1 Million Porsche 911

Nur Minuten später klingelt das Handy. Lea Klein aus. Siegen ist am Apparat. Sie ist baff: .... Am Abend dann ein Anruf von ihr: »Du, das ist wirklich unglaublich.
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Alle Fakten: Wie der 901 Laufen lernte

Echte Fans: 911 Lovestorys weltweit Das läuft: Rennen fahren für wenig Geld

Detailliebe: Die schönsten Modellautos

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LESERAKTION

Fit für die grüne Hölle AUTOR THORSTEN ELBRIGMANN

FOTOGRAFIE THORSTEN DOERK

Lea Klein hat noch nie etwas gewonnen. Bis jetzt. Das Facebook-Gewinnspiel von Bilstein und Porsche Klassik verschaffte ihr ein brandneues Fahrwerk für ihr 1978er G-Modell. Der Racker heißt »Elliot« und wird künftig wieder Kurven räubern wie am ersten Tag: mit Gasdruck für mehr Vollgas und fein justierten Winkelminuten für die heiße Sekundenjagd. Eine Chronik.

Leas 911 ist lime-green, hat Feuer wie ein Drache und treibt sich auf Rallyes herum. Seit 2015 betreibt Lea mit ihrer Tochter und Race-Freundin Nicole sehr ernsthaft Rennsport. Ihr Sohn Julian hat den alten Porsche restauriert. Ein Fahrwerks-Update war in Planung.

Wo liegen die Defizite? Zeit für die Probefahrt muss sein! Marco Kunert, Bilstein-Experte in Sachen Fahrwerk und unser Monteur, geht erst mal auf seine »Hausstrecke«. Bald wird klar: Vorn taucht der Wagen etwas zu weit ein, das Ansprechverhalten des Fahrwerks stimmt nicht, hinten schwimmt der Porsche etwas.

A Am Anfang war ein Porsche 911, ein Ausstellungsstück auf der Techno Classica in Essen am Messestand von Bilstein. Schönes Stück. Stehen bleiben, gucken, fragen. Es stellt sich heraus, dass es der Wagen eines Bekannten von Bilstein-Marketingleiter Florian Hägemann ist. Unter Auto-Nerds kommt man schnell ins Gespräch und auf einmal ist die Idee da: »Wollen wir nicht zusammen ein Gewinnspiel für die Leser von Porsche Klassik auf die Beine stellen?« Klar wollen wir! Dann geht alles ganz schnell. Über Facebook starten Bilstein und Porsche Klassik wenige Tage später zeitgleich einen Aufruf: Bewerbt euch mit eurem Porsche 911 um ein neues Fahrwerk. Foto posten, abwarten. Bedingung: Es muss ein luftgekühlter 911 sein, und

er muss angemeldet sein. Über 36.000-mal wird der Beitrag allein bei Porsche Klassik aufgerufen, er wird geteilt, gelikt – und die Leute bewerben sich! Alles ist dabei, vom Urmodell bis zum 993. Am Ende werden – nach harten Diskussionen – fünf Fahrzeuge ausgesiebt: ein F-Modell, zwei G-Modelle, ein 964 und zwei 993, darunter einer aus Österreich. Zeitgleich werden die Bewerber via Facebook informiert. Wer sich als Erster meldet, erhält den Zuschlag. Nur Minuten später klingelt das Handy. Lea Klein aus Siegen ist am Apparat. Sie ist baff: »Aber ich habe doch noch nie etwas gewonnen!« Nun, dann wird es Zeit. Schon am Telefon werden die wichtigsten Fakten abgefragt. Sie hat ein G-Modell von 1978, das 2014 von ihrem Sohn Julian Klein – einem Porsche-Experten – restauriert worden ist. Schon beim Bewerbungsfoto fiel uns der Überrollkäfig auf. »Ja, da ist ein Überrollkäfig nach FIA-Norm drin,« bestätigt Lea. Aber nicht nur das: Unter der vorderen Haube stecken ein 110-Liter-Renntank und ein Cache-Tank für immer Saft in jeder Kurve. So was macht man nicht, wenn man mit seinem Porsche nur die Sonntagsbrötchen holt. »Nein,« lacht Lea, »ich fahre mit Elliot Klassik-Rallyes.« Aha. Elliot. Zufall? Der

Bilstein ist nicht nur Erstausrüster für Porsche, sondern der Erfinder des Einrohr-Gasdruckdämpfers. 1954 beginnt seine Entwicklung. Heute gilt die Ennepetaler Weltfirma als Taktgeber einer ganzen Branche und ist Experte sowohl für Großserie als auch für Individuallösungen und den Rennsport.

