es relativ wenig Presse über uns“, erzählt er. „Bei Bewerbungsgesprächen mussten wir immer erst erklären, wer wir sind und was wir machen.“ Seit einem Jahr ist das anders: „Plötzlich wissen die Leute, wer wir sind.“ Doch auch die Zahlen des Unternehmens, das Korsus zusammen mit Mark Baukmann und Jens Schütte im Jahr 2013 gegründet hat, zeigen

in die richtige Richtung. „Wir haben uns in fast allen Bereichen vergrößert“, sagt Korsus. Das Startup aus Holzwickede im Ruhrgebiet hat inzwischen 140 Mitarbeiter, das Sortiment umfasst rund 35.000 Produkte. Zur Marge will sich der Geschäftsführer nicht äußern, doch er verrät: „2016 haben wir einen Umsatz von rund 35 Millionen Euro erwirtschaftet. Das Wachstum verläuft weiterhin sehr gut.“ Auch die Auftragslage entwickele sich „sehr positiv“. Doch seit dem vergangenen Ranking ist noch mehr passiert: Von der Hamburger Beteiligungsgesellschaft Genui bekam Gastro-Hero ein Investment in zweistelliger Millionenhöhe. Seitdem sitzt auch Veltins-Chef Michael Huber im Beirat des Startups. Außerdem übernahm Gastro-Hero im Sommer 2017 den insolventen Konkurrenten Gastrozentrale. „Ingesamt spüren wir eine wachsende Bereitschaft, auch von großen Marken, zur Zusammenarbeit“, zeigt sich Korsus zufrieden. Die neu gewonnene Bekanntheit ist wichtig für das junge Unternehmen. Denn das größte Problem ist laut Korsus, „gute Leute zu finden“. „Wir skalieren in einer Größenordnung, dass wir nur mit Mühe genug Fachkräfte finden, um da personell hinterherzukommen.“ In München hat das Unternehmen einen zweiten Standort eröffnet, die Lagerfläche in Hamm ist von 9000 auf 20.000 Quadratmeter gewachsen. Weiterhin ist Gastro-Hero in sieben Ländern aktiv. Das wichtigste Ziel für das nächste Jahr ist für ihn kein quantitatives. „Digitalisierung bedeutet nicht, dass man ausschließlich

„Vor dem Ranking gab es relativ wenig Presse über uns. Bei Bewerbungsgesprächen mussten wir immer erst erklären, wer wir sind und was wir machen“ Gastro-Hero-Gründer Andreas Korsus

WACHSTUMS-RANKING 2017/2018 GRÜNDERSZENE

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BEDANKT SICH BEI DEN STARKEN PARTNERN DES WACHSTUMS-RANKINGS 2017/2018

„Es ist echt ein cooles Gefühl, wenn man mit dem Fahrrad durch Berlin fährt und sieht: Hier ist ein Kunde von uns, hier ist noch einer, hier noch einer“ Florian Hübner, Managing Director Uberall

HAUPTPARTNER

Disrupt now! online agieren darf“, erklärt Korsus. „Man muss da sein, wo der Kunde ist. “ Das folgerichtige Ziel: „Wir wollen unser Online-Angebot immer mehr mit Offline-Präsentation der Ware wie zum Beispiel Showrooms und Vor-Ort-Service kombinieren.“

vertritt Uberall Kunden „an vielen 10.000 Standorten“ in den USA. Mit seinem Hauptsitz in Berlin-Mitte ist Uberall im Bereich AdTech in bester Gesellschaft. Die Hauptstadt hat sich im vergangenen Jahrzehnt als Hotspot der Branche entwickelt. Als AdTech, kurz für „Advertising Technology“, bezeichnet man Produkte und Unternehmen, die mit digitalem Marketing ihr Geld verdienen. „AdTech ist ein Markt, auf dem man mit Software-Produkten ein gutes Geschäft machen kann. Da gibt es einen unheimlich großen Bedarf, der noch lange nicht befriedigt ist“, ist sich Hübner sicher. Er sieht in Berlin gute Rahmenbedingungen für diese Branche. Zudem gab es einige spektakuläre Exits, die zeigten, wie erfolgreich AdTech in der Hauptstadt sein kann. 2007 ging Zanox für 215 Millionen Euro an Axel Springer, sieben Jahre später stiegen die Gründer bei Sociomantic für geschätzte 200 Millionen US-Dollar aus. Noch im selben Jahr folgte der Exit bei Fyber, das für nahezu dieselbe Summe an RNTS Media ging.

