10085696


304KB Größe 1 Downloads 14 Ansichten
MYCOSES 41, (SUPPL. 2), 89-91 (1998)

ANGENOMMEN: 19. SEFI'EMBER 1998

Georg Fresenius wnd die Spezies Aspergillusfimigatus Georg Fresenius and the species Aspergillusfumigatus A. Schmidt

Schliisselworter. As,bergillusjiinyutus, Fresenius, Erstbeschreibung.

Key words. Aspergzllu~Jiimigutus,Fresenius, description.

Zusammenfassung. Die Spezies Aspergillus fumigatus wurde erstmals umfassend von G. Fresenius beschrieben. J. B. Georg W. Fresenius wurde 1808 in Frankfurt a. M. geboren und starb ebenda im Jahre 1866. Er studierte Medizin und promovierte 1829.Im gleichen Jahr lief3 er sich als praktischer Arzt und Chirurg in Frankfurt a. M. nieder. 1831 nahme er eine Stelle als Botaniker am ,,Senckenbergischen medicinischen Institut" an. 1831 wurde Fresenius ferner Leiter des Frankfurter botanischen Gartens. Neben seiner Mitarbeit im Institut fur Garten- und Feldbau war er aktives Mitglied des ,,Mikroskopischen Vereines" in Frankfurt sowie der ,,Senckenbergischen medicinischen Gesellschaft". Wahrend nahezu der gesamten Zeit war er auf3erdem als Armenarzt in Frankfurt tatig. Zu Fresenius' bedeutsamsten Schriften zahlen ,,Die Flora von Frankfurt" und die ,,Beitrage zur Mykologie". Letztere wurden von Fresenius zur Hundertjahrsfeier der ,,Senckenbergischen Stiftung" herausgegeben. Die Monographie umfaBt 132 Seiten und enthalt 13 exzellente lithographische Camera-lucida-Tafeln. Im dritten Teil dieser Monographie wird auch die Spezies A. &migatus beschrieben. Fresenius war sowohl ein engagierter Arzt wie auch Naturforscher, der eine Vielzahl auch heutzutage noch gemafl dem ,,International Code of Botanical Nomenclature" anerkannter Pilzspezies beschrieben hat.

Summary. The species Aspergillus fumigatus was first extensively described by G. Fresenius. J. B. Georg W. Fresenius was born in Frankfurtmain, Germany, in 1808 and also died there in 1866. He studied medicine and finished his doctorate thesis (MD) in 1829. Afterwards he started his career as a physician and surgeon in Frankfurtmain in the same year. In 1831 Fresenius became a university lecturer for botany at the ,,Senckenbergisches medicinisches Institut"; this institute specialized in botany In this year Fresenius also became the director of the botanical gardens of Frankfurt/ Main.Apart from his collaboration in the institute for agriculture he actively participated in the microscopical association of Frankfurt as well as the ,,Senckenbergische medicinische Gesellschaft". Almost over the whole period, Fresenius also worked as a physician taking care of miserable people. The outstanding publications of Fresenius are ,,Die Flora von Frankfurt" (Flora of Frankfurt) and ,,Beitrage zur Mykologie" (Contributions to Mycology). The monograph ,,Beitrage zur Mykologie" was published by Fresenius as a dedication for the centennial celebrations of the Senckenberg foundation (,,Senckenbergische Stiftung"). It contains 132 pages and 13 excellent lithographic figures (Camera lucida). The third part of this monograph also contains the description of the species A.fumigatus. Fresenius was an engaged physician as well as an outstanding researcher and expert in natural sciences who described numerous new fungal species some of which are still accepted nowadays in accordance with the ,,International Code of Botanical Nomenclature". Einleitung

Institut fur Mikrobiologie und Virologie, Universitat Wittemerdecke, Deutschland. Korrespndenzadresse: PD Dr. Axel Schmidt, Institut fur Mikrobiologie und Virologie, Universitat WittedHerdecke, Stockumer Str. 10, D-58448 Witten, Germany

0Blackwell Wissenschafts-Verlag GmbH

Aspergiltus fumigatus ist ein bedeutsamer opportunistischer Krankheitserreger und hat ferner Bedeutung bei allergischen Erkrankungen. Die Spezies A. fumigatus wurde erstmals umfassend von G. Fresenius beschrie-

hen. Im Folgenden sol1 der Werdegang dieses engagierten, aber dennoch in der Allgemeinheit recht unbekannten Arztes, Botanikers, Mykologen und Naturforschers aufgezeigt werden. Ferner wird der Originaltext der Erstbeschreibung von A.fumigatus durch G. Fresenius [ I ] wiedergegeben zusammen mit den dazugehorigen Camera-lucida-Abbildungen sowie eine kurze Ubersicht wichtiger anderer, durch Fresenius beschriebener Pilzspezies.

