24 HintergrundGesellschaft

23.11.2014 - Nichts ist so sicher wie der Tod. Und doch ... wird, dass sie für gewisse erbliche Krankhei- ... scheidet sich in den einzelnen Lebensabschnit-.
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Hintergrund Gesellschaft

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NZZ am Sonntag 23. November 2014

Woranwirsterben Anzahl Todesfälle in der Schweiz 2012

In der Schweiz sterben jedes Jahr rund 65000 Menschen. Häufigste Todesursache sind Herz-Kreislauf-Krankheiten, dann folgt Krebs. Es sterben gegenwärtig mehr Frauen als Männer, obwohl sie länger leben. Selbst beim Sterben unterscheiden sich die Geschlechter. Von Christine Brand (Recherche) und Marina Bräm (Infografik) Nichts ist so sicher wie der Tod. Und doch weiss keiner, woran er sterben wird. In der Schweiz ist die Wahrscheinlichkeit am grössten, im Alter von 80 Jahren an Krebs zu sterben. Sofern man ein Mann ist. Ist man eine Frau, lebt man mit grosser Wahrscheinlichkeit ein paar Jahre länger und erliegt im Alter zwischen 80 und 90 Jahren einer Herz-KreislaufErkrankung. Überhaupt unterscheiden sich die Geschlechter beim Sterben, sowohl was die Todesursache anbelangt als auch den Zeitpunkt. 33 476 Frauen und 30 679 Männer sind 2012 in der Schweiz gestorben. Die Frauen sind in der Überzahl, weil es zum einen aufgrund der Überalterung mehr Frauen gibt. Zum andern, weil die Männer geringere Chancen haben, ein sehr hohes Alter zu erreichen. Bereits im Säuglingsalter ist die Sterblichkeit bei Knaben grösser als bei Mädchen; vermutet wird, dass sie für gewisse erbliche Krankheiten anfälliger sind, weil sie nur über ein xChromosom verfügen und nicht wie die Mädchen über zwei. Zwischen dem vierten und dem elften Altersjahr ist bei der Sterberate zwischen den Geschlechtern kaum ein Unterschied auszumachen. Danach leben Männer fast das ganze Leben lang gefährlicher: Sie

Total

64 155

sterben deutlich öfter an Unfällen oder Aufgrund eines Gewaltdeliktes, auch die Suizidrate ist höher. Männer sind in jüngeren Jahren auch eher herzinfarktgefährdet, dafür sind Frauen bereits früher von Krebsdiagnosen betroffen: Der frauenspezifische Brustkrebs tritt vielfach schon zwischen 40 und 50 Jahren auf. Männer sind oft erst nach dem 70. Altersjahr von Prostatakrebs betroffen. Frauen sterben letztlich öfter an den Folgeerkrankungen von Demenz – einer Krankheit, die erst im hohen Alter auftritt. Oft führen mehrere Ursachen zum Tod. In der Todesursachenstatistik der Schweiz werden von den Ärzten, die den Patienten vor dem Sterben betreut oder die den Tod eines Menschen festgestellt haben, bis zu vier Diagnosen verzeichnet. Als Haupttodesursache wird jeweils die erste Erkrankung genannt, die am Anfang der Entwicklung stand, die zum Tode führte. In 2,5 Prozent der Todesfälle ist die Ursache nicht bekannt. Deutlich ist, dass die Lebenserwartung des Menschen stetig stieg und weiter steigen wird. Nicht allein, weil die Medizin Fortschritte gemacht hat – sondern vor allem, weil der Mensch heute gesünder und sicherer lebt.

Frauen

33 476

Männer

30679

Die Mehrzahl der Todesfälle in der Schweiz lässt sich wenigen Todesursachen zuordnen: Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebserkrankungen, Krankheiten der Atmungsorgane, Unfälle und andere Gewalteinwirkungen sowie Demenz. Doch die Reihenfolge dieser Ursachen unterscheidet sich in den einzelnen Lebensabschnitten und je nach Geschlecht stark.

Zeitliche Entwicklung

Todesfälle in Prozent, gemessen an der Gesamtzahl der Verstorbenen im betreffenden Jahr Grippe

Verkehrsunfälle

Lungenkrebs

1970 1,5%

2012

0,03%

1,7%

0,07%

Dass die Zahl der Grippetoten massiv zurückging, hat zwei Gründe: Zum einen sank die Sterblichkeit wegen der medizinischen Fortschritte – Behandlungen, Impfungen, Diagnosen. Zum anderen wird die Grippe heute statistisch anders beurteilt: Ist sie die Folge einer anderen Krankheit, die das Immunsystem schwächte, gilt die Grippe nicht mehr als Haupttodesursache.

4%

1,6%

0,7%

0,25%

Strengere Strassenverkehrsregeln, Anschnallpflicht, tiefere Promillegrenze, sicherere Strassen und Fahrzeuge: Das sind die wichtigsten Gründe, warum die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle seit 1970 um über 80 Prozent zurückgegangen ist. Im Vergleich zu den siebziger Jahren sterben sowohl deutlich weniger Männer als auch Frauen auf den Schweizer Strassen.

5,2%

0,6%

6,3%

3,4%

Während bei den Männern die Zahl der Todesfälle wegen Lungenkrebs seit Mitte der achtziger Jahre sinkt, steigt sie bei den Frauen an: Sie hat sich seit 1970 mehr als verfünffacht. Die Entwicklung verläuft parallel zum Verlauf des Tabakkonsums 20 bis 40 Jahre zuvor: Während nur wenige der zu Beginn des 20. Jahrhunderts geborenen Frauen rauchten, stieg deren Zahl in den nächsten Generationen an.