Meet disruptive ideas and great startups at CEBIT 2018. Wie die Arbeit vor Ort ankommt, ist beim drittplatzierten Unternehmen des Rankings ein essenzieller Teil des Geschäftsmodells. Uberall aus Berlin ist ein AdTech-Unternehmen, das dafür sorgt, dass lokale Geschäfte im Internet gut zu finden und ihre Inhalte auf dem aktuellen Stand sind. Denn Studien zeigen: Immer mehr Menschen informieren sich im Internet über Produkte, kaufen dann aber nicht online, sondern im Geschäft vor Ort. Damit auch kleine Läden online gute Informationen bieten, arbeitet Uberall mit Partnern in mehr als 60 Ländern zusammen, die die Dienste des jungen Startups an Geschäfte oder Restaurants vor Ort vermitteln. Insgesamt verwaltet Uberall auf diesem Weg weit mehr als 100.000 Standorte. „Es ist echt ein cooles Gefühl, wenn man mit dem Fahrrad durch Berlin fährt und sieht: Hier ist ein Kunde von uns, hier ist noch einer, hier noch einer“, erzählt Florian Hübner. „Da macht sogar Bahnfahren Spaß!“ Der heutige Managing Director hat Uberall 2012 mit seinen Freunden David Federhen und Josha Benner gegründet. Beim Ranking 2016 beeindruckte das Unternehmen mit einer Wachstumsrate von 754 Prozent. Seitdem geht es „kontinuierlich bergauf“, wie Hübner sagt. Zum Gewinn möchte er nichts verraten. „Aber wir haben gezeigt, dass man mit diesem Geschäftsmodell Geld verdienen kann.“ Die Zahl der Mitarbeiter ist seit dem vergangenen Ranking von 70 auf 150 gewachsen. Ein Ende sieht Hübner noch lange nicht. „Weltweit nutzt erst ein Prozent der Geschäfte Dienste wie unseren“, rechnet er vor. „Selbst in online-affinen Märkten wie den USA sind es nur zwei Prozent. “

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Viele Geschäfte wüssten noch nicht genau, was sie von der Optimierung ihres Online-Auftritt hätten und wie das funktioniert. Daraus ergibt sich seine Zielsetzung für das kommende Jahr: „Wir wollen Aufklärungsarbeit über unser Angebot leisten und weiter wachsen.“ In Europa sieht sich Uberall als „Platzhirsch“. Doch 2016 eröffnete Uberall ein Büro in San Francisco. Im Unterschied zu Europa hat Uberall in den USA mit Yext.com einen direkten Konkurrenten. Spürt Hübner die Konkurrenz? „Natürlich, aber 98 Prozent der Geschäfte nutzen den Service ja noch gar nicht“, sagt Hübner. „Die Challenge ist also eher, den Markt aufzubereiten, der noch in den Kinderschuhen steckt. Für uns gilt hier: Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Inzwischen

cebit.com 98

GRÜNDERSZENE WACHSTUMS-RANKING 2017/2018

SUPPORTING PARTNER

MEDIENPARTNER

Ein solcher Schritt ist für den Gründer von Uberall aktuell nicht denkbar. Er blickt lieber auf seine Vorhaben für das kommende Jahr: Ziel sei es, den Geschäften alle Sorgen rund ums digitale Marketing abzunehmen, damit sie sich um ihr eigentliches Business kümmern können. Damit sei allen geholfen, findet Hübner. „Der Pizza-Bäcker von nebenan soll sich keinen Kopf um Google-Ads machen, er soll einfach der Pizza-Bäcker von nebenan bleiben.“

VERBANDS- UND KOOPERATIONSPARTNER

Die Top 10 des Jahres 2016 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

Lesara GastroHero uberall unu Rebelle Contentful Thermondo Foodpanda digidip Montredo

CAGR: CAGR: CAGR: CAGR: CAGR: CAGR: CAGR: CAGR: CAGR: CAGR:

1425 Prozent 1345 Prozent 754 Prozent 725 Prozent 660 Prozent 646 Prozent 638 Prozent 567 Prozent 564 Prozent 520 Prozent

Bundesverband

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Wenn man für etwas brennt, braucht man frische Energie.

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Wachstums-Ranking 2017/2018 PLATZ

CAGR

FIRMENNAME

GRÜNDUNGSJAHR

KATEGORIE

FIRMENSITZ

1

2.201

HomeToGo

2014

Suchmaschine / Vermittlung

Berlin

2

1.379

Little Lunch

2014

E-Commerce

Augsburg

3

1.238

Exporo

2014

Plattform

Hamburg

4

675

ikoo

2014

E-Commerce

München

5

617

DeinHandy

2014

E-Commerce

Berlin

6

572

Dalia

2013

Dienstleistung / Analyse

Berlin

7

540

JustWatch

2014

Suchmaschine / Vermittlung

Berlin

8

534

Bürgerwerke

2013

E-Commerce

Heidelberg

9

502

Bettzeit Gruppe

2013

E-Commerce

Frankfurt am Main

10

422

Comatch

2014

Suchmaschine / Vermittlung

Berlin

10

422

kinoheld

2013

Suchmaschine / Vermittlung

München

12

381

Implisense

2013

Software / SAAS

Berlin

13

373

uberall

2013

Plattform

Berlin

14

365

metacrew group

2008

E-Commerce

Osnabrück

15

353

Spendit

2014

Plattform

München

16

348

InStaff

2014

Plattform

Berlin

17

290

foodspring

2013

E-Commerce

Berlin

18

284

Makerist

2013

E-Commerce

Berlin

19

251

finstreet

2014

Fintech

Emsdetten

20

250

Campanda

2013

Suchmaschine / Vermittlung

Berlin

21

240

Campusjäger

2013

Suchmaschine / Vermittlung

Karlsruhe

22

237

scondoo

2012

Fintech

Berlin

23

229

Hej Nutrition

2013

E-Commerce

Hamburg

24

226

Blumixx

2013

E-Commerce

Hannover

25

215

mySwooop

2014

E-Commerce

Bremen

26

214

Fincite

2011

Fintech

Frankfurt am Main

27

208

Akanoo

2013

Software / SAAS

Hamburg

28

207

Flex Payment

2011

Fintech

Hamburg

29

200

Klimakönner

2011

Portal

Münster

30

193

HelloFresh

2011

E-Commerce

Berlin

31

192

Ninox

2013

Software / SAAS

Berlin

32

181

CrowdDesk

2014

Software / SAAS

Frankfurt am Main

33

174

Gute Marken Online

2011

Dienstleistung / Analyse

München

34

170

Thermondo

2012

Dienstleistung / Analyse

Berlin

35

162

Raisin

2012

Plattform

Berlin

36

141

Greenyogashop

2013

E-Commerce

Wyk auf Föhr

37

130

DataVirtuality

2012

Software / SAAS

Leipzig

38

127

Milk the Sun

2012

E-Commerce

Münster

39

118

Motius

2013

Dienstleistung / Analyse

Garching bei München

40

115

Finanzchef24

2012

Fintech

München

41

108

Staramba

2014

Dienstleistung / Analyse

Berlin

42

103

allbranded

2011

E-Commerce

Hamburg

43

102

form.bar

2014

E-Commerce

Saarbrücken

44

100

MyTherapy

2012

Software / SAAS

München

45

99

cerascreen

2012

Dienstleistung / Analyse

Schwerin

46

98

K.lab

2011

Software / SAAS

Berlin

47

92

InnovaMaxx

2012

E-Commerce

Berlin

48

85

Pickawood

2012

E-Commerce

Hamburg

49

77

bizforward

2014

Plattform

Duisburg

50

76

Blacklane

2011

Dienstleistung / Analyse

Berlin

Das HR-Betriebssystem CMS_LawTax_CMYK_from101.eps

Büro-Bingo

Na, wie oft ist der Kaffee bei euch im Büro ausgetrunken? Und wie oft haben Kollegen oder Geschäftspartner Mails angeblich nicht bekommen? Wir alle kennen die Sprüche, die sich fast täglich wiederholen. Läuft! Doch jetzt lohnt es sich, trotzdem genau hinzuhören. Büro-Bingo ist da. Kreisch! Einfach die Sprüche ankreuzen, wenn ihr sie hört, und wer zuerst eine Reihe vertikal voll hat, gewinnt.

No pressure

Das kann warten

Es zieht schon wieder

Mach es quick and dirty!

Hab’ ich auf dem Schirm

Wollte ich gerade machen

Was gibt’s bei dir zum Mittag?

Denk ans Big Picture

Ich habe nie eine Mail bekommen

Ist im Spam gelandet

Hier riecht’s wie im Puma-Käfig

Hast du das schriftlich?

Kaffee ist alle!

Mate ist alle!

Und was soll das kosten?

Sind die Slides fertig?

Asap, bitte

Wir müssen ergebnisorientierter arbeiten

Das ist ein Quick Win!

Bitte 110 Prozent geben!

Wird wieder mal ein Allnighter

Bist du fein damit?

Voll das HockeystickBusiness!

Erst mal den Deal closen

Damit ihr unser Büro-Bingo mit euren Kollegen spielen könnt, haben wir euch die Datei mit den Sprüchen unter dem folgenden Link abgelegt. Einfach ausdrucken und losspielen. Wir wünschen viel Vergnügen! www.gs-ranking.de/buero-bingo

© DEPOSITPHOTOS.COM/KARANDAEV