nera. Der erste Teil (S. 1-38) wurde bereits 1850 als eigenstandige Publikation veroffentlicht, der zweite Teil (S. 39-80) folgte 1852. Die Gesamt-Monographie:, die auch den dritten Teil beinhaltet (S. 81-132; dieser dritte Teil enthalt die Beschreibung der Spezies A.&migatus auf den Seiten 81 und 82 und der lithographischen Tafel ,,X"), wurde 1863 veriiffentlicht und enthalt insgesamt eine Beschreibung von 132, hauptsachlich neuartigen oder grundlich revidierten Pilzspezies und/ oder -genera. Im Folgenden nun die Original-Speziesbeschreibung von A.fumigatus.

J. B. Georg W. Fresenius J. B. Georg W. Fresenius [2] wurde am 25. 9. 1808 in Frankfurt amMain geboren und starb ebendaam 1.12. 1866 an den Folgen einer schweren Lungenentzundung im Alter von 58Jahren. Er studierte Humanmedizin in Heidelberg, Wurzburg und GieBen und beendete dort seine mcdizinische Dissertation im Jahre 1829. Im gleichen Jahre noch lie8 sich Fresenius als praktischer Arzt und Chirurg in Frankfurt am Main nieder. Er wurde schon recht bald (1831) als Universitatsdozent ans ,,Senckenbergische medicinische Institut" in Frankfurt a. M. berufen. Dieses medizinisch-botanische Institut war vornehmlich auf die Heilpflanzenforschung spezialisiert und wurde auch wohl fast ausschlienlich dafur gesponsert, obwohl mit zunehmenden Ma& - und keineswegs nicht gerne gesehen - ausgiebige astronomische Forschungen an diesem Institut betrieben wurden. Vor allem wahrend seiner Zeit am ,,Senckenbergischen medicinischen Institut" war Fresenius nebenbei als Armenarzt in den ,,Elendsquartieren I und XII" sowie seit 1846 zusatzlich in den ,,Elendsquartieren VII und X" von Frankfurt tatig. 1831 wurde Fresenius ferner Direktor des Botanischen Gartens der Stadt Frankfurt a. M.; 1863 erhielt er eine Professur fur Botanik. Zu Fresenius' hervorragendsten Schulern zahlen u. a. Mettenius und Anton de Bary. Das einzige wohl noch existierende Bild von Georg Fresenius ist ein Olgemalde in der ,,Senckenbergischen Arzteportratsammlung" im Depot des Burgerhospitals in Frankfurt/Main, zu dem der Autor trotz mehrerer Anlaufe jedoch keinen Zuganp finden konnte. Fresenius' bedeutsamste Schriften und Monographien sind ,,Die Flora von Frankurt" sowie die im folgenden vorgestellten ,,Beitrage zur Mykologie". Die Monographie ,,Beitrage zur Mykologie" [ l ] wurde von Fresenius anIaBlich der Hundertjahrfeier der ,,Senkenbergischen Stiftung" herausgegeben. Die Feierlichkeiten fanden am 18. 8. 1863 in Frankfurtmain statt. Die Monographic umfaBt 132 Seiten und enthalt 13 exzellente iithographische Camera-lucida-Tafeln. Sie ist in drei Teile unterteilt, die in dieser Monographie zusammengefa8t veroffentlicht wurden. Bezuglich ihrer Struktur sind die drei Teile gleichartig aufgebaut und sind eine Auflistung von uber 130 Pilzspezies bzw. Revisionen anderer, schon vorher beschriebener Pilzspezies bzw. -ge-