Sportlich/ Straße oder Rennsport? Das Optimum für Lea lag dazwischen. Ihr 911 bekam eine speziell berechnete Abstimmung – genau auf den Einsatzzweck ausgerichtet.

Disney-Film »Elliot, das Schmunzelmonster« kam exakt in dem Jahr in die deutschen Kinos, als dieser Porsche gebaut wurde. Zufall! Lea ging es um die Farbe und um die Tatsache, dass auch ihr kleines grünes Monster ordentlich Feuer hat. »Es ist sogar schon ein BilsteinFahrwerk drin,« verkündet sie. Aber das benötigt nach drei Jahren harten Einsatzes und vielen Probekilometern auf der Nordschleife in ihren Augen ein Update. »Wir hatten das jetzt ohnehin geplant.« Die letzte Mai-Woche 2017, Ennepetal, Bilstein-Schulungszentrum. Marco Kunert und Daniel Boehnke warten auf Lea. Marco ist Experte bei allen Fragen rund um Fahrwerkskomponenten, Daniel ein Gott, wenn es um Fahrwerksvermessung geht. Wir hören Leas Porsche schon lange, bevor wir ihn sehen. Dann rollt der grüne Höllen-Elfer auf den Hof. »Gleich auf die Bühne?« fragt Lea. »Ne, Schlüssel gleich zu mir,« Marco grinst.

Zwei Tage Zeit und große Sorgfalt: Im Bilstein-Schulungszentrum wird Leas Porsche begutachtet, vermessen und mit dem neuen Fahrwerk bestückt. Die vorderen Dämpferbeine werden überholt und mit neuen Patronen versehen, hinten wird getauscht. 72

Der Porsche tickt noch vor Wärme, als der BilsteinExperte sich in den Sparco-Sitz fallen lässt und der Sechspunkt-Gurt mit vernehmlichen »Klick« einrastet. Lea nimmt rechts Platz. »Ungewohnt,« murmelt sie. Marco und sie gehen auf seine »Hausrunde«. Wie ein Doktor fragt Marco die Gesundheitswerte des Fahrwerks ab, während er Schlaglöcher mitnimmt, Bodenwellen mit exakter Stundenkilometerzahl anpeilt und in Kurven das Gas lupft oder den Lenkwinkel leicht öffnet oder schließt. Der Porsche kehrt zurück, rollt nun auf die Montagebühne. Die Symptome sind Marco jetzt klar: »Lea hat recht: Vorn links taucht er etwas zu weit ein. Aber da ist noch mehr. Der spricht auch vorn nicht so schön an. Und hinten rollt er etwas, wirkt schwammig.« Daniel Boehnke hat schnell einen Fehler gefunden: »Der Sturz hinten stimmt nicht. Man sieht es mit bloßem

Jan Fork sofort. Schnell ist der Dämpfereinsatz ausgebaut. Er gleitet in zwei Lagern in der Hülse. Zwischen den Lagern müsste Fett zur Schmierung sein. Genau dieses Fett hat sich irgendein Hobbyschrauber zuvor wohl gespart, denn es fehlt. Der Grund für das schlechte Ansprechverhalten vorn ist gefunden. Die Gleitlager werden hydraulisch gezogen, neue Lagerschalen eingesetzt. Filzdichtung einlegen, ordentlich fetten, neuer Dämpfereinsatz rein. Diese Tausch-Patronen sind Spezialanfertigungen aus dem Bilstein Technical Center – in diesem Fall aus Jan Forks Hand: »Etwas straffer als das, was bisher drin war. Das wird funktionieren.« Tag 2. Heute wird vorn wieder montiert, hinten die ebenfalls speziell abgestimmten Dämpfer ausgetauscht, Sturz und Spur vermessen. Daniel nimmt sich viel Zeit dafür: »Die alten Porsche vertragen vorn etwas mehr Sturz. Dann liegen die satter.« Die Hinterachse eines GModells gehört nicht zu Daniels Lieblingen: »Da musst du richtig ranklotzen, das ist alles megastabil und nicht schön zum Einstellen.« Er und Marco kämpfen um jede Winkelminute. Irgendwann herrscht Gleichstand zwischen rechts und links, exakter Gleichstand. Nicht eine Winkelminute Unterschied. Porsche toleriert bis zu 20 Minuten Sturzunterschied hinten. Daniel nicht.

Zerlegt in alle Einzelteile: Das Dämpferbein erhält neue Gleitlager. Vor allem der Tausch des unteren Lagers, etwa mittig in der grünen Hülse, ist nur etwas für Profis. Das Herausziehen und neu Einpressen verlangt nach Erfahrung und den richtigen Maschinen.

Auge: Rechts ist er negativer als links. Leichte Ratlosigkeit bei den Umstehenden, immer wieder Vergleich. Dann die Erkenntnis: stimmt. Aber gesehen hätte das sonst wohl niemand. »Über ein Grad«, murmelt Daniel. Später stellt sich heraus: 1°30’ Unterschied. Marco und er bauen die vorderen Dämpferbeine aus, während sich Jan Fork, Teamleiter im Bilstein Technical Center (BTC), alles erklären lässt. Sein Resümee: »Eigentlich würde ich bei gemischtem Einsatz in Rennen und auf der Straße immer unser Sportlich/Straße-Fahrwerk empfehlen. Und genau das ist da ja schon drin. Aber ich höre schon raus: Lea ist etwas sportlicher unterwegs. Dennoch will sie den Wagen auch im Alltag nutzen. Da finden wir garantiert eine individuelle Lösung.« Die Experten im BTC können aus jahrzehntelanger Erfahrung fast alle erdenklichen Werte von Zug- und Druckstufe der Bilstein-Einrohrdämpfer abbilden. Im Messdiagramm des Prüfstandes können sie zum Beispiel

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mit verschiedenen Federscheibenkombinationen den gleichen Kurvenverlauf darstellen. Aber beim Fahren haben alle Dämpfer dann trotzdem eine total andere Charakteristik. Deshalb testen wir so viel – unter anderem mit Walter Röhrl. Kein anderer Hersteller betreibt im Klassik-Bereich so einen Aufwand wie wir.« Inzwischen sind die vorderen Dämpfer im Bilstein-Werk nebenan eingetroffen. »Das sind noch Dämpferbeine ohne die Fettreserve in den oberen Kappen,« erkennt

Das Prinzip ist ganz einfach: Stöße dämpfen ist eine Frage des Öls, der Größe der Durchflusskanäle – und eine Frage von sich mehr oder weniger biegenden Federscheiben am Ein- und Ausgang dieser Kanäle.

Der große Augenblick: Lea geht mit Marco auf Probefahrt. Die Rollen sind vertauscht. Er sitzt nun rechts. Lea macht die Pace. Auf den Straßen rund um Ennepetal ein erster Eindruck: »Der reagiert jetzt viel exakter und fühlt sich viel straffer an.« Der Abschied ist herzlich, Lea muss zurück nach Siegen. Am Abend dann ein Anruf von ihr: »Du, das ist wirklich unglaublich. Der läuft keiner Spurrille mehr nach wie vorher. Ich erkenne den fast nicht wieder.« Wie wird sich Elliot wohl auf den kommenden Rallyes schlagen? Wir bleiben dran. Mehr in der Herbstausgabe von Porsche Klassik. :::

Hinten ist der Wechsel ganz simpel. Einfach zwei Verschraubungen lösen – fertig. Und damit keine Fragen kommen: Der Edelstahlauspuff ist von Dansk und klingt mal richtig gut.

Elliots Herz schlägt blau und gelb. Ihr Lebensmotto „Racing is life“ teilt sie nicht nur mit Steve McQueen, sondern es ziert auch das formschöne Heck ihres rallyeerprobten 1978er G-Modells: Lea Klein ist unsere Gewinnerin des Facebook-Gewinnspiels mit Porsche Klassik. Sie ist ein echter Fan: „Ein Porsche 911 und BILSTEIN gehören einfach zusammen!“ Da müssen wir ihr uneingeschränkt Recht geben – zum einen als Erstausrüster von „Elliot“, wie sie ihren grünen Freund liebevoll nennt, zum anderen, weil er dank unserer individuell abgestimmten BILSTEIN B6 Stoßdämpfer jetzt wieder „viel exakter reagiert, keiner Spurrille mehr nachläuft und in schnellen, scharfen Kurven richtig Spaß bringt!“ Ziel erreicht. Drive the legend.

bilstein.com

Zum Film:

RACING IS LIFE.