Speziesbeschreibung von Aspergi1lusf;lmigatw Fresenius [11 ,,Mycelium astig, sparsam septirt, ungefarbt. Sporentragende Faden nach oben allmahlich keulenformig verdickt, in ein kugeliges, nach Entfernung der Sporen 1/60 bis 1/33 mm dickes Kopfchen ausgehend, unterhalb desselben bei durchfallendem Licht unter Wasser rauchgrau, nicht septirt, nur selten an der Basis oder auch in der Mitte mit einer Querwand. Verastigung der fructificirenden Hyphen, wie es scheint, nur selten; Figur 5, sowie das Figur 8 abgebildete Fragment kijnnte vielleicht hierher zu ziehen seyn. Eine so betrachtliche Ramification, wie in dem von Virchow mitgetheilten Fall von Bronchienverschimmelung (a. a. 0. Fig. 3, d) ist mir bis jetzt noch nicht vorgekommen. Trager der Sporenketten langlich; der von ihnen bedeckte Theil des Kopfchens sepiabraun. Sporen 1/400 mm gross, rund, einfach, glatt, grunlich. Die Faden mit dem sporenlosen Kopfchen haben eine Lange von 1/6-1/3 mm. Bei der Form von Otis tarda fand ich die langsten Hyphen auch 1/4-113 mm messend. Diese schone, durch ihr Vorkommen interessante Aspergillus-Form hatte ich fruher Gelegenheit, in mir zugekommenen Exemplaren aus der menschlichen Lunge, von Virchow und Pagenstecher herruhrend, kennen zu lernen, und vor Kurzem bei einer Trappe (Otis tarda) des Frankfurter zoologischen Gartens zu beobachten, in deren Bronchien und andern Lufthohlen Dr. Weinland sie aufgefunden hatte. Beide Falle wurden von mir in den Sitzungen des mikroskopischen Vereins dahier besprochen; ich kann mich jedoch hier um so kurzer fassen, als uber diese und eine nahe venvandte Aspergillus-Form Virchow im Archiv fur pathol. Anat. Bd. IX. Heft 4 und Robin in seiner Hist. nat. des vtgttaux parasites bereits ausfuhrlicher gehandelt haben. Die in Rede stehende Art ist dem Aspergillus ntgrescens Robin nahe verwandt, auch in Beziehung auf den Standort (,,sur des productions morbides tapissant les sacs atriens d'un faisan"), unterscheidet sich aber durch grunliche Sporen (die Sporen von A. nigrescens werden opaco-jiisca v. nigra genannt), und die Beschaffenheit der sporentragenden Hyphen; letztere werden bei der Robinschen Art als aus mehreren aneinander-

mycoses 41, (Suppl. 2) 89-91 (1998)

G. FRESENUS UNLIASPERGILLUS FUMIGATCS

91

Abb.1. Camera-lucidaAbbildungen von G. Fresenius zur Erstbeschreibung von Aspergillusfumigatus. Aus [ 11.

gereihten, an den Beruhrungsstellen sogar etwas eingezogenen, articulirten Zellen bestehend beschrieben, wahrend die fertilen Hyphen des A.$migatus nicht septirt sind, vergl. die Abbildungen, besonders Figur 2, wo ein vollstandiger Faden von seinem Ursprung aus dem Mycelium an dargestellt ist. So ist es hier die Regel; nur selten kommt eine Querwand vor, wie in Figur 6, oder in der besonders langen, 1/2 mm messenden Hyphe Figur 1, in deren Mitte sich eine Auftreibung findet und wo sich unten in dem verschmalerten Theil eine zweite Quenvand zeigt; aber eine Beschaffenheit der Faden, wie bei A. nigrescenr habe ich hier nie bemerkt. Von A. glaucus ist unsere Art so verschieden, dass sie nicht damit verglichen werden kann, und auch von den andern beschriebenen Arten stimmt keine genugend damit iiberein." ,,Tafel X. Figur 1-4 aus den Bronchien und Lufthohlen der Trappe, 1-3 nach 350mal. Vergrosserung. 4 eine Sporenkette. Figur 5-1 1 aus der menschlichen Lunge; 9 u. 10 Theile vom Mycelium; sammtliche Figuren 350mal vergrossert."

mycoses 41, (Suppl. 2) 89-91 (1998)

Andere von Fresenius beschriebene Pilzspezies Die Beschreibung der gemaB des ,,International Code of Botanical Nomenclature" heute anerkannten Pilzspezies Amblyosporidium botrytis, Arthrobotrys oligospora, Botrytis aclada, Cercospora apii, Cercospora chenopodii, Mucor racemosus, Riessia semiophora und Sphaeridium vitellinum geht auf Fresenius zuruck und findet sich in der Monographie ,,Beitrage zur Mykologie". Eine Vielzahl anderer Pilzspezies, insbesondere aus den Gattungen Bot$is, Cercospora, Helminthosporium, Naemaspora, Penicillium, Periconia, Ramularia und Septosporium, wurden von Fresenius studiert und beschrieben (,,Beitrage zur Mykologie"), sind jedoch im Laufe der Jahre revidiert worden.

Literatur 1. Fresenius, G. (1863) Beitruge Zur Mykologie. Frankfurt a. M.: H. L. Bronner, pp. 81-82. 2. Kallmorgen, W. (1936) Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfuti am Main. Frankfurt a. M.: Diesterweg, pp. 26